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Ausgabe:

1912

Spalte:

774-776

Autor/Hrsg.:

Kiefl, Franz Xaver

Titel/Untertitel:

Der geschichtliche Christus und die moderne Philosophie 1912

Rezensent:

Dibelius, Martin

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Sinne «■enommen bis in die Zeit der Gaonen reichend, der fich mit der nachbiblifchen Literatur befchäftigt, un-
dann die mittelalterliche - die Aera der Dichter, Philo- , entbehrlich fein.

fophen und Bearbeiter des talmud. Stoffes — und endlich j Straßburg i. E. S. Landauer

die allenün^ftenBeftrebungen, die das Hebräifche, vor allem

in Paläftinat zur Umgangssprache der Juden erheben möch- m 0ctateuc|) , Ethjop|c according to the text of the
ten Tede Vokabel wird hebr. erklart und in 3 Sprachen, / ' . 6

deutfch franzöfifch und englilch, wiedergegeben; dann | Paris Codex with the vanants of five other

manu-

auch für diefen zweiten, den Exodus und Leviticus enthaltenden
Teil. Insbefondere gilt wiederum, daß diefer
ältere Text des äthiopifchen Öktateuches vom Lukian-

folgen recht zahlreiche Belege aus der gefamten Literatur Scripts, ed. by Prof. J Oscar Boyd BD PhD
und unter dem Texte grammatifche und etymologifche Part. n. Exodus and Leviticus. (Biblio'theca abessinica
Erklärungen, manchmal von beträchtlichem Umfang, und vnlivi iVo,nc on . ., V, T ^ .„
Auseinandersetzungen mit den Vorgängern. Das mittel- V°UV^ (V>24°S.) gr.80. Leiden,EJ.Brill 1911. M.11-
alterliche Schrifttum ift hier zum erften Male lexiko- j Der vorliegende Band ift die Fortfetzung einer Pub-
graphifch aufgenommen und wenn ich auch hier, wo es i hkation, deren erfter Teil in diefer Zeitfchrift Jahr° 1911
fich fo häufig um Nachahmung des Arabifchen handelt, j Sp. 777l78 angezeigt worden ift. Das dort Gefaxte gilt
die arabifchen Parallelen nicht regelmäßig genug herangezogen
finde, fo fehe ich doch gerade in diefem Teil
eine höchft dankbare Ergänzung all' unferer Wörterbücher
. Ferner find hier die Hauptwerke der 2. Periode, t typus weiter abrückt. Das Göttinger Septuamnta-Unter-
Mifchnah u. Tofephta, die für das Neu-Hebräifche von ; ne.h.men muß für diefe forgfältige Vorarbeit zu einer
fo entfcheidender Wichtigkeit find, weit ftärker zu Worte ; kritifchen Herftellung des altäthiopifchen Öktateuches fehr
gekommen als bei den Früheren. Und noch ein 3. Vor- ! dankbar fein; denn fie erfpart ihm das Kollationieren
zug fei gleich betont: die Vokalifation der Stichworte ift | oder Photographieren jener wichtigen Parifer und der
im ganzen reiflicher als bisher erwogen worden, und das f auch ziemlich wichtigen Haverforder Handfchrift und
bedeutet ebenfalls einen merklichen Fortfehritt. Eine uns | macht den Vergleich mit dem Dillmann'fchen Material
vollkommen befriedigende Löfung der Aufgabe, die fich 1 äußerft bequem.

der Verf. geftellt, ift m. E. wegen der übergroßen An- ! Daffenfen Kr FinherL- u

zahl rätfelhafter und noch ungenügend erklärter Vokabeln j »aumle*J± Einbeck._Hugo Duenfing.

der fruchtbaren 2. Periode der Sprache heute noch gar ! Kiefl, Prof. D. Dr. Franz Xaver: Der gefchichtliche Chrirtus
nicht möglich. Erfte und unbedingte Vorausfetzung für und die moderne Philorophie. Eine eenetifche D^rU^
einen Bearbeiter ift nicht eine leidliche Kenntnis des der nhilofnnh.Trh.n v r7 Senetllcije Darlegung
Arabifchen, fondern eine volle Beherrfchung des Ära- ^er ph.lofophffchen Vorausfetzungen im Streit um die
maifchen. Es ift von vornherein ein verkehrter Stand- Ennitusmythe. (XVI, 222 S.) gr. 8« Mainz, Kirchpunkt
, nach Art der national-arabifchen Grammatiker, ein | neim & Co. 1911. M. 3.80; geb. M. 4.60
aus der Fremde übernommenes Wort in die Zwangsjacke
hebr. Mufterformen ftecken zu wollen. Wenn der Verf.
z. B. fich felbft der Anficht nicht verfchließen kann, daß
»br.as, fchon um der regelmäßigen Lautwechfels willen,
aus dem Aram. flammt, warum dann, fo ganz verkehrt,
amathlä ausfprechen wollen? Die in die Rechts-Sphäre
gehörenden Termini rühren nun einmal, geradefo wie die
große Mehrzahl der Dokumente felbft, aus der Zeit der
aram. Vorherrfchaft her. Welcher grammatifch gut Ge-
fchulte kann bei Formen wie ii«a den langen Vokal des
2. Radikals verkürzen, wer die aram. Nisbet-Form auf
Grund irgend welcher mehr als zweifelhafter biblifcher
Analoga mit kurzem a anfetzen? Was foll bei dem Ur-

