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Ausgabe:

1912

Spalte:

673-675

Autor/Hrsg.:

Schiele, Friedrich Michael

Titel/Untertitel:

Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 2. Band. Von Deuschmann bis Hessen 1912

Rezensent:

Schuster, Hermann

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlurig, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an , . - _

37 Tahrcr Nr 22 ProfefforD. Titius in Göttingen N^olausbcrger Weg 66, rufenden. 26. OMODer. 1912

O/. Uctlllg. AYA. Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Die Religion in Gefchichte und Gegenwart.

2. Band (Schufter).
Whittaker, Priests, Philosophers and Prophets

(E. W. Mayer).
Roemer, Die liäbi-Beha'i (Horten).
Ungnad, Aramäifche Papyrus aus Elephantine

(Srnend).

Collectanea Biblia Latina. Vol. I: Liber Psal-

morum (Neftle).
M. Dibelius, Die urchriftliche Uberlieferung v.

Johannes dem Täufer (Hoennicke).
Schulz, Hat fich Jefus überlebt? (Beth).
B ran dt, Elchafai, e. Religionsftifter u. fein Werk

(Harnack).

Aufhaufer, Das Drachenwunder des hl. Georg

(Ph. Meyer).
Mechtild v. Magdeburg, ,Das fließende Licht

der Gottheit', überfetzt von Wilhelm Oehl

(O. Clemen).
Archiv für Reformationsgefchichte. 8. Jahrg.

(Boffert).

— Dasf. IV. Ergänzungsbd. von Zerener (Derf.).

Calvin, l'Excuse de Noble Seigneur Jaques de
Bourgogne (Lobftein).

Kroeß, Gefchichte der böhmifchen Provinz der
Gefellfchaft Jefu (Hoensbroech).

Strecker, Der Wert der Menfchheit (Steinmann
).

Kern, Weltanfchauungen und Welterkenntnis
(Johannes Wendland).

Urfinus, Einleitung ins Apoftolikum (Bornemann
).

Franz Dibelius, Dein Reich komme (Schian).

Tfchubrowitz, Die Anfchauung im Moralunterricht
(Niebergall).

Mitteilungen: (28) Theophore und theriophore
Namen. (29) Der Verföhnungsgedanke in der
Religion. (30) Religiöfe Bewegungen im chine-
fifchen Islam. (31) Une probable source ira-
nienne du texte ethiopien du Livre d'Enoch.

Berichtigung.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Die Religion in Gefchichte und Gegenwart. Handwörterbuch
in gemeinverftändl. Darftellg. Unter Mitwirkg. v.
Hermann Gunkel u. Otto Scheel hrsg. v. Friedrich
Michael Schiele u.Leopold Zfcharnack. 2.Band. Von
Deufchmann bis Heffen. (XII S. u. 2194 Sp. m. 4 Ab-
bildgn. u. 6 Taf.) Tübingen, J. C. B. Mohr 1910. Lex. 8°

M. 23—; geb. M. 26 —

Den erften Band hat Schürer (XXXV, 65 fr.) angezeigt
und dabei die Eigenart des neuen Werkes im
Vergleich und im Gegenfatz zu Haucks RE hervorgehoben
: weniger Gefchichte und mehr Gegenwart, Ausdehnung
des Gefichtskreifes über Chriftentum und Religion
auf alle Grenzgebiete, Abzweckung nicht nur auf Theologen
, fondern auf alle ernfthaft Gebildeten. Diele Eigenart
, die S. mit warmer Zuftimmung und mit ausdrücklicher
Betonung der ,wirklich fachlichen und zuverläffigen
Belehrung' gewürdigt hat, tritt im 2. Band vielleicht noch
ftärker hervor. Und wenn der Unterzeichnete diefes Lob
einfach unterfchreiben kann, zumal er kein Bedenken
wegen etwaiger ,unficherer Kombinationen unterer Reli-
gionsgefchichtler' zu überwinden hatte: fo muß er noch
einmal ausdrücklich die von S. fchon auf das lebhaftefte
anerkannte Leiftung der Gefamtredaktion hervorheben.
Wir erfahren nämlich aus dem Vorwort, daß .Schiele,
deffen zielbewußter Arbeit unfer Lexikon die Organifation
verdankt, nach Beendigung der erften Hälfte des zweiten
Bandes von der Herausgeberfchaft zurücktrat und mit
dem Imprimatur für den Schluß des Buchftabens G feine
hauptredaktionelle Tätigkeit einftellte'. (Er bearbeitet als
Teilredaktor auch jetzt noch außerchriftliche Religions-
gefchichte und Erziehung.) An feine Stelle ift Zfcharnack
(bisher fchon Teilredaktor für Kirchengefchichte)
getreten. Wenn jetzt beide Namen als Hauptredaktoren
auftreten, fo ift damit zum Ausdruck gebracht — und
zwar mit Fug und Recht — welche bleibende Bedeutung
Schieies grundlegende Tätigkeit, die Zeichnung des
Planes und die Sammlung der Mitarbeiter, für das Gedeihen
des Ganzen hat. Wenn aber der jetzt verantwortliche
Leiter, Zfcharnack, feiner Hoffnung Ausdruck
gibt, es möchte diefer Wechfel durch keine Riffe und
Sprünge unliebfam bekundet werden, fo bezeugen wir
ihm gern, daß diefe Hoffnung fich bisher auf das fchönfte
erfüllt hat. Übrigens ift noch ein Wechfel zu verzeichnen,
fofern die Leitung der Apologetik von Wobbermin auf

