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Ausgabe:

1913 Nr. 7

Spalte:

207-208

Autor/Hrsg.:

Heidelberger, Frz.

Titel/Untertitel:

Kreuzzugsversuche um die Wende des 13. Jahrh 1913

Rezensent:

Cartellieri, Otto

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Seite 1

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207 Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 7. 208

gibt das Syrifche in 158, das Armenifche in 122, das
Koptifche in 60, das Äthiopifche in 35 und das Ara-
bifche in 10 Fällen über Heilige Auffchluß.

Bei den Schwierigkeiten der Korrektur ließen lieh
vereinzelte Druckfehler nicht vermeiden.

So ift in No. 49, Z. 2 'älam ftatt 'älama, in No. 85 'arde'et ftatt
'arda'et, in No. 478 'emdehera ftatt 'emdehara, in No. 9S3 waküna ftatt
'aköna zu lefen. In No. 94 und 95 fteht beidemale das aramäifche
turenä ftatt des fyrifehen terönä, das (amtliche Belegftellen bieten. Druckfehler
der Vorlagen find nicht immer berichtigt worden. Das ift zwar
in No. 49 gefchehen, wo Budge axdeat hat, aber in No. 153 fteht behEr
(fo Budge) ftatt des richtigen behcra (fo Mf. Bibl. Nat. Eth. 52), und
in No. 478 lieft man madhana (fo Budge) ftatt madhane oder madhena.
Ebenfo mußte in No. 503 nesehefa zu neshaf korrigiert werden. In Nr. 5
wäre beffer mit Aflemani bet ftatt devet gelefen worden; diefe LA (lammt
aus liedjan, der fie aber S. 332 in einer Anmerkung verbeffert.

Doch das find Kleinigkeiten, die der Lefer ohne
weiteres berichtigen wird. Alle, die auf dem Feld der
Hagiographie arbeiten, Theologen und Orientaliften,
werden dem unermüdlichen Fleiß der Bollandiften für
diefes wertvolle Hilfsmittel Dank wiffen, das zweifellos
den hagiologifchen Studien reiche Förderung und neue
Anregung geben wird.

Straßburg i. E. C. Jaeger.

Petrus Alfonsi Disciplina Clericalis (das ältefte Novellenbuch
des Mittelalters) nach allen bekannten Hand-
fchriften hrsg. v. Alfons Hilka u. Werner Söderhjelm.
(Kleine Ausg.) (Sammlung mittellatein. Texte, hrsg.
v. A. Hilka. I.) (XV, 50 S.) 8°. Heidelberg, C. Winter
1911. M. 1.20

Es ift mit großer Freude zu begrüßen, daß die Sammlung
, von der hier das erfte Heft vorliegt, uns mittel-
lateinifche Texte bequem zugänglich machen will, folche
Texte, die uns in das Geiftesleben des Mittelalters einzuführen
geeignet find und die weit verbreiteten Erzählungs-
ftoffe enthalten. Die Disciplina Clericalis ift von dem
1106 getauften fpanifchen Juden Petrus Alfonfi verfaßt;
fie macht der abendländifchen Welt die arabifche Weisheit
und Erzählungskunft bekannt und will für die chrift-
lichen Morallehren paffende Beifpiele geben. Sie ift namentlich
auch von Predigern reichlich benutzt worden und
verdient fchon deswegen unfere Aufmerkfamkeit. Ihre
Bedeutung liegt aber ebenfo darin, daß fie zu den Schriften
gehört, die Erzeugniffe der arabifchen Kultur der abendländifchen
Welt zugänglich gemacht haben. Die Herausgeber
haben die vorhandenen Handfchriften durchforfcht
und bieten zum erften Male einen vollftändigen Text.
Der kleinen Ausgabe ift eine der beften Handfchriften,
Cambridge, Peterhouse College 252 (Anfang XIII. Jahrh)
zu Grunde gelegt; die große kritifche und kommentierte
Ausgabe erfcheint in den Acta Societatis Scientiarum
Fennicae in Helfingfors. In der Einleitung zur kleinen
Ausgabe wurden die kritifchen Fragen kurz erörtert: hier
finden fich auch Bemerkungen über die Verbreitung und
Benutzung diefes ,älteften Novellenbuches des Mittelalters'.

Kiel. G. Ficker.

Heidelberger, Dr. Frz.: Kreuzzugsverluche um die Wende

des 13. Jahrh. (Abhandlungen zur mittleren u. neueren
Gefchichte. 3I.Heft.) (VL84S.) gr.8«. Berlin-Wilmersdorf
, Dr. W. Rothfchild 1911. M. 2.50

Mußte man bis jetzt alle möglichen Bücher zufammen-
tragen, um fich über die Kreuzzugsbewegung während
der Jahre 1291 —1320 zu orientieren, fo findet man jetzt
eine bequeme und überfichtliche Darfteilung in diefer
tüchtigen Freiburger Differtation. Geftützt auf das reiche
Material, das die Acta Aragonensia, die päpftlichen Re-
giftres, der Recueil des Historiens des Croisades, das Cartu-
laire des Hospitaliers bieten (einige ungedruckte Stücke
aus dem Archiv in Barcelona kommen hinzu), geht Heidel-

I berger an feine Aufgabe, die er leider etwas zu fehr aus
| der Nähe betrachtet. Durch die Vertiefung des Hinter-
I grundes hätte fein Buch gewonnen.

