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Ausgabe:

1912 Nr. 6

Spalte:

166-167

Autor/Hrsg.:

Sprengling, Martin

Titel/Untertitel:

Chronological Notes from the Aramaic Papyri. The Jewish Calendar. Dates of the Achaemenians (Cyrus - Darius II) 1912

Rezensent:

Holtzmann, Oskar

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Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 6.

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Esra zitiert) fagt Jepheth allerdings, unter den ,Zypreffen-
bäumen' feien Speere zu verftehen. — Im Kommentar
desfelben Verfes (S. 23, Z. 16) gibt Jepheth eine andere
Erklärung für die Schlußworte des Verfes, bringt ibmn
mit mb»i, Jef. 3, 19 (= Schellen, Glöckchen, fo auch Saadja
und Abulwalid) inZufammenhangund überfetzt: (tannü):
fchallen, ertönen. H. lieft unrichtig "Oti (meinen); ebenfo
Z. 18 pSöbM (auf S. 37, Z. 16 mit ,opinions' überfetzt!)
ftatt TiatÄs. — S. 24, Z. 17 St. anpiso L «nnsp^o. —
S. 25, Z. 7. St. ;<;p L ;ip- — S. 28, Z. 19. In TW ift
über das 1 irrtümlich ein Tefchdid-Zeichen gefetzt, ebenfo
Z. 22. — S. 30, Z. 13 St. Tnnn L V nnn. — Ib. Z. 29.
St. iprttiD« L ipcncs. — S. 31, Z. 19. St. -nsn 1. wsn. —

S. 32, Z. 15. Das Wort nnn fleht an unrichtiger Stelle;
es gehört als vorletztes Wort in die vorhergehende Zeile.

Die kurze Einleitung zu Nahum, die Jepheth als
Kommentar des erften Verfes gibt, überfetzt Hirfchfeld
am Schluffe feiner eigenen Einleitung, wobei aber ein
Paffus ganz mißverftändlich wiedergegeben wird (S. 13,
Z. 7—13), dies auszuführen ift hier nicht am Platze. —
Aus der erwähnten kurzen Einleitung Jepheths hebe ich
noch die Angabe hervor, daß die Ortfchaft Elkofch nach
Einigen in der Gegend von Gaza liegt. Jepheth lebte in
Jerusalem und fcheint diefe Angabe von paläftinenfifchen
Gewährsmännern erhalten zu haben.

Budapeft. W. Bacher.

A11 g ei er, geiftl. Gymn.-Lehr. Dr. Arthur: Über Doppelberichte
in der Genefis. Eine krit. Unterfuchg. u. e. prinzipielle
Prüfg. (Freiburger theolog. Studien. 3. Heft.) (XVI,
143 S.) gr. 8°. Freiburg i. B., Herder 1911. M. 3—

Die vorliegende Arbeit ift eine Nachprüfung von
Alfons Schulz, Doppelberichte in der Genefis, Freiburg
1908. Diefe Schrift ift mir nicht zur Hand; nach den
Zitaten bei A. ift ihre Kritik ungemein vorfichtig.

A.s Unterfuchung zerfällt in zwei Teile. Im erften
fucht der Philologe philologifch die Aufftellungen von Sch.
als unhaltbar darzutun; im zweiten Teil beweift der Theologe
, daß die Annahme von Doppelberichten mit dem
vorauszufetzenden Infpirationsbegriff unvereinbar ift (S.
iiöf). Es ift A. zu glauben, daß es ihm fern liegt, exe-
getifche Probleme durch dogmatifche Argumente zu löfen
(S. 116). Aber daß, unbewußt natürlich, der dogmatifch
gebundene Theologe dem Philologen angibt, in welcher
Richtung fein philologifcher Scharffinn zu fachen habe,
verrät die Vorrede: Schulz bedarf der Nachprüfung,
weil fein Buch fich in Gegenfatz zu den bisher in der
katholifchen Exegefe herrfchenden Anfchauungen ftellt,
und die Frage nach Doppelberichten berührt aufs engfte
die traditionelle Lehre von der Infpiration der heiligen
Schrift. Diefe traditionelle Lehre fleht für A. felfenfeft.
Den Gedanken, daß fie famt ,herrfchenden' Anfchauungen
mit dem Tatbeftand der Schrift unvereinbar fein könnte,
läßt er nicht an fich herankommen.

