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Ausgabe:

1912

Spalte:

609

Autor/Hrsg.:

Titius, Arthur

Titel/Untertitel:

Der Leidener internationale Kongreß für Religionsgeschichte 1912

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

_ __ ^ ^ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find au s f c h 1 ie ß 1 ic h an _ „, , irnn

37 JahrcT. Nr. 20 ProfeirorD. Titius in Göttingen NAoIausberger Weg; 66, rufenden. 28. September 1012

KJI . UaiiJ.5. *-v-' Rezenfionsexemplare ausfehheßheh an den Verlag.

Der Leidener internationale Kongreß fürReligions-
gefchichte.

Dhorme, Les Pays bibliques et l'Assyrie (Greß-
mann).

Jäger, Das Bauernhaus in Paläftina (Lohr).
Fiebig, Die Gleichnisreden Jefu im Lichte der

rabbinifchen Gleichnifle des neuteftamentlichen

Zeitalters (Bifchoff).
Piepenbring, Jesus et les Apötres (Knopf).
Fifcher, Die Krankheit des Paulus (Weber).
Mitteis u. Wilken, Grundzüge und Chrefto-

mathie der Papyruskunde (Schulten).

Müller, Die jüdifche Katakombe am Monte-

verde zu Rom (Hennecke).
Benedicti regula monachorum. Herausg. von

C. Butler (Grützmacher).
Ficker, Erlafle des Patriarchen v. Konftan-

tinopel Alexios Studites (Ph. Meyer).
Kidd, Documents illustrative of the Continental

Reformation (Benrath).
Briefe aus Klrin-Aften von einem Frühvollendeten

(Kohrbach).

Suter, Die Philofophie v. Richard Avenarius

(Kowalewski).
Wentfcher, Der Wille (E. W. Mayer).

Eger, Jefusnachfolge u. Chriftusglaube (A. Baur).
Baumgarten, Predigten aus der Gegenwart
(Schian).

Philippi, Strafvollzug und Verbreche (A. Köhler
).

Referate: Salvatorelli, II significatio di ,Xa-
zareno'. — Wenck, Spirito e spiriti nel Nuovo
Testamento. — Kater, Die Tragweite der
fogenannten Gottesbeweife. — Marth, Die
Wiffenfchaft der wahren Menfchheit.

Mitteilungen: (23) Apolinarii metaphrasis psal-
morum.

Xeuefte Literatur.

Der Leidener internationale Kongreß für Religionsgefchichte.

Berichte von Titius, K. Th. Preuß, Horten, J. Herrmann, Wünfch, van der Meulen, Krüger.

Vom 9. bis 13. September tagte auf Leidens an
hiftorifchen wie wiffenfehaftlichen Erinnerungen fo reichem
Boden der 4. diefer Kongreffe. Den Vorfitz übernahm
auf Befchluß des Kongrefles, zu dem fich reichlich 250
Teilnehmer — unter ihnen eine Fülle bekannter Namen —
eingefunden hatten, Chantepie de la Sauffaye. Von den
offiziellen Reden und den feftlichen Darbietungen muß
ich hier, fo ftimmungsvoll fie waren, fchweigen. Dagegen
hoffe ich manchem zu Dank zu handeln, wenn ich fchon
jetzt, durch die Mitarbeit zahlreicher Gelehrter unterftützt,
einen Bericht über die Verhandlungen bringe. Eine ge-
wiffe Ungleichmäßigkeit der Berichterstattung ließ fich
dabei allerdings nicht vermeiden. Einige Ergänzungen
aus der Feder der Vortragenden felbft werden noch
die nächften Nummern bieten. Erwähnt fei, daß für den
nächften Kongreß Einladungen aus Heidelberg, Rom und
(im Zufammenhang mit der Eröffnung des Panama-Kanals)
St. Francisco vorliegen. Die Entfcheidung ift dem internationalen
Komitee uberlaffen. T.

