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Ausgabe:

1912 Nr. 11

Spalte:

347

Autor/Hrsg.:

Valeton, J. J. P.

Titel/Untertitel:

Gott u. Mensch im Lichte der prophetischen Offenbarung Alttestamentliche Abhandlgn 1912

Rezensent:

Volz, Paul

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Seite 1

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347

Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. Ii.

348

Referate.

Griffith, J. S.: The Problem of Deuteronomy. Being the Bishop
Jeune Memorial Fund Prize Essay (1909) on ,The historical
Truth and Divine Authority of the Book of Deuteronomy'.
(128 S.) 8°. London, Soc. for Promoting Christ. Knowledge
1911. Geb. s. 2 —

Das Buch, eine revidierte und erweiterte Ausgabe eines 1909
erfchienenen Bishop Jeune Memorial Fund Prize Essay, fucht
aufs neue zu beweifen, daß das Dtn. wefentlich von Mofes verfaßt
und ein zuverläffiget Bericht über die Vorgänge feiner Zeit
und feine Gefetzgebung ift. Nur kleine Zufatzbemerkungen von
fpäteren Händen werden anerkannt. Bemerkt fei nur, daß der
Verfaffer in der Tatfache, daß die Samaritaner den Pentateuch
anerkennen, einen Beweis für fein hohes Alter lieht, da fie nach
der Reichsteilung von den Judäern nichts übernommen haben
würden, und daß er im Buch Jofua einen weiteren Beweis für
die Exiftenz des Dtn. feit Mofes Zeit fieht; denn entweder ift
feine Gefchichtsdarftellung korrekt und fomit glaubwürdig, oder
nicht, und dann fehlt uns überhaupt jede Möglichkeit, irgend eine
Theorie über die religiöfe Entwicklung Israels aufzuteilen (S. 61)!
Bei diefem völligen Mangel an Verftändnis für hiftorifch-kritifche
Gründe ift eine Auseinanderfetzung zwecklos.
Halle a. S. C. Steuernagel.

Valeton, Prof. D. J. J. P.: Gott u. Menich im Lichte der propheti-
ichen Offenbarung. Altteftamentliche Abhandlgn. (VIII, 186 S.)
8°. Gütersloh, C.Bertelsmann 1911. M. 2—; geb. M. 2.80
Dankbare Schüler Valetons haben diefe Vorträge dem deut-
fchen Publikum zugänglich gemacht. Es lind fechs Abhandlungen:
der Baum der Erkenntnis des Guten und des Böfen; das Königtum
in Ifrael; Prophet gegen Prophet (Jer. 27 f.); Jefaja; Jeremia;
Deutero-Jefaja. Aus der AT.lichen Darftellung werden die Grundgedanken
herausgehoben, die den Gang der religiöfen Gefchichte
Ifraels beleuchten und für alle Zeiten gültig find. Die zentrale
Gleichheit des AT. und des NT. tritt dabei deutlich hervor, ebenfo
(vgl. den 1. Vortrag, Unwert der Erkenntnis) das Einzigartige,
Fremdartige der religiöfen Anfchauung. Befonders gerne wird
man fich in die von Valeton entworfene Zeichnung der großen
Propheten vertiefen, die eine wertvolle Ergänzung zu Gautier's
fchönem Büchlein über die ,Berufung der Propheten' bildet.

Tübingen. Volz.
Gregorovius, Ferdinand: Die Grabdenkmäler der Päpite. Mark-
fteine der Gefchichte des Papfttums. 3. illuftrierte Aufl. m.
73 Abbildungen im Text. Hrsg. v. Fritz Schillmann. (VII,
120 S.) kl. 8". Leipzig, F. A. Brockhaus 1911. M. 4 —

