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Ausgabe:

1912 Nr. 1

Spalte:

5-8

Autor/Hrsg.:

Littmann, Enno

Titel/Untertitel:

Die Inschriften des Königs Kalumu 1912

Rezensent:

Hoffmann, Georg

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Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr. 1.

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Verfaffers. Neben Gefenius-Buhl gebraucht, kann es
mancherlei Anregung geben. Zu alleiniger Benutzung ift
es aber kaum zu empfehlen. Dazu ift es zu fpezififch
Königfeh. Voll verliehen kann es eigentlich auch nur derjenige
, der Königs fämtliche Werke, auf die fortwährend
verwiefen wird, kennt und ftets zur Hand hat. Daher ift
es für Anfänger, obwohl es fich ihnen durch geringeren
Umfang und Preis empfiehlt, eigentlich nicht geeignet,
da fie, wenn fie nicht bei König felbft Hebräifch lernen
oder feine Werke fortwährend ftudieren, vieles gar nicht
verftehen können. Auch bringt König lautphyfiologifche
Spekulationen, die für den Anfänger nicht nur überflüffig,
fondern geradezu gefährlich find, z. B. ,b war als Laut
der Zungenrandvibration natürlicherweife ein Mittel, auf
ein Phänomen aufmerkfam zu machen und dann deffen
Beziehung zu einer Handlung etc. anzudeuten' und bei
X3: ,Die Zungenrandvibration / famt a und Spir. len. wurde
Ausdruck der objektiv verneinenden Negation' ufw.

Merkwürdig ift der ftarke Mangel an Symmetrie:
vieles ift außerordentlich kurz behandelt, anderes aber,
da es den Verf. befonders intereffierte, unverhältnismäßig
breit Während bei Gefenius-Buhl 3X ,Vater' mehr als
60 Zeilen, der nur einmal vorkommende Eigenname pX
zwei Zeilen einnimmt, ift bei König das Verhältnis gerade
umgekehrt: 3X wird ganz kurz in 8 Zeilen erledigt, über
"OS dagegen bekommen wir eine Abhandlung von 31 Zeilen.

Göttingen. Alfred Rahlfs.

Littmann, Prof.Dr.Enno: Die Inschriften des Königs Kalumu.

[Aus: „Sitzungsber. d. preuß. Akad. d. Wiss." S. 976—
985.] Lex. 8°. Berlin, G. Reimer 1911. M. —50

F. von Lufchan hat in den Mitteilungen aus den
Orientalifchen Sammlungen der Kgl. Museen zu Berlin'
= Heft XIV der ,Ausgrabungen von Sendfchirli' zwei
zusammenhängende, auf einem Stein, der aus vielen Bruch-
ftücken wieder zufammengefetzt ift, gefchriebene, beinah
vollftändig erhaltene Infchriften veröffentlicht, in ältefter
Buchftabenfchrift und, wie man fehen wird, von den man-
nigfaltigften Reizen. Der Stein ftand an dem Eingang
eines Palaftes (p. 979) und trägt vier Götterzeichen (984).
Soviel erfahre ich aus Littmanns Bearbeitung, die er fo
freundlich war mir kürzlich zu fenden. Auf feiner von
Nöldeke unterftützten Auslegung, die eine Anzahl fchwie-
rigfter Stellen aufhellt, weiterbauend, bin ich im Folgenden
in manchen Punkten zu erheblich anderer Auffaffung gelangt
, die fich auch ohne Kenntnis der Urfchrift hervorwagen
darf, weil die Lesung kaum irgendwo unficher ift.
Littmanns eckige Klammern bedeuten Ergänzungen, die
runden Verbefferungen. Hiervon weiche ich nur in Z. 3
ab, wo ich [n]3 ftatt [b]3 und Z. 4, wo ich ftatt [rTOjn
ergänze [3E]n. —

I.

| • [by]s • toi • iixi. by • 335 • sbtt2 | (• x)in • 33 • iiabs • 35X
[•] nx • 53i • by[s] • toi • sin] • [a]s • 531 • bys • [n]m ■ toi [■] 533

• exe • [Dajn £?< sin) • 33 • ir[b]a ■ [=Mx]i • byB-[b]3i-bxE4

• »3ba • rorma • inx [•] nn • 53 • ann5)sbn ■bys•b35 | [•] nbys

• exe3 ■ a[3]ba • T3 • roi • an[b ■] bbni • nbE -bsvan61 3X
: »"sMt 3ba [•] iby [•] nsi • t • nbsx • ex[e3]i • 3pT71 [•] nbsx

• rno3 • -q[j]i . 03 • :ni • naby • 3EX [•] sba • Py • 35x81 • n3»i

DL

En • :sb • px . xos • by • naEi • sin [-1 33 • nabs • 35s 9

• ra • • =:xi • aab3 • E3 • essee [pibni -aasbn-asb ]10

• e • :s • m I-] ba • iai • ns • na • iabi 11 • as • na • iabi • as

• npa l-j bya • in© . sbs • ss • rn [•] ba • iai • ny • bya • inE

• iaiai • iiy:ab . «r© . m • ba • iai • mn byai • bds • byai

• aa • ra: • na ■ nam • 113 • aaaaa • naan • 35x1 • x |' 3a • P3

• pr • :nnn • a«i . ©^ ^ , i43aa . ^ . üxa • om [•] Ea:

