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Ausgabe:

1912 Nr. 1

Spalte:

540

Autor/Hrsg.:

Gardthausen, V.

Titel/Untertitel:

Griechische Palaeographie. 2. Aufl. 1. Bd.: Das Buchwesen im Altertum u. im byzantinischen Mittelalter 1912

Rezensent:

Gregory, Caspar René

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539

Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 17.

wird. Anhangsweife wird auch der Joachimsthaler Katech.
erwähnt (S. 331 ff.). Mit der Grenzbeftimmung nimmt es
der Verf. nicht allzu genau: Erbach und Worms rechnet
er zu Mitteldeutfchland; wo erNaffau einzureihen gedenkt,
über das er fpäter referieren wird S. 275, bleibt vorläufig
ungewiß. Daß ich den ,Bauernkatechismus', von dem
allerdings erft eine Zerbfter Ausgabe aus 1590 uns erhalten
ift, zu den ,Süddeutfchen' rechne, weil er von Olevianus
flammt und zwar aus der Zeit, wo diefer noch in der
Pfalz wirkte und Propaganda für das reformierte Bekenntnis
machte, wo immer fich dazu Gelegenheit bot, die fich in
Anhalt feit etwa 1585 anbahnte, hat Reu fehr übel genommen
S. 275 f. Ich fühle mich dadurch in meinem
wiffenfchaftlichen Urteile nichts weniger als erfchüttert,
glaube aber, der Sache, der wir beide nützen wollen,
einen Dienft zu erweifen, wenn ich aus dem Ertrage
eigner Forfchungen, den Angaben Reus, deren Verdienft-
lichkeit ich im vollen Umfange anerkenne, einige Ergänzungen
hinzufüge. Ich folge dabei dem Gange feiner
Darfteilung und befchränke mich darauf, nur dem I Teile
S. 3—333 (fächfifch-thüringifche Katechismen) Titel dort
nicht erwähnter Bücher hinzuzufügen und diefe, um Raum
zu fparen, nur kurz anzugeben, indem ich mich zugleich
erbiete, diefe Titel jedem, der fich für fie intereffiert, biblio-
graphifch genau zur Verfügung zu ftellen.

S. 12: Überfetzung eines Anonymus des Catechismus puerilis
1532: Catechifmus || oder vnderweifung . . . Phil. Melanchthonis. || Ver-
teutfcht im 1535 . Jahr (Bafel)1). — Am Schluffe findet fich die Bemerkung
,Zum Lefer', daß die Autorfchaft Melanchthons zweifelhaft fei. —S. 22:
Frühere Ausgabe des ,Manual' mit dem Titel: Ein Heilfames | Manual . . .
Philip. Melanchthon . . . Franckf. a. M. . . . 1554 (Bremen). — Desgl. eine
Ausgabe der Beyerfchen Überfettung: Franckf. a. M. 1572 (Helmftedt
Eigentümerin war die Markgräfin Marie Eleonora v. Brandenburg 1586).

— S. 26 ff. ift nunmehr das Verhältnis der verfchiedenen Ausgaben des
Wittenberger Unionskatechismus 1571/72 richtig dargeftellt. — S. 45: die
dort erwähnte Ausgabe des Meniusfchen Katechismus ift bei Raufcher in
Erfurt erfchienen. — S. 51: Zu Aquila ift mein Auffatz in Mfchr. f. Gttsd.
u. ki.KunftIX, 83fr zu vergleichen. — S. 56: Von den Torgauer .Gefprächen1
finden fich Ausgaben in Wernigerode und Kopenhagen; mir waren fie
feit Jahren bekannt. — S. 56: Uber die Torgauer Jungfrau-Schulordnung
vgl. Bode, im Hannov. Volksfchulboten. — S. 62: Nicht Schneefing,
fondern Konr. Huber ift Verf. des Liedes: ,Allein zu dir' ... — S. 114:
Der erlte Titel der griechifchen metrifchen Bearbeitung des KL Kat. von
Martini (1573) lautet: KATHXH || SIS A0Y6HP0Y \ H MIKPA.

