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Ausgabe:

1911

Spalte:

577-578

Autor/Hrsg.:

Heckenbach, Josephus

Titel/Untertitel:

De nuditate sacra sacrisque vinculis 1911

Rezensent:

Wendland, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchjiandlung, Leipzig______Halbjährlich 0 Mark

_ _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an 1/> r- i 1rln

OD. Jährt? Nr IQ Profeflbr D. Titius in Göttingen, Friedländer Weg 26, zu fendcn. lÖ. OeptemDer

m" ^ Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Heckeubach, De nuditate sacra sacrisque vin-

culis (Paul Wendland).
Mogk, Die Menfchenopfer bei den Germanen

(Kauffmann).
Wilke, Das Alte Teflament u. der chri(lliche

Glaube (Kleinert).
l'reuß, Biblifch-talmudifche Medizin (Ebftein).

Diettrich, Die Oden Salomos unter Berück-
fichtigung der überlieferten Stichengliederung
(Neftle).

Stutz, Der Erzbifchof v. Mainz u. die deutfche
Königswahl (Wenck).

Pecock's, Reginald, Book of Faith (Wernle).
Beyerhaus, Studien zur Staatsanfchauung Cal-

Brandt, Die jüdifchen Baptismen oder das | v;ns m;t befonderer Berückfichtigung feines

religiöfe Wafchen u. Baden im Judentum mit j Souveränilätsbegriffs (Lobftein).

E,in.chl"ß des judenchriftentums (Hoennicke). | AnBa yon QolM (B. Weiß).
— JUdifche Reinheitslehre u. ihre Befchreibung , _ .. ,,, . .

in den Evangelien (Derf.). _ . _ ...... ^ÄfflS» "

Steinmetz, Das Gewißen bei Paulus (Win
difch).

Harnack, Ein jiidifch-chrifllichesPfalmbuch aus
dem erften Jahrhundert (Neftle).

der Philofophie Rudolf Euckens (Vietor).
Lemme, Theologifche Enzyklopädie nebfl Hermeneutik
(Eck).
Reiffinger, Dokumente zur Gefchichte der

humaniftifchen Schulen im Gebiet der Bayeri-
fchen Pfalz (Knoke).
Brooks, Siegeskraft. Religiöfe Reden (Foer-
fter).

Referate: Touffaint, Epitres de Saint Paul. —
Grofch, Der im Galaterbrief Kap. 2,11—-14
berichtete Vorgang in Antiochia. — Grofch,
Die Echtheit des 2. Briefes Petri. — Ifidor's,
Gefchichte der Goten, Vandalen, Sueven. —
Mofapp, Reformationsgefchichte der Stadt
Stuttgart. — Unter denMongolen. — Carlyle,
Vermifchte Auffätze. — Dankberg, Vom
Wefen der Moral.

Mitteilungen: (56) Esmun. (57) Origenes' Kommentar
zur Apokalypfe.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Heckenbach, Josephus: De nuditate sacra sacrisque vin-
culis. (Religionsgefchichtliche Verfuche u. Vorarbeiten.
IX. Bd., 3. Heft.) Gießen, A. Töpelmann 1911. (II,
114 S.) gr. 8" M. 3.80

Als einen Reft primitiver Zuftände hat der Kult vielfach
konfervativ die Nacktheit oder fie erfetzende fym-
bolifche Bräuche bewahrt. Ihre Bedeutung wird durch
reiches ethnographifcb.es Material erläutert: .Eigentlich
mußte der ganze Menfch fich der vom Verkehr mit dem
Irdifchen befleckten Hülle vor dem Göttlichen entledigen'
(Weinhold) ; wie am Gewände bei heiliger Handlung oft kein
Knoten fein darf, fo wird das Gewand überhaupt als Hemmnis
empfunden. H. nimmt auch mit andern an, daß das
Kleid nicht Tabu und dadurch unbrauchbar werden
follte. Auch auf gelegentlichen Zufammenhang der
Nacktheit mit der heiligen Hurerei wird hingewiefen.