• naai [•] bs • a 15 33331. . -,33-, [■} bs • aaaaa • rnsca
es • naa • aya • exi • ©hei • nsen • nnai iai [•] aaaaab
ssaan • naab • ex • jan [•] bya ■ exi • nnEii « [.] 335b

na•bya

L

1 Ich Kullummö der Sohn Haijä's 2 (war) König, der
herrfchte über Ji'äd(a)i und Vermögen erwarb; 3 der zu
bauen pflegte und ein (Haus) erwarb. Und es war mein
Vater Haijä und er erwarb Vermögen. Und es war mein
Bruder 4 oa'i'l und er erwarb (Vermögen). Und ich Kullummö
der Sohn (des Haijä) befaß mehr als ich erwarb,
5 das Vermögen, welches die (welche) vor mir waren,
erworben hatten. Es kam mein Vaterhaus in den Rang
angefehener Könige 6 und jeder Gefandte pflegte ihnen
(= ihm) zu fchmeicheln. Und ich war vor den Königen
als ob ich äffe (= küßte) 7 (ihren) Bart und als ob ich
äffe (ihre) Hand. Und es verherrlichten mich die Könige
der Da(n)öna's (= Danaer) während (—weil) ich dang8 zu
meinem Vorteil den König von Affyrien das Mädchen zu
überlaffen für ein Schaf und den Mann für ein Gewand.

IL

9 Ich Kullummö Sohn des Haijä fetzte mich auf den
Thron meines Vaters angefichts der 10 Könige, die vor
mir waren, welche (jedesmal) in die Ruheftätte begleitet
waren wie immer nach ihrem Herzen. Und ich wurde
wem (nicht alles) ein Vater und wem (nicht alles) eine
Mutter 11 und wem (nicht alles) ein Bruder. Und wer
als Vermögen fah (anfah? — erlebte, erzielte) ein Geficht
{= Stück) Schaf, den machte ich zum Befitzer einer Schafherde
. Und wer als Vermögen fah ein Stück Rind, den
machte ich zum Befitzer einer Rinderherde 12 und zum
Befitzer von Silber und Befitzer von Gold. Und wer als
Vermögen fah Leinwand, war von meiner Jugend an und
während meiner Tage bedeckt mit Byssus. 13 Und ich
erlangte eine monumentale Grabftätte, während jene die
Seele (nach mir) richteten (= sich nach mir fehnten) wie
die Seele der Waife nach der Mutter. Und wer unter
meinen Söhnen, 14 der an meiner Statt fitzen wird, Schaden
anrichtet an diefer Schrift, (deffen) Ruheftätte foll nicht
geehrt werden von Wütrichen und Wütriche 15 follen (ihn)
nicht ehren zu einer Ruheftätte (falls er noch nicht begraben
ift). Und wer (außer meinen Söhnen) diese Schrift
vernichtet, (dem) möge den Kopf vernichten Baalsemed
(Inhaber des Zwiegefpannes), fo daß er einem Krieger?
(Überwältiger?) (anheimfällt), 18 und möge vernichten das
Haupt Baal Hammön, fo daß er einer Opferftätte (verfällt),
und Rakab'el der Hausherr. —

Zu Zeile 1. 1Eb3 aram. ,Ganz feine Mutter' = 1E5B
.Antlitz feiner Mutter' Tutammu von Unki '1EX 11

Sin Ha-ia-ani apal Gab-bari, warum nicht ^LÄ=>. ? Auch
im AT. fchwanken die Perfonnamen z. B. Uitli ^fp nrn
Xini u.a. 2 = 3135 oder Perf.; Kullummo's Titel darf nicht

fehlen. — 13x1 Jiädai = ^öLst wie ^Jij zu ^«o!. — b3
— bl3, hier allgemeiner auch Handelsertrag. — Nöldeke
überall ,nicht'. — Objekte voran, aram. bys wie HEy bin
Deut. 8,17. 18 H3tii Is. 15,7; Gen. 31,1 vgl. byb u. nbys
Prov. — 3 3ys • [n]3i • ns3 vgl. Barrkb 17, f. u. — nsa
ftatt H-p, f. 5. — 4 sa'il Littmann; phön. sa'ül. [3E]n pt.
der Dauer vgl. 33E 7, oder gegenfätzlich. EXE Sache und
Ausdruck Gen. 31,1. 5 ©niSSbn enklitifch zufammen-
gefchrieben wie T3BD 14. 15, H53, zufammengezogen DEBbn
halfanaj-em = DH EBb ESn, Jof. 10, 24 etc. n3I1E3 =
tl53riE3 Littmann, aber Sinn: Maß der Schwere und Würde,
Schätzung, vgl. lybE-tiysE Pan. 10 Barrkb 9 an der
Stelle yj 6 b338 machte kleine, demütige Worte, Piel

ftatt Schafel blE. — 313 J^Jo iS. 21,14. Hl. 15,23.—
b3S gierig genießen Jer. 15,16. Bartkuß (Littmann); 2 S
20,9, u. a. bei Homer und noch heute: Ritter Erdk.
11, 872. Herabziehn des Bartes und Kopfes = herabziehn
der Zuneigung. Kuß der gebenden Hand Sir. 29,5.
Kullummö bildet fich etwas darauf ein, daß ihm große
Könige fo Audienz geftatten. 7 33X1 es häuften 33X auf
mich. Plural erforderlich wegen des Gegengewichtes