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Ausgabe:

1912

Spalte:

737-740

Autor/Hrsg.:

Horten, Max

Titel/Untertitel:

Die philosophischen Probleme der spekulativen Theologie im Islam 1912

Rezensent:

Hartmann, Martin

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _
ProfefforD. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. NOVGlTiDer lyiaC

27 ToVlfC Nr 24 Profeffor D. Titius in Göttingen, Nikolausbergei'Weg: 66, i

O/ . Gallig. A»X. Reienfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag

Horten, Die philofophifchen Probleme der
fpekulativen Theologie im Islam (Harlmann).
— Die Philofophie des abu Raschid (Derf.).
Balla, Das Ich der Pfalmen (Staerk).
Strack, Joma (Bacher).

W o r d s w or t h et Whi t e, Novum Testanicntum
Latine secundum editionem S.Hieronymi (Gregory
)-

Klein, Der ältefte chrillliche Katechismus und
die jüdifche Propaganda-Literatur (Knopf).

Puech, Les Apologistes grecs du II« Siecle de
uote Ere (Geflcken).

Schwartz, Bußftufen u. KatechumenatsklalTen
(Jülicher).

Koeniger, Drei ,elende' Heilige (Anrieh).
Helmold's Chronik der Sklaven (Trautmann).

Handfchriftenproben aus der Reformationszeit, | Bartmann, Lehrbuch der Dogmatik. 2. Aufl.

... Ä, / ,1___., • / T . 1______... 1,

herausg. v. O. Clemen (Brandi).
Glawe, Sebaftian Fran cks u nkirchliches Chriften-

tum (W. Köhler).
The Journal of the Rev. John Wesley, edited

by Curnock (Loofs).
Hof mann, Briefe an Heinrich Schmid (Titius)

(Johannes Wendland).
T i t c h e n e r, Lehrbuch d.Pfy chologie. 2 .TL (Dürr).
S tange, Predigten über ausgewählte Evangelientexte
(Schian).
Referate: Glawe, Für oder wider die neue Moral?
Hauer, Von den fröhlichen u. unfröh-

Grundlinieu der Theologie Joh. Chrift. K. v. clihen Menfchen. — Kolbe, Das Verhältnis
Hofmanns in feiner eigenen Darftellung. Mit- i des Religionsunterrichts der Schule zum Kongeteilt
v. J. Haußleiter (Derf.). firmandenunterricht der Kirche. — Speckamp,
Zahn, Johann Chr. K. von Hofmann (Derf.). , Fechners Ethik im Zufammenhang feines
Bachmann, J. Chr. K. v. Hofmann (Derf.). Syftems. — Fuchs, Offenbarung und EntSteffen
, Hofmanns u. Ritfchls Lehren über die
Heilsbedeutung des Todes Jefu (Derf.).

Bacbmann, J. Chr. K. v. Hofmanns Verföh-
nungslehreu. der über fie geführte Streit (Derf.).

Wicklung.

Mitteilung: (35) Zwei Preisfragen der Haager

Gesellfchaft.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

bahr azzachchär ,das tofende Meer' eine Enzyklopädie
der theologifch-philofophifchen Arbeit bis zu feiner Zeit
gegeben hat. Er ift befonders beachtenswert, weil er als
Zaidit, d. h. zahmer Schiit, die mutazilitifchen Lehren
ausführlich und wohlwollend darfteilt. Wir befitzen jetzt
»cohid tum TnfJRl Aus dem I in der verdienftvollen Arbeit Strothmanns über die
Die Ph.loloph.e des abu Raschid (um 1068). Aus dem def Zaiditen (IslamI) eine Charakteriftik diefes