Seine wiffenfchaftliche Ausrüftung ift ftattlich genug.
Das Verzeichnis der hauptfächlich benutzten Literatur
füllt fünf Druckfeiten — doch vermiffe ich Carpenter —
und die Benutzung ift forgfältig. Und trotzdem: ich
falutiere den gelehrten Herrn, aber die größte Gelehrfam-
keit ift kein Erfatz für Wirklichkeitsfinn. Wie A. mit den
Doppelberichten der Genefis fertig wird, mögen einige
Beifpiele zeigen.

, ( ..J,ei den Schöpfungsberichten fragt es fich gleich für Ge 1, ob die
Autzahlung eine ftreng chronologifche ift oder ob nicht fachliche Gefichts-
punkte für die Gruppierung maßgebender (fo) gewefen find. Das Hexarmeron
ift auf zwei Ternaren aufgebaut; diefelben Schöpfungswerke
werden zuerft als Ordnung dann als Befetzung der Welträume behandelt.
Das bechstagewerk ift alfo eigentlich ein Dreitagewerk, eine Ketzerei, die
mit einem Zitat aus dem Lombarden recht mühfelig gedeckt wird. Aber
wenn fchon Ge 1 einen fcheinbaren Doppelbericht enthält, fo ift es weiter
nicht verwunderlich, wenn in Ge 2 derfelbe Erzähler diefelbe Sache noch
einmal (eigentlich ein drittes Mal) unter neuen Gefichtspunkten traktiert.
erlchiedenheit des Sprachgebrauchs? Ift nicht fo fchlimm: beide .Quellen'
haben viel gemeinfames, z. B. nias — flc find ja auch tatfächlich beide

Hebräifch gefchrieben — und die paar Verfchiedenheiten haben ihre
Gründe: Ge 2 braucht 5t 13 nicht mehr, da es fich hier nicht um die
ZuruckführuDg der Welt auf Gott, fondern um fein Verfahren bei ErfchafTung
der Menfchen handelt (S 4 f.). Schließlich werden wir belehrt, daß HpSi
v. 6 kein reines Imperfektum fondern ein Imperf. consecut. ift, und nun
ift, quod erat demonstrandum, klar: v. 5 muß durchaus nicht fagen, was
drin fteht, fondern noch ehe Gott regnen ließ, fchon vor der Einrichtung
des Paradiefes und unabhängig von ihm kann mittelft des 15t Vegetation
exiftiert haben (S. 8 f.).

Auch die Schwierigkeit, daß Ismael, nach 16, 16; 21, 5 eigentlich um
17 Jahre alt, St, 14C von der Mutter getragen wird, ift nicht da: 21,9
redet nicht von einen fpielenden Kind — dabei würde Sara eine Gemeinheit
verüben, was fich für eine Patriarchin doch nicht fchickt —, fondern
von einem mutwillig infultierenden Schlingel; in V. 14 ift "fpin nSI Objekt
nicht zu OO fondern zu inl (.übergab'); daß der Junge kein Kind mehr
ift, fagt v. 18 beftimmt, wenn die Mutter ihn an der Hand führen, alfo
ausdrücklich nicht tragen foll; und wenn er endlich nach v. 20 groß wird,
fo heißt das nicht, daß er bis jetzt klein war, fondern daß er nach dem
17. Lebensjahr nach etwas gewachfen ift.