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Joh. Wendland überging. — Der Umfang ift jetzt auf
5 Bände feftgefetzt. Da der dritte inzwifchen fchon er-
fchienen ift, fo werden wir in fpäteftens zwei Jahren die
Vollendung des Ganzen erhoffen dürfen.

Von dem reichen Inhalt diefes zweiten Bandes auch
nur durch Titelaufzählung eine zutreffende Vorftellung
zu geben, ift unmöglich. Es erfcheint mir fachgemäß,
wenn ich von den fpezififch chriftlich-theologifcher Ge-
lehrfamkeit gewidmeten Artikeln nur die wichtigften
nenne, um bei den anderen, auf denen wefentlich die
Eigenart des Werkes beruht, etwas länger zu verweilen.

Aus dem Alten Teftament find hervorzuheben: profan e Dichtung
Gunkel), Elias (G.), Eschatologie (Bertholet), Esra (B.), Fefte und Feiern
Greßmann), Gottesbegriff (Gr.), Heiligtümer (Gr. mit einer Reihe vortrefflicher
Abbildungen). Aus dem Neuen Teftament: Eschatologie
(llrückner), Evangelien (Bouffet), Geift (Br.), Glaube (Gräfe). Die
Dogmengefchichte bringt diesmal weniger als Bd. I, es genügt außer
der Erörterung des Begriffs und der Aufgabe der D.G. (durch Krüger)
den fchönen Auffatz von Eck Uber die Erlanger Schule herauszuheben.
Natürlich erfordert die Kirchengefchichte, trotzdem fo große Themata
wie Franziskus fich mit 4 Spalten begnügen müffen, viel Raum.
Auf 30 Seiten fchildert Bouffet die Entwicklung des Heidenchriftentums
von Pauli Tod bis etwa 150. Mehrere wichtige Territorien find in umfangreichen
Monographien behandelt: England (Herz und I. Werner),
Frankreich (Elkan), Heffen-Naffau (W. Köhler, K. Eger, Lofch, Dechent
Schloffer. Foerfter). Eine Reihe Univerfitäten fallen in diefen Band!
Dorpat, Erfurt, Erlangen, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle, HeideL
berg, Helmftedt. (N. B. Einen befonderen Beitrag über theologifche
Fakultäten bringt Schian.) Die Dogmatik ift vertreten durch Artikel wie
Erlöfung (Tröltfch), Eschatologie (Tr.), Glaube (Tr. — Ein bef. Artikel über
,Glaube und Gefchichte", aber nicht über .Glauben und Wiffen', dies
Problem ift innerhalb der dogm. Abteilung des Artikels Glaube behandelt),
Gnade (Tr.), Gott (Kaiweit und I. Wendland). Die ,Ethik' behandelt Titius,
derfelbe Egoismus, G. Naumann: Eigentum, Steffen: Ehe und Familie,
Baumgarten eine Reihe Einzelbegriffe wie Einfalt, Geduld, Gehorfam,
Gelaffenheit. In die Prakt. Theologie endlich gehören Auffätze wie
Gemeinde (Simons), Gottesdienft (Drews, Wolff, Fiebig), Heidenmiffion
(Kind, W. E.Schmidt, Witte, Glaue, Hackmann), Evangel. Bund (Thümmel),
Guft. Adolf-Verein (Baumgarten), Diakonie ufw. (Helene v. Dungern),
Diafpora (Kühner). Deutlich überwiegen hier die allgemein intereffie-
renden Gegenftände über die fpezififch fachtheologifchen. Das führt uns
in die Grenzgebiete.

Ein bedeutender Anteil fällt diefes Mal auf die Religio ns-
gefchichte. Ihr gehören die Darftellungen der germanifchen Religion
(Fifcher-Tübingen) und der griechifchcn (Kroll), vor allem aber eine umfangreiche
Monographie von Edv. Lehmann. Unter der Überfchrift:
.Erfcheinungswelt der Religion' briDgt er a) hg. Bräuche: Magie und
Kultus (Objekte, Handlungen, Orte und Zeiten); b) hg. Worte: lebende
Worte und Schriften; c) hg. Menfchen. So fchön diefer Artikel aufgebaut
und gegliedert ift, und fo fehr er auch durch eine Menge genauer
Verweifungen an den betr. aiphabet. Stellen zugänglich gemacht
ift, man darf doch zweifeln, ob er in den Rahmen eines Lexikons paßt.
Denn er umfaßt 80 Spalten, bildet alfo ein Buch für fich.

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