Der deutfche Klafliker der Gefchichtsfchreibung des mittelalterlichen
Roms und der Schilderungen der Altertümer und Kultur-
zuftände Italiens eröffnete mit diefer 1855 und 56 entftandenen
Studie (1857) nicht bloß einen Einblick in das Reich der Toten,
welche ihre Kirche und zum Teil die Welt regiert haben,
fondern auch in die großen inneren gefchichtlichen Zufammen-
hänge, welche in jener Namenreihe fich widerfpiegeln. ,Für diefes
Prinzip der Darftellung beanfprucht fie Originalität' und war
ihrem Verfaffer eine Art Vorhalle zu der Entftehung feines größeren
Werkes (S. VII). Da die Forfchung inzwifchen auch nach der
zweiten noch von Gregorovius (f 1891) beforgten Auflage (1880)
weiter ihren Gang genommen hat, hat der Herausgeber in einer
Reihe von Anmerkungen, die in verftändnisvoller Kürze gehalten
find, die notwendigen Notizen geliefert (S. 103—112); für Pius IX.
vermißt man, auch unter den Abbildungen, einen Hinweis auf feine
betende Statue in S. Maria Maggiore. Die beigegebenen Abbildungen
find fehr dankenswert, freilich recht klein gehalten, was
aber bei dem Umfang und Format des Büchlein kaum anders
zu machen war. ,Fortgelaffen wurde [leider] die Sammlung der
lateinifchen Infchriften, welche von geringem Werte war, da fie
nur eine Auswahl bot, anderfeits aber eine Verzeichnung fämtlicher
Infchriften das Buch zu fehr überlaftet hätte' (S. VIII).
Eine genauere Berückfichtigung diefer Infchriften, der Nachrichten
des ,Papftbuchs' und der aus früheren Jahrhunderten erhaltenen
Mofaikbilder hätte zur Ausfüllung mancher hier noch vorhandenen
Lücken vom 3.—9. Jahrhundert gedient. Das beigegebene
Verzeichnis der Päpfte (S. 113 fr.) wäre in der alten chronolo-
gifchen Anlage zweckdienlicher gewefen. Aber auch fo muß
man für die Gabe dankbar fein.
Betheln (Hann.). E. Hennecke.

Schleiermacher, Fr. D. E.: Predigten über den chriitlichen Haus-
Itand. Neu hrsg. u. eingeleitet v. Prof. D.Johs.Bauer. (222S.)
8». Leipzig, F. Meiner 1910. M. 3 —; geb. M. 4 —

In dem Unternehmen des Verlags, einen Auszug aus Schleiermachers
Werken in 4 Bänden herauszugeben, hat Prof. Bauer
die Neuausgabe der Predigten über den chriftlichen Hausftand
übernommen. Die Wahl diefer Predigten und die Wahl des Herausgebers
, der zu den gründlichften Kennern Schleiermachers gehört
, ift auf gleiche Weife zu begrüßen. Die 9 Predigten —
2 über die Ehe, 3 über die chriftliche Kinderzucht, 2 über das chrift-
liche Hausgefinde, 1 über die chriftliche Gaftfreundfchaft, 1 über
die chriftliche Wohltätigkeit — find im Jahre 1818 gehalten worden,
zuOftern 1820 als vierte Sammlung feiner Predigten herausgegeben.
Schleiermacher bediente fich dabei der Nachfchriften jüngerer
Freunde, die aufs neue von ihm durchgefehen, korrigiert und ergänzt
wurden. In fpäteren Auflagen hat Sehl, nicht immer glückliche
Zufätze und Erweiterungen hinzugefügt, und in diefen fpäteren
Rezenfionen find die Predigten vielfach nachgedruckt worden.
Bauer hält fich ausfchließlich an die erfte Ausgabe, die jedenfalls
den vorgetragenen Predigten am nächften kommt. Über den
epochemachenden Wert der Predigten ift kein Wort zu verlieren;
er wird von Freund und Gegner einmütig aufs wärmfte anerkannt.
Unfern Zeitgenoffen, auch den Theologen, find fie dennoch leider
ferner getreten; Schleiermacher als Prediger wird mehr erhoben,
als gelefen und ftudiert. Verftändlich, weil unfre moderne
Predigtliteratur nicht große Denkarbeit fordert und ftets auf ihre
unmittelbare Verwendbarkeit auf der Kanzel angefehen wird.

