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Ausgabe:

1911 Nr. 6

Spalte:

170-171

Titel/Untertitel:

Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft. VII 1911

Rezensent:

Strack, Hermann L.

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169 Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 6. 170

aber Profa und als Profa gedruckt. Diefe exzeptionelle I leichtern. — Zum Schluß ein Wort über den Titel: Ift das
Behandlung der hebräifchen Poefie, wobei metrifche Reihen J Wort ,sermons' richtig gewählt? Kent befteht mit Recht
im Hebräifchen durch nicht-metrifche Reihen in der darauf, daß die prophetifchen Schriften Poefie, kurze Ge-
Überfetzung dargeftellt werden, hat nicht feiten die un- dichte feien, nicht wörtliche Wiedergabe der Reden der
glückliche Wirkung, die Gliederung des Gedankens, die Propheten. Wir können mit mehr oder weniger Recht
deutlich auszudrücken der Parallelismus im Original fo von der Tätigkeit der vorexilifchen Propheten annehmen,
viel beiträgt, zu verdunkeln. Z.B. ift es diskutabel, daß die daß fie teilweife im Halten von ,sermons' beftanden habe,
metrifche Einheit injef.2, 2—4 eine Reihe von 6 Hebungen ! aber keine diefer Predigten ift uns fo erhalten. Die Ge-
und nicht eine von 3 fei; aber dies ift kein ausreichender j danken, die die Prediger ausfprachen, find in anderer

Form auf uns gekommen, und diefer wichtigen Tatfache
wäre Gerechtigkeit widerfahren, wenn ftatt des Wortes
,sermons' das Wort ,poems' im Titel gebraucht wäre.

Oxford. George Buchanan Grav.

Grund dafür, diefe Verfe in 4 Reihen gemäß folchen me-
trifchen Einheiten zu drucken und dadurch den markierten
Parallelismus, der hier zwifchen metrifchen Einheiten von
3 Hebungen befteht, zu verdunkeln. Das Refultat davon
ift, daß, obgleich das Original fowohl Metrik als auch

Parallelismus zeigt, die Überfetzung keine Metrik hat, I J~ _ .

und der Parallelismus, obgleich er natürlich nicht unter- . Nlkel, Prof, Dr. Johannes: Das Alte leftament
drückt werden kann, nicht fo dargeftellt ift, daß er fofort Lichte der altorientahfchen Forfchungen. III. Gefchichte
von dem Lefer der Überfetzung gewürdigt wird. Israels von Jofua bis ZUItl Ende des Exils. I. und 2. Auf-

Ich fetze nebeneinander Kent's überfetzung, die in | j (Biblifche Zeitfragen. Dritte Folge. Heft 3/4).
ihrer Anordnung mit der Guthe's in Kautzfch's Bibel über- Münfter w Afchendorff 1910. (72 S.) 8« M.
einftimmt und die von Lowth.

I —

, , „ Das vorliegende Heft ift die Fortfetzung des von mir

c u t 1 11 1 c.,,,« 1910 in Nr. 22 angezeigten 2. Heftes Nikels aus der-

Sons have I reared and^placed on high, but they have , 9^ Sammlung: fao{* und fdn Werk, lft aber erheb_

The ox knoweth its £2'and the ass hs master's crib, ! gdl beffer und gründlicher als dasfelbe. AUerdings geht
But Israel has no knowledge, mv people no insight! I Nikel auch hier nrgends in die Tiefe und das Beftreben,

uberall die biblifche Tradition zu retten, führt ihn öfters

Lowth zu den kühnften Kombinationen. Aber er ift doch

I have nourished children, and brought them up
And even they have revolted from nie.
The ox knoweth his possessor;
And the ass the crib of his lord;
But Israel knoweth not nie;

mit

den Problemen ordentlich vertraut, kennt Manches von
der einfchlägigen Literatur und weiß auch die in Betracht
kommenden außerbiblifchen Quellen in ihrem
Wert und Inhalt hinlänglich zu charakterifieren, fodaß
feine Schrift in mancher Hinficht als erfte Orientierung

