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Ausgabe:

1912 Nr. 11

Spalte:

339-340

Autor/Hrsg.:

Dimock, N.

Titel/Untertitel:

Papers on the Doctrine of the English Church concerning the Eucharistic Presence 1912

Rezensent:

Mackintosh, H. R.

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339

Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. Ii.

340

1570, in der Hauptfache eine chronologifche Zufammen-
ftellung und Befprechung der einzelnen Erbauungsfchriften,
ift nur ein fchwacher Erfatz hiefür.

Die kulturgefchichtliche Erforfchung der polnifchen
Reformation fteckt allerdings erft in den Anfängen. W.
hat es deshalb vorgezogen, zunächft ,die Tatfachen für
fich fprechen zu laffen'. Um die Wiffenfchaft hat er fich
dadurch ein bleibendes Verdienft erworben. Daß der V.
feine zufammenhängende Darftellung nicht als Abfchluß
feiner Arbeiten auf diefem Gebiete betrachtet, beweift
die Ankündigung neuer Spezialunterfuchungen.

Wien. Karl Völker.

Dimock, N., M.A: Papers on the Doctrine of the English
Church concerning the Euchariftic Presence. Memorial
ed. With an introductory note by H. C. G. Moule, D. D.
2 vols. (XI, VI, 582 S.) 8°. London, Longmans & Co.

s. 5 —

Die hier gefammelten Papiere eines verftorbenen hoch-
angefehenen anglikanifchen Gelehrten haben den Zweck,
zu zeigen, daß die Hochkirchliche Lehre von ,der wirklich
objektiven Gegenwart' von den englifchen Reformatoren
völlig abgelehnt und durch die richtig und wahrheitsgetreu
ausgelegte Lehre der anglikanifchen Rituale
ausgefchloffen ift. Dimock unterfucht deshalb nacheinander
die Anflehten der Reformatoren (Abhandlung
I—III), die Gefetzbücher, die Predigten, den Katechismus,
den Äbendmahlsgottesdienft und die 39 Artikel. Er
fchreibt in geduldiger und liebenswürdiger Art, mit Akribie,
Zuverläfügkeit und Gelehrfamkeit. Am Schluß muß man
fagen, daß es ihm auf der ganzen Linie gelungen ift zu
zeigen, daß Leib und Blut Chrifti 1. nicht in den Elementen
zu fuchen find, 2. von den Ungläubigen nicht
empfangen werden, 3. nicht als in oder unter Brot und
Wein gegenwärtig anzubeten find, 4. nicht unter der
Form der Elemente Gott geopfert oder dargebracht
werden. Der wirkliche Ton der Lehre war nicht lutherifch
fondern ftreng calviniftifch. Um Beifpiele anzuführen:
die Sprache der Predigten läßt keine Frage zu; die Puritaner
fanden nichts gegen den Katechismus einzuwenden,
und die Erklärung, welche am Ende des Abendmahls-
gottesdienftes fteht, fagt ausdrücklich: ,Keine Anbetung
ift beabfichtigt oder follte erwiefen werden und zwar
weder dem fakramentalen Brot und Wein, die leiblich
empfangen werden noch irgend einer körperlichen Gegenwart
von Chrifti natürlichem Fleifch und Blut'. Immer
ift eine Unterfcheidung feftgehalten zwifchen dem Sakrament
und der res sacramenti. Dieken unbeftreitbaren
Schluß unterftützt Dimock durch Zitate aus einer Menge
von Schriftftellern, denn jeder Abhandlung find lange
Anmerkungen hinzugefügt, eine von ihnen (vol. II 3918".)
enthält nicht weniger als 51 Zitate. Das Werk ift daher
als gelehrte Schatzkammer wichtigen Materials von autoritativen
Urkunden der englifchen Reformation unerreicht.
In feiner eigenen Beweisführung bietet uns der Verfaffer
eine außerordentliche Feinheit des Details, ausgedrückt
in einer Sprache von gewiffenhafter Unparteilichkeit in
der Polemik. Es ift ein Verdienft, daß er fich bemüht,
die anglikanifchen Rituale durch die bekannten theolo-
gifchen Anflehten der Kompilatoren dem Verftändnis
näher zu bringen.

Auf Seite 218 des erften Bandes macht er jedoch
einen gänzlich erfolglofen Verfuch, zu beweifen (nach
Calvin und Hooker), daß im Abendmahl die Gläubigen
etwas mehr als die Kraft von Chrifti Leiden erhalten,
indem er ziemlich ausführlich erörtert, daß es nicht genug
fei, die Wohltaten Chrifti zu befitzen. Ferner würdigt er,
wo er fich zu feiner eigenen Unterftützung auf die Kirchenväter
beruft, allzu wenig die großen Meinungsverfchieden-
heiten, die in der patriftifchen Periode gefunden werden.
— In folch einer Sammlung von Effays, die in mehr als

40 Jahren gefchrieben find, müßte das Datum für jeden
einzelnen angegeben fein. Ich habe kein fpäteres bemerkt
als 1869.

Edinburg. H. R. Mackintosh.

