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Ausgabe: | 1911 Nr. 20 |
Spalte: | 614-616 |
Autor/Hrsg.: | Pollard, Alfred W. |
Titel/Untertitel: | Records of the English Bible 1911 |
Rezensent: | Nestle, Eberhard |
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Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 20.
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auszugsweife mitgeteilten, auf die großen Staatsopfer feng
und shan fich beziehenden hiftorifchen Dokumenten.
Daß auf den Üb er fetz er Ch. Verlaß ift, braucht
nicht gefagt zu werden. Bei dem Knaben Don E. von
Zach, der, indem er es auf fich nimmt, den Überfetzern
aus dem Chinefifchen fcharf auf die Finger zu fehen,
anfängt, mehr und mehr jedem Sinologen fürchterlich zu
werden, — ift er jedenfalls bis jetzt am glimpflichften
weggekommen.
Was Ch. als Refultat aus den von ihm gefammelten
Materialien erhebt, ift ausführlich in Kap. 1 dargelegt und
in Kürze noch einmal S. 432—436 (Conclusion) zufammen-
gefaßt. Es find Elemente mannigfacher Art und verfchie-
denen Alters, die, fich aufeinander fchichtend, den mit
der Zeit zu einem ziemlich komplizierten Gebilde gewordenen
T'ai fhan-Kult ausmachen. Seinen Ausgangspunkt
erblickt Ch. in dem Eindruck der Fertigkeit, Dauerhaftigkeit
und Ruhe, den der Anblick der wuchtigen Felsmaffe
eines hohen Berges auf den menfchlichen Geift macht.
Die Majeftät der Erfcheinung ftimmt die Seele religiös.
Im Gefühle feiner Schwachheit und Hinfälligkeit, die ihm
gegenüber der gewaltigen Naturmacht zum Bewußtfein
kommt, beugt der Menfch anbetend fich vor ihr zur Erde
als vor einem über ihm Stehenden. Ganz zu Anfang ift
es nur ein Gebietsteil von China, eben der, in dem er
fich erhebt, innerhalb deffen man dem Tcai fhan huldigt
als der Macht, die durch ihre gewaltige Wucht die Erde
am Erbeben verhindert, in ihrer maffigen Breite eine Wehr
gegen Überfchwemmungen bildet, in ihrer ragenden Höhe
die regenfpendenden Wolken fammelt. Diefer höheren
Macht Opfer darzubringen, ift das Refervat des Gebietsherrn
. Wie aber diefer einem Herrfcher unterfteht, der
der Sohn des Himmels ift, ift auch der T'ai fhan einer
der Diener des Allerhöchften, des Himmels. Und will
nun der Kaifer dem Himmel mit feinen Bitten nahen, fo
ift es des T'ai fhan Höhe, die, diefem man nächften, geeignet
erfcheint, fie aufzunehmen. Er bleibt auf diefer Stufe
religiöfer Evolution ein Wefen fehr wenig beftimmter Art,
in nichts eigentlich fich unterfcheidend von anderen Berggottheiten
. Nur daß er nicht mehr eine bloße Lokalmacht
gilt. Erft gegen Anfang der chriftlichen Ära heben
fich Züge feines Wefens fchärfer hervor. Im Often des
Reiches gelegen, im Aufgang der Sonne, wird er nun
angefehen als der ins Leben erweckt, weiterhin als der,
der, was da lebt, auch wieder heimholt. Der Einfluß
buddhiftifcher Vergeltungsideen ift es dann, der zur Folge
hat, daß die von Haus aus nur naturiftifche Macht und
nachmalige Gottheit über Leben und Tod, mit fittlichem
Charakter bekleidet, als höchfter Herr und Richter im
Totenreich verehrt wird. Das letzte ift, daß die Beteiligung
des weiblichen Teils der Bevölkerung am Kult
dahin führt, daß dem T'ai fhan eine angebliche Tochter
gefeilt wird, die Fürftin der Morgenröte, zu der die
Mütter um Gefundheit für ihre Kinder beten: der Gott
erhält fein Komplement in einer Göttin. ,11 semble donc
que, dans ce culte, nous ayons comme un raccourci de
Revolution intellectuelle de l'humanite qui, par une lente
elaboration, modifie incessamment ses dieux de fagon ä
les rendre de plus en plus semblables ä elle-meme.' —
Ich will das gelten laflen. Nur meine ich, daß hiermit
nicht das Ende des religiöfen Evolutionsprozeffes bezeichnet
ift, daß vielmehr weiterhin dann als Motto das Wort
Herbert Spencers gelten darf: ,Die Gefchichte der Religion
ift die Gefchichte der Entmenfchlichung Gottes'.
In dem Bande, der wieder das geradezu ftupende
Zuhaufefein des Autors auf dem weiten Gebiete chine-
fifcher Archäologie und Gefchichte erkennen läßt, fteckt
eine Riefenarbeitsleiftung.
