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Ausgabe:

1912 Nr. 18

Spalte:

549-551

Autor/Hrsg.:

Guthe, Hermann

Titel/Untertitel:

Bibelatlas in 20 Haupt- und 28 Nebenkarten 1912

Rezensent:

Köhler, Ludwig

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Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 18.

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ein am Schluße angehängtes, mit peinlicher Akribie her-
geftelltes Verzeichnis der Eigennamen vortreffliche Dienfte.
Trotz vielfacher Stichproben konnte ich kein Deüderatum
entdecken. Nachzutragen wüßte ich nur 2 Namen, auf
Grund von W.'s Neubearbeitung der Naks-i-Rustam-Infchr.
(f. die Abh. der fächf. Gef. d. W. a. a. Ö., S. 50), nämlich:
Kadü, L. und Kadumai, V. Bemerkt fei noch, daß fich
die babylonifch'e Form des Namens Baktrien, Bahtar
(vgl. zur Form Nöldeke bei A. Weber, Sitz.-Ber. der Berk
Akad., 1892, S. 696), außer an den von W. (S. 14b l441)
erwähnten Stellen, auch in dem aus der Seleukidenzeit
flammenden aftronomifch-chronikalifchen Texte Br. M.
82,7—14, 127, Z. 33 (Zeitfchr. f. Affyriol. VI, 235) findet:
alu ba-ah-tar.

An "dem Inhalte von W.'s Buches ifl nicht nur die
engere Gemeinde der eigentlichen Fachgenoffen intereffiert,
fondern auch das weitere Forum aller mit der Gefchichte
des alten Orients befchäftigten Gelehrten. Sie alle müffen
W. für feine wertvolle, eine wichtige Disziplin der Keil-
fchriftforfchung neu befruchtende Arbeit zu lebhaftem
Danke verpflichtet fein. Die mufterhafte, von Fehlern fo gut
wie ganz freie Drucklegung möge zum Schluße noch be-
fonders lobend hervorgehoben werden.

Würzburg. M. Streck.

Guthe. Prof. DD. Hermann: Bibelatlas in 20 Haupt- und
28 Nebenkarten. Mit einem Verzeichnis der alten und
neuen Ortsnamen. (V, 10 S. Text.) gr. Fol. Leipzig,
H. Wagner & E. Debes 1911. geb. M. 12 — j

Guthes Bibelatlas ift nun ein Jahr lang in meinem !
Befitz, ich kann alfo, was bei einem Kartenwerk befon-
ders nötig ift, auf Grund längeren Gebrauches urteilen,
und das Urteil muß in jeder Hinficht fehr günftig lauten.

Die Karten, die gegeben werden, find fehr gefchickt j
gewählt. Ob man aus topographifchem Intereffe oder I
ob man bei der Befchäftigung mit einem Gefchichts- |
abfchnitt den Atlas zu Rate zieht, man wird feiten um- i
fonft auffchlagen. Auch die Kartenbilder find gut Sie
lefen fich gut, find mit Namen nicht überladen, laffen
aber auch nichts wefentliches vermiffen; obwohl das ge-
fchichtliche Intereffe deutlich im Vordergrunde fleht, fo
ift es doch verhältnismäßig gut gelungen, auch die Boden-
geftaltung hervortreten zu laffen, am wenigften vielleicht
in der letzten Karte: das heutige Paläftina.

Wir geben, mit wenigen Bemerkungen dazu, an, was
die Karten bieten. I. Syrien und Paläftina um 1400—1250.
Mit den Namen der Amarnazeit, im Nilland find auch
die fpäteren griechifchen eingetragen, auch Fragliches ift
(mit Fragezeichen) gebucht: Lakifcha (an zwei Stellen), 1
Nazima ufw. Nebenkarten zeigen den Nil von Affuan
bis Chartum (fchade nur, daß aus Raumgründen das Maßverhältnis
diefer Nebenkarte zur Hauptkarte ein wenig
anfchauliches ift: 42: 100) und das öftliche Nildelta, diefes
in erfreulich großem Maßftab. II. Paläftina zur Zeit
Sauls; Farben^machen die Sitze der einzelnen Völker-
fchaft'en deutlich; vor zu ,buchftäblichem' Verftändnis bewahrt
der o-radiinige Verlauf der Farbengrenzen; die
Verkehrsftraßen find deutlich eingetragen; alles dies ift
fehr wertvoll Die Nebenkarte zeigt die Reiche Ifchbo-
fcheths und Davids. III. Paläftina um 1000-750 v. Chr.,
ein Doppelblatt, dem an Plaftik keins gleichkommt, wo- |
durch namentlich die rot eingetragenen Verkehrswege
fehr lehrreich werden. Das Kartenbild reicht vom Gelände
füdlich des Toten Meeres bis Damaskus und von
Raphia bis zum Oftrand des Hauran. Reifen, Handelsbeziehungen
, kriegerifche Unternehmungen innerhalb Pa-
läftinas wird man an diefer Karte ftudieren, die einzeln käuflich
fein follte. Die Nebenkarten zeigen das Reich Davids
und Salomos, Jerufalem mit den Königsbauten, drei Quer-
fchnitte durch die Linien Haifa-Tiberias, et-Tire — Na-
bulus, Asdod-Jericho. IV. Paläftina um 650 v.Chr., I.Nebenkarte
: Paläftina um 732. Hier ift das Verhältnis fehr an-
fchaulich: 1: 2. Die 2. Nebenkarte zeigt Jerufalem um 650.

