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Ausgabe:

1911 Nr. 4

Spalte:

123

Autor/Hrsg.:

Jacoby, Adolf

Titel/Untertitel:

Die antiken Mysterienreligionen und das Christentum 1911

Rezensent:

Beth, Karl

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123

Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 4.

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wünfchen Wie der Vortrag in Chemnitz dankbare Hörer I fich faft zu einem Handbuch ausgemachten, indem der Text und die Ab-

, , -n ry n- c J - u___■ i bildungen nach den inzwifchen ausgeführten Arbeiten beträchtlich vermehrt

und begeifterte Zuftimmung gefunden hat, fo wird es wur(JJ Leider ift auch der Preis unverhältnismäliig gefteigert worden.

ihm auch beim Gelefenwerden gehen, wir emptehlen
ihn daher angelegentlich und wünfchen ihm im Intereffe
der Auslandsdiafpora weitefte Verbreitung.

Ahlden (Aller). E. W. Buffmann.

Referate.

Bericht über den IV. Kongreß für experimentelle Pfychologie in

Innsbruck vom 19. bis 22. April 1910. Im Auftrage des Vorftandes
herausgegeben von Prof. Dr. P Schumann. Leipzig, J. A. Barth
1911. (XXVIII, 312 S.) gr. 8». M. 11 —

Der Bericht enthält außer gefchäftlichen Mitteilungen 4 Sammelreferate
und 30 (zumeift ftark abgekürzte) Vorträge nebft Diskuffion.
Die Eröffnuugsanfprache des Vorfitzenden, Prof. G. E. Müller, wies den
untrennbaren Zufammenhang der Pfychologie mit den medizinifchen
Wiffenfchaften in fehr lehrreicher Weife nach; auch die Vorträge lagen
faft zur Hälfte in den Händen von Medizinern. Hervorgehoben fei aus
dem reichen Inhalt nur das, was über die Kreife von Fachpfychologen
oder Medizinern hinaus ein allgemeines Intereffe beanfpruchen darf.
C.V.Monakow wendete fich in feinem Referat über Aufbau und Lokalifation
der Bewegungen beim Menfchen gegen die Lehre ,von einer infeiförmigen
Lokalifation von Bewegungsvorftellungen'; ,bei jeder

Hoffentlich tut dies der weiteren Verbreitung keinen Eintrag. Denn gerade
an der Vorführung von Beifpielen kann der Pfarrer und Kirchenvorftand
am eheften lernen, was fich durch den Baukünftler aus einer alten, un-
fcheinbaren Kirche machen läßt und wie ein Neubau einzuleiten und zu
gehalten ift. Es ift ein Vorzug des Buches, daß evangelifche und katho-
lifche Beifpiele nebeneinanderftehen. Man fleht recht deutlich, wieviel Ge-
meinfames wir haben und durch die konfeffionslofeKunft wieder bekommen.
Nifchwitz S. A. Bergner.

Mitteilungen.

Ii. M. Seymour de Ricci publiera prochainement un memoire sur le
dixieme commaudement du Decalogue. II a reconnu que ce comman-
dement ne concerne pas une ,Gefmnungsfünde' (pechd d'inteution), mais
bien un pechd effectif d'ordre magique, un maiefice, consistant ä jeter
un Sort sur l'objet convoite. Entre autres arguments il rappelle la super-
stition en vertu de laquelle un Arabe ne veut pas conserver un objet
ou un animal qu'une autre personne a vivement admiree. Le maiefice
constitue par la convoitise est l'invidia des Latins, le <p{rüvo<; des Grecs.

Paris. S. Reinach.

12. Bibliotheca Hieronymiana. In der Bibliothek des k. k.
Archäologifchen Museums in Spalato (Dalmatien) wurde eine Spezialab-
kombinierten Aktion find faft fämthche Hirnteile mit irgend einer Kompo- teiluuP. errichtet für Werke von und über den hl. Hieronymus — eine

