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Ausgabe:

1912 Nr. 12

Spalte:

364-367

Autor/Hrsg.:

Guidi, Ignatius (Ed.)

Titel/Untertitel:

Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Scriptores aethiopici. Series II. Tomus VI 1912

Rezensent:

Duensing, Hugo

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Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 12.

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ausgeber aber nicht etwa die Echtheitsfrage entfchieden
haben möchte. Die Ausgabe fugt fich ein in die ftil-
vollen .Neuausgaben der deutfchen Myftik für Laien', die
uns der Diederichsfche Verlag gefchenkt hat. Zu meiner
Anzeige von Ohl, ThLZtg. 1910, Sp. 490 fei nachgetragen,
daß der damals vergriffen gewefene 1. Bd. der Eckehartausgabe
von H. Büttner vor kurzem in 2. Aufl. mit der
Jahreszahl 1912 auf dem Titel erfchienen ift. Was nun
unfere Seufe-Ausgabe betrifft, fo beruht der Text wie
auch zum guten Teil die Einleitung auf dem Bihlmeyer-
fchen Werke. Die Einleitung ift dem Zweck der Ausgabe
und deren vorausgefetztem Leferpublikum angepaßt, in-
tereffant gefchrieben und geiftreich, bietet freilich dem
Kenner nichts Neues und Förderndes.

Sie enthält ein paar Druckfehler (wie S. IX Janden ft. Jandun), ein
paar auf Rechnung des Verfaffers kommende Fehler (z. B. ift Bonifaz Vni.
nicht, wie S. VI fleht, 8ojährig, fondern nach Finke kaum älter als
7ojährig geftorben), einige ftiliftifche Entgleisungen (Ludwig der Bayer
habe Johann XXII. .eigenhändig abgefetzt' S. VIII, .fpätere, aber nicht
unwahrfcheinliche Chroniften' S. XVI, ,Seufe, der im Urteil der Nachwelt
außerordentlich hin- und herfchwankt' S. XXXI), ein paar Wiederholungen
(S. XII und XLVI dasfelbe Zitat aus Schultz, Höfliches Leben),
endlich aber auch einige Unklarheiten und irrige Urteile. Die Haupteigentümlichkeit
des inneren Lebens Seufes, daß er in der Askefe, in der
.felbfteigenen Pein' nur eine Vorftufe, eine Vorfchule, die Knappenzeit,
iah, die Ritterzeit aber für ihn erft mit der Erkenntnis begann, daß die
Fürforge für das Seelenheil anderer die ihm von Gott direkt zudiktierte
Lebensaufgabe fei, tritt in den Ausführungen S. XIXff., XLIVff. nicht
mit der rechten Klarheit und Bestimmtheit hervor; geradezu falfch aber
ift es, wenn L. S. XX meint, damit habe S. ,ein Stück Katholizismus
abgestreift'. Die Illultrationen find dem 2. Drucke (Augsburg, Hans
Othmar 1512) entnommen, wo Seufes Federzeichnungen in künftlerifchen
Holzfchnitten — nach R. Muther von Hans Burgkmair — umgearbeitet
erscheinen (vgl. Bihlmeyer, S. 56*).

Zwickau i. S. O. Clemen.

Abb, Dr. Gull.: Getchichte des Klosters Chorin. (Aus:
Jahrb. f. brandenburg. Kirchengefch.') (VI, 150 S. m.
1 färb. Karte.) gr. 8°. Berlin, M. Warneck 1911. M. 2 —

Es ift einigermaßen fchwierig und zugleich nur in
geringem Maße anziehend, in die Einzelheiten der etwas
verworrenen Gefchichte der Mark Brandenburg während
jener der Hohenzollernherrfchaft vorangehenden Jahrhunderte
einzudringen. Spezialforfchungen, namentlich
über berühmte kirchliche Gründungen aus der Zeit vermögen
indes das Intereffe mehr zu beleben und das Bild
plaftifcher zu machen. Dies gelang bis zu einem ge-
wiffen Grade der vorliegenden Schrift, welche eingehende
Unterfuchungen darbietet und durch die Ergebniffe forg-
fältiger Studien die früheren zahlreichen Werke über
denfelben Gegenstand hier und da berichtigt oder ergänzt.
Unterftützt wird das Intereffe an dem Werk durch die
noch vorhandenen impofanten Refte der würdigen Klosterkirche
und des Kreuzgangs. Das Zifterzienferklofter
zu Lehnin unweit Brandenburg wurde das Mutterklofter
der märkifchen Klöster Chor in, Neu-Zelle und Himmelpfort
. Eine beigegebene Karte bezeichnet den urfprüng-
lichen, von den Markgrafen bei der Stiftung des Klosters
Chorin, etwa 1229, gefchenkten Landbelitz, faft zwei
Meilen lang; unter den Askaniern kam vielleicht das
Vierfache hinzu, und aus noch späterer Zeit datieren
gleichfalls nicht unbeträchtliche Gebietserweiterungen.
Der Verf. zeigt, wie das Klofter eine Bedeutung für das
politifche Leben der Mark gewann. Sechs Markgrafen
wollten dort ihre letzte Ruhestätte haben, darunter der
echte Waldemar 1319. Das Buch fchildert weiter den
Einfluß des ursprünglich aus einem Hofpital für Arme
und Kranke hervorgegangenen Klosters auf das kirchliche
und das foziale Leben der Zeit und auf die Ent-
wickelung der Kultur. Über den Verfall und die Aufhebung
des Klosters berichten nur wenige Zeilen. 1542
erfolgte die Säkularifation. Beigegeben find Urkunden
von 1371—1542. Die Arbeit ift auch im Jahrbuch für
Brandenburgifche Kirchengefchichte, Jahrgang 7 und 8
(herausg. von Nikolaus Müller) erfchienen.
Berlin. E. Breeft.

