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Ausgabe:

1912

Spalte:

225-226

Autor/Hrsg.:

Blümner, Hugo

Titel/Untertitel:

Die römischen Privataltertümer 1912

Rezensent:

Wendland, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an .,

37. Jahre. Nr. 8 Profeffor D.Titiu.m Göttingen, ^ 13. April i3l/i

v>« . uaiug. iuj..<_» Reienfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Blumner, Die römifchen Privataltertümer (Paul

Wendland).
Macdonald, Aspects of Islam (Gilmore).
K o h 1 e r, Grundriß einer fyftematifchen Theologie

des Judentums auf gefchichtlicher Grundlage

(Bouffet).

Jahn, Die Bücher Esra und Nehemia. Anh.: Die

hebr. Eigennamen (Bertholet).
Lewis, The Old Syriac Gospels or Exangelion

Da-Mepharreshe; (Duenfing).
Ely, On IIPHNH1 rENOMENOZ in Acts

I, 18 (Harnack).
Gregorius von Tours, 10 Bücher fränkifcher

Gefchichte, überf. v. Wilh. v. Giefebrecht

(Grützmacher).

Hilling, Die Offiziale der Bifchöfe von Halber-
ftadt im Mittelalter (G. Bonwetfch).

Luthcr's Briefwechfel. Begr. vonE. L. Enders,
foi tgefetzt v. Guft. Kawerau. 12. Bd. (Kawe-
rau).

— dasfelbe. 13. Bd. (Derf.).

Fueter, Gefchichte der neueren Hiftoriographie

(W. Köhler).
Mirbt, Mifftonu. Kolonialpolitik in den deutfchen

Schutzgebieten (Lueken).
Troeltfch, Die Bedeutung der Gefchichtlich-

keit Jefu für den Glauben (Herrmann).
Matthes, Ausfichten und Aufgaben der evan-

gelifchen Landeskirchen in der Gegenwart

(Eger).

Matthes, Ift eine Neubelebung unferer evange-
lifcheu Kirche möglich? — Warum ift gerade
jetzt ,Gemeindearbeit' notwendig? (Eger).

Verhandlungen der 1. u. 2. Konferenz f. ev. Ge-
meiudearbeit (Derf.).

Mahling, Die foziale Bedeutung der chriftlichen
Gemeinde u. die daraus fich ergebenden Folgerungen
f. ihre Arbeit (Derf.).

Referate: Karge, Die Refultate der neueren
Ausgrabungen u. Foifchungen in Paläftina. —
Steinmann, Paulus u. die Sklaven zu Korinth.
— Bauer, Pfychologie der Jugendlichen.

Mitteilungen: (11) Über den Abfchluß des jtt-
difchen Kanons.

Wichtige Rezenfioncn. — Neuefte Literatur.

Blümner, Prof. Dr. Hugo: Die römilchen Privataltertümer.

(Handbuch der klaff. Altertums-Wiff. Hrsg. von I. v.
Müller. IV. Bd., 2. Abtig., II. Tl.) (XI, 677 S. m. 86
Abbildgn.) Lex. 8°. München, C. H. Beck 191 ].

M. 12—; geb. M. 14 —

Dies Werk tritt an die Stelle des früher von Voigt
verfaßten Teiles des bekannten Handbuches, in dem hauptfächlich
Wirtfchafts- und Kulturgeschichte behandelt war,
und neben Marquardts grundlegende Darftellung der
Privataltertümer, fie in nicht wenigen Punkten ergänzend.
Es behandelt in drei Abteilungen 1. ,die allgemeinen
Grundlagen des Lebens', Wohnhäufer und ihre Ausftat-
tung, Hausrat, Nahrung, Tracht, Sklaven; 2. ,das Leben',
Geburt und Kindheit, Erziehung und Unterricht, Frauen
und Ehe, Zeitrechnung und Tageseinteilung, Mahlzeiten
und Gefelligkeit, Bäder und Körperpflege, Verkehr, Ärzte,
Tod, Beftattung, Grabmäler; 3. ,die Berufsarten'. Für
manche Gebiete war der Verf. fchon durch feine früheren
Schriften (f. S. 589. 6047) gut vorbereitet; fein neues
Sammelwerk wird jedem, auch Theologen, über Einzelheiten
des antiken Lebens zuverläffige Auskunft erteilen,
auch dem Forfcher durch die genauen Verweife auf die
neuere Literatur gute Dienfte leiften.

