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Ausgabe:

1911

Spalte:

129-131

Autor/Hrsg.:

Lexa, Franz

Titel/Untertitel:

Das demotische Totenbuch der Pariser Nationalbibliothek (Papyrus des Pamonthes) 1911

Rezensent:

Wiedemann, Alfred

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Hermann Schuster

^Jährlich 26 Nm._Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

Oß T„ v, -T _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an

OO. iiaurg. JLI O Profeflbr D. Titius in Göttingen, Friedländer Weg 26, zu fendcn. A t[i-~~r 1Q11

Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. ~* -WACH, z. J.i7J.jL

Lexa, Das demotifche Totenbuch der Parifer

Nationalbibliothek (Wiedemann).
Wächter, Reinheitsvorfchriften im griechifchen

Kult (Wendland).
Boehmer, Heilige Stätten im Lande der Bibel

(Greßmann).
Kropat, Die Syntax des Autors der Chronik,

verglichen mit der feiner Quellen (Steuernagel).
Hauck, ,Hat Jefus gelebt?' (IL Dibelius).
Beth, Hat Jefus gelebt? (Derf.).
Meffert, Die gefchichtliche Exillenz Chrifti

(Derf.).

Steudel, Wir Gelehrten vom Fach! (Derf.).
Krieck, Die neuefte Orthodoxie und das Chri-

ftusproblem (Derf.).
Dietze, Kritifche Bemerkungen zur neueften

Auflage von A. Drews ,Chriftusmythe' (Derf.). ,
Steudel, Im Kampf um die Chriftusmythe (Derf.). zwanzigften Jahrhunderts (Hoensbroech).

Wieland, Der vorirenäifche Opferbegriff
(Drews).

Aufhaufer, Die Heilslehre des hl. Gregor von

Nyffa (Lobftein).
Jagelitz, Über den Verfaffer der Schrift de

mortibus persecutorum (Jülicher).
Holl, Die handfchriftliche Überlieferung des

Epiphanius (Koetfchau).
Leboitteux, Les Huguenots des Isles (Lachenmann
).

An er, Goethes Religiofität (Stephan).
Bornhaufen und Jaeger, Die Religion Schillers
und Goethes (Derf.).
Schleiermacher der Philofoph des Glaubens
(Mulert).

Murri, Das chriftliche Leben zu Beginn des

Seeberg, Die Kirche Deutfchlands im 19. Jahrhundert
(Schufter).

Rehmke, Zur Lehre vom Gemüt (Dürr).

Loewenthal, Die menfchliche Unfterblichkeit
in naturaliftifcher Beleuchtung und Begründung
(Steinmann).

Auft, Die Agendenreformen in der evangelifchen
Kirche Schiebens während der Aufklärungszeit
und ihr Einfluß auf die Geftaltuug des
kirchlichen Lebens (Schian).

Der evangelifche Religionsunterricht auf höheren
Schulen, herausg. von J. Smend (Holzinger).

Referate: Sabiston, The Biblical Account of
the Creation. Hefiods Werke.

Mitteilungen: (14) Salzdungung in den Evangelien
.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Lexa, Dr. Franz: Das demotifche Totenbuch der Parifer
Nationalbibliothek (Papyrus des Pamonthes). Unter
Mitarbeit von W. Spiegelberg herausgegeben. (Demotifche
Studien. Heft 4.) Leipzig, J. C. Hinrichs'fche
Buchhandlung 1910. (XIX, 57 autogr. S., 3 Lichtdr.-
Taf. u. 3 Taf. in autogr. Umfchrift.) Fol. M. 20 —

Die ägyptifchen Unfterblichkeitsvorftellungen werden
vom Mittleren Reiche an von dem Ofirisglauben beherrfcht.
W enn daneben eineReiheandersartigerJenfeitsauffaffungen
auftraten, fo haben diefe ftets nur in verhältnismäßig
engen Kult- und Standeskreifen Aufnahme gefunden,
wurden aber nie wirklich volkstümlich. Freilich ift die
damalige ofirianifche Lehre keineswegs einheitlich. Sie