— S. 120: Ich befitze eine Ausgabe von Selnecers Paedagogia Frank-
furt-Brubach 1565, die fich als nunc primum in lucem edita bezeichnet;
alfo die erfte Ausgabe fein wird. — S. 122: Niederdeutfche Überfettung
von Teitelbach: Dat Gülden Klenod || . . . dorch || M. Johan Tettelbach
. . . Dortmund . . . 1577 (Helmftedt.) — S. 123: In Hamburg befindet
fich eine 1569 zu Erfurt gedruckte Ausgabe von Kreuzdorfs Handbüchlein
. — S. 120: Die Quaestiunculae des Lyttichius find mit etwas anderem
Titel bereits 1574 erfchienen (Riga). — S. 146: Die Historiae
Sacrae des G. Fabricius liegen auch in deutfcher Überfetzung von Mich.
Hempelius Freiburg 1595 vor (Danzig). — S. 146: Siber hat ein Bre-
viarum Christianum gefchrieben, deffen I. Teil die 5 Hauptftücke erklärt
1575 (Harburg). — S. 162 wäre der auf Befehl Chriftans I. erfchienene
CATECHISMVS Dresden 1591 zu nennen (Wolfenbüttel). — S. 164 die
vermißte erfte Auflage des Torgauer Katechismus 1594 findet fich in
einem Prachtbande in Wernigerode. In das Buch haben nicht weniger
als 8 fürftliche Perfonen handfchriftliche Eintragungen gemacht. — S. 206:
Ein Konvertiten-Katechismus: Vnterricht vnd || verhör ] EgidiiMeche- || lers
| vnd Mag. Sig. Kirchners | || Eines JUdifchen Cathecumeni o. O. 1539
(Wernigerode) — S. 215: Unter den Luthers Katechismus bekämpfenden
jefuitifchen Schriften wären noch zu nennen: Flafch, Augeufcheinliche
Er-weifung . . . Ingolftadt 1578 (Helmftedt); eine Ausgabe von Ernhoffers
Schutzfchrift Grätz. 1587 (Brit. Muf.); eine dänifche überfetzung des
Grätzer Enchiridion: Thett är || Then lille [| och reene Catechifmus . . .
Wittembargh; von Bl. 43 an: Sanfärdigh |j Ögenfkun || ligh . . . Förfmarelfes
... 1591 (Helmftedt) — S. 236: Von Martinis Epitome find 1589 zwei
Ausgaben in Helmftedt erfchienen. In der einen fehlt der Name des
Druckers Jac. Lucius (Helmftedt) — S. 261 wäre neben der Vita Domini
des Zach. Prätorius deffen SIMPLEX || EXPOSITIO || VERBORVM ||
CATECHISMI . . . M. D. LXXIII zu nennen (Gmunden) — S. 276:
Kittelmann hat auch gegen Ameling in Anhalt gefchrieben: Rettung ||
deß Catechif- | mi Lutheri . . . Vrfel . . . M. D. XCVII (Wernigerode)

— S. 277: Von dem rechten Calvinifchen Bauernkatechismus Warleids
gibt es noch eine andre (wohl frühere) Ausgabe 1597. Schon die Abteilung
der erften Zeilen von der bei Reu angeführten beweift es. Wir
lefen hier: Der rechte || Caluinifche Bawren || Catechifmus | darin die

l) Der von mir Sp. 217 erwähnte Brufch hat nicht den Catechismus
1532, fondern die Catechefis 1540 überfetzt, worauf auch Reu aufmerk-
fam macht.

rechten | Hauptftücke . . . auch wird hier richtig ,Patenen' ftatt .Patenten1
gelefen (Helmftedt) — S. 319: Von G. Walthers Büchlein befitzt Kopenhagen
eine dänifche Überfetzung (durch Niels Jörgenfen): Confessio. D.
e. Bekindelse ... 1587 (Kopenhagen) — S. 325: Hahns Chriftl. Kleinod
liegt fchon in einer Ausgabe von 1595 vor unter dem Titel: Chrift-
lich Kleinod. || Darinnen (nicht DArinnen) || Fragen vnnd Ant- || wort . . .
Sprü- | chen . . . Hall in Sachfen . . . 1595 (Kopenhagen) — Ich notiere
hier: Außle- || gung des Va- || ter vnfers | Auff frage || vnd antwort geftellet
I durch G. H. M. || An alle Chriften. || Wittemberg || M. D. xxx 11 ij, deffen
Provenienz ich nicht feftftellen konnte (Wernigerode) — S. 331 ff: Unbeachtet
darf folgendes Buch nicht bleiben: Fragftücklein || Vber die
Son- II tags vnd . . . || Feft Evangelia . . . auf die Lehr des || Catechifmi
. . . zugericht. || Durch den alten Herrn M. Johann Matthefium | feiigen
| . . . Nürnberg MDCV. In diefem Buche wird bei der Auslegung der
Perikopen ftets Rückficht auf den Katechismus genommen; der 3. Teil
ift geradezu überfchrieben: ,Vom heiligen || Catechifmo'; der zweite beginnt
mit der Wiederholung des Haupttitels und fügt hinzu: Nürnberg MDXC.
Das läßt eine ältere Ausgabe vermuten, die allerdings nicht von Matthefius
felbft flammen kann, da diefer bereits 1565 geftorben ift. Man darf wohl
annehmen, daß eine erfte Ausgabe durch Matthefius veröffentlicht worden,
die dann wiederholte Auflagen erfuhr. —

