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Ausgabe:

1912 Nr. 18

Spalte:

552-557

Autor/Hrsg.:

Hoyer, R.

Titel/Untertitel:

Griechischer Philosoph und geschichtlicher Heiland 1912

Rezensent:

Dibelius, Martin

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551 Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 18. 552

Sendfchirli fchlägt man vergeblich nach ufw. — aber
neben dem warmen Dank und der bellen Empfehlung
für diefe jetzt einzig daftehende Leiftung bleiben nur
zwei Wünfche: 1. Guthe möchte ein Bändchen Erläuterungen
' dazu fchreiben; 2. die Nummern 1, 3, 5, 6b, 13
und 15 möchten ohne Farbendruck und ohne Namen für
billigen Preis einzeln käuflich gemacht werden. — Einige
.Erläuterungen' hat Guthe inzwifchen fchon veröffentlicht
ZMNDPV. 1911, 33—44, 49-56, 65—70, 81—83; 1912,
1 ff. Wir hoffen auf mehr!

Langnau-Zürich. Ludwig Köhler.

rrvsStt. »an. Die fünf Megilloth überfetzt u. erläutert v. Diftr.-
Rabb. Dr. Raphael Breuer. 4. Tl.: Koheleth. (142 S.)
gr. 8°. Frankfurt a/M., A.J. Hofmann 1911. Geb. M. 2.50

Breuer's Buch darf wohl als eine geiftreiche Interpretation
des Koheleth bezeichnet werden, vielleicht will
es auch mehr erbaulich als wiffenfchaftlich fein. Es ift
ja bei einem antiken Werk vom Inhalt des Koheleth nur
zu naheliegend, daß der Moderne, der jenen Inhalt nachzuempfinden
und zu erklären verfucht, von den Problemen
, die ihn befchäftigen und von den Stimmungen,
die ihn beherrfchen, hineinträgt. Ich möchte darum mit
dem Verf. garnicht darüber rechten, daß er im Koheleth
Peffimismus und Optimismus bei einander findet. Eine
andere Frage ift fchon, ob man mit Breuer diefen beiden
Richtungen fo klipp und klar der einen c. 1—6 — kritifche
Zergliederung —, der andern c. 7—12 — fyftematifcher
Aufbau — zuteilen darf. Entfchiedene Bedenken muß
ich aber gegen die Behandlung einiger Textfteilen erheben.
Hier fcheint mir ganz mit Abficht — und ich kann nicht
anders urteilen: zum Schaden des wiffenfchaftlichen Wertes
des Buches — der Text unferen Anfchauungen angenähert
zu fein: z. B. 2,8 find mit rTHTTri <"n© doch wahrfcheinlich
Haremsinfaffen gemeint, und die Genüffe, von denen die
Rede ift, liegen auf gefchlechtlichem Gebiet. Br., der ,die
Sänger und Sängerinnen' durch .allerhand Inftrumente der
Mufik' erfetzt, gibt die übrigen Worte des V. durch:
.allerhand Mittel des menfchlichen Wohlbehagens und der
Bequemlichkeit legte ich mir zu'. — In 3,18 foll trati
Orib heißen: ,wenn fie fich felber angehören', und wird
fo erklärt: ,die Menfchen verfallen tiergleicher Vergänglichkeit
, folange ihr Wollen und Vollbringen in Selbftfucht
und Sinnlichkeit nur vergänglichen Zielen geweiht ift'. —
7,26 wird überfetzt: .Bitterer als den Tod fand ich diejenige
Frau, die eine Falle ift'. Hier wird die Grammatik
einfach vergewaltigt, und wenn es dann noch in der Erklärung
heißt: Ein Radikalmittel gibt's, um ein für alle
Mal peffimiftifcher Anwandlungen Herr zu werden: häusliches
Glück, fo ift damit genau das Gegenteil gefagt von
dem, was Koheleth hier und an anderen Stellen über das
weibliche Gefchlecht urteilt. — Schwer verftändlich ift ein
Satz, wie diefer S. 44: ,weil die Menge ihrer Taten den
vorgeblich menfchenheilbauenden Zweck nimmer erreichendes
Unding bleibt'. Unverftändlich ift mir S. 21:
,Von dem ganzen Ernft der Pflichtforderungen, die rtür-n
in dem Sinne, in welchem fie v. 3 gebraucht wurde, an
ihre Jünger ftellt, machte fich, falls diefe Auffaffung fich
reden ließe, Koheleth nichts wiffen'.

Königsberg i. Pr. Max Lohr.

EvOrQaTlädris, MrxQonoXlxr]Q AtovxonoXsax; EmcpQO-
vioq: EvayyeXiov Maqiaq t% IlaXaioXoyivaq. 'Et>
'AX££,avÖQ£ia, Ix xov jraxQiagyixov xvjcoyQarpdov,
1911. (2 Bl, 84 S. gr. 8°.)

Der Verf. kaufte felbft diefe Handfchrift von einem
in Ägypten lebenden Griechen, doch war fie früher im
Welten, wo fie einem Minoriten Petrus, dem Erzbifchof
der Metropolis von Mailand, dem Bifchof von Novaria,
von einer Maria gefchenkt wurde. Diefe Maria wird als

Kaiferin bezeichnet, und die Schenkung befchrieben, als
bei Gelegenheit eines Befuchs mit ihrem Gemahl Johannes
Palaiologus in Ticinum gefchehend. Damals war Johannes
Galeazzo, Graf von Pavia, Herzog von Mailand und zwar
im Jahre 1392. Euftratiades hält diefen Johannes für
Johannes den Siebenten und meint, daß der Befuch ganz
am Anfang feiner Regierung, vor 1392 ftattfand.

