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Ausgabe:

1912

Spalte:

769-772

Autor/Hrsg.:

Farnell, Lewis R.

Titel/Untertitel:

Greece and Babylon. A comparative sketch of Mesopotamian, Anatolian and Hellenic Religions 1912

Rezensent:

Gressmann, Hugo

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hlrirlchs'rche Buchhandlang, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find au sfc h lie ß 1 ic h an _ ^ , . „ , _

rV7 Tahro- Nr 25 Profeflbr D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. 7. DeZeiTlljer 1912

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Casanova, Mohammed et la fin du Monde
(Horten).

Ben Jehuda, Thesaurus totius hebraitatis.

Vol. I—III (Landauer).
The Octateuch in Ethiopic, Part. II. Exodus

and Leviticus (Duenfing),
Klef], Der gefchichtliche Chriftus und die

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Schlageter, Der Wortfehatz der außerhalb

Attikas gefundenen attifchen Infchriften (De-

brunner).

G e b h ar d t, Die Akten der edeffenifchen Bekenner
Gurjas, Samonas u. Abibos (Anrieh).

Bardenhewer, Gefchichte der altkirchlichen

Literatur, 3. Bd. (Harnack).
Münz, Moses ben Maimon (Bacher).
Studien und Verfuche zur neueren Gefchichte.

(Leuzfeftfchrift) (Kawerau).
Luther's Bricfwechfel. 13. Bd. (Cohrsk
Blaurer, Briefwechfel 1509—1567. 3 (Schluß)-
Bd. (Bodert).

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Kühler, Die Heilsgewißheit (Lobftein).
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Rotermund, Ein Konfirmanden-Unterricht
(Bornemann).

Kirche 11 heim, Lehrbuch des Kirchenrechts

Bückenhof f, Katholifche Kirche und moderner , 2' Au^' 0"eI,e')-

Staat (Hoensbroech). Referate; Dalman, Die Worte Jefu. — Pflei-

,«t 1 v. V n. rr derer, Religion u. Religionen.

Kant s, Werke, herausg. v. Ernft Caffirer- 6 s

I. Bd. (Wüft). Mitteilungen: (36) IDL Internationaler archäo-

Menegoz, Das Gebetsproblem im Anfchluß an logischer Kongreß in Rom. (37) Kunft-

Schleiermachers Predigten u. Glaubenslehre gefchichtlicher Kongreß in Rom.

(Johannes Wendlaud). j Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Farnell, Lewis R., D. Litt., M. A.: Greece and Babylon.

A comparative sketch of Mesopotamian, Anatolian
and Hellenic Religions. (XII, 311 S.) gr. 8°. Edinburgh
, T. & T. Clark 1911. s. 7. 6

Die vergleichende Religionswiffenfchaft ift fonft faft
ganz auf die primitiven Religionen befchränkt oder fie
wird in einer fo dilettantenhaften Weife geübt, daß fie den
Namen einer Wiffenfchaft nicht mehr verdient. Wer die
höheren Religionsformen vergleichen will, muß nicht nur
in einer diefer Religionen völlig zu Haufe fein, fondern
auch die vergleichende Methode von Grund aus kennen.
Beides trifft auf Farnell zu und hat ihm zu einem glücklichen
Gelingen feiner Arbeit verholfen: Er ift ein vorzüglicher
Kenner der griechifchen Religion und verfteht
es überdies, die vergleichende Methode wiffenfehaftlich
zu handhaben. Für die Darfteilung der vorderafiatifchen
Religionen war er auf fekundäre und zum Teil veraltete
Quellen angewiefen, fodaß feine Ausführungen nicht überall
up-to-date find, aber für die prinzipielle Beurteilung
der Probleme ift daraus kein Schade erwachfen, wenn
auch Einzelnes modifiziert werden muß. In der Hauptfache
find feine Refultate feft verankert. Wollte ein
Affyriologe ein folches Thema angreifen, fo müßte ihm
notwendig die intime Kenntnis der griechifchen Religion
fehlen, die Farnell auszeichnet. Überdies fleckt die
Affyriologie — mit wenigen rühmlichen Ausnahmen —
noch ganz in den Kinderfchuhen der Aftralmythologie,
die von der vergleichenden Religionswiffenfchaft längft

abgeftreift find.

