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Ausgabe:

1912

Spalte:

258-259

Autor/Hrsg.:

Grothe, Hugo (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Orientalisches Archiv. Illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte und Völkerkunde der Länder des Ostens. Band I. 1910/11 1912

Rezensent:

Hartmann, Martin

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

_ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan ,,

37 Jahrff Nr 9 ProfefforD. Titius in Göttingen, Nikolausbcrger Weg 66, rufenden. 27. Aürll 1912

VJ/ . UdlJ.J.g. i.Xi„ 57 Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. rxpru wj.jm

Logos. Internationale Zeitfchrift f. Philofophie
der Kultur, herausg. von G. Mehlis, Bd. II,

2. Heft (E. W. Mayer).

Orientalifches Archiv, herausg. von H. Grothe.
Bd. I, 1910/11 (Hartmann).

Kennett, Adam, und Gwatkin, Early Ideals
of Righteousness (Greßmann).

Docunients of Jewish Sectaries. Vol. I (Landauer
).

Gregory, Textkritik des Neuen Teftaments.

3. Bd. (Bouffet).

Studies in the Synoptic Problem. Edited by W.

Sanday (R. A. Hoffmann).
Schnedermann, Wie der Israelit Jefus der

Weltheiland wurde (Fiebig).

Michel, Evangiles apocryphes. — Histoire de Vaihinger, Die Philofophie des Als Ob (Heim).

Joseph le Charpentier (Preufchen). , Schlatter, Das chriftliche Dogma (Lob-

Weinand, Antike und moderne Gedanken üb. Hein).

die Arbeit, dargeftellt am Problem der Arbeit i Kierkegaard, Gefammeltc Werke. 1. Bd. Ent-

beim hl. Auguitinus (Thimme)
Schubert, Die Anfänge des Chriftentums bei

den Burgundern (Krüger).
Kern, Die Anfänge der franzöfifchen Ausdehnungspolitik
bis zum Jahr 1308 (Vigener).
Quellen und Forfchungen zur Gefchichte des

Dominikanerordens in Deutfchland, herausg. v.

B. M. Reichert, 6. Heft (Grützmacher).
Stoeckius, Forfchungen zur Lebensordnung der

Gefellfchaft Jehl im 16. Jahrh. II (Bruckner).
Kolde, Die L'niverfität Erlangen unter dem

Haufe Wittelsbach 1810—1910 (W. Köhler).

weder — Oder. I. Teil (Raoul Hoffmann).
Drews, Curtius und Friedrich, Grundfragen

der evangelifchen Kirchenverfaffuug (Eger).
Referate: Döller, Die Meffiaserwartung im Alten
Teftament. — Mehlhoru, Wahrheit u. Dichtung
im Leben Jefu. 2. Aufl. — Cunz, Gefchichte
der Philofophie in gemeinverftänd-
licher Darftellung.
Entgegnung von F. Pinski und Erwiderung von
Jordan.

Erklärung von Hermann Gunkel.

Wichtige Rezenfioncn. — Neuefte Literatur.

Logos. Internationale Zeitfchrift f. Philofophie der Kultur.
Unter Mitwirkg. v. Rud. Eucken, Otto v. Gierke, Edm.
Hufferl u. a. hrsg. v. Geo. Mehlis. II. Bd. Jahrg. 1911.
2.Heft. gr.8°. Tübingen, J.C.B.Mohr. (DerBd.M.9—)

Das neue Heft der bekannten Zeitfchrift wird durch
einen Artikel Richerts über ,Lebenswerte und Kulturwerte'
eröffnet, der fich mit der ,biologiftifchen Modephilofophie'
auseinanderfetzt und angefichts der Rolle, welche die
letztere fpielt, der Anfprüche, die fie erhebt, und der
Verwirrung, die fie anrichtet fogar in theologifchen Kreifen,
der Beachtung nur aufs dringendfte empfohlen werden
kann. Der Autor zeigt, wie die betreffende Philofophie,
welche Geftalten fie auch immer annehmen möge, ob
etwa die ariftokratifche Form des Nietzfcheanismus oder
die philiftröfe Form der mit dem ,Prinzip der Lebensökonomie
' rechnenden Weltanfchauung oder fonft noch
eine andere, vielfach gedanken- und kritiklos einen allgemeingültigen
Wert des Lebens vorausfetze, ohne fich
auch nur völlig klar darüber geworden zu fein, was denn
eigentlich unter dem Leben zu verftehen ift. Er weift
ferner darauf hin, daß auch insbefondere durch die Biologie
nicht ein Wert des Lebens feftgeftellt und erwiefen
werden könne, da fie als Naturwiffenfchaft mit Werten
überhaupt nichts zu tun habe. Er legt endlich dar, daß
es ganz unmöglich ift, das ,Leben' lediglich als folches
zu einem Wert zu ftempeln, daß das .Leben' höchftens
die Bedeutung eines Werts beanfpruchen könne, fofern
es die Grundlage und Vorausfetzung bildet für Kulturwerte
, die aber gerade in ihrer Eigenfchaft als Kulturwerte
in einem gewiffen Gegenfatz zum bloßen ,Leben' als
folchem flehen. Der Auffatz ift feffelnd gefchrieben und
zugleich mit jener großen Klarheit, die dem ,sigillum veri'
fehr nahe kommt.