V. Doppelblatt: Das aflyrifche und babylonifche Reich
im 8. und 7. Jahrh. Nebenkarten für Ninive (2), Tyrus
und Babylon (3). Das Gefchichtliche beherrfcht die
Hauptkarte nicht fo ftark, daß fie nicht auch für alle
anderen Zeiten treffliche Dienfte tun könnte; auch die
arabifche Halbinfel ift zum großen Teil aufgenommen.

VI. Vier Karten, welche das Werden des geographifchen
Horizontes im Altertum beleuchten: die Völkertafel nach
J ,um 800 v. Chr.', die Völkertafel nach P ,6.-5. Jahrh.',
die Erdtafel des AT nach Menke 1868 und das Weltbild
Herodots. Auf diefem Blatte mifcht fich natürlich
Sicheres und Vermutetes fehr ftark. Man wünfcht fich
unwillkürlich fofort noch eine handelsgeographifche Karte
zu Ez 27, und andere Wünfche tauchen auf, aber fchon
die Trennung der Angaben von J und P in in zwei Karten
ift ein hohes Verdienft.

VII. Das perfifche Reich um 500 v. Chr. Hier
möchte man Punkte wie Syene als Garnifon gekennzeichnet
haben, aber das ift wohl fchwer auch bei allen
anderen Plätzen durchführbar. Drei höchft willkommene
Nebenkarten: Nehemias Mauer von Jerufalem, fein Statthalterbezirk
und das Gebiet des jüdifchen Kirchenftaates
um 430. VIII. Eine Karte zeigt das Gebiet Alexanders
des Großen, wie es 187 aufgeteilt war, zwei andere Paläftina
unter den Makkabäern und zur Zeit des Pompe-
jus. IX. Das Schönfte diefes Blattes ift Galiläa in
1:466000, das Bild reicht bis zum 36. Längengrad, das
Relief der Landfchaft ift fehr deutlich, die Wegverhält-
niffe gut dargeftellt. Zwei andere Karten zeigen Paläftina
um 40—31 und um 30—4. X. ,Paläftina zur Zeit Chrifti',
ein Doppelblatt. Nur die Farbenbänder der politifchen
Einteilung verbieten es, diefes Blatt wegen feiner Schönheit
neben III zu Hellen; eine Wegeinzeichnung, die dort
fehlt, findet fich hier (Guthe, MNDPV 1911, 43). Die
Nebenkarten geben Jerufalem mit reichen Ifohypfen und
die weitere Umgebung von Jerufalem. XI. Vier Paläftina-
karten; Paläftina 4—6, 37—44, 44—66 und 66—70 n. Chr.

XII. Die Mittelmeerländer im 1. Jahrh. n. Chr., dazu Karten
der NW.-Ecke von Malta, von Paläftina nach 70 n. Chr.,
von Jerufalem in der Belagerung durch die Römer, von
Alexandrien, Athen und Rom. Beim Hauptblatt drängt
fich der Vergleich mit der Karte auf, die Deißmann
feinem ,Paulus' beigegeben hat. Dort find die Juden-
fiedelungen deutlicher (fie mitzuteilen ift ja auch eine
Abficht Guthes), und es war gefchickt von Deißmann, die
herkömmliche Zählung der Miffionsreifen des Paulus zu
verlaffen und die einzelnen Reifeftrecken für fich zu beziffern
. Bei Deißmann ift es ein feltfamer Einfall, die
Verbreitung des Ölbaums einzuzeichnen — mit der fich
ja der Siedelungsbezirk der Juden gar nicht deckt — in
Guthes Atlas möchte man eine Anzahl kulturgeographifcher
Karten noch hineinwünfchen. Hat die Karte der .Paulusbucht
von Malta' einen Wert? Meines Wiffens nicht.

XIII. Das heutige Paläftina, ein vielleicht etwas überladenes
Doppelblatt, eine Karte des heutigen Jerufalem
und feiner Umgebung und des Hochlands von Judäa.

Erft wenn man fich einmal mehrere Stunden mit
einer der Karten befchäftigt hat, gewinnt man ein Urteil
über die große und entfagungsvolle Arbeit, welche Guthe
und fein kartographifcher Mitarbeiter Dr. Hans Fifcher,
geleiftet hahen. Sie ift ganz erftaunlich. — Dalman hat
(ZDPV. 1912, 43 ff.) an einer Fifcherfchen Karte des fy-
rifch-ägyptifchen Grenzgebietes auf Grund feiner nun
Ichon langjährigen Ortskenntnis allerlei, die Genauigkeit
im Kleinen betreffende Ausftellungen zu machen gewußt.
Das mag auch an Guthes Bibelatlas möglich fein, auch
Wünfche ließen fich äußern — Nr. 13 fehlt nördlich
Lubije ein birket meschkana, f. Klein, Beiträge z. Geographie
Galiläas 31, ThLZ 1910, 327; 3 km füdlich von
Paneas fehlt zäcöra, f. ZDPV 1910, 233; im Namen-Verzeichnis
fleht Zendfchirly, aber die geläufigere Form