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Ausgabe:

1911 Nr. 23

Spalte:

720-722

Autor/Hrsg.:

Hoffmann, Georg

Titel/Untertitel:

Johann Timotheus Hermes. Ein Lebensbild aus der evangelischen Kirche Schlesiens im Zeitalter der Aufklärung 1911

Rezensent:

Kawerau, Gustav

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719 Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 23. 720

dürfte. Kroker weift nach, daß Schlaginhaufen in feiner
Urfchrift mehr bot als die von Preger veröffentlichte
Handfchrift, welche durch mehrere Zwifchenglieder gegangen
ift. Rörers Text ift großenteils vielfach beffer.
Einen glücklichen Fund hat V. Schultze mit dem Tagebuch
des Grafen Wolrads von Waldeck zum Regensburger
Religionsgefpräch 1546 gemacht. Denn Wolrad
ift aus feinem Itinerarium Augustanum 1548 längft als
guter Beobachter und feiner Schilderer von Perfonen und
Ereigniffen bekannt. Schultze hat auf vollftändige Wiedergabe
des Textes verzichtet und dafür je nach der Bedeutung
des Inhalts den Text oder die Überfetzung oder
ein Referat gegeben und Unwefentliches ausgefchieden.
Ob es aber nicht beffer gewefen wäre, das Tagebuch
genau wiederzugeben, ift fehr fraglich, da die Entfchei-
dung über Wefentliches und Unwefentliches fubjektiv ift
und wohl öfters verfchieden ausfallen dürfte. Dazu könnte
auf ultramontaner Seite der Verdacht entftehen, es fei
in usum Delphini redigiert. M. E. follten folche Quellen
wörtlich gedruckt werden, zumal uns Wolrad nicht nur

linger aus Uberlingen, wo man fehr kaiferlich gefilmt war.
Die Kollektaneen Reutlingers enthalten Lieder u. A. aus
dem Schmalkaldifchen Krieg.

Zum Schluß noch: S. 64 Z. 24 1. Dei. S. 66 Z. 4 ift lipothumia
natürlich defectio animorum, nicht annorum (opp. membrorum). S. 67,
Z. 25 1. ftatt legis wohl cepit. S. 74, Z. 2 v. u. find, die hacken. In
der Buchausgabe von Müllers Wittenberger Bewegung find S. 96. Z. 40
beim Umbrechen iwei unentbehrliche Zeilen ausgefallen. Im Inhaltsverzeichnis
des VII. Jhrgg. ift der Titel ,Kirchenrat' zu ftreichen, der in der
Heimat des damit Bedachten nur Katholiken und Juden zukommt.

Stuttgart. G. Boffert.

Kipp, Pfr. Friedrich: Silvefter von Schaumberg, der Freund
Luthers. Ein Lebensbild aus der Reformationszeit.
(Quellen u. Darftellgn. a. d. Gefch. d. Reformationsjahrhunderts
. XVII. Bd.) (VI, 271 S.) 8». Leipzig, M.
Pleinfius Nachf. 1911. M. 9-—

Silvefter von Schaumberg ift bekannt geworden durch
feinen Brief, den er am 11. Juni 1520 an Luther gerichtet
für den Gang des Gefprachs, fondern auch für eine Reihe hat und b dem ef dJe Hoffnung ausfprach, die Hilfe von
von Perfonen und Ereigniffen Neues bietet. : m.^w a^i;™„ v„m ?,h„i,. t „fi,«-c ,„fhrmn-«, ,„

Vgl. S. 174 Bifchöfe in Trient im Belitz lutherifcher Bücher, S. 178 ff.
I'elargus' Benehmen und Anwefenheit in Trient. Malvendas übermütiges
Auftreten, feine und Billiks ,obfzöne' Unterhaltung bei Tifch S. 340, vgl.

hundert Adeligen zum Schutze Luthers aufbringen zu
können, nachdem er fchon im Mai 1520 durch feinen Sohn
den er zum Studium nach Wittenberg gefandt und an

auch S. 335 z. 12, Stancaru's' Gefangenfchaft s. 301. Die evangelifche Melanchthon empfohlen hatte, in mündlichen Verkehr
Predigt im Minoritenklofter in Mainz s. 302, Luthers Äußerung beim j mit Luther getreten war. Diefes Eintreten für Luther, das

Empfang der Bannbulle und der Acht. Ift das Lied, das er damals zur
Laute fang, ,Ein fefte Burg'f S. 316. S. 141 1. Hier. Baumgärtner ohne
das anachroniftifche ,von'. Anm. 1 hat Wolrad Hans Thomas von Rotenberg
mit Hans Thomas von Absberg verwechfelt. S. 143, Anm. 2. ift
durchaus nach RE. 6, 361 zu berichtigen. S. 149 Z. 4 ift Kilian Leib,
Prior in Rebdorf, gemeint, wie S. 167 Z. 12. S. 162 Z. 6 1. fchlüffig,
S. 163 Z. 3 apophthegma. S. 179 Z. 7 ift D. M. wohl Dionyfius Me-
lander, Z. 16 der Rechtsgelehrte Kilian N. der Wittenberger Profeffor
Goldftein; Z. 14 ift velle oder posse zu ergänzen. S. 301 Z. 10 ift Kolden =
Goldingen BezA. Landshut. S. 303 Z. 1 1. Meuburg. S. 305 Mag. Daniel
wohl Mauch. Z. 306 Z. 30 1. dominoS. S. 307 Z. II. Rod ift Rod Bez.
Coloszvar. S. 310 Z. 33 1. nostro. S. 328 morio Eystadensis ift nicht der
Bifchof als .Erznarr', fondern fein Hofnarr. S. 331 Z. 4 1. aliquot. S. 333

der Reformator in feiner damals höchft unficheren Lage
mit Freuden begrüßt hat (f. Köftlin-Kawerau, Martin Luther5
Bd. I, S. 312, 315, 317) gibt dem Verfaffer Ver-
anlaffung, feinen Helden als den Freund Luthers zu bezeichnen
, wiewohl von weiteren unmittelbaren Berührungen
zwifchen Silvefter von Schaumberg und Luther nichts
nachzuweifen ift, und hat ihn zugleich veranlaßt, mit dem
Lebensgang, der Familie und den Schickfalen Schaumbergs
fich genauer zu befchäftigen. Er tut dies, indem
er uns in neben Abfchnitten die Herkunft und Familie,
das jugendliche Leben feines Helden ,auf eigene Fauft',