Ein fehr reiches Material aus antiker Religionsgefchichte,
Mythen und befonders Kulten, wird dann gründlich behandelt
. Bei der Inkubation und in den Myfterienreli-
gionen wird Nacktheit befonders oft bezeugt, auch bei
Luftrationen und heiligen Umzügen, bei alten Totenbräuchen
1 und beim Weisfagen, gelegentlich auch für die
Schlacht. Als Abfchwächung urfprünglicher Nacktheit
tritt fpäter Barfüßigkeit; auch können von hier aus Aufantiken
Brauches der Nacktheit bei der Taufe und beim
Exorzismus behandelt.

Der zweite Teil behandelt alle Arten der eine
heilige Handlung Hörenden Bindung: Knoten, Händefalten
, Gürtel, Ring, Aufbinden des Haares, die Gelegenheiten
, bei denen diefe Bindung zu meiden oder bei
denen fie zu zauberkräftiger Wirkung anzuwenden ift.
Einige Bemerkungen über das Fortleben diefes Glaubens
bei den Chriften bilden den Schluß der gehaltvollen,
durch feines, in Vergleichung gefchultes Verftändnis für
primitive Bräuche ausgezeichneten Schrift.

Göttingen. Paul Wendland.

Mogk, E.: Die Menlchenopfer bei den Germanen. Des XXVII.
Bandes der Abhandlgn. d. phil.-hift. Klaffe der.Kgl.
Sächf. Gefellfchaft d. Wiff. Nr. XVII. Leipzig, B. G.
Teubner 10x09. (43 S.) gr. Lex. 8° M. 1.80

Man überlefe z. B. die nichtsfagenden Worte, die
R. M. Meyer in feiner altgermanifchen Religionsgefchichte
(S.4i2ff.) dem Menfchenopfer widmete, und das Bedürfnis
nach einer Spezialunterfuchung dürfte hinlänglich gerechtfertigt
erfcheinen. Den Wert der Mogkfchen Abhandlung
follte man aber nicht nach dem Extrakt beurteilen, der

u« ipa er «artuUigkeit; aucn Können von nier aus an der zitjerten gtelk uns vorgefetzt worden ift. Die

^f7^.d,esGTanG?S- "nd H?"es' Entblößung der Bru't, , Erört M ^ e kt VQn vornherein fchon dadurch

^ vfe* *Z.W±«ub±iZJr&r teSSS ' l^ daß <%» Opferproblem religionsgefchichtlich an-

getaut und 1. ein älteres zaubermaßig angelegtes (magi-
fches) Opfer von einem jüngeren religiöfen Gelöbnis- und
Vergeltungsopfer unterfchieden1 und daß 2. das Gefetz
.kultureller Milderung' in Anfchlag gebracht wird, wonach
TfcnkhnLZ?™0™ ^Tl ^ verblaßten Form der
rührung'des Nackten mit der'Erde ihm neue Kräfte zu- Sr ?Ä werden mu (,an Stelle zahlführe
. Die Entblößung der pudenda (befonders der GeSSÄ

Weiber) hat apotropäifche Kraft. Nacktheit begegnet 1 S^SSw c Vf Verbrecher oder Kriegsgefangene
häufig in den die Fruchtbarkeit fördernden Ackerbau- Fin<l M„ft~ a r. a „ ä

Riten. Zu den S. 62 befprochenen Orphica ift dem «riJSSS. RjT^i?* £ ünferem Auutor Verfügung
Verf. leider Diels glänzende Erklärung (Miscellanea für ! ESl« u2 'hm T ??eb*n' ,daß n unterer

A. Salmas) entgangen. - Israelitifcher und jüdifcher J£jfät? £a rl!eferun& das Emzelopfer im Vorder-
Glaube wird öfter verglichen, S. 64-68 das Fortleben ^Und fteht> daß aber namentlich unter den Kriegsalter-

Weiter wird die Bedeutung der Nacktheit im
Volksglauben befprochen. Entkleidung geht regelmäßig
der Metamorphofe (z. B. in den Werwolf) voraus; fie
oder ihre fymbolifchen Erfatzmittel fpielen beim Glau
ben eine große Rolle. Verbreitet, befonders in der Volks
medizin, ift auch der Glaube, daß die unmittelbare Be

1) Dafür wie für manches andere ift jetzt auf die reichhaltige 1) Leider ift die Unterfuchung faft nur auf das Vergeltungsopfer

hchrift Samters: Geburt, Hochzeit, Tod, Lpzg. 1911 zu verweifen. eiugeftellt (S. 37f.).

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