Damit fchließe ich meinen Bericht über Reu's Werk
I, 2a. Ich tue es mit aufrichtigem Dank für feine reiche
Gabe, die uns auch in diefem Teile feiner Arbeit geboten
wird, und in der Hoffnung, daß ihn meine ,Ergänzungen',
die ich übrigens nur auf ein Mindeftmaß befchränkt habe,
nicht unwillkommen fein werden.

Göttingen. K. Knoke.

Referate.

Gardthaulen, V.: Griechifche Palaeographie. 2. Aufl. 1. Bd.: Das
Buchwefen im Altertum u. im byzantinifchen Mittelalter. (XII,
243 S. m. 38 Abbildgn.) gr. 8". Leipzig, Veit & Comp. 1911.

M 8 —

Diefer willkommene Anfang einer neuen Auflage von Gardt-
j haufens Werk bietet nach kurzer gefchichtlicher Einleitung neun
Kapitel: 1—3 über Schreibltoffe, 4 über die äußere Form der Hff.,
5 über Brief und Siegel, 6 über Einband, 7 über Schreibzeug,
8 über Tinte und Farbe, und 9 über Verzierungen. Man lieht
überall, wie viel der Verf. in den zweiunddreißig Jahren feit dem
Erfcheinen der erften Auflage gefammelt hat. Der Text wird
durch viele Abbildungen aufgehellt. In dem Vorwort zeigt Gardt-
haufen das an, was er bei diefer zweiten Auflage im Vergleich
mit der erften auszulaffen gedenkt. Es ift mir nicht ficher, daß
es gut ift, das Alles wegzulaffen. Ob der Verf. nicht wenigftens
einiges davon in verkürzter Form bringen könnte? Die Abbildung
der Papyruspflanze, S. 47, läßt, meine ich, die Stiele nach
unten zu viel zu dünn fein. Dafür kann der Verf. nichts. S. 55,
Z. 10. 11 waren die Papyrusftreifen ficherlich von vornherein der
Länge nach fortiert, indem man für jede Sorte die eigene Länge
hatte. Wahrfcheinlich wurden die unteren gröberen Teile für
grobes Papier fehr lang gefchnitten. Die Streifen brauchten nicht
nach der Breite fortiert zu werden, denn die dreieckige Form
ließ die Streifen derfelben Grobheit oder Feinheit fehr verfchie-
dener Breite fein. Zu S. 208 gegen unten, wahrfcheinlich hat der
Verf. irgendwo fonft die auch hierher paffende Gewohnheit der
irifchen Mönche, die großen Buchftaben mit dem gelben Lack zu
verkleckfen, erwähnt, vgl. den Codex Bornerianus in Dresden
und die Evangelienhf. nebft dem Pfalter in Sankt Gallen. Möchte
das übrige diefes wichtigen Werkes bald folgen.
Leipzig Cafpar Rene) Gregory.

Goethals, Augustin: Jean precurseur de Jesus. (Melanges d'histoire
du Christianisme. 2. partie.) (61 S.)8°. Paris, Fischbacher 1911.
Das Schriftchen behandelt in der feinem Umfang entfpre-
chenden Kürze die hauptfächlichften Fragen, die uns die alte
Überlieferung von Johannes dem Täufer ftellt. Sein charakteri-
ftifches Merkmal ift, daß es zu den auch fchon früher ausgebeuteten
Quellen die neuerdings durch Überfetzung aus dem
Slavifchen zugänglich gewordenen Zufätze zum Jofephus gefeilt
und ausgiebig verwertet. G. ift nämlich der Meinung, daß die
Additamenta aus den Yrtofivii/Ltara des Hegefipp flammen und
von diefem entweder aus der mündlichen Tradition der Johannes-
fekte oderwahrfcheinlicheraus einer in diefen Kreifen entftandenen
aramäifchen Schrift gefchöpft find. Ich halte weder den für diefe
Auffaffung geführten Beweis für gelungen, noch vermag ich mich
meiner Harken Zweifel an dem Quellenwert der flavifchen Jo-
fephusftücke zu entfchlagen. Damit ift mein Urteil über eine
auf diefer Grundlage wefentlich mit erbaute Schilderung gegeben.
Marburg i. Helfen. Walter Bauer.