Neither doth my people consider. ganz brauchbare Dienlte leiften kann, namentlich für
Nicht nur durch die übel gewählte Reihen-Teilung, folche, die nichts von einer biblifchen Kritik wiffen und
fondern auch dadurch, daß er es unterließ, in der 3. Reihe j wiffen wollen und für die fogar die Gefchichten des
das Wort ,has' zu wiederholen, hat Kent den Parallelismus, | Buches Daniel, Elther und felbft Judith gefchichtlich
der in Lowth's l berfetzung fofort deutlich hervortritt, ver- I durchaus glaubwürdig find. Folgert doch Nikel aus
dunkelt. Ferner hatjef 1, 1—26 in der Überfetzung einen der Nabonid-Cyrus-Chronik die volle gefchichtliche Wahrmonotonen
Anfchein, der vom Gefichtspunkt des Parallelis- heit von Daniel 5, und die Bezeichnung des Darius als
mus — oder auch von dem der Metrik — aus durchaus ! ,Mederl (6,1) dient ihm dazu, die Gefchichtskenntnis des
nicht mit dem Original übereinftimmt: 1,10—16 mit langen biblifchen Schriftftellers als eine außerordentlich genaue
Perioden von Parallelismen ift 1, 2—8 vollftändig unähnlich, 1 darzuftellen. Auch Nikels chronologifche Refultate
und ebenfo unähnlich 1,21—26. betreffs der Richterzeit und des Wüftenaufenthaltes fchei-
Ein Werk gleich diefem bietet der Kritik eine breite nen mir in manchen Punkten einer ernften kritifchen Prü-
Angriffsfläche, wenn man auf Einzelheiten eingeht: anderer- ! [ung nicht gewachfen zu fein. — Der Druck ift korrekt,
feits ift gerade um feines Charakters willen ausführliche PaP'er und Ausftattung die in diefer Sammlung bisher
Kritik nicht am Platze. Ich unterlaffe es daher, meine ■ üblichen.

Billigung oder Mißbilligung über des Autors Behandlung | Bremgarten. A.Bruckner,
der unzähligen Fragen philologifcher oder höherer Kritik
auszufprechen, die bei den einzelnen Texten notwendig
ins Auge gefaßt und beantwortet werden mußten, obgleich
eine erfchöpfende Behandlung ausgefchloffen war.
Nicht feiten würde ich eine andere Überfetzung vorziehen,
und gelegentlich ift die Überfetzung fraglos unrichtig,

Jahrbuch der jüdirch-literarilchen Gelellfchaft. (Sitz: Frankfurt
a. M.) VII. 1909 — 5670. Frankfurt a. M,,
J. Kauffmann 1910. (III, 381 u. 56 S.) gr. 8° M. 12 —

Im Anfchluß an den Bericht über die Bände V und
vielleicht durch irgend ein Verfehen.° VI (Jahrg. 1910, Nr. 18) fei hier über Band VII kurz

z. b. ift auf s. 474 jef. 9,6 fehr unglücklich wiedergegeben, ,For ' referiert. L. Grünhut-Jerufalem fucht zu zeigen, daß man
* chüd is bom, to us a son is given'; ift ,to us' zufällig hinter ,given' ] das nördlich gelegene ephraimitifche Beth-El-(Luz) jetzt
™?a!^en .'JasKomma aD die falfche stelle gefetzt? jedenfalls ift | Sindfchil, von dem benjaminitifchen Beth-El zu ühter-

murders auf Seite 137 Ann,, t ein bloßer Druckfehler für ,murderers'. fcr,pirt-n ' hahe. T Barth liefert Beiträo-e 7„m T ^v!lrr.r,

Aber Anm. a S. 110 ift erfichtlich falfch. wenn e= heiRi a,«. wnives' ,cnei?e.n. habe. J. «arrn lieierr. rjenrage zum Lexikon

erfichtlich falfch, wenn es heißt, daß ,wolves*
ln. Je'- 5,7 vorkommt. In der überfetzung von Jef. 2,12 ift eine — unbefriedigende
— Korrektur aufgenommen, aber durch ein Verfehen ift nicht
darauf hingewiefen.

In einem Werke diefer Art ift es die Methode und
der Erfolg im Ganzen, mit dem fie durchgeführt ift, die
7*3 find. In diefen Beziehungen verdient das Werk
dankbare Anerkennung: es ift geiftvoll entworfen, höchft
gelchickt angeordnet und im allgemeinen durch Befonnen-
h« 11m Urteil und Sorgfalt ausgezeichnet; der Druck ift,
obgleich manche Typen fehr klein find, bemerkenswert
deutlich, die Analyfe am Rande und die Titel der einzelnen
Stücke dienen alle dazu, das Studium der prophetifchen
und apokalyptifchen Schriften des A. T. zu erder
Mifchna, die uns das Fehlen eines guten Wörterbuches
zu diefem wichtigen Werke wieder fchmerzlich
empfinden laffen. David Hoffmann gibt weitere Beweife
für den Satz, daß die Erörterungen des Talmuds nicht
feiten einen andren Mifchnatext als unfern gewöhnlichen
vorausfetzen. F. Funk fchildert Landwirtfchaft und Verkehrsmittel
Babyloniens zur Zeit der Saffaniden und
weift darauf hin, daß Talmudftudium und Keilfchrift-
forfchung einander fördern können. Ph. Frankl erzählt
die Gefchichte des erften Jahrhunderts des Gaonats.
B. Lewin befpricht ausführlich Namen, Inhalt, Veran-
laffung, Ausgaben und Handfchriften des berühmten
Sendfehreibens des Scherira Gaon (wohl beffer: Sarrirä)

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