Diefe Handfchrift bekommt die Nummer 2323. Sie
enthält die Evangelien und die Offenbarung. Die Nachbildung
, S. 4, ift leider verunglückt, denn das Pergament
wird im Druck faft fo fchwarz wie die Schrift, doch ift
die Schrift mit Mühe zu erkennen. Einige Blätter vorn enthalten
die Vorworte des Hieronymus zu den Evangelien
—■ noch eins zum Matthäus —, Vorfchriften für die kirchliche
Vorlefung, und ein Synaxarium nebft Menologion,
d. h. die Liften der Lefeftücke für das bewegliche und für
das fefte Jahr. Es ift fehr dankenswert, daß der Verf. diefe
alle abgedruckt hat, S. 5—46. Die Befchreibung des Inhaltes
fchließt mit S. 46—48, worauf die Vergleichung
des Textes mit dem Text von Neftle, vom Jahre 1901,
folgt, S. 48—82. Auf S. 82—84 findet man die Angabe
des Umfanges der Kapitel des Andreas in der Offenbarung
. Die Arbeit ift praktifch angelegt und fchlicht
und klar ausgeführt. Sie erfchien zuerft in der Zeitfchrift
des alexandrinifchen Patriarchats: ExxXrjOiaoxixoq <Pa(>oq
im 7. Bd.

Ich möchte nicht verfehlen, auf die weiteren Schriften des Verf.
aufmerkfam zu machen, die auf dem Lnifcblag hinten verzeichnet find.
Es find deren fieben: Sonntagshomilien aus einer Wiener Handfchrift
(536 S., 4 Franken); — der Apoftel Paulus (34 S., 2 Fr.); — der erfte Band
der Aporien des Michael Glykas (540 S., 5 Fr.); der zweite Band wird
jetzt gedruckt; - Briefe und Mythen des Gregor von Zypern (233 S., 3 Fr.);
— ein N. T. Wörterbuch (943 S., ungeb. 20 Fr., geb. 25 Fr.); — die Pandekten
des Nikolaus Karatsa, Logotheten der Großen Kirche (111 S.,
1 Fr.); — und eine Befchreibung der griechifchen Gemeinde in Leipzig
(16 S., 5° Centimes).

Leipzig. Caspar Rene Gregory.

Der gelchichtliche Jehls.

Drews, Arthur: Die Chriftusmythe. Zweiter Teil. Die Zeugniffe
für die Gefchichtlichkeit Jelu. Eine Antwort an die Schriftgelehrten
m. befond. Berückficht, der theolog. Methode. Nebft e. Anh.:
Ift der vorchrifiT. Jefu widerlegt? Eine Auseinanderfetzg. m. Weinel
v. W. B. Smith. I.—3. Taufend. (XXII, 452 S.) 8". Jena, E. Diede-
richs 1911. M. 5—; geb. M. 6.50

Smith, William Benjamin: Ecce DeilS. Die urchriftl. Lehre des reingöttl.
Jefu. (XVI, 316 S.) gr. 8°. Jena, E. Diedcrichs 1911.

M. 5 —; geb. M. 6.50

Dunkmann, Sem.-Direktor Lic. K.: Der hiftorifche Jelus, der mytho-
logifche Chriftus und Jelus der Chrift. Ein krit. Gang durch die
moderne Jefus-Forfchg. 2. völlig veränderte Aufl. (in S.) gr. 8°.
Leipzig, A. Deichert 1911. M. 2 —

Virolleaud, Prof. Ch.: Die Chriftuslegende. Überfetzt v. Dr. W.

Breitenbach. (Humboldt-Bibliothek. Schriften des Humboldt-
Bundes für naturwiffenfchaftl. Weltanfchauung. Heft 1.) (VII, 46 S.)
8». Brackwede i. W., Dr. W. Breitenbach. M. — 80

Hoyer, R.. Griechifcher PhiloToph u. gefchichtlicher Heiland. (16 S.)

gr. 8°. Frankfurt a. M., Neuer Frankfurter Verlag 1910. M. — 50

Brepohl, Frdr. Wilh.: Die Wahrheit üb. Jelus v. Nazareth. Gedanken
zu Herrn Profeffor Arthur Drews ,Chriftusmythe'. (72 S.) 8°.
Berlin, Gerdes & Hödel 1911. M. 1 —

Clemen, Prof. D. Dr. Carl: Der gerchichtliche Jefus. Eine allgemein-
verftändl. Unterfuchg. der Frage: hat Jefus gelebt, u. was wollte er?
(VII, 120 S.) 8°. Gießen A. Töpelmann 1911. M. 2 —; geb. M. 2.70

Wer fich bemüht hat, im Streit um die Chriftusmythe
fein Auge offen zu halten für die leitenden Intereffen und
für die Frageftellung der fogenannten ,mythologifchen
Richtung', wer in der ganzen — nun fcheinbar vor neuen
Debatten verftummenden — Diskuffion weder ein Ärgernis
noch eine Kinderei, fondern eine charakteriftifche
Erfcheinung gefehen hat, von der die theologifche Wiffen-
fchaft jedenfalls etwas lernen foll — der wird den erften
Teil von Drews' zweitem Bande mit dem Gefühl größten
Mißbehagens lefen. Drews behandelt hier die außer-
chriftlichen Zeugniffe für das Chriftentum, deren relative
Geringwertigkeit wirklich bald allgemein anerkannt ift,