Das Vorhandenfein einer derartigen Überfetzung in
einem aus dem 10. Jahre des Kaifers Nero datierten
Papyrus der Parifer Bibliothek ftellte Brugfch feft, der
1850 den Text in einer für feine Zeit vortrefflichen Weife
herausgab und bearbeitete und dann in feiner Demoti-
fchen Grammatik und feinem Wörterbuche verwertete.
Später ift Revillout mehrfach auf den Papyrus eingegangen.
Eine auf der Höhe der jetzigen Kenntnis des Demotifchen
flehende Ausgabe und Bearbeitung hat Lexa unter Beihülfe
von Spiegelberg in vorliegendem Werke gegeben.
Auf drei fchönen Lichtdrucktafeln ift der Text auf Grund
von Photographien wiedergegeben und dem eine vor dem
Orginal genommene Nachzeichnung beigefügt. Letztere
warwünfchenswert.dadieungünftigenFärbungsverhältniffe
des Papyrus einzelne Zeichen in der Photographie nicht

„-------ö- — _ v , „if„„ r^^Vpn. ucs rapyrus einzelne Helenen in aer rnotograohie nichl

befteht aus zahlreichen felbftand.g entwickelten Gedanken- w Hauptteil des Wer

Sängen, welche trotz aller inneren W.derfpruche unaus- | ^ ^ ^ autographierte UmfchreibuPng desT ^

in die konventionellen demotifchen Normalzeichen mit
Überfetzung, Erläuterung und Beifügung der hierogly

gängen, .

geglichen neben einander verzeichnet und geglaubtwurden.
Sie hielten aber alle daran feft, daß die Unfterblichkeit

eine individuelle in einer etwa der irdifchen Geftalt ent
fprechenden Form fei und daß das Prototyp des Sterbens
und Auferftehns des Menfchen durch die Schickfale des
Gottes Ofiris gegeben werde.

Zur Verbreitung der ofirianifchen Lehren trug es
ftark bei, daß in ihnen die Erringung der Unfterblichkeit
nicht fo nachdrücklich von dem Wiffen magifcher Formeln
abhängig war wie fonft in Ägypten. Sie legen zwar
auch auf die Kenntnis der Namen und Perfonen im Jen-
feits und zahlreicher formelhafter Sprüche hohes Gewicht,
daneben aber galt zur Gewinnung einer glücklichen Unfterblichkeit
die Erfüllung moralifcher Vorfchriften im
Diesfeits für erforderlich oder doch fehr nützlich. Diefe
Gedankengänge fühlt das bekannte Kapitel vom Totengericht
(Totenbuch cap. 125) aus. Mehrfach wird auf
diefes Gericht an anderen Stellen angefpielt und dadurch
gezeigt, daß feine Annahme nicht erft fpäter der Ofiris-
lehre angegliedert wurde, fondern eng mit derfelben
verknüpft war. Der hohe Wert, den man dem Kapitel
und feinem, in zwei Rezenfionen verzeichneten, negativen
Sündenbekenntniffe zufchrieb, geht aus feinem häufigen
Erfcheinen in den Totenpapyris hervor. Vor allem
wird es dadurch erwiefen, daß man das Kapitel in der

phifchen Parallelftellen. Hieran fchließt fich ein alpha-
betifches Gloffar der im Papyrus vorkommenden Worte
mit jeweiliger Angabe derUmfchrift und der entfprechenden
hieroglyphifchen und koptifchen Worte. Voran geht eine
Einleitung. Diefe beginnt mit einer Befchreibung des
Papyrus und einer Überficht feiner bisherigen Literatur,
dann führt fie kurz feinen Inhalt auf und erörtert fein
Verhältnis zum ältern Totenbuche, die eingetretenen
Fortlaffungen, Hinzufügungen,Umgeftaltungen. Die Mundart
des Textes fcheint, wie Spiegelberg hervorhebt, dem
achmimifchen Dialekte nahe zu ftehn. Zum Schluffe wird
eine fortlaufende Überfetzung des Papyrus unter Beifügung
einer Überfetzung der Parallelftellen aus den älteren
Rezenfionen gegeben.

Für die Gefchichte des Totenbuches ift diefe eingehende
Bearbeitung einer feiner jüngften Faffungen von
großer Bedeutung. Es ergibt fich hier eine Textgeftaltung,
welche nicht nur auf einer mehr oder weniger genauen
Abfchrift der ältern Vorlagen beruht, fondern auf einer
wirklichen Durcharbeitung des Textes. Wann diefelbe
erfolgte, läßt fich einftweilen nicht feftftellen. Von den

zahlreich vorhandenen Papyri der Epoche von nex)

..../•«

Zeit, als das Verftändnis der alten ägyptifchen Sprache j v. Chr. an abwärts find nur wenige veröffentlicht, eine
fchwand, in das Demotifche überfetzte. I kritifche Unterfuchung des Verhältniffes diefer Manufkripte

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