nente beteiligt' (26), fodaß ein Prinzip ,der fukzeffiven Lokalifation' nicht
entbehrt werden kann. Über ,die Ergebniffe der experimentellen Pfycho-
pathologie des GedächtuifTes' gab Ranfchburg einen zufammenfaffenden
Bericht mit vielen wertvollen Mitteilungen über Schwachfinnige, Paralytiker
, Alkoholiker ufw. Exner berichtete über lehrreiche Experimente
aus dem niedern Tierleben (Molche u. a.), die die Vererbung erworbener
pfychifcher Erfcheinungen außer Zweifel zu Mellen fcheinen (203—210).
Über den nicht nur äfthetifch, fondern auch erkenntnistheoretifch von
Wichtigkeit gewordeneu Begriff der Einfühlung, feine Wandlungen und
Schwierigkeiten bot M. Geiger eine fehr dankenswerte Orientierung
f29—73). O. Kraus verfuchte den Begriff der Zurechnungsunfähigkeit
im ftrafrechtlichen Sinne fo zu beftimmen, daß es fich dabei um Ge-
mütszuftände handle, denen gegenüber felbft Widerftandsdispofitionen
von durchfchnittlicher moralifcher Befchaffenheit machtlos bleiben müßten
(213). Das allgemeine Problem der Völkerpfychologie faßte J. Krueger
ins Auge, während Stumpf u. v. Hornboftel höchft intereffante Mitteilungen
zur Tonpfychologie auf Grund ethnologifcher Data machten.
Göttingen. Titius.

Jacoby, Adolf: Die antiken Myfterienreligionen und das Chriltentum.

I.—6. Taufend. (Religionsgefchichtliche Volksbücher. III. Reihe,
12. Heft.) Tübingen, J. C. B. Mohr 1910. (44 S.) 8"

M. — 50; geb. M. — 80
Nach kurzer Skizze der religiöfen Entwicklung der vorangegangenen
Jahrhunderte fchildert J. lichtvoll das Wefen der hellenifchen und vor
allem der orientalifchen Myfterien um die Wende der Zeitrechnung, zeigt,
wie diefelben auch dem Paulus Vorftellungsbilder lieferten, die in feiner
Predigt durchfehlugen, wie in den folgenden Jahrhunderten durch Aufnahme
myfterifcher Bräuche und Anfchauungen das Chriftentum felbft
mehr und mehr zum Myfterium ward und fchließlich gegen die völlige
Überwucherung durch das Myfterienwefen dasfelbe Schutzmittel anwandte
wie gegen die Gnoftifierung, die Bildung der Kirche, in der die erhabenften
religiöfen und ethifchen Gedanken, die dem Chriftentum allein zueigen
find, frei werden konnten.
Wien. K. Beth.

Stalker, D.James: Das Leben Jelu. Autorifierte Ueberfetzung aus dem
Englifchen. Vierte Auflage. Tübingen, J. C. B. Mohr 1910. (IV,
135 S.) 8° M. 1 —

Daß nach der zutreffenden Rezenfion von H. Holtzmann, in diefer
Zeitung 1895, Sp. 105, noch 3 weitere Auflagen diefes Buches (in diefem
Verlag!) nötig geworden find, möchte erftaunlich fcheinen und gibt jedenfalls
zu denken: offenbar herrfcht in unferem lefenden Publikum ein leb-

Bibliotheca Hieronymiana. Zweck dieser zu Ehren des dalmatinifchen
Kirchenvaters und zum Nutzen der Wiffenfchaft gegründeten Bibliothek
ist, die gefamte auf Hieronymus bezügliche Literatur (Gefamt- und Spezial-
ausgaben, felbftändige Werke und Notizen, Bildniffe ufw.) in ihr zu vereinigen
und hierdurch eine Zentralfammelftelle zu fchaffen für alle
Hieronymusforfcher. Infolge der noch befcheidenen Mittel, welche zur
Ausgeftaltung diefer Bibliothek bewilligt werden, können ältere Ausgaben,
Bildniffe ufw. erft nach und nach angefchafft werden. Die Mufealdirektion
richtet aber an alle Patriftiker, fpeziell Hieronymusforfcher, welche diefe
Inftitution ficherlich wärmftens begrüßen werden, die Bitte, ihr alle von
nun an erfcheinenden Werke von und über den hl. Hieronymus, fowie
Auffätze, Programmfchriften, Notizen, Zeitungsartikel ufw. mitteilen, refp.
einfehicken zu wollen, da nur hierdurch die Vollftändigkeit der Bibliothek
erzielt werden kann.

13. Geographie des alten Paläftina. Neubauer hat 1868 die
Geographie des Talmud behandelt; feither hat fowohl die Talmudforfchung
im Allgemeinen als auch feine Ausnützung für die hiftorifche Geographie
Paläftinas große Fortfehritte gemacht; aber gerade die letztere ift in
taufend Auffätzen und Artikelchen verzettelt und eine neuere Zufammeu-
faffung fehlt. So ift es eine erfreuliche Nachricht, daß die Gefellfchaft
zur Förderung des Judentums in Berlin Herrn Dr. S. Klein, z.
Zeit Rabbiner in Tugla-Bosnien (vgl. Th. L. Z. 1910, 327), mit der Ab-
faffung einer .Geographie des alten Paläftina' betraut hat.
Zürich. Ludwig Köhler.

