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Ausgabe:

1913 Nr. 8

Spalte:

234-236

Autor/Hrsg.:

Arnold, E. Vernon

Titel/Untertitel:

Roman Stoicism. Being lectures on the history of the Stoic philosophy with special reference to its development within the Roman Empire 1913

Rezensent:

Pohlenz, Max

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233

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 8.

234

zu geben. V. 6: xal t,wvijv Stpuaztvqv ntpl z!jv uo<pvv avzov fehlt
hi DabfP mt. V. 10: eilXvq fehlt in Dab. V. i6a lieft D (ahnlich
eff2): xal tqr~jX9ev zö ltveCpza zb axd&apzov xal onaQAqaq avzov.
V. 28: X* lieft 'lovöaiaq ftatt raXiXaiaq. V. 29: ev&i-q fehlt in üceff2
gl syrsin syrsch aeth. V. 32: ot/'i'ac yevoiievnq fehlt in syisin beq.
V. 34 lieft D: xal iO-soaTtevaev avzobq xal zovq öaiuuvia e/ovtaq
iqfßaXzr aizä an' avzwv xal ovx rj<ptev axiza. XaXtlv, ozi ifdeiaav
avzov und dann folgen noch die beiden erften Sätze des gew. Textes
(f. Wellhaufen z. d. St.). V. 38: ftatt i^ijX&ov lefen AD u. a. il-eX//-
Xv&a, zf syisin it codd, Minuskeln u.a. iXi'jXvS-a. 1,40 lieft D tpcozCov
ftatt naoaxaXvjv. Es find alfo hauptfächlich die Lesarten des cod. D,
denen L. eine noch größere BeachtUDg hätte zollen können.

Die deutfche Überfetzung ift diejenige des revidierten
Luthertextes. In den Anmerkungen gibt aber der Herausgeber
— und das war ein fehr glücklicher Gedanke —
zahlreiche Korrekturen zu diefem Text, teils eigener Art

Unterfuchungsbandes arbeiten mußte, in manchen Punkten
zu anderer Gruppierung führen.

Berlin. Ei ß fei dt.

Arnold, Prof. E. Vernon, Litt. D.: Roman Stoicism. Being
lectures on the history of the Stoic philosophy with
special reference to its development within the Roman
Empire. (XI, 468 p.) 8°. Cambridge, University Press
1911. s. 10.6

Von einem Buche über den römifchen Stoizismus
erwartet man eine Darftellung, welchen Einfluß die Stoa
auf das römifche Geiftesleben gehabt und wie andrerfeits
teils im Anfchluß an Weizfäcker, Stage und "Bernhard der Stoizismus auf dem neuen Boden, fowenig auch an

Weiß; auch auf die Varianten der griechifchen Textes- j den Grundlagen des Syltems gerüttelt wurde, einen eigenzeugen
, die eine verfchiedene Überfetzung bedingen, ift | tümlichen Charakter angenommen hat. Was Arnold in
hier aufmerkfam gemacht. Die Korrekturen betreffen ! dem vorliegenden Buche gibt, ift aber ganz etwas anderes

auch den Lutherfchen Text felber infofern, als einzelne
kleine Wörter, wie die beftimmten Artikel, denen im
griechifchen Original nichts entfpricht, in Klammern gefetzt
find. Aber Gebrauch und Nichtgebrauch des
Artikels entfprechen fich im Deutfchen und neuteftamentl.
Griechifch durchaus nicht immer, wie L. felber im Vorwort
S. VII andeutet. Wenn z. B. Luther Luc. 2,9 dog«
xvglov mit: die Klarheit des Herrn überfetzt, fo wird
fich dagegen doch wohl kaum etwas einwenden laffen.
Im allgemeinen aber glaube ich, daß gerade der deutfche
Teil diefer Synopfe einem langgefühlten Bedürfnis
entgegenkommt, während betreffs des griechifchen
Teils erft die Zeit lehren muß, ob er, im ganzen genommen
, wirklich den Vorzug vor der Huckfchen Arbeit
verdient.

Königsberg i. Pr. R. A. Hoffmann.

Pott, Divis.-Pfr. A.: Der griechilch-fyrifche Text des Matthäus
£ 351 im Verhältnis zu Tatian ssc de Ferrar. (52 S.) Lex.-8°.
Leipzig, B. G. Teubner 1912. M. 2 —

Die Arbeit will, einer Anregung von Soden's, der
(die Schriften des N.T. I.Teil, 3. Abt. S. 2129) Monographien
über einzelne Handfchriften oder Handfchriften-
Gruppen, über Vorgefchichte und Charakter ihres Textes
verlangt, folgend, die Textform des Codex v. S. £351
(Tifch.- Greg. 713) näher unterfuchen, und zwar nach zwei
Seiten hin, einmal nach feinem Verhältnis zu Tatian (T)
und den alten fyrifchen Überfetzungen (ss u. sc), fodann
nach feinen Beziehungen zu den griechifchen Verwandten.
Vorausgefchickt ift eine Befchreibung des Codex, und den
Schluß bildet eine nach der Vorlage von Tifchendorf's
ed. oct. er. m. N. T. Gr. Lpz. 69fr. gegebene Kollation
feines Matthäus-Textes.

