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Ausgabe:

1912 Nr. 26

Spalte:

804-806

Autor/Hrsg.:

Naville, Édouard

Titel/Untertitel:

La Découverte de la Loi sous le roi Josias une interprétation égyptienne d’un texte biblique 1912

Rezensent:

Guthe, Hermann

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803 Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 26.

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die in erfter Linie allerdings für den englifchen Lefer berechnet
ift, eine Lifte der wichtigften Herrfcher in Baby-
lonien und Affyrien, ein ausführliches Sach- und Namen-
regifter und zwei Karten.

Die einzelnen Abfchnitte find auch in fich nach dem
Material felbft oder deffen hiftorifcher Entwicklung über-
fichtlich gegliedert. So behandelt z. B. das Kapitel über
Architektur zunächft einzeln die zum Bau verwendeten
Stoffe, Ziegel, Mörtel, Stein, Holz und Metalle, dann die
daraus errichteten Bauten, Tempel, Paläfte und Privathäufer,
um endlich deren einzelne Beftandteile wie Säulen, Bogen
etc. im befonderen zu betrachten. Die Abfchnitte über

fchwer, daß weder Menfchen noch Dämonen ihn von der
Stelle rücken können. Eines Tages fängt Salomos Diener
einen Sturmgeift in einer Flafche; als man die Flafche
unter den Eckftein ftellt, wird diefer fogleich auf feinen
Platz gehoben. Diefe Sage will S. (S. 14 Anmerkg. 2)
aus einer Kombination von Pf. 118,21 mit Jef. 28,16 erklären
, geradezu ein Mufterbeifpiel für eine freilich auch
fonft weit verbreitete Methode, die alles aus den litera-
rifch bezeugten Quellen des Alten Teftamentes ableiten
will und dabei der Kombinationsgabe der Schriftgelehrten
das Unmögliche zutraut. Wo ift denn an den beiden
zitierten Stellen von einem Stein die Rede der zu fchwer

die babylonifche Gefchichte und über die Ausgrabungen ift, um ihn zu heben? Oder von einem Geift, der den
wollen naturgemäß dem Lefer nur die für das Verftändnis ! Eckftein an feinen Platz hebt? Da dies nicht zutrifft wie
der folgenden Kapitel notwendigen Kenntniffe vermitteln. ; kann man durch Kombination auf folche Ideen verfallen?
Im Bericht über die Ausgrabungen wäre es vielleicht Wer die Märchenliteratur kennt, wird keinen Augenblick

vorteilhafter gewefen, wenn der Verfaffer weniger Namen
genannt und fich hier auf die Befprechung einiger ent-
fcheidender Entdeckungen befchränkt, daneben aber
— wie er das in bezug auf die babylonifche Gefchichte
getan hat — die notwendigen Daten in einer chronologifch

zweifeln, daß hier Märchenmotive eingefangen und mit
der Überlieferung vom Eckftein verbunden find. Die
Sagen und Legenden anderer Völker bieten eine Fülle
von Parallelen dazu. S. hätte die Pflicht gehabt, diefe
Märchenmotive zu fammeln und Parallelen beizubringen.

geordneten Tabelle zufammengeftellt hätte. Dankenswert ift endlich, daß S. den Verfuch macht,

Auf Einzelheiten einzugehen, ift hier nicht möglich und ! hiftorifche Zufammenhänge nachzuweifen. So zeigt

bei der Genauigkeit des Verfaffers auch nicht nötig. Heben
wir am Schluffe noch hervor, daß zahlreiche, gelungene
und zweckmäßig gewählte Abbildungen die Darftellung
beleben und die Verlagsbuchhandlung für gediegene Aus

er S. 98, daß die Etikette am byzantinifchen Hof auf
den jüdifchen Midrafch eingewirkt hat, fo behauptet er
S. 57, daß die ,Schilderung des falomonifchen Thrones,
wie fie fich fpäter einbürgert, dem Judentum aus dem

ftattung des wertvollen Buches aufs befte geforgt hat. 1 Sagenkreife des Jranismus zugefloffen fei', ohne freilich

Wien. H. Torczyner.

Salzberger, Geo.: Salomos Tempelbau und Thron in der
femitilchen Sagenliteratur. (Schriften der Lehranftalt f.
die Wiff. des Judentums. II. Bd. r. Heft.) (X, 111 S.)
Lex. 8°. Berlin, Mayer & Müller 1912. M. 3 —