Erklärung.

In feiner Rezenfion von Batiffols Buch (Theol. Litzg., 1911,
Sp. 42) behauptet Dr. Lobftein daß der Verfaffer ,im Anfchluß an Loisy,
Lagrange, Grandmaifon' meine .erreurs d'information, erreurs de methode
et de jugement', ,ehenfo fcharf als vornehm' nachweife. Dagegen habe ich
einzuwenden, 1. daß die genannten Kritiker alle kathol. Geiftliche find
oder waren, fo daß von Unparteilichkeit nicht allzuviel von ihnen zu erwarten
ift; 2. daß der Herr Rezenfent von Schriften fpricht, die er felbft
nicht geprüft hat, fondern Loisy, Lagrange und Grandmaifon aus
der Vorrede von Batiffol (S. XIII) einfach anführt; 3. daß manche Angriffe
Batiffols ganz unmotiviert find, z. B. S. 56, wo zu lefen: .Orpheus,
p. 316 ,Ce canon etait ä peu pres constitue vers 350, apres le coucile de
Nicde (325) et fut fixe pour l'Occident par Saint Augustin en 393'. —
Autant de prdeisions, autant d'inexactitudes. Le Concile de Nicee ne s'est
pas occupe du canon. Auguftin n'etait pas eveque en 393'. Nun habe

haftes Verlangen nach einer durch kritifche Skepfis nicht geftörten, po- j ;ch doch weder gefagt, das Nicaenum habe den Kanon beftimmt, noch

fitiven Erzählung des Lebens Jefu, und diefes Verlangen wird durch die
feinfinnige, innerlich erwärmte und formfehöne Darfteilung glücklich befriedigt
. Schüller.

Kirberg, Paft. P.: Die Toleranz der Korinther. Eine crux interpretum

(2. Kor. XI, 4) neu erklärt. Bonn, J. Schergeus 1910. (15 S.) gr. 8"

M. — 30

K. will, nach Skizzierung und Ablehnung der Löfungsverfuche von
Hofmann, Schmiedel, Heinrici u. a., das Rätfei löfen, indem er si ß'ev
bis tdtl-aa&E als Apofiopefe (wie Ac. 23,9) faßt (,was foll aus Euch
werden, wenn wirklich der Kommende einen andern Jefus verkündigt etc.!')
und xalwq aveixeofrs als felbftändigen Satz nimmt, unter Ergänzung
eines ßt aus V. 1. — Schon an der Unwahrfcheinlichkeit diefer Ergänzung
fcheint mir der ganze Vorfchlag zu fcheitern. Schufter.

Hoßfeld, O.: Stadt- und Landkirchen. Mit Anhang: Kirchenausftattung.
3. Auflage, durchgefehen und erweitert. Berlin, W. Ernft & Sohn
1911. (IV, 332 S.) Lex. 8» M. 9—; geb. M. 10 —

Wir haben die 1. Auflage diefer aus der preußifchen Baupraxis ent-
ftandenen Schrift dankbar begrüßt (1906, Sp. 91). Die zweite Auflage
war um das Kapitel .Ausftattung' bereichert worden, und die dritte hat

daß Auguftinus 397 1 Bifchof gewefen fei; die Einwände find reine Schikane.
Ich könnte desgleichen vieles zitieren, begnüge mich aber damit, zu bitten,
daß irgend ein ehrlicher Theologe das betreffende Kapitel meines Buches
mit Batiffol's Fußnoten vergleiche. Abfichtlicher Verdrehung der
Texte und Tatfachen wird er auf jedem Schritte begegnen. Und das
foll fcharf und vornehm fein!

Paris. Salomon Reinach.

1) Zahn, RE.3 IX, S. 796, 13. Die Zahl 393 ift (bei mir) Druckfehler
für 397.

Erwiderung.

1) Das Urteil, daß von Gelehrten, die katholifche Geiftliche find
oder waren, nicht allzuviel Unparteilichkeit erwartet werden kann, dürfte
mindeftens von Männern wie Loisy und Lagrange, denen auch fachkundige
Fachmänner nichtkatholifcher Konfeffion ihre Anerkennung nicht verfagt
haben, doch fehr gewagt fein. Daß über der katholifchen Wiffenfchaft
das unglückfelige Verhängnis eines immer ftrenger gefaßten Lehrgefetzes
fchwebt, hat der Unterzeichnete in vorliegendem Artikel klar angedeutet