Im I. Kapitel wird Papft Nikolaus IV. vorgeführt, wie
er unabläffig die weltlichen Fürften zum Kampfe gegen
die Moflin aufruft, die Vereinigung der Templer und
Johanniter betreibt, der Chriftenheit den Handel mit
Ägypten verbietet. Ohne etwas erreicht zu haben, fchied
Nikolaus dahin. Bonifaz VIII. (Kap. II) hatte anderen
Dingen feine Aufmerkfamkeit zuzuwenden: der Händige
Hinweis auf die Terra Sancta wurde bei ihm zur hohlen
Phrafe. Für Clemens V. (Kap. III) war die Befreiung des
heiligen Landes das Ziel feines Lebens. Nachdem Johan-
niterkreuzzug follte ein generale passagium ftattfinden.
Hätten nur auf die Beftrebungen des Papftes feine Abhängigkeit
von König Philipp dem Schönen und fein
übler Nepotismus keinen fo ungünftigen Einfluß ausgeübt
! ■— Leider konnte Heidelberger Lizerands Buch
,Clement V. et Philippe le Bei' nicht mehr benutzen; die
Charakteriftik des Papftes hätte an Schärfe gewonnen.
Mit Recht weift Heidelberger auf die Agitation des Rai-
mundus Lullus hin: in Rom, Paris, Oxford, Bologna, Sa-
lamanca follen im Intereffe der Bibelerklärung und der
Bekehrung der Ungläubigen je zwei Lehrer des Hebräi-
fchen, Arabifchen und Chaldäifchen angeftellt werden; in
Rom auf Koften des Papftes, in Paris auf Koften des
Königs, auf den anderen Univerfitäten zu Laften des
Klerus.

Alle Bemühungen blieben fchließlich ohne Erfolg.
Mit der größten Offenheit äußerte fich Papft Johann XXII.
einmal felbft über die Ausfichtslofigkeit eines Kreuzzuges.
(Kap. IV befchäftigt fich mit feinen erften Regierungsjahren
.) Fürften und Völker in Europa wurden durch
andere Fragen in Anfpruch genommen.

Im Anhang wird eine zufammenfaffende Darfteilung
der literarifchen Kreuzzugspläne unter Clemens V. gegeben
, in einem Exkurs der Bericht der Annales Caesa-
rienses über die Schlacht von Hirns erörtert.

Heidelberg. Otto Cartellieri.

Seppelt, Priv.-Doz. D. Franz Xaver: Die Breslauer Diözelan-
[ynode vom J. 1446. (XXII, 117 S.) gr. 8°. Breslau,
F. Goerlich 1912. M. 4.50

Der Hauptwert der Publikation liegt in dem bisher
ungedruckten Protokoll der mit zweimaliger Vertagung
am 26.—28. Mai, 27. Juni und 1. Juli 1446 abgehaltenen
Breslauer Diözefanfynode (S. 3—55). Auf ihr ftellt der
Breslauer Bifchof Herzog Konrad von Oels außer einer
Kirchenfteuer und der Sittenreform des Klerus die Abgabe
einer Oboedienzerklärung für Eugen IV. gegen das
Basler Konzil zur Beratung, flößt aber hierbei auf den
Widerftand feines Domkapitels. Das Protokoll gibt die
für die konziliare Reformbewegung höchft bezeichnenden
Verhandlungen mit feltener Ausführlichkeit wieder, fo
gleichzeitig wertvolles Material bietend für die Kenntnis
der bei Diözefanfynoden beobachteten Förmlichkeiten,
der Art der Debatte, des Inhalts der einzelnen bifchöf-
lichen Mandate u. a. m. Seppelts Ausgabe beruht auf
einer gleichzeitigen Protokollabfchrift, bei der nur wenige
Mißverftändniffe des Abfchreibers durchgängig zutreffend
berichtigt find.

Dem Protokoll folgen S. 59—91 die schon mehrfach
gedruckten Statuten derfelben Synode, die mit ihrem
Hauptzweck der reformatio in membris fich von fonftigen
Synodalftatuten der Zeit nicht wefentlich unterfcheiden.
Die auf vier Handfchriften und den älteften Druck zurückgehende
Ausgabe hätte vielleicht doch die anfeheinend
noch aus anderen Quellen fchöpfenden Drucke von 1512
und 1585 berückfichtigen mögen, auf denen auch die
unerwähnt bleibende Ausgabe von Schannat-Hartzheim,
I Concilia Germaniae V. 288 ff. beruht. Auch die Abweichungen
Montbachs wären beffer durchgängig (jetzt