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Ausgabe:

1913

Spalte:

1-3

Autor/Hrsg.:

Staehlin, Rudolf

Titel/Untertitel:

Das Motiv der Mantik im antiken Drama 1913

Rezensent:

Wendland, Paul

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _ _

OQ ToVivrr TVTr* 1 ProfeflbrD. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. A AHTlUfiV 1913

Oö. daiirg. IVA- A Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. xicmucaA tow

Schaefer, De Jove apud Cares culto (Paul

Wendland).
Heden, Homerifche Götterftudien (Derf.).
Roßbach, Castrogiovanni, das alte Henna in

Sizilien (Derf.). , . _

Staehlin, Das Motiv der Mantik im antiken

Drama (Derf.). , ,

Budge, Coptic biblical Texts in the Dialect of

V^T^J*^ Jahwes (Baudiffin).
Machen, The Hymns of the first Chapter of

Luke and the Origin of the first two Chapters

of Luke (Harnack).
Frey Die Glaubwürdigkeit der Überlieferung

üb.'jefus (Martin Dibelius)
Vifcher Jefus Chriftus m der Gefchichte (Derf.).
Alfr. Jeremias, Hat Jefus gelebt? (Derf.).

lohs. Jeremias, Wiffen wir etwas Sicheres üb.

Jefus? (Martin Dibelius).
Frankenberg, Das Verftändnis der Oden Sa-

lomos (Gunkel).
di,a8ö%ov emoxÖTtov &<atixfj<; xeipäXaia

yvwatixa. p (Jülicher),
v. Dobfchütz, Das Decretum Gelasianum

(Massigli).

v. Schubert,Das ältefle germanifche Chriftentum
(Glaue).

— Staat und Kirche in den arianifchen Königreichen
und im Reiche Clodwigs (Derf.).

Scheel, Dokumente zu Luthers Entwicklung
(Kawerau).

Schi an, Orthodoxie u. Pietismus im Kampf um

die Predigt (Kleinert).
D. Wilhelm Hölfcher. Ein Lebensbild (Härtung).

Süskind,Chriftentum u. Gefchichte bei Schleiermacher
(Troeltfch).

Stewart, A critical Exposition of Bergsons
Philosophy J (Mellone).

Balsillie, An Examination of Prof. Bergson's
Philosophy (Derf.).

Jofephfon, Vater unfer Predigten (Bussmann).

Dryander', Das Vaterunfer (Derf.).

Referate: Oldenberg, Die Veden. — Bout-
roux, Die Kontingenz der Naturgefetze. —
Mirbt, Der Entfcheidungskampf des Chriften-
tums um feine Stellung als Weltreligion. —
Friedrich, Nur feiig.

Mitteilungen': (i) Caffiodor. (2) Ein goldenes
Vier-Evangelienbuch vollftändig.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Schaefer, Ioannes: De Jove apud Cares culto. (Disserta-
tiones pb.il. Hai. vol. XX, p. 4.) (IX u. S. 347—477).
gr. 8°. Halle, M. Niemeyer 1912. M. 4.80

Heden, Erik: Homerifche Götterftudien. Akademifche Abhandig
. (IV, 191 S.) 8°. Upfala, Akademifche Buchhandlung
A.-G. 1912. M. 4.50

RoUbach, Otto: Castrogiovanni, das alte Henna in Sizilien.
Nebft e. Unterfuchg. üb. griech. u. italien. Todes- u.
Frühlingsgötter u. 9 Abbildgn. (47 S.) 8°. Leipzig,
B. G. Teubner 1912. M. 2.40

Staehlin, Rud.: Das Motiv der Mantik im antiken Drama.
(Verfuche u. Vorarbeiten. XII. Bd., 1. Heft.) (230 S.)
gr. 8°. Gießen, A. Töpelmann 1912. M. 7.20

Schäfers Arbeit behandelt im erften Teile den die
Doppelaxt führenden karifchen Zeus und die ihm verwandten
Götter anderer Landfchaften, im zweiten nach
Städten geordneten die andern barbarifchen oder grie-
chifchen Götter Kariens. Die Anlage ift vortrefflich: an
die Spitze wird ftets das gefamte Quellenmaterial an

Mahle (S. 424), die gründliche Behandlung des Reitergottes
Panamaros, die S. 426 neues Licht auf den Anhang
der ,Mithrasliturgie' wirft, hervorgehoben. Sorgfältige
Regifter erleichtern die Benutzung der durch Material-
fammlung wie durch die methodifchen Gefichtspunkte
die Erkenntnis der kleinafiatifchen Religionen erheblich
fördernden Schrift.

