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Ausgabe:

1912 Nr. 20

Spalte:

619-620

Autor/Hrsg.:

Dhorme, Paul

Titel/Untertitel:

Les Pays bibliques et l‘Assyrie 1912

Rezensent:

Gressmann, Hugo

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619

Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 20.

620

augustinienne oü le fait prefiguratif est obtenu allegorique-
ment. Peut-etre faut-il voir dans le cas presente un essai
d'explication rationnelle d'un rapport mantique.

1 o. K. L i n c k e (Jena): P e t r u s, fuchte auf Grund der als echt
angenommenen Petrusliteratur, insbefondere des Keryg-
mas, ein von ihm felbft als fubjektiv charakterifiertes
Bild von Leben, Charakter und Glaubenswelt des Apoftels
als des Nachfolgers unferes Herrn und Heilandes Jefu
Chrifti zu entwerfen.

11. F. C. Burkitt (Cambridge) verruchte mit teilweife
neuen Argumenten The Evidence of Josephus to
Jesus als echt zu erweifen.

12. K. Lake (Leiden) Josephus and the Chronology
oftheGospels: The piain meaning of the Statements in
Josephus is that the marriage of Herodias and Herod was
+ 35. This can only reconciled with the received chronology
by sacrificing either the meaning of Josephus or
the connection of the death of John the Baptist with
Herod and Herodias. A preferable alternative is place
the crucifixion at a late date, in 35 or even 36, to emend
fj = 14 in Gab 2, 1 to A = 4, thus gaining a later date
pro Pauls conversion, and to think that John the Baptist's
carcer beginning in the 15 th year of Tiberius had already
lasted several years at the time of the Baptism of Jesus.

Gießen. Krüger.

Dhorme, Prof. Paul, O. P.: Les Pays bibliques et l'Assyrie.

Extrait de la ,Revue Biblique' 1910—n. (III, 127 S.)
8°. Paris, V. Lecoffre 1911. fr. 3.50

Das vorliegende Buch ift ein unveränderter Abdruck
der Auffätze, die in der Revue Biblique 1910—1911 er-
fchienen find. Ihre Ausgabe als Buch ift dankenswert,
doch hätte der Verfaffer nicht unterlaffen follen, ein
Regifter beizugeben. Ohne ein Regifter ift die Benutzung
fehr erfchwert, da man nicht immer weiß, wo man die
jeweiligen Namen fuchen foll. Um fo wertvoller ift die
kleine von Abel gezeichnete Karte, welche die Überficht
über die Refultate erleichtert und zugleich das verarbeitete
Material veranfchaulicht. Im übrigen zeichnet fich auch
dies Buch, wie alles was Dhorme fchreibt, durch Klarheit
der Gedanken, kurze aber treffende Charakteriftik der
Probleme und Einfachheit der Sprache aus. Er ift allen
kühnen Hypothefen abhold und befchränkt fich auf eine
zuverläffige Orientierung über den Tatbeftand. Da der
Verfaffer in Paläftina lebt und die Länder und Orte, von
denen er handelt, wohl meift aus eigener Anfchauung
kennt, fo ift er für diefe geographifch-hiftorifche Arbeit
befonders gut vorbereitet, zumal er als Affyriologe die
Quellen aus erfter Hand fchöpft.

Schon das erfte Kapitel lehrt, daß er den Blick des
Hiftorikers befitzt und die politifchen Kräfte wohl zu
wägen weiß. Er gibt dort einen kurzen Überblick über
die Zeit von den Tell-Amarnabriefen bis auf Asurnasirpal
(1400—884). Im dreizehnten Jahrhundert wurden die
Ägypter allmählich aus Paläftina gedrängt durch die
Hethiter, die fich über Kleinafien hinaus nach Süden hin
ausbreiteten, und durch die einheimifch-paläftinifche Bewegung
, die im Norden durch die Habbatu, im Süden
durch die Habiru repräfentiert und "von den Hethitern
unterftützt wurde. Mit dem Rückgang der ägyptifchen
Macht fiel die Schwäche des Babylonifchen Reiches zu-
fammen. Die kaffitifche Dynaftie konnte der aufftreben-
den Macht der Affyrer nicht ftandhalten. Die Affyrer
richteten ihre Angriffe bald auch nach Werten gegen die
Hethiter und kamen bis an die Grenze von Amurru. So
wurden die Hethiter in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert,
und Kanaan blieb für eine Zeitlang fich felbft überlaffen.
Diefe Gelegenheit benutzten die Israeliten und Philifter,
um fich im Lande feftzufetzen.