Eine Kleinigkeit find die Schwierigkeiten in der Jofephgefchichte.
Wenn Rüben 37, 29 den Jofeph nicht mehr findet, fo haben die andern
ihn eben hinter Rubens Rucken verfchachert; in der ismaelitifchen Karawane
v. 25 ziehen Midianiter mit; an diefe (fol trotz v. 27) machen die
Bruder fich heran; die Midianiter übernehmen Jofeph and verhandeln ihn
dann an Ismaeliter (v. 281. Die Midianiter v. 36 müffen dann freilich
weg: hier tun zur Not einige Handichriften von LXX den guten Dienft,
Ismaeliter zu haben. Aber noch ficherer ift eine Emendation Klofter-
manns, der ftatt der Midianiter vorfchlägt 13 "ral Dm .aber fie verfchwiegen,
daß fie ihn nach Ägypten verkauft atten han Potiphar'. Den Einwand,
daß fie das eigentlich nicht getan haben, macht A. fich nicht, und für die
Frage, wie mit der traditionellen Lehre von der Infpiration Verderbnis
des infpirierten Textes und wie mit der katholifchen Wertung der Vul-
gata Übernahme einer Textverderbnis in diefelbe (v. 36 wie MT) fich
verträgt, wird er vermutlich eine einwandfreie Auskunft bereit haben.

Stuttgart. H. Holzinger.

Sprengling, Martin: Chronological Notes from the Aramaic
Papyri. The Jewish Calendar. Dates of the Achaeme-
nians (Cryus—Darius II). (Reprinted from the AJSL
Vol. XXVII, Nr. 3. S. 233-266.) gr. 8°. Chicago,
The University of Chicago Press.

Sprenglings für einen weitern Kreis von Lefern be-
ftimmte Abhandlung über die aramäifche Papyri aus der
jüdifchen Kolonie von Affuan-Elephantine fucht einmal
fefte Refultate über die Befchaffenheit des jüdifchen Kalenders
im 5. Jahrhundert v. Chr. und dann eine fichere
Chronologie der älteren Achämeniden (bis auf Darius II)
zu gewinnen. Sprengling hebt hervor, daß für die Erkenntnis
des jüdifchen Kalenders jener Zeit Schürerdas
meifte fchon getan habe. Die aramäifchen Papyri find
für diefe Erkenntnis deshalb fo wichtig, weil fie eine Reihe
von Daten zugleich nach dem jüdifchen und dem leicht
berechenbaren ägyptifchen Kalender geben, der wahr-
fcheinlich von 4241—46 v. Chr. in praktifchem Gebrauch
gewefen ift. Die jüdifchen Monatsnamen find erft feit
dem babylonifchen Exil nachweisbar und nur aramaifierte
Formen der affyrifch-babylonifchen Monatsnamen. Dabei
ift immer wirkliche Beobachtung von Neumond (und fel-
tener Vollmond) vorausgefetzt. Da nun Ginzel in feinem
Handbuch der Chronologie I 547—562 die Neumonde für
die entfprechende Zeit berechnet hat, und die Jahre der
perfifchen Könige, die in den aramäifchen Papyri zur
Jahresbezeichnung dienen, wenigftens im allgemeinen feft-
ftehen, fo läßt fich mit Hilfe des ägyptifchen Datums
das entfprechende julianifche Datum berechnen und danach
die Befonderheit des jüdifchen Kalenders aufzeigen.
Daraus ergibt fich, daß der jüdifche Monat keine im Voraus
beftimmte Größe war; er begann mit dem Sichtbarwerden
des neuen Lichts; nur im Fall bedeckten Himmels
mußte anftelle der Beobachtung ein Rechnen oder
vielmehr ein Raten treten. Aber trotz diefer Beachtung
des Mondwechfels kannten die Juden ebenfowenig wie
irgend ein Volk vor Muhammed ein nur auf zwölf-
maligen Mondwechfel gegründetes Jahr. Nach den aramäifchen
Papyri läßt fich berechnen, daß der 1. Kislew
im Jahre 471 auf 22./23. November, 465 auf 16. Dezember,
460 auf 22. Oktober, 446 auf 15. November, 440 auf