Arab. überf. u. erläutert. (XII, 224 S.) gr. 8 . ü.Dd. | tüchtigen Gelehrten, die uns ein gutes Bild feiner Richtung
und feiner Arbeitsweife gewährt. Es war ein glücklicher
Gedanke Hortens' das Werk des Ibn Almurtadä
feiner Darftellung der Hauptpunkte der islamifchen Scho-
laftik zugrunde zu legen. Er gibt eine fyftematifche Bearbeitung
des Abfchnittes rijädat arafhäm fi latif alkaläm,
in welchem die Lehren der verfchiedenen Schulen über
die Hauptpunkte vorgetragen werden (Gl. 230f. 26b—45a
= Gl. 3 f. 224»—263b). Horten ordnet die von Ibn Almurtadä
behandelten Probleme in Propädeutik und eigentliche
Philofophie, diefe in Metaphyfik, Lehre von der
Seele, Lehre von dem Lebensprinzip und Lehre von der
Körperwelt, denen fich dann ,die pofitive Theologie' an-
fchließt. Dabei wurde der Gang Ibn Almurtadäs zerriffen,
und da die Bezeichnung der aus der Haupthandfchrift
GL 230 entnommenen Stücke nur fehr fummarifch ift (es
findet fich öfter für mehrere Seite nur ein einziger Verweis
; Gl. 3 ift nur im allgemeinen als benutzt erwähnt),
fo ift die Nachprüfung fehr erfchwert. So viel ich aus
einer Vergleichung erfehen konnte, ift wefentliches nicht
fortgelaffen. Die Art der Behandlung ift durchaus zu
billigen: H. gibt auch hier nicht eine Überfetzung, fondern
eine Paraphrafe. Es läßt fich eben der Gedankengang
der islamifchen Philofophen bei ihrer großen fprachlichen
Knappheit nicht durch eine wörtliche Überfetzung darfteilen
. Unerfreulich ift, daß zwifchen die Mitteilungen
aus dem islamifchen Autor Eigenbemerkungen des Ver-
faffers geftreut find, die nicht immer fcharf abgegrenzt
werden. Diefe Einfchübe felbft fowie die Anmerkungen
find von hohem Werte, weil fie vielfach felbftändig den
Urfprüngen der Probleme nachgehen (von Intereffe S. n8f.
der Bericht Guwainis über das, was die Chriften unter
Trinität verftehen). Ein befonderes Verdienft ift der Hinweis
auf Momente der indifchen Philofophie (Sautrantika,
Vaischesika-Syfteme), die zum Teil wohl nicht nur als
Parallelerfcheinunfren anzufehen find, fondern einen direk-

Horten, Priv.-Doz. Dr. M.: Die philofophifchen Probleme der
fpekulativen Theologie im Islam. (Renaifiance u. Philofophie
, Beiträge zur Gefchichte der Philofophie. 3. Heft.)
(VIII, 284 S.) gr. 8°. Bonn, P. Hanftein 1910. M. 7.50

— Die Philofophie des abu Raschid (um 1068). Aus d<
Arab. überf. u. erläutert. (XII, 224 S.) gr. 8°. El
1910. M. 5 —

Max Horten ift als katholifcher Theologe getränkt
mit der chriftlichen Scholaftik. Er beherrfcht vollkommen
diefes Gebiet, und von ihm ging er aus, als er die islamifche
Philofophie zu feinem Sonderftudium machte. Er trat
dabei nicht in ein Neues ein. Denn beide Entwickelungen
ruhen auf dem gleichen Grunde, der neuplatonifchen
Interpretation von Plato und Ariftoteles. Finden fich
auf beiden Gebieten Sonderentwicklungen, fo flehen doch
beide durchaus unter dem Banne einer Forfchungsmethode,
die zwar nicht feiten die Maske der naturwiffenfehaft-
lichen Unterfuchung vornimmt, fich aber forgfältig hütet,
mit den Prämiffen in Konflikt zu geraten, die ihnen durch
das theologifch-philofophifche Syftem, d. h. die mit den
Ergebniffen des Denkens in Einklang gebrachte Offenbarung
gegeben find. So zieht denn H. in feiner .Metaphyfik
Avicennas' fehr häufig den großen Aquinaten heran,
dem übrigens Avicenna bekannt war. Diefe Wiedergabe
des Hauptwerkes Avicennas darf als ein Meifterwerk bezeichnet
werden. H. befitzt eine bewundernswerte Über-
fetzungskunft; feine vollkommene Beherrfchung des Stoffes
und fein fcharfes Denken geftatten ihm, den arabifchen
Text zu paraphrafieren, ohne dabei in Unklarheiten oder
unnützen Wortreichtum zu verfallen.

Neben den Theologen-Philofophen des Islam, die
felbftändig die Probleme durchdachten und ein Syftem
bereiteten, gingen Männer her, die von hoher Warte aus
die Entwicklung betrachteten und die vergleichende Darfteilung
des Gefchaffenen verflachten, zu den großen
Fragen felbft Stellung nehmend. Haben fie die Gruppe,
der fie angehörten, nicht gefördert, weil fie aus dem
Kreife, den fie fchildern, nicht hinaustraten, fo find fie
uns für die Erkenntnis der Entwicklung nützlich, wenn
fie ihre Arbeit mit Sorgfalt und fachlicher Schulung ausführen
. In hervorragendem Maffe hat das getan Ahmed

Ibn Jahjä Ihn Almurtadä, geft. 1437, der in feinem al- 1 ten Einfluß geübühaben dürften (vgl. die Sonderabhand
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