Ein wichtiger Gefichtspunkt kommt nicht ganz zu
feinem Rechte: die weit reichende Gleichartigkeit, die, wie
in den Strömungen der höheren geiftigen Kultur, fo auch
in der äußeren Zivilifation, z. B. in dekorativer Kunft, im
Hausgerät, in Sitten und Gebräuchen den griechifchen
Often und den römifchen Werten verbindet. Äußerlich
tritt das darin hervor, daß der Verf., wo die Aufführung
griechifcher Schriftfteller fehr lehrreich gewefen wäre, fleh
meift auf die lateinifchen Quellen befchränkt. S. 119. 154
nötigten fchon die Lehnwörter grabatus, seimpodium (f.
z. B. meine Quaest. Musonianae S. 29), alabastrum (Marcus-
Ev. 14,3) auf die griechifchen Zeugniffe zurückzugehen.
Über koftbare lecti finde ich von den in Kerns und
meinen Beiträgen zur Gefch. der griechifchen Philof. und
Religion S. 2 5 ff. gefammelten Belegen nur eine Philo-
Stelle verwertet. Über die durchfeheinenden Gewänder
(S. 244) f. Beiträge S. 25, über die Unfitte der Weichlinge,
die Haare am ganzen Körper zu entfernen (S. 438)
Quaestiones S. 21; auch hier weifen fchon die technifchen
Wörter auf griechifchen Mißbrauch. — Die Beifpiele ließen
fich z. B. aus dem Pädagogus des Clemens Alexandrinus,

der nur feiten herangezogen wird, vermehren; er ift eine
fehr ergiebige Quelle für die Privataltertümer. Chriftliche
Literatur hätte auch fonft mehr berückfichtigt werden
können; fie gibt z. B. Zeugniffe für gemeinfame Männer-
und Frauenbäder (S. 427); f. Z. für neuteft. Wiff. 19CO
S. 341. Wie wichtig wäre es, wenn einmal das Verhältnis
der Kirche zu den Leibesübungen behandelt würde!

Ich berühre noch einzelnes. Was Spätere zu berichten willen, daß .
in alter Zeit kein Rindfleifch gegelfen fei (S. 1735), ift wohl nach Theo-
phrafts Schrift über die Frömmigkeit (f. Bernays S. 89. 122ff.) konftiuiert.
In der Behandlung der Rhetorik S. 331 ff. vermilfe ich Benutzung von
Marx' Vorrede zum Auetor ad Herennium, S. 367 1 den Hinweis auf die
für das Verftandnis der fpäteren Ehegefetze wichtigen Ausführungen von
Cichorius, Unterfuch. zu Lucilius S. 133 fr. Unfere Kenntnis der Stellung
der Ärzte in Rom, befonders des Speziaüftentums, ift neuerdings bereichert
durch H. Schöne, Feftfchrift der Univerfität Greifswald 1911. Überfehen
hat Bl. die wertvolle Di ff. von R. Pohl, De Graecorum medicis publicis,
Berlin 1905, die z. B. S. 480 («p/iarpoc) zu benutzen war. Büchers
Theorie, daß die Oikenwirtfchaft das ganze Altertum beherrfcht habe, wird
S. 631 ff. mit Ke:ht zurückgewiefen.

86 Abbildungen und ein fehr forgfältiges Regifter
erhöhen die Brauchbarkeit des wertvollen Werkes.

Göttingen. paul Wendland.

Macdonald, Prof. Duncan Black, M. A., D.D.: Aspects of Islam.

(XVI, 37S S.) gr. 8°. New York, Macmillan Company
ün. s I>So

• uE[n beftlmmender Zug in dem modernen Studium
nichtchnftlicher Religionen ift die Aufmerkfamkeit, die der
Ausruftung künftiger Miffionare gewidmet wird, um ihre
Wirkfamkeit zu erhöhen. Die Hartford-Lamfon-Stiftung,
errichtet am theologifchen Seminar zu Hartford, hat befonders
den Zweck ,die Vorbereitung von Studenten für
die fremden Miffionsfelder zu unterftützen'. Das gefchieht
durch das Halten von Vorlefungen von feiten akkreditierter
Autoritäten über die religiöfen Glaubenslehren und
Sitten der verfchiedenen Völker. Von allen nicht-chrift-
lichen Religionen ift der Muhammedanismus vielleicht die
unnachgiebigfte in ihrem Widerftande gegen die Chriftia-
nifierung. Daher ift es gut, daß ein Gelehrter, der weder
an Kenntnis des Gegenftandes noch an Weite der Würdigung
des Islam einem zweiten nachfteht, dazu gewählt
wurde, diefen Kurfus zu halten. In 10 Vorlefungen hat
Dr. Macdonald ein wundervoll klares Bild des moslemi-
tifchen Oftens, der Perfon und der Lehren des Gründers,
des Koran, der muhammedanifchen Theologie und Meta-
phyfik, des Myftizismus und der Derwifche, der muham-
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