Aus dem großen Sagenkreise, der die Geftalt Salomos
umgibt, find hier diejenigen Erzählungen herausgegriffen,
die vom Tempelbau und vom Thron Salomos handeln.
Die Hauptquelle ift der jüdifche Midrafch; als Nebenquellen
, von jenem abhängig, kommen die arabifche und
äthiopifche Legende in Betracht. Der Stoff ift fchon
mehrfach, aber niemals in diefer Ausführlichkeit gefam-
melt worden. S. nennt als feinen Vorläufer vor allem
P. Caffel, deffen ,geiftvolle und gründliche' Unterfuchung
vorausgefetzt wird, fodaß an einzelnen Stellen nur deffen
Refultate mitgeteilt werden; doch weicht S. in der Auf-

diefe Behauptung zu beweifen. Der einzige Beleg dafür
(S. 109) betrifft nur ein Einzelmotiv, den Flug auf Windesrücken
, fpeziell den Thron, der zwifchen Himmel und
Erde fliegt. Hätte S. die Methode der vergleichenden
Literaturgefchichte befolgt und Parallelen gefammelt, wie
es feine Vorgänger (z. B. Griinbaum) bereits getan haben,
dann würde er wohl auch neue Refultate gefunden, jedenfalls
aber künftigen Forfchern vorgearbeitet haben. Das
letzte Ziel aller Sagenforfchung ift doch, nicht nur die
Entwicklung der Einzelfage zu verfolgen, fondern auch die
hiftorifchen Einflüffe fremder Völker zu erkennen. Denn
ohne die läßt fich die Eigenart der heimifchen Sage, in
diefem Fall der jüdifchen Sage, überhaupt nicht würdigen.

Berlin-Weftend. Hugo Greßmann.

Naville, Edouard, La Decouverte de la Loi sous le roi
Josias une interpretation egyptienne d'un texte biblique.
faffung bisweilen von Caffel ab und erweift ein felbftän- ! Extrait des memoires de l'Academie des Inscriptions

diges Urteil (S. 38. 43. 56. 72). Dankenswert ift zunächft
die Zufammenftellung der Quellen. Die hebräifchen
und arabifchen Zitate (diefe meift aus Taiabi und Kisä'i)
werden im Urtext und in wörtlicher Überfetzung gegeben,
fodaß man fich bequem orientieren und leicht nachprüfen
kann; nur bei unwefentlichen Varianten fehlt der Ürtext.
Das äthiopifche Kebra Nagaft wird nach der Überfetzung
von Bezold angeführt. Die philologifche Grundlage ift
folide; den Urtexten ift fogar ein Apparat mit Varianten
und textkritifchen Anmerkungen hinzugefügt.

Dankenswert ift ferner die Entwicklungsge-
fchichte, die S. bei jeder Erzählung aufzuzeigen fucht.
Er fragt, welche Rezenfion die ältere, welche die jüngere
fei, und urteilt im allgemeinen treffend (S. 16. 53. 71 f. 85),
wenn man auch Einzelheiten bisweilen anders aufraffen

et Beiles-Lettres, tome XXXVIII, 2e partie. (34 p.)
4°. Paris, C. Klincksieck MDCCCCX. fr. 1.70

Schon 1907 hatte der bekannte Genfer Ägyptologe
in den Proceedings of the Society of Biblical Archaeologie
Bd. 29, 232—242 auf eine merkwürdige Parallele zwifchen
ägyptifchen Funden in den Grundmauern von Fleilig-
tümern und dem Funde des Gefetzbuches im Tempel
von Jerufalem 2. Kön. 22 aufmerkfam gemacht. Die vorliegende
Schrift nimmt dasfelbe Thema in umfangreicherem
Maße wieder auf. Ihr Inhalt ift in Kürze
folgender.

In dem fog. Totenbuch, namentlich beim 64. Kapitel,
ift davon die Rede, daß diefes, in alten unlesbaren Zeichen
auf eine Steinplatte gefchrieben, unter den Füßen eines

wird. So ift es fchwerlich die ,urfprüngliche' Meinung j Gottesbildes, alfo eingemauert, oder in den Fundamenten
jewefen, daß die Tiere am Thron Salomos .lediglich ein eines Heiligtums gefunden worden fei. Ferner wird in

Symbol für die königliche Macht' waren (S. 86). Wichtiger
aber ift ein prinzipieller Mangel, der fich im ganzen
Buche bemerkbar macht. Denn wer folche fagengefchicht-
lichen Unterfuchungen unternimmt, darf fich nicht auf die
literarifchen Quellen befchränken, die er bearbeitet, fondern
muß Parallelen dazu heranziehen. Eine Sagenge-
fchichte ift nur dann möglich, wenn fie mit Hülfe der
komparativen Methode betrieben wird. Ein Beifpiel mag
das beweifen: Ein Eckftein des Salomo-Tempels ift fo

einer Infchrift des Tempels von Dendera aus der Ptolemäer-
zeit berichtet, daß Thutmes III. ,die große Regel' von
Dendera, auf einem Stück Leder in uralter Schrift gefchrieben
, in der Mauer eines Heiligtums, das aus der
Zeit Pepis (6. Dyn.) oder gar des Cheops (4. Dyn.) Hamme,
bei Erneuerungsbauten gefunden habe (S. 1—9). Wie die
ägyptifchen Könige befonders bei der Thronbefteigung
Kultusgebäude auszubeffern oder zu erneuern pflegten,
fo lefen wir es von den Königen Joas und Jofia von Juda