Der Autor der ,Chriftusmythe' hat bekanntlich denen,
die feine religionsphilofophifchen Motive nicht kennen
oder verkennen, die Arbeit bequem gemacht, als er fich
in den öffentlichen Debatten immer mehr auf die hifto-
rifche Frage konzentrierte, ob Jefus gelebt habe, und
als er das andere Problem, ob ein .hiftorifcher Jefus'
unferem Glauben und Leben etwas zu fagen habe, immer
mehr in den Hintergrund treten ließ. Drews hat damit
die Diskuffion auf ein anderes, freilich recht intereffantes
Gebiet gelenkt; die Fragen, inwieweit das Schweigen der
Profanliteratur über Jefus etwas bedeute, wieviel das Zeugnis
des Paulus, was die Darftellung der Evangelien für den
Hiftoriker gelte, find aufs neue durchgedacht, die Zu-
-------..fj. n yns eme Spielerei mit mp? Wie bringt es | fammenhänge des Urchriftentums mit feiner Umgebung

ein Neo-Hebraift fertig, MirOX (Vaterfchaft) abhüth aus
zufprechen, hat er etwa in einem fchwachen Augenblick
fich von amhüth verführen laffen? Einem Nomen auf
än fpreche ich von vornherein den hebr. Charakter ab;
hybride Formen wie gözelän (Räuber) find um fo auffälliger
, als das entfprechende aram. gazlän garnicht auf
ein Par'tiz. zurückgeht, da vom Partiz. Peal Formen auf

_ — ------- ----&~„u.,s

aufs neue geprüft worden. Aber die Probleme, an deren
Diskuffion Drews eigentlich am meiden liegen müßte,
find in den Hintergrund getreten, die Frage nach der
Bedeutung des gefchichtlichen Jelusbildes für den Glauben,
und letztlich die Frage nach dem Verhältnis von Gefchichte
und Idee. Diefe religionsphilofophifche Frageftellung
aber ift es, durch die fich die Bewegung als eine charak

4.__:n.:r-e- T?..r.i--:----

än gemein aram. kaum vorkommen. Bei gaddefän (Blas- | teriftifche Erfcheinung unferer Zeit ausweift Wer dies
phemift) darf die Schärfung gewiß nicht unterbleiben. 1 erkennt, wird zweierlei unterlaffen: Das entrüftete Pro-
Abftraktformen auf uth werden als Fem. bezeichnet; das j teftieren gegen den .Leugner' Drews ebenfo wie das vor-
ft aber ein bloßer theoretifcher Anfatz..Ich habe früher ! nehme Achfelzucken über den ,Dilettanten' Wer aber

einmal darauf hingewiefen, daß die maskul. Konftruktion
dabei das Reguläre ift. Aram. Formen wie adrachetha
mit kurzem Vokal der zweiten Silbe zu fchreiben, dürfte
die Billigung der Kenner kaum finden. Und nun nur

weiteren Kreifen diefe Erkenntnis vermitteln wollte, durfte
lieh nicht mit einer Brofchüre begnügen, die das hifto-
nfche Problem darfteilt, fondern mußte ein Buch fchreiben,
das die religionsphilofophifche Frageftellung als das Re-

feltenen Ausdrücken i fultat einer beftimmten ^Entwicklung innerhalb der Philo
e,n Beifpiel, wie vorüchhg ma ^ ^ , fo aufzeigte_

der Mifchnah zu Werke . Anlaut haben. Es ; Das Verdienft, diefe Arbeit getan zu haben, die eine ge-

fo nach unferem Verf. la«g.V denen Zwiebelarten - rechte Würdigung und wiffenfehaftliche Unterfuchung des
foll Sammelname für die ^^^^ ^{^ Talmud, Problems in gleicher Weife fördert, gebührt dem Würz-
ft^Ä ~ a1"- babylonffchen, die Mifch. burger Profeffor Kiefl; der Wert feines Buches wird nicht

das Munchener Manufknpt des babylom gemindert durch den Umftand, daß der Autor bei feinem

der, ä A,rrTJ^T fZ' zu Kilal und die Ed. . Urteil bisweilen von feiner Problemftellung zu fehr bewahrend
die Tofephta der Edd. ZU | ent. einflußt wird. An Willen zum Verftändnis des Gegners
ftUndeenn?(i? MiJnd£&^äTf£3£tt Trotz fehlt es ihm wahrhaftig nicht; vielmehr ift die ganzeW
ffil^ÄnTdaf^pi^Wcrk für jedermann, Heilung von folchem Willen getragen. Das Buch fcheint