Von den meiften übrigen Artikeln des Heftes kann
leider der Inhalt nur angedeutet werden. Karl Voßler
handelt vom .Verhältnis von Sprachgefchichte und Literaturgeschichte
'; Wjatfcheslaw Iwanow von .Tolstoj und
der Kultur'. Jonas Cohn knüpft an die Meier-Gräfefche
Biographie Hans von Marees' einige Bemerkungen über
das .Problem des Stils' an. Guftav Radbruch erörtert den
.Begriff der Kultur'. W. Sefemann fchreibt über das
Rationale und das Irrationale im Syftem der Philofophie.
In einer theologifchen Zeitfchrift möge aus feinen Ausfuhrungen
wenigftens der Satz zitiert werden: ,Die Wefen-
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heit Gottes ift für die menfchliche Vernunft irrational.
Und dennoch ift es gerade diefe Irrationalität, in der fich
der Urfprung und Anfang aller Rationalität enthüllt, es
ift die Negation des endlichen Seins, welche den Fort-
fchritt zu der fchlechthin höchften Stufe der Realität und
der Vollkommenheit vermittelt und verwirklicht'. Georg
Mehlis endlich bemüht fich um den Verfuch, einzelne
.Formen der Myftik' zu unterfcheiden und gewinnt fpeziell
der Gegenüberftellung eines .magifchen Bewußtfeins' und
eines .myftifchen Bewußtfeins' einige religionsphilofophifch
anregende Betrachtungen ab.

Straßburg i. E. E. W. Mayer.

Orientalifches Archiv. Illuftrierte Zeitfchrift für Kunft, Kul-
turgefchichte und Völkerkunde der Länder des Oftens.
Hrsg. von Hugo Grothe. Band I. 1910/11. 4 Hefte.
(228 S. m. 232 Abbildgn. u. 43 Tafeln.) gr. 40. Leipzig,
K. W. Hierfemann. M. 30_

Von dem hier (1910, Sp. 707 Anm.) als neben Beckers
Islam tretend erwähnten Orientalifchen Archiv liegt nun
der erfte Band vor. Er ift ein erfreuliches Zeichen, was
ein tüchtiger Herausgeber im Bunde mit einem ener-
gifchen Verleger zu leiften vermag. Die Auffätze geben
zum größeren Teil erhebliches neues wiffenfchaftliches
Material, einige beleuchten alte Probleme von einer neuen
Seite. Das Programm ift ftreng eingehalten: Kunft-
gefchichte und Völkerkunde find die Zweige, die allein
vertreten find. Nur Menzels .Selanikli Fäik' S. 8—11.
60 69 mit Uberfetzung eines modernen osmanifchen
Herzenserguffes zum Preife der Revolution von 1908, aber
überfließend von Loyalität gegen den Sultan fällt aus
dem Rahmen. Aus den Artikeln über Kunft hebe ich hervor
Strzygowskis ,Kara-AmidJ, S. 5—7, kurz, aber mit
Markierung feiner Stellungnahme in den zurzeit fo temperamentvoll
behandelten Fragen. Den Beziehungen
zwifchen byzantinifcher und türkifcher Baukunft geht
nach Gurlitt, Die Bauten Adrianopels S. 1—4. 51—60,
wobei er die von ihm früher beftrittene Abhängigkeit
tatfächlich anerkennt. Einiges Neue über das Gur Emir
in Samarkand bringt Schubert-Soldern ,Das Grab
Timurs in Samarkand' S. 131—39, eine wertvolle Ergänzung
eigener Arbeiten und der Ausführungen Sarre's
in den .Denkmälern Perfifcher Baukunft'. Eine umfang-

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