Cobb, Cyrill S., M. A., B. C. L.: The Rationale of Ceremo-
nial 1540—1543, with Notes and Appendices and an
Essay on the Regulation ofCeremonial during the reign
of King Henry VIII, with IV fcms. of handwritings.
Alcuin Club Collections XVIII (LXXV, 80 p.) Lex.-8°.
London, Longmans, Green and Co. s. 10 —

Die Ausgabe des gewöhnlich unter dem angeführten
Titel gehenden .Book concerning Ceremonies to be used
in the Church of England', die unter den Veröffentlichungen
des Alkuinklubs herausgekommen ift, ift fehr
forgfältig nach den beiden einzigen von dem .Book' vorhandenen
Handfchriften (eine im Britifchen Mufeum, eine in
der erzbifchöflichen Bibliothek in Lambeth) gearbeitet.
Dem Herausgeber fcheint der befondere Wert des .Buches'
in der Tatfache zu liegen, daß es zufammengeftellt wurde,
ehe Einflüffe vom Kontinent her ernstlich die fpezififch
englifchen Anfchauungen über die kirchlichen Zeremonien
und ihre Reform beeinflußt hatten. Die Entftehungszeit
des Buches fetzt C. in die Jahre 1540—43 und glaubt
einen engen zeitlichen Zufammenhang mit der 1543 herausgekommenen
.Necessary doctrine and erudition for any
Christian man' behaupten zu können. Beide fcheinen ihm
die Arbeiten zu fein, welche die durch den am 12. April 1540
von Thomas Crumwell verkündigten königlichen Befehl
eingefetzten bifchöflichen Kommiffionen, die eine für Felt-
ftellung der Lehre, die andere für Feststellung der Zeremonien
, leisteten. Einen ficheren Terminus a quo bieten
allerdings nur die Oktober 1538 herausgekommenen In-
junctions, den ficheren Terminus ad quem ein Brief
Cranmers vom Januar 1546. Nach 1543 ift aber für Entstehung
der Rationale kein rechter Platz mehr; denn in
diefem Jahr wird der Konvokation des Königs Wunfeh
mitgeteilt, daß die gottesdienftlichen Bücher ,neu geprüft,
verbeffert, reformiert und gereinigt werden' und daß die
gottesdienftlichen Ordnungen ,nach der Schrift und
anderen authentifchen Lehrern' gemacht werden follten.
Das Rationale dagegen enthält in einer gegen den Bestand
der überlieferten Zeremonien felbft äußerst konfer-
vativ verfahrenden Weife die .evangelifche' Ausdeutung
des Sinnes von Zeremonien — nach der Weife der früheren
englifchen Reformation. Es fetzt auch durchgängig den
Gebrauch lateinifcher Texte bei den Zeremonien voraus.
Aus der 1543 eingetretenen Wendung dürfte fich dann
auch unfehwer erklären, warum das Buch nicht publiziert
und gedruckt worden ift; feit Eduard VI. wird es gar
nicht mehr erwähnt, vorher vielleicht ein- oder zweimal
. — Ein gut gefchriebener Überblick über die Regelung
des Zeremonialwefens während der Regierungszeit
Heinrichs VIII. bildet die Einleitung; verfchiedene Anhänge
: Über die volkstümliche religiöfe Literatur in der
1. Hälfte des 16. Jahrhunderts; Über die Bifchöfe, die
die Zeremonienkommiffion von 1540 bildeten; Über die
10 Artikel von 1536; Uber das verfchiedene Verfahren
bei Veröffentlichung der 10 Artikel, der Institution for a
Christian man (1537), der 6 Artikel (1539), der Necessary
doctrine (1543) erhöhen den Wert des Buches.

Friedberg i. H. K. Eger.

Corpus scriptorum christianorum orientalium. Curantibus I.-B.
Chabot, I.Guidi, H.Hyvernat, B. Carra deVaux. Scrip-
tores aethiopici. Series II. Tom. VI. Annales regum
Iyäsu II et Iyo'as, ed. Ign. Guidi. Textus. (257 S.)
Lex.-8°. Parisiis 1910. Leipzig, O. Harraffowitz. M. 14.40

Kriegszüge, Aufstände befonders bei den Thronbesteigungen
und kurz danach fowie deren Unterdrückung,
Jagden, Amtsentfetzungen und Neuverleihung der Staatsämter
, Bauten, befonders von Kirchen, Befetzung der
höchsten kirchlichen Ämter — das waren die wichtigsten
Ereigniffe, die in Abeffinien vorkamen und als folche von
den einheimifchen Chroniften und Annaliften der Auf-