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Ausgabe:

1912 Nr. 16

Spalte:

484-488

Autor/Hrsg.:

Meyer, Eduard

Titel/Untertitel:

Der Papyrusfund von Elephantine. Dokumente einer jüdischen Gemeinde aus der Perserzeit und das älteste erhaltene Buch der Weltliteratur 1912

Rezensent:

Smend, Rudolf

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483

Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 16.

484

Ergänzung zu feinen wertvollen Unterfuchungen über die
Bektafchijje (Tachtagys mit den Dendrophori zufammen-
geftellt; Quadragefima der Chalvetis); er erklärt außerdem
einige fprachliche Punkte in Menzels Arbeit I, 233 auf
S. 104f. — Von Seidels .Medizinifches aus den Heidelberger
,Papyri Schott-Reinhardt' wird der Schluß gegeben
S. 221—231. — ,Die ariftotelifche Lehre vom Licht bei
Hunain b. Ishaq' behandeln Prüfer und Meyerhof
S. 117—128 (Überfetzung eines im ,Machriq' 1899 abgedruckten
Traktates. — O. Refcher belegt in ,Über
fataliftifche Tendenzen in den Anfchauungen der Araber'
(S. 337—44) die fataliftifche Gefinnung der heidnifchen
Araber; nicht beachtet ift, daß ficherlich ein Einfluß der
perf. zrwän-Lehre (f. de Boer) ftattgefunden hat. — Die
fchöne Studie Kahles über das egyptifche Schattenfpiel
(I, 264—99) wird zu Ende geführt (S. 143—95) mit einem
wichtigen Nachtrage über die Auffindung alter Figuren
in Menzaleh; dabei wurden auch alte Texte erworben,
die fleh mit den früheren Sammlungen volkstümlicher
Schattenfpielpoefie glücklich ergänzen; K. fchließt Unterfuchungen
über die Schattenfpielperioden und den Gebrauch
der Wappen in Egypten an. —Eine quellenkritifche
Arbeit zur islamifchen Gefchichtliteratur ift die von H. F.
Amedroz zur Verfügung geftellte .Konkordanz zwifchen
Tabaris Annalen und Ibn Miskawaihs Tagärib el-
umam [Gibb Mem. VII, 1] (S. 105 — 14). Tab. ift oft
kürzer, zuweilen abweichend; die Varianten find zum Teil
abgedruckt, nicht immer mit Beigabe der Verfion Tabaris.

— Strzygowski verfucht in ,Felfendom und Akfa-
Mofchee. Eine Abwehr', mit 5 Tafeln S. 79—97, Herzfelds
Gedanken in ,Die Genefis der islamifchen Kunft'
(f. ThLZ 1911, Sp. 290) zu widerlegen, macht aber feine
eigenen Aufftellungen (in F. und Akf. ahmten die Araber
die erfte Mofchee von Medina und die Ka'ba von Mekka
nach) nicht glaubhaft und leugnet die von H. geiftreich ]
nachgewiefene Einwirkung der von überall her zufammen- I
gerufenen Handwerker, darunter natürlich auch Hand- j
werksmeifter, auf die Bildung des Eklektizismus, der die !
islamifche Kunft beherrfcht. — Mit diefem Streite hängt J
zufammen Strzygowskis ,Ornamente altarabifcher Grab- j
fteine in Kairo' (S. 305—36) mit Vorführung der Grabfteine j
in Gruppen nach den Ornamentmotiven und mit einem
wertvollen Beitrage Rhodokanakis'(S. 323fr.); die Thefe,
es handele fich um arabifche Volkskunft mit Fefthaltung
des helleniftifch-perfifchen Motives der Palmettenranke |
läßt fich nicht halten; es fehlt die Schärfe in der Trennung
zwifchen .Arabern' und Jemenern (Sabäern, Himjaren). Zu J
diefem Auffatz nimmt Herzfeld kurz Stellung S. 411—413.

— Dem Gebiete der Kunft gehören auch an Sarres und
Mittwochs Entgegnungen ,Zu Jofef von Karabaceks'
Riza-i Abbasi' (S. 196—203. 204—219), in denen die Kritik
an Sarres kunftwiffenfchaftlicher Tätigkeit zurückgewiefen
und die Arbeitsart K.s fcharf beleuchtet wird.

V. Staat (Recht, Gefchichte): An erfter Stelle fleht
hier die knappe, aber großzügige, das Wefentliche fcharf
markierende Uberficht .Hiftorifche Studien über das Londoner
Aphroditowerk' von Becker (S. 359—71), eine j
Würdigung der monumentalen Publikationen von Bell
und Cr um. Den eigenen Arbeiten über die arabifchen
Stücke des Fundes (Papyri Schott-Reinhardt I und ZAff.
20,68ff.) fügt Becker in .Neue arabifche Papyri des
Aphroditofundes' (S. 245—68) die Publikation von 16
arabifchen Stücken aus Kom Eshgaw hinzu (15 in Kairo,
1 in Konftantinopel). Bell gibt Überfetzungen der grie-
chifchen Papyri 1333—14°4 mit Auslaffung einiger wenigen
(S. 269—283. 372—384). — Eine eigene Arbeit mit
weiten hiftorifchen Ausblicken und fympathifcher, beiden
Männern gerecht werdender Stellungnahme im Streite
Strzygowski-Herzfeld ift das Referat Beckers über das
Amida-Werk von van Berchem und Strzygowski
S. 385—399. — Das Neuland, das van Berchem in dem
Kleinafien-Teile feines Corpus erfchloß, würdigt Becker
in dem Referat über Berchems Materiaux Teil 3 S. 399