Farnell ift fich vollkommen klar darüber, daß die
Zeit zu einer endgültigen Löfung des Problems noch
nicht reif ift und daß feine .Skizze' ein Wagnis bedeutet
(S. 30). Die Frage, deren Beantwortung er fich gefleht
hat, lautet: Ift die griechifche Religion in ihren Anfängen
nicht erft feit der helleniftifchen Zeit! — von den

Religionen kommt vor allem die hethitifche in Betracht,
über die wir am meiften und leider noch viel zu wenig
wiffen; alle Religionen Kleinafiens als hethitifch zu bezeichnen
, ift wiffenfehaftlich nicht gerechtfertigt. Bei der
griechifchen Religion wird zwifchen der minoifch-mykeni-
fchen und der protohellenifchen Periode, fo weit als möglich
, gefchieden.

Da es für den vorliegenden Zweck unpraktifch wäre,
die Religionen en bloc zu vergleichen, fo werden wefent-
liche Züge herausgegriffen und für jedes Gebiet gefondert
dargeftellt; dann erft wird gefragt, wie weit die benachbarten
Religionen übereinftimmen oder abweichen. Aus-
gefchloffen find als prinzipiell gleichgültig die Probleme
der Embryologie, d. h. die Diskuffion über die Ent-
ftehung der religiöfen Ideen und Formen. Die Unter-
fuchung geht aus von einer Morphologie der zu vergleichenden
Religionen (Kap. III). Zuerft wird dann das
Element der Perlönlichkeit im Gottesbegriff befprochen,
die Kraft der Anthropomorphifierung, die den verfchie-
denen Religionen innewohnt (Kap. IV). Ein befonderes
Problem bildet die Vorherrschaft der Mutter-Gottheit
oder der Göttin überhaupt (Kap. V). Wichtig ift ferner
die Frage, wie weit die Gottheiten als Naturmächte gelten
(Kap. VI), wie weit fie als foziale Mächte aufgefaßt
werden und mit der Familie, dem Staat und dem Recht
im Zufammenhang flehen (Kap. VII), wie weit die Religion
mit der Moral verbunden ift (Kap. VIII) und Reinheit
und Jungfräulichkeit als religiöfe Ideale gefchätzt werden
(Kap. IX). Daran fchließen fich vergleichende Betrachtungen
über die antiken Kosmogonien (Kap. X), über das
religiöfe Temperament (Ekftafe, Demut, Furcht, Fanatismus
) (Kap. XI), die Eschatologie (Kap. XII) und das Ritual
(Kap. XIII). Im letzten Abfchnitt werden die Refultate
zufammengefaßt (Kap. XIV).

Der Verfaffer, deffen Studie fich im allgemeinen auf
das zweite Jahrtaufend v. Chr. befchränkt, kommt in allen

Religionen Vorderafiens beeinflußt? So find es vornehm- , wesentlichen Punkten zu einem negativen Ergebnis. Die
lieh drei Religionskreife die er ftändig ins Auge faßt: j mefopotamifche und die griechifche Religion find zwar

die Religionen Mefopotamiens, Anatoliens und Griechen
lands. Zu den Religionen Mefopotamiens rechnen die
fumerifche, babylonifche, affyrifche, ohne daß immer
fcharf zwifchen ihnen unterfchieden wird; oft werden im
Anfchluß daran noch die anderen femitifchen Religionen,

ihrer Morphologie nach polytheiftifch gerichtet, aber di_
inneren Differenzen find fo groß, daß die eine unmöglich
von der andern abgeleitet werden kann. ,Diefe
Differenzen betreffen die Perfönlichkeit der Gottheiten
und ihre Beziehungen zu den verfchiedenen Teilen der

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auch die ifraelitifche, geftreift. Unter den anatolifchen j Naturwelt; am bezeichnendften ift die verfchiedene Hai
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