Die Ausgabe von Bauer macht die wertvolle Gabe überaus
wertvoll. In einer Einleitung behandelt er Entftehung und Bedeutung
der Predigten über den chriftlichen Hausftand, um fodann
über die 5 Gegenftände derfelben (Ehe, Erziehung, Hausgefinde,
Gaftfreundfchaft und Wohltätigkeit) mit reicher Belefenheit und
Heranziehung aller Parallelen aus Schl.s übrigen Werken das
Verftändnis der Anfchauungen Schl.s uns zu eröffnen. Mit großer
Pietät aber ebenfo großer Wahrhaftigkeit fchreckt Bauer in dem
Abfchnitt über die Ehe nicht vor offenherziger Befprechung der
Briefe Schl.s über Friedr. Schlegels Lucinde und Schl.s Verhält-
niffes zu Eleonore Grunow zurück, und verfchweigt bei dem Abfchnitt
über die Armenpflege die in den Zeitverhältniffen liegende
große Rückftändigkeit der Anflehten Schl.s nicht. — Es folgt fodann
der Hauptteil des Werkes, nämlich der Text der 9 Predigten
felbft. Aber auch in diefem Teil fpüren wir die Hand des kundigen
Führers. Am Rande werden die Parallelen aus den übrigen
Predigten Schl.s notiert, und unter dem Strich finden wir den
Gedankengang jeder Predigt in kurzen Difpofitionsnotizen angegeben
. Das Studium der Predigten wird dadurch fehr erleichtert
und anziehend; es fteht zu erwarten, daß diefe Hilfsarbeit des
Herausgebers zur Verbreitung der Predigten unter Theologen und
gebildeten Gemeindegliedern wefentlich beitragen wird.

Marburg. f E. Chr. Achelis.

Liturgi(che Texte. VII. Die preußifche Agende, im Auszug hrsg.

v. Hans Lietzmann. (42 S.) 8°.
— Dasfelbe. VIII. Die fächfifche Agende, im Auszug hrsg. v.

Hans Lietzmann. (Kleine Texte f. theolog.u.philolog. Vorlefgn.

u. Übgn. 70 u. 75.) Bonn, A. Marcus & E. Weber 1911. (42 bez.

36 S.) 8". Je M. — 80; geb. M. 1 —

Es ift dankbar zu begrüßen, daß H. Lietzmann in feine
Sammlung von kleinen Texten auch zwei der wichtigften neueren
Agenden im Auszuge aufgenommen hat. Auch die getroffene
Auswahl darf im Ganzen als die richtige gelten: Hauptgottesdienft,
Taufe, Konfirmation, Trauung und Begräbnis. Freilich vermißt
man die Formulare für Beichte und Vorbereitung zur Abendmahlsfeier
nur ungern, weil fie zur Befprechung der jetzigen
Praxis der Abendmahlsfeier unentbehrlich find. Für alle Fälle
aber mußte eine kurze Inhaltsangabe der nicht berückfichtigten
Teile der Agenden Platz finden. Gerade der eigentümliche Vorzug
der neueren Agenden, der in der Mannigfaltigkeit des dargebotenen
Materials beruht, mußte fo wenigftens angedeutet
werden. Daß als Beifpiel für den Sonntagsgottesdienft der Ofter-
gottesdienft gewählt ift, mag für den Vergleich mit gefchichtlichen
Vorftufen praktifch fein, läßt aber einige Teile des Gottes-
dienftes weniger charakteriftifch hervortreten. Vor allem aber
ift zu bemängeln, daß bei dem Auszug aus der preußifchen Agende
zwifchen Anmerkungen des offiziellen Agendentextes und Anmerkungen
des Herausgebers, in die noch Paralleltexte aus dem
Haupttext heruntergenommen find, nicht deutlich unterfchieden
ift. Die Verweife beziehen fich bald auf Lietzmanns Text, bald
auf Seitenzahlen der Agende. Letztere find als folche gekennzeichnet
, aber mehrfach find die Zahlen der Hauptausgabe und
die der Handausgabe verwechfelt. Teil I und II find nicht unterfchieden
und in den Kafualien finden fich Verweife aus einer