bis 402. — Zu dem Problem .Mohammed und das Judentum
' gibt Wenfinck einen Beitrag S. 286—291, in dem
er fich mit Leszynsky auseinanderfetzt. — Goldzihers
,Mirbäc' (S. 102—4) ftellt die Inftitution des Führer-Viertels
an der Beute außer Zweifel gegen die Bedenken F. F.
Schmidts I 308. 316. — Von der Kreuzfahrerzeit bis an
die Grenze der osmanifchen Herrfchaft verfolgt Richard
Hartmann die Gefchichte der .Herrfchaft von al-Karak'
(S. 129—142), indem er das Material kritifch flehtet und
ordnet. — Auf Vorgänge in der modernen Islamwelt
haben Bezug die Notizen ,Die deutfehe Schule in Aleppo'
S. 295 und .Zeitgenöffifches aus Marokko' von F. F.
Schmidt S. 295—8.

Von den Referaten, die nicht fchon oben eingearbeitet
find, erwähne ich O. Mann über Wilfons Masnavi-Über-
fetzung (S. 291 f.) und Giefe über Tfchudis Asafnäme
(S. 293 f., es muß proteftiert werden gegen den Satz an
der Spitze: ,wenn es etwas gibt, worauf die deutfehe
Wiffenfchaft keinen Grund hat ftolz zu fein, fo find es
ihre Leiftungen in der Turkologie'; weiß G. nichts von
F. W. K. Müller, Bang, Marquart, Le Coq?).

Hermsdorf bei Berlin. Martin Hart mann.

Jeremiah and Lamentations. Vol. II. Jeremiah XXV to LH.
Lamentations. Introduction, revised Version with notes
map and index, ed. by Prof. A. S. Peake, D.D. (The
Century Bible.) (VII, 359 S. m. 1 färb. Karte.) kl. 8°.
Edinburgh, T. C. & E. C.Jack (1912). s. 2.6

Das Urteil, welches Ref. in Jahrg. 36 Nr. 4 Sp. 104 f.
über den erften Band des vorliegenden Werkes abgegeben
hat, kann er über den zweiten nur wiederholen. Der Verf.
hat es verftanden, die bisherigen wiffenfehaftlichen Arbeiten
über das Buch Jeremias und über die Klagelieder in weitem
Umfange fich zu eigen zu machen und ihre Ergebniffe
in gefchickter Weife für die Bedürfniffe eines gebildeten
Laienpublikums darzuftellen. Es tritt das an Stellen wie
26, 18 — dem Zitat aus Micha (ich möchte übrigens an
der Identität von Mariffa und Morefchet nicht zweifeln),
oder 31,15 — der Lage von Raheis Grab, oder 36,20 fr.
deutlich hervor. Daß wir folche Kohlenbecken — brasier,
wie er fagt — jetzt durch die Ausgrabungen in Paläftina
befitzen, hätte vielleicht erwähnt werden dürfen. Ich bin
dem Verf. dankbar, daß er zu meinen Ausführungen in
ZATW 1904, 1 ff. über Thr 3 anerkennt, he has rightly
called attention to phenomena which deserve consideration.
Das ganze Werk ift ohne Zweifel als eine Zierde von
The Century Bible zu betrachten.

Königsberg i. Pr. Max Lohr.

Meyer, Eduard: Der Papyrusfund v. Elephantine. Dokumente
e. jüdifchen Gemeinde aus der Perferzeit u.
das ältefte erhaltene Buch der Weltliteratur. (IV,
128 S.) 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1912.

M. 2 —; geb. M. 2.50

Die für weitere Kreife beftimmte Schrift beginnt mit
den Worten: ,Das Judentum ift eine Schöpfung des
Perferreichs, die unmittelbar noch in untere Gegenwart
hineinreicht'. Diefe namentlich für ein breiteres Publikum
fenfationelle Thefe begründet der Verf. in der Hauptfache
mit Nr. 6 der von Sachau edierten Elephantine-Papyri
(vgl. Th.Lit.Ztg. Nr. 13 Sp. 38764, einem in der Tat höchft
intereffanten Brief, den ein gewiffer Hanania im 5. Jahre
Darius' (II. = 419 v.Chr.) an diejudäer von Elephantine
richtete. Leider ift das Stück fehr unvollftändig erhalten.
Von feinen 11 Zeilen haben Z. 2—9 ihren Schluß eingebüßt
, außerdem fehlt von Z. 4—10 die vordere Hälfte.
Z. 10, die nur zur Hälfte befchrieben war, ift deshalb
faft ganz verloren und in Z. 3—9 finden fich 6 Lücken,
in denen jedesmal mindeftens 6 Worte ftanden. Immerhin
kann über den wefentlichen Inhalt des Schreibens