In der I.Sektion waren nicht nur die Vorträge über
die Naturvölker, fondern auch die über Methode und
allgemeine Fragen der Religion vereinigt. Die Mitteilungen
über die Primitiven waren wenig zahlreich, doch
ließen auch alle übrigen Redner der Sektion der Wichtigkeit
der Beschäftigung mit ihnen Gerechtigkeit widerfahren
. — Allgemeiner Natur war der Vortrag von K. Th. I dans la science des religions la methode historiqu^

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und Himmelsleute aufgefaßt, die fich wie Erde und Himmel
zum Gedeihen vereinigen müffen. — Miss M. A. Owen,
St. Jofeph U. S. A., fprach über das Thema ,The Rain-
Gods of the American Indians' worin fie in dankenswerter
Weife eine Reihe von Nachrichten über die Regengötter
der nordamerikanifchen Indianer zufammenftellte und auch
in etwas mexikanifche Geftalten wie Tlaloc, Quetzalivuatl,
Mixcouatl heranzog. — C. L. van Panhuys behandelte
größtenteils bekannte Züge in der Religion der Bufch-
neger Surinams: The Heathen Religion of the Bush Negroes
in Dutch Guiana, in denen fich die auch fonft in Südamerika
hervortretende Eigenart der Neger gegenüber
den Indianern zeigte. — In dem Vortrag vonE. Fourriere,
Moulaines: l'origine des Polynesiens, fand fich m. E. nichts
Religiöfes, es fei denn, daß er ihren Urfprung auf Grund
einiger fprachlicher Momente, foweit verftändlich war, von
Paläftina herleitete. — Endlich reiht fich hier am beften
die Mitteilung von Frau W. von Bartels ,Über den Kultus
eines roten Gottes' an; der ,rote Gott' mit einem rotgefärbten
Geficht, einer behaarten Haut und einer Dornenkrone
wird bei den Etruskern, Römern und andern Völkern
Europas und Afiens vorgeführt, als identifch vorausgefetzt
und als Vorläufer Chrifti bezeichnet. In der Diskuffion
wurden mit Recht ftarke Bedenken geäußert.

Der methodologifche Vortrag von A. Goblet d'Al-
viella, De concours, que doivent se preter mutuellement

Preuß: ,Die religiöfe Grundlage der Exogamie', die der . methode comparative war in vieler Beziehung die fehr not-
rationaliftifchen Erklärungsweife einer zufälligen Entwicke- | wendige Entgegnung auf das Buch von Foucart, La
lung diefer Einrichtung entgegentrat, weil dadurch nicht i methode comparative, der nur die Kulturvölker, in erfter

die ftrengen Gefetze und Strafen für Übertretungen erklärt
würden. Religiös nannte P. feinen Erklärungsverfuch, weil
er die Scheu vor dem Inzeft fowohl, der indirekt in der
Exogamie eine Rolle fpiele, wie diefe felbft von der Idee
einer magifchen Einheit zwifchen den nächften Verwandten

Linie die Ägypter, als zur Vergleichung geeignet bezeichnet
, da die Naturvölker konfufe Ideen hätten, degeneriert
feien und Entlehnungen von Kulturvölkern böten. Demgegenüber
weift G. u. a. im einzelnen auf die religiöfen
Tatfachen hin, zu deren Verftändnis die Naturvölker not-

bzw. zwifchen den Mitgliedern einer Gruppe ableitete. 1 wendig find, und betont auch die Wichtigkeit der von
In letzterem Fall fei die klaffifikatorifche Verwandtfchafts- Ratzel eingeleiteten Unterfuchung über die Übertragung
bezeichnung ein Beweis für diefe Einheit. Die Einheits- von Gebräuchen (Genaueres in Nr. 21)

idee fei auf Grund der frühen Fähigkeit auf primitiver
Stufe anzunehmen, getrennte Objekte, die finnliche Beziehungen
zu einander haben, zu einem Ganzen zu vereinigen
, z. B. die verfchiedenen Feuer als eine Feuergottheit
, eine Tiergattung als eine magifche Gefamtheit, den
Sternhimmel als eine Perfon ufw. Bei den Omaha find
z. B. die beiden urfprünglich exogamen Teile als Erd-

Befonders anregend verlief der Vortrag von A. Titius,
Göttingen, über den Urfprung des Gottesglaubens. Der
Referent wurde, dem Evolutionismus huldigend, in gleicher
Weife methodologifch und in der Einzeldarftellung der
Tatfachen fowohl dem ethnologifchen Standpunkt wie der
Frage nach dem Endziel gerecht. Er verwirft den Standpunkt
von A. Lang und P. Schmidt, eine Höhe des

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