Die gelegentlichen Verweife auf James I.egges Chinese Classics —
mit diefem Hinweife erfparc ich vielleicht manchem ein vergeblich Suchen,
— beziehen fich auf die erfte Ausgabe. Es fcheint Ch. entgangen zu
min, daß die erften zwei Bände in revidierter 2. Aufl. vorliegen.
Heidelberg. _ Hans Haas.
Literatur zur englifchen Bibel.
Es war im voraus zu erwarten, daß das 300jährige
Jubiläum der englifchen Authorised oder Authorized Version
der Bibel eine große Literatur hervorrufen werde.
Hier kann nur einiges erwähnt werden. Außer dem King's
Printer — zurzeit Eyris & Spottiswoode — dürfen nur
die beiden Univerfitäten Oxford und Cambridge fie her-
ftellen; in den Kolonien darf kein Exemplar hergeftellt
werden. Man darf fagen, daß die Univerfitäten ihr Vorrecht
als edle Pflicht auflaffen.
1) Den Anfang machte —ohne Erwähnung des bevor-
ftehenden Jubiläums — Cambridge, indem der Vice-master
von Trinity in der Serie Cambridge English Classics The
English Bible in five volumes herausgab. Dies der Obertitel.
Der eigentliche Titel lautet:
The Authorised Version of the English Bible 1611. Edited by
William Aldis Wright, M.A.Vice-master of Trinity
College, Cambridge. Cambridge, at the University
Press 1909. 5 Bände, je nach Einband 20, 30, 35
45 sh oder 4s 6d, 7 sh, 8sh, 10sh für den Einzelband.
Die Prefatory Note fagt, daß der Abdruck der Ausgabe
von 1611 nach einem Exemplar in feinem Befitz
gefchah und mit 2 andern Exemplaren in Cambridge
I verglichen wurde. Da noch im gleichen Jahr 1611 eine
zweite Ausgabe erfolgte, die man nach der Lesart in
Ruth 3, 15 als die he- und she-Bibel unterfcheidet, ift von
S. VII—XXIII eine Lifte der Variations between the two
issues gegeben, wobei diejenigen Lesarten, die fich nur
in einzelnen Exemplaren finden, durch einen Stern kenntlich
gemacht find. Es folgt die Widmung und die Vorrede
von 1611, das Verzeichnis der biblifchen Bücher,
und dann der Text fo, daß eine Seite des Neudrucks
einer Spalte der alten Folio-Ausgabe entfpricht. Der erfte
und fünfte Band hat eine Nachbildung der beiden Titelblätter
von 1611, das erfte nicht ganz fcharf.
Bd. 1 enthält Genesis to Deuteronomy (XXIII, 495 S. m. I Fcfm.),
II Iosua to Esther (617 S.), III Job to Malachi (775 S.), IV The Apo-
crypha (425 S.), V The New Testament (575 S. m. 1 Fcfm.) Bei den
alten Titelblättern ift merkwürdig, daß der Name hlfii mit dem Ak-
i zent Merka verfehen ift; auf dem neuen ift das Signet der Alma mater
Cantabrigia mit der Umfchrift Hinc lucem et pocula sacra, über deren
Urfprung ich gern Auffchluß hätte.
2) Überboten wurde diefe Ausgabe durch 2 Veröffentlichungen
der Oxforder Univerfitätspreffe. Von ihr er-
fchien:
a) eine photographifche Nachbildung des Drucks
von 1611 in etwas verkleinertem Maßftab mit Einleitung
und Urkundenfammlung von A. W. Pollard (f. u.). 31 sh
6d, nach 1. Jan. 1912 42 s.
b) ein zeilengetreuerNachdruck unter dem Titel:
The Holy Bible an exaet reprint in roman type, page for
page of' the Authorized Version published in the
year 1611 with an Introduction by Alfred W. Pollard.
Oxford printed at the University Press 1911. 8sh 6d,
nach 1. Jan. 1912 iosh 6d.
Was man bei Aldis Wright in 5 Bänden hat, hat man
hier noch genauer in einem handlichen Band auf feinem
Indiapapier. Auch hier ift wie in a) Widmung und Vorrede
mit den Titelblättern photographifch vervielfältigt,
nur ftärker verkleinert, dazu (was bei A. Wright nicht einmal
erwähnt wird) der Kalender, An Almanacke for
XXXI yeeres, Oftertafel, Lessons. Was Wright voraus
hat, ift alfo die Vergleichung der beiden Drucke
von 1611.
c) Weiter ließ nun aber Oxford die Einleitung (von a
u. b) und die Urkundenfammlung (in a) als befondere Ver-
' öffentlichung erfcheinen unter dem Titel:
I Pollard, Alfred W.: Records of the English Bible. The
Documents relating to the Translation and Publication