Was das Verhältnis zu T u. s betrifft, fo gelangt
der Verfaffer zu diefem Ergebnis: 351 ift eng verwandt
mit T; 351 ift nach einer Vorlage von sc und an einzelnen
Stellen nach dem fyrifchen Text korrigiert. Der Beweis für
diefe Thefen ift dem Verfaffer gelungen, obwohl einzelnes
aus dem angeführten Stellenmaterial m. E. nicht ftichhaltig
ift, und es an kleineren Verfehen nicht ganz fehlt (z. B.
S. lo, Z. 12. v. u. ift irrtümlich als Lesart von 6 5 (D)
angegeben: Mt. I726 Xtysi avreo o IJergog und Mt. I725
teytt 0 Ilergo^ (bzw. Sifimv); tatfächlich fehlt in 6 5 an
beiden Steifen" 0 Ilergoq).

Die Ergebniffe des zweiten Teils, in dem das Verhältnis
von 351 zu den einzelnen Typen der von Soden'-
fchen T-Rezenfion unterfucht und beftimmt wird, werden,
obwohl gerade diefer Teil viel Fleiß und Mühe erforderte,
nach dem Erfcheinen des von Soden'fchen Textbandes
— ich konnte durch die Güte Herrn von Soden's in die
Druckbogen Einficht nehmen — vom Verfaffer felbft kaum
!n. diefer Art und Beftimmtheit aufrecht erhalten werden
können. Das dort nunmehr vollftändig mitgeteilte Material
wird ihn, der nach dem unvollftändigen Material des

Wie der Untertitel richtig angibt, enthält es Vorlefungen
über die Gefchichte der ftoifchen Philofophie mit fpezieller
Berückfichtigung ihrer Entwicklung im römifchen Reiche.

Fragt man fich, wie der Verfaffer dazu gekommen
ift, den eigentlichen Titel fo unzutreffend zu formulieren,
fo find es wohl zwei Beweggründe gewefen. Das ift einmal
der Gedanke, daß die Bedeutung der Stoa auf dem
praktifchen Einfluß beruht, den diefe Philofophie auf die
Allgemeinheit gewonnen hat, und daß diefer Einfluß erft
in der römifchen Periode voll zur Geltung kommt. Wichtiger
ift aber noch ein anderes. Für den Verfaffer find
Philofophie und Religion aufs engfte verwandt. Das
philofophifche Denken ift es, kraft deffen der menfehliche
Geift die Schranken der nationalen Religion überwindet,
den Blick gleichermaßen in die Weite der Welt wie auf
die Bedürfniffe des Individuums richtet und fo zur Weltreligion
fortfehreitet. To us, as we look backwards to the
past, the track of philosophy is recorded by a series of
religions . . . The era of philosophy is the era of the
world-religions (§ 4). Und andrerfeits geht das einzelne
philofophifche Syftem leicht in Religion über: when such
Systems are developed in a practical form and claim the
obedience of large bodies of men they become religions
(§2). Bei diefen Anfchauungen verliert natürlich Griechenland
feine einzigartige Bedeutung für die Philofophie. ,Der
Glaube ift allerdings noch heute weit verbreitet, dort fei
die Geburtsftätte der Philofophie, aber das ift falfch; das
Licht kommt von Often, Greece itself appears only as
a halting-place in the movement of philosophy' (3). So
wird es auch verftändlich, daß für den Verfaffer beim
Stoizismus weniger der griechifche Urfprung wichtig ift
als die Bedeutung, die er in der römifchen Periode erhält.
Denn hier tritt er uns als die Weltreligion entgegen, die
fich auf griechifch-römifchem Boden entwickelt hat.

So erklärt fich, warum der .römifche Stoizismus' dem
Verfaffer am meiften am Herzen liegt. Praktifch geftaltet
fich freilich in der Darftellung die Sache fo, daß dem
Stoizismus auf römifchem Boden zwei Kapitel gewidmet
werden, während der Hauptteil das Syftem im allgemeinen
behandelt.

In diefem Hauptteil hat die Licht von Often-Theorie
weniger Schaden geftiftet, als man fürchten könnte. Wir
hören allerdings gleich im erften Kapitel nicht ohne
Überrafchung, daß grade nach den Perferkriegen der Monotheismus
von Perfien aus in Griechenland eindringt und
Sokrates die Hauptpunkte diefer Weltreligion zum Ent-
fetzen der Nationaliften wie Ariftophanes verteidigte (10).
Auch fonft finden wir gelegentlich die Behauptung, daß
diefe oder jene Lehre aus Perfien flamme. Aber einen
genaueren Beweis zu führen hütet fich der Verfaffer natürlich
, und er räumt diefen Notizen auch keinen weiteren
Einfluß ein.

Die Darfteilung des Syftems felber ift gut lesbar und
in den Hauptpunkten anzuerkennen, wenn auch im einzelnen
Unklarheiten und Unrichtigkeiten fich finden. Ein

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