Mit demfelben Weitblick des Hiftorikers behandeln
die folgenden Kapitel die Gefchichte des affyrifchen Weltreiches
, fofern es mit Paläftina im weiteften Sinne des
Wortes in Berührung kam. Dhorme verfolgt die einzelnen
Feldzüge von Asurnasirpal an bis auf Asurbanipal an der
Hand der keilfchriftlichen Berichte, zeichnet die politifchen
Verhältniffe, identifiziert die geographifchen Namen, zieht
das biblifche Material zum Vergleich heran und befpricht
die Probleme. Es verlieht fich von felbft, daß im allgemeinen
wie im einzelnen viel zu lernen ift; z. B. über
Wb in der Zakir-Infchrift = Lufrus = Luhuti bei Asurnasirpal
(S. 7), über Que und Musru I Reg. 10,28 =
Kilikien (S. 12), über Irhuleni oder Ürhileni = piib^ TIN
(S. 14 Anm. 3), über die Dynaftien von Damaskus, fpeziell
über die vielumftrittenen Ben-Hadad und Hadad-Idri
(S. 17ff), über die Namen der Semiramis (S. 23) und des
Zakir (S. 25) ufw. Ebenfo felbftverftändlich wird man in
vielen Einzelheiten anderer Meinung fein; z. B. ift die
Korrektur von Asima in Asera II Reg. 17,30 fehr anfechtbar
(S. 50), die Beziehung von Jef. 14,4fr. auf den Tod
Sargons fehr fraglich (S. 63) ufw. Aber einzelne Aus-
ftellungen können den Wert diefer fleißigen und inhaltreichen
Arbeit nicht mindern.

Berlin-Wertend. Hugo Greßmann.

Jäger, Pfr. Dr. Karl: Das Bauernhaus in Palältina. Mit

Rückficht auf das bibl. Wohnhaus unterfucht u. dar-
geftellt. (VIII, 62 S. m. 10 Abbildgn. auf 8 Taf.) gr. 8°.
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1912. M. 2.40

Die vorliegende Arbeit, die das Bauernhaus des gegenwärtigen
Paläftina fchildert, Bauart, Gliederung, äußere
Ausftattung, Hausgerät, auch die Stellung der Bewohner
zu ihrem Haus und das Verhältnis des heutigen zum
biblifchen Wohnhaus behandelt, darf als ein dankenswerter
Beitrag zur biblifchen Archäologie A. und N.T.'s
bezeichnet werden. Ref. ift als Zeltgenoffe des Verf.'s
bei feinen Vorftudien zu diefer Arbeit bisweilen Zeuge
gewefen, mit welch großen, kleinen Hinderniffen er hier
und da, nicht am wenigften gelegentlich der photo-
graphifchen Aufnahmen, zu kämpfen hatte. Aber das
Alles ift durch freundliche Zurede und Bachfchifch meift
fiegreich überwunden, und nun bietet fich uns ein reiches
und vor allem zuverläffiges Material zu bequemfter Benutzung
. Ich hätte kaum etwas zu erinnern; vielleicht
S. 14 daß die Weinberghäufer doch nicht immer (beffer:
vielfach) runde Form haben, und den Wunfeh, der Verf.
möge gelegentlich anderswo das Material der paläftinifchen
Ausgrabungen bezüglich der Wohnhäufer ausführlich behandeln
, was jetzt S. 61 nur im Fluge gefchieht. Wir
würden dem fachlich und präzis arbeitenden Verf. gern
öfter begegnen. Die Abbildungen find inftruktiv und
technifch gut.

Königsberg i. Pr. Max Lohr.

Fiebig, Lic. Paul: Die Gleichnisreden Jefu im Lichte der rab-
binifchen Gleichniffe des neuteftamentlichen Zeitalters. Ein

Beitrag zum Streit um die ,Chriftusmythe' u. eine Wi-
derlegg. der Gleichnistheorie Jülichers. (XII, 284 S.)
gr. 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr, 1912. M. 5—;

geb. M. 6 —

Fiebigs Buch an dem m. E. künftighin niemand, der
fich wiffenfehaftlich mit den Gleichniffen Jefu und mit
der Natur der neuteftamentlichen Überlieferungsart zu
befchäftigen hat, wird vorbeigehen dürfen, erwirbt fich
um die neuteftamentliche Wiffenfchaft ein zweifaches Ver-
dienft: Es bringt für die Kritik (zumal für die ,Echtheits'-
Fragen) und die Exegefe der Gleichniffe anftatt der bisherigen
zumeift fubjektiven einen zuverläfligen objektiven
Maßftab, und es weift ferner überzeugend den
Einfluß der mündlichen Tradition auf die Textüberlieferung
(zumal auf die Varianten desfelben Stoffes bei