7 i C 1 Dt?rsct uiiuiruS " * ri 1'

3 ' ' ,,. ' r , ,. . r J4I. i , ff . feinen Ubergang zum Fürftendienft bei den Grafen von
Zeitlich fchheßen fielt die Briefe und Akten betieffend , Henneb ^nd den Bifchöfen von Würzburg, fein Wirken
Verhaftung und Prozeß gegen den Brudermorder AI- im Fürfterjdierift fodann im Dienfte feines" Standes und
fonfo Diaz 27^ Marz, 14. April 1546 an, welche Fr. Roth - Di'nfte der religiöfen Idee und der Refor.

mitteilt. Das Mitglied eines hohen papftl.chen Ger chts- mation und ^ ^ deg Hochftiftes Würzburg

vorführt. Der Verfaffer hat der Nachforfchung der Quellen
ein eindringliches und erfolgreiches Studium gewidmet und
an Ort und Stelle der einfügen Wirkfamkeit feines Helden
genaue Erkundigungen angeftellt. Daß das Ergebnis derselben
nicht fo ertragreich war, wie es felbft zur völligen
V Ün Ko'ug Perdinand mit. Kein Wunder, daß die lat j Klarftellung des Lebf3nsganges und der Wirkfamkeit vor-
ftraflos blieb! Die ganze Erregung der Geifter vor und ; ]kh imgDienfte der Reformation wünfehenswert gewahrend
cles Schmalkaldifchen Kriegs lernen wir aus O. | *fen wä ^ ef jn der Vorrede feiber zu; die Dar-
Y**g&a*^8faltiger Zufammenftelhrng und Erläuterung fteU fclb * zd daß ^ fa ufig ^ ^

der Pubhziftik jener Tage.kennen, deren erftes Kapitel ; Wahrfcheinlichkmitsbeweifen rechnen kann und rechnen
die gleichzeitigen Schriften zur Frage nach dem , muß Immerhin aber ift die Arbeit eine überaUs aner-
Grund des Kriegs S. 6-36 behandelt, das zweite die kennenswerte Leiftung, freilich nicht fowohl als ein BeiSchriften
zur Rechtsfrage (S. 37—55)-. Schon die Ein- | zur Ref0rmationsgefchichte — denn in diefer Hinhofs
zeigt keinerlei Reue, fondern denkt nur auf Schleich
wegen oder durch hohe Protektion zu entkommen. Frie
densburg teilt ein Schreiben des päpftlichen Nepoten
Aleffandro Farnefe, dem der Mörder homo optime de
religionis sanetitate meritus, religionis acerrimus defensor

leitung S. 3 ff. über die Bedeutung diefer Flugfchriften
ift beachtenswert. Sie find der Chor, welcher die Handlungen
der Schaufpieler auf der politifchen Bühne begleitet
, Zeugniffe der Stimmung nicht nur Einzelner,
fondern der ganzen Nation. Waldeck zeigt, wie die Regierungen
fich gern der anonymen Flugfchriften neben
den offiziellen Staatsfchriften zur Beeinfluffung der öffentlichen
Meinung bedienten: den Verfuch, den Krieg als

ficht reicht Silvefter von Schaumberg bei weitem nicht
hinan an feinen Standesgenoffen Hartmuth von Cronberg
— als vielmehr zur Bildungs- und Zeitgefchichte im Reformationszeitalter
überhaupt. Darum ift auch der Nebentitel
,ein Lebensbild aus der Reformationszeit' m. E. berechtigter
, als derBeifatz ,der Freund Luthers', als'welchen
fich Schaumberg allerdings in der genannten kritifchen
Zeit erwiefen hat, aber auch er nicht allein, fondern auch

Kampf um die Autorität des K£fer*ra (Ißleib) hinzu- ^ , afld fV Standesgenoffen in jenem Jahre ge-
ftellen, erklart Waldeck für unhaltbar (S.9) .Der Ungehor- , walri{rer Aufrp„uncr in n.mfrhEnrf

waltiger Aufregung in Deutfchland.

Weinsberg. Auguft Baur.

fam einiger Reichsfürften' ift für Karl V. nur Vorwand
zum Krieg, aber er wußte, daß es eine katholifche Partei
im Sinn Roms und Habsburgs nicht gab, ein Glaubenskrieg
, den Rom wollte, hätte nicht nur die Proteftanten Hoffmann, Prof. Paft. D. Geo.: Johann Timotheus Hermes,
mehr geeinigt, fondern auch bei den Katholiken wenig , £. Lebensbüd aus der eV. Kirche Schiebens im Zeit-

Unterftutzung gefunden S. 13). Die ganze Arbeit Wal- , ? ', , ,„ . . v j ui ^ j

decks, welche im VIII. Jhgg. fortgefetzt wird, verdient alter der Aufklarg. (Beigabe z. Korrespondenzblatt d.

große Beachtung. Treulinger S. 50 ift wohl ein Reut- Vereins f. Gefch. der ev. Kirche Schiebens, Bd. XII,