In der methodifchen Einleitung fchildert Heden u. a.
den verfchiedenen Anteil, den die in Rudimenten erkennbare
Tradition älterer religiöfer Bräuche und Vorftellungen,
der befonders in den Reden zum Ausdruck kommende
Volksglaube fpäterer Zeit, die Technik des die Götter in
die Handlung als Akteure hineinziehenden Dichters an
der Darftellung der Götter und ihres Wirkens haben.
Aus diefem Widerfpiel der Kräfte entftehen pfychologifch
verftändliche Widerfprüche, wenn z. B. der Dichter aus
älterer Sage Züge des Eingreifens eines Gottes übernimmt,
die feiner Parteigruppierung der Götter widersprechen.
Aber ausdrücklich werden Widerfprüche anerkannt, die
nur aus fpäterer Zudichtung zu erklären find. Den rationalen
Zug der Entwickelung erkennt H. z. B. in der Auf-
faffung des Kultes (vgl. TELZ. 1911 Sp. 292), im Zurück

literarifchen Zeugnifien, Infchriften, Denkmälern, Münzen ! treten des Übernatürlichen (das Eingreifen der Götter
gefetzt. I läuft oft dem natürlichen in fich verftändliehen Lauf der

Unter den Kulten jenes Gottes mit der Doppelaxt, ! Ereigniffe mehr parallel, als daß es ihm zur Motivierung
den die Griechen mit ihrem Zeus gleichfetzten, war | notwendig wäre, wie in der Tragödie), in der älterer Sage

der hervorragendste der des Zeus Labrayndos. Seinen
Sitz hatte er nahe bei Mylafa in Labraynda, und der
Ort hatte wie das Labyrinth (S. 377Q feinen Namen von
der Xäßgvs, der Doppelaxt, die wohl einft felbft als Gott
verehrt wurde. Das Wefen des Gottes ergibt fich aus
dem Attribute, die Doppelaxt war Waffe, aber fie war
auch Bild des Blitzes. Als Kriegsgott läßt ihn auch die
griechifche Benennung ^rgdriog erkennen. Der Kult der
Axt und ihres Gottes war Kreta, deffen Kulte fich vielfach
mit Kleinaüen berühren, mit Kaden gemeinfam, aber
nach Kreta war er wohl erft aus Kaden importiert; und
wie er in den hethitifchen Denkmälern nachweisbar ift,
fo hat er fich nach Jahrtaufenden in dem Juppiter Doli-
chenus (f. Lietzmann in meiner Kultur2 S. 435) erneuert.

Aus dem zweiten Teile feien hier nur die Zeugniffe
für Zeus Serapis, die fördernden Bemerkungen über den

gegenüber wahrnehmbaren Einfchränkung des Verkehrs
der höchften Götter mit den Menfchen, in der Vermeidung
der rohen Züge alter Götterfage.

K. II behandelt die allgemeinen Bezeichnungen der
Göttermächte: Zeus ift nicht nur Sondergott mit feinem
beftimmten Reffort, er ift auch höchfter Repräfentant der
allgemeinen Götterregierung; beide Seiten fucht H, fo-
weit möglich, vorfichtig zu fcheiden. Ahnliche Bedeutung
hat oft die unbeftimmte Erwähnung der Götter im allgemeinen
, die unbeftimmt gelaffene Gottheit, öroc oder 6 atficoy.
Der Verfaffer Hellt die Belege zufammen, indem er die
verfchiedenen Gebrauchsweifen abzugrenzen fucht. Er erkennt
ein Vordringen der abftrakten Auffaffung der Gottheit
befonders daran, daß fie häufiger in der Odyffee als
in der Ilias auftritt. K. III weift überzeugend einen analogen
Prozeß der Verallgemeinerung und Abftraktion an Keren,

vtpiOrog (meine Kultur2 S. 192 fr. 426) und über heilige Harpyien,Erinyen nach. Diefe chthonifchen Geftalten werden