Walther, Prof. D. Wilh.: Die Gebetserhörung. Wie ift fie

zudenken? (IV, 132 S.) 8°. Leipzig, A.Deichert Nachf.

1911- M. 2 —

Die chriftliche Anfchauung von der Gebetserhörung
foll hier von der Lehre vom Gebet losgelöft und als felb-
ftändiges Stück betrachtet werden. Diefer ifolierten Behandlung
droht allerdings die Gefahr der falfchen Auffaffung,
als läge die ganze Bedeutung des Gebets in feiner Erhörung.
Zur Befeitigung diefer Gefahr weift W. auf ein Doppeltes
hin:Beten ift eine natürliche, von felbft erfolgendeÄußerung
des dem Menfchen eignenden Gottesbewußtfeins; diefes
Reden zu Gott ift fchon an fich ein großer Gewinn für
den Menfchen. Nach diefer ausdrücklichen Verwahrung,
fucht der Vf. die Antwort auf vier Fragen. 1) Was ift
unter Gebetserhörung zu verliehen? Nicht der Einfluß,
den das Beten auf das Innere des Betenden ausübt, nicht
die infolgedeffen dem Beter mögliche Einwirkung auf die
Welt, nicht das Tun Gottes, das der Gläubige als von
Gott gewollt voraus fühlt, fondern ein Eingreifen Gottes,
das fein Motiv in unferem Gebete hat (8—24). — 2) Sind
die Gebetserhörungen denkbar? Gegen diefe Denkbarkeit
kann die Gefetzmäßigkeit der Naturordnung keine
Inftanz bilden. Denn wenn auch die Naturgefetze als die
Regelmäßigkeit der Wirkung felbftändiger Naturkräfte
aufgefaßt werden, bleibt ein Ergreifen Gottes in die Entwicklung
denkbar, noch viel mehr wenn fie nichts weiter
find als die Ordnung, in der Gott die Welt regiert. Durch
diefe Anfchauung wird die chriftliche Ehrfurcht vor den
Naturgefetzen erleichtert, welche auch für die Erlangung
geiftlicher Güter refpektiert werden müffen. — Auch die
Erhabenheit Gottes darf nicht gegen die Denkbarkeit der
Gebetserhörung ausgefpielt werden: durch Bitten auf Gott
einwirken zu wollen, heiße das Bewußtfein der fchlechthini-
gen Abhängigkeit von ihm verleugnen, alfo die Religion
preisgeben. Allein die höchfte Erhabenheit, die anbetungs-
würdigfte Größe Gottes befteht in der Liebe, die eine auf
uns und unfere Bedürfniffe Rückficht nehmende Selbft-
befchränkung in fich fchließt. — Endlich kann uns die
öfters vorgefchützte Ähnlichkeit des Gebets mit dem
Zaubern an der Denkbarkeit der richtig gefaßten Gebetserhörung
nicht irre machen. Denn die Kraft des Gebets
darf weder in den Worten, noch in vielen Worten, auch
nicht im Gebete Vieler, fondern in der durch das Gebet fich
ausfprechenden Änderung des Menfchen gefacht werden.
Ändert dann Gott fein Verhalten, fo bleibt er in feinem
Wefen doch der Unveränderliche und der eigentliche Be-
ftimmungsgrund für die Erhörung bleibt feine Liebe
(25—75). — 3) Zur dritten Frage, ob man der Wirklichkeit
von Gebetserhörungen gewiß werden kann, bemerkt W.
zunächft, daß Gebetserhörungen keineswegs etwas fo alltägliches
find, wie manche wohlmeinende Chriften glauben.
Die Wirklichkeit von Gebetserhörungen kann man keinem
Ungläubigen fo beweifen, daß er fie glauben müßte;
andrerfeits freilich kann auch niemand überzeugend beweifen
, daß es nicht wirklich Gebetserhörungen gegeben
hat. Nichtsdeftoweniger ift hinfichtlich der Wirklichkeit
von Gebetserhörungen eine zweifellofe Gewißheit zu erlangen
. Das Prinzip, von demErhörung oder Nichterhörung
beftimmt find, ift in dem Wefen Gottes zu fuchen. Zunächft
hat man in der Vergebung der Sünden und in der Überwindung
der Sündenmacht infolge feines Gebets ein Handeln
Gottes erlebt, das ohne das Gebet nicht erfolgt fein würde.
Die damit gewonnene Überlegung aber erftreckt fich
nicht nur auf diefen einen Fall von Erhörung, fondern
auf die Macht des rechten Gebets überhaupt (76—97).
4) Von hier aus foll auch die Löfung der vierten Frage erfolgen
: wovon hängt die Erhörung der Gebete ab? Nicht