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Ausgabe:

1911 Nr. 18

Spalte:

571

Autor/Hrsg.:

Harris, J. Rendel

Titel/Untertitel:

The Odes and Psalms of Solomon, published from the Syriac Version 1911

Rezensent:

Duensing, Hugo

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Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 18.

572

misericorde, 1908 (cf. Theolog. Jahresbericht 1908, II, S.
532f.), veröffentlicht hat, aus demfelben fo problemreichen
Umkreis uns weitere Wege bahnen und Erkenntnifle vermitteln
.

Wörth a. Rhein. Georg Stuhlfauth.

Referate.

Harris, J. Rendel, M. A., D. Litt., LL.D., D. theol.: The Odes and
Psalms Of Solomon, published from the Syriac Version. Second
edition, revised and enlarged, with a facsm. (XXXVII, 156 u.
54. S.) gr. 8°. Cambridge, University Press iqil. s. 12 —

Die erfte Auflage diefer Publikation ift in diefer Zeitfchrift Jahrgang
1910 Sp. 6 befprochen worden. Die vorliegende zweite Auflage
ift bereichert durch eine zwar nicht vollftändige, aber doch namentlich
wegen der Artikel aus ausländifchen Zeitfchriften, die hier regiftriert find,
für uns Deutfche fehr nützliche Bibliographie auf vier Seiten, durch ein
durch feine ruhige, abwartende Haltung fympathifch berührendes Referat
über die wichtigften Erfcheinungen auf 25 Seiten, durch Hinzufügung der
Kollation eines von Dr. Barnes in einer Cambridger Hf. entdeckten,
Pfalm Sah 16, 6—13 umfallenden Stückchens der fyrifchen Verfion diefer
Pfalmen, in welchem neben bedeutungslofen Varianten fich in Vers 10
ein durch keine griechifche Hf. vertretener dritter Stichos — offenbar
eine einfüge Randerklärung des vorangegangenen Stichos — findet, endlich
durch Beigabe eines Fakfimiles eines Blattes aus den Oden. Die
Subftanz der Darlegungen auf den erften 89 Seiten fowie die des Kommentares
zu den einzelnen Oden ift abgefehen von kleinen Korrekturen,
Streichungen und Hinzufügungen (diefe meift in eckigen Klammern) die-
felbe geblieben. Es hätte aber etwas mehr an Streichungen und Vereinfachungen
eingeführt werden muffen. So ift z. B., nachdem Harris
felbft pag. 151 die Korrektur von Schultheß zu Pf. 11,7 wnJ?) ftatt
angenommen hat, die ganze Ausladung über i_>t*s| p. 43 hinfällig
, und ich will hinzufügen: auch die unmittelbar folgende über
>o|j0 |asj». m ift nichtig; denn ]&Vutn >a» ift der gewöhnliche, einfach
unvermeidliche Ausdruck für {frjOaVQl'Qeiv vgl. z. B. Rom. 2, 5 Pefch.
In Text und Überfetzung find die Beiträge anderer verwertet und dadurch
ift manches verbeffert, aber was noch wichtiger ift, Harris lieft jetzt einzelne
Stellen feiner Hf. anders und beffer. Die bemerkenswerteften neuen Lesarten
find folgende. Ode 8, 22 ift das unbequeme Uj|o verfchwundeu;
die Hf. hat |3]lo = ,und vor ihnen geht her meine Gerechtigkeit'; es
ift alfo weder eine Lücke anzunehmen (Flemming), noch eine Affirmation
an den Anfang zu fetzen (Ungnad-Staerk). 11,21 J]| ftatt des finnlofen
Vi) vgl. fchon U.-St. 38, 2 .»Jj-üLio ftatt ^J^a^o, wie man fchon vermutet
hat. Auch hier hätte eine genaue Durcharbeitung noch kleine
Unebenmäßigkeiten befeitigen können. Wenn man z. B. 12, 6 aiLathn
in olmÄJSs ändert, dann muß man auch oij.joi in euio) verbeffern, vgl. die
Überfetzung. Auch noch andre Bemerkungen zum Texte, die fich bei
der Überfetzung finden, hätten beim Texte felbft gebracht werden follen,
damit der Lefer an einer Stelle das Textkritifche vollftändig beifam-
men findet.

Daffenfen, Kreis Einbeck. Duenfing.

Vorberg, Univ.-Bibl. Dr. Axel: Beiträge zur Gelchlchte des Dominikanerordens
in Mecklenburg. I. Das Johannisklofler zu Roflock.
(Quellen u. Forfchungen zur Gefch. des Dominikanerordens in Deutfch-
land. 5. Heft.) Leipzig, O.HarrafTowitz 1911. (III, 41 S.) gr. 8° M. 1.80
Der Dominikanerorden befaß in Mecklenburg bis zur Reformation
Klöfter in Roftock, Wismar und Röbel. Über das Klofter in Röbel find
keine Urkunden mehr vorhanden, über das zu Wismar hofft Vorberg bald
einiges mitteilen zu können, über das in Roftock (gegründet 1256, aufgehoben
1534) handelt das vorliegende Heft. Wir werden unterrichtet
über die Vermögensverhältniffe des Klofters, über die ihm angegliederte
Bruderfchaft, über Kämpfe und Reformen im Orden, die das Klofter berührt
haben, über die von Mitgliedern desfelbeu geleiftete theologifche Arbeit,
wobei befonders Cornelius von Sneek gewürdigt wird, über die Schickfale
des Klofters in der Reformationszeit, endlich über die Gebäude und die
Kirche. Im Anhang werden die im Ratsarchiv und der Kirchenökonomie
von Roftock erhaltenen Urkunden, auf denen die Darfteilung beruht, in
Regeftform angeführt. Nachgetragen fei zu S. 23, daß der am 5. Januar
1471 in Roftock immatrikulierte ,Frater Anthonius de Castro ordinis Predi-
catorum' höchftwahrfcheinlich identifch ift mit dem Lektor der Theologie
im Dominikanerklofter im Haag und Gegner Weffel Gansforts, über den
Nik. Paulus Katholik 1900 II, 28 nichts Näheres hat auffinden können.

Zwickau. O. Giemen.

Melzer.Dr. Emst: Der Beweis für das Darein Gottes und leine Per-

(Önlichkeit mit Rückficht auf die herkömmlichen Gottesbeweife.

Neiße, J. Graveur's Verl. (1910). (65 S.) gr. 8» M. 1.60

Nur ein Beweis ift für das Dafein eines perfönlichen Gottes möglich,
den man als den kosmologifchen bezeichnen darf, infofern die Weltfaktoren
in Geilt und Natur fowie die Vereinigung beider im Menfchen
den Ausgangspunkt der Forfchung bilden, oder den pfychologifchen, da
der Geift mit der unerfchütterlichen Bafis des Selbftbewußtfeins es ift,
worauf wir den Gottesbeweis zu begründen haben, und erft im Anfchluß
daran die Natur (S. I—16).

Die ,kurze hiftorifch-kritifche Darftellung der Beweife für das Dafein
Gottes', welche den Hauptteil der M.fchen Differtation bildet (17—63),
handelt zuerft von dem hiftorifchen Beweis, der nicht ftringent ift:
Gefchichte und Erfahrung lehren uns, daß ebenfogut alle Völker an
Gefpenfter und Hexen geglaubt haben und noch glauben. Der hierauf
befprochene ontologifche Beweis in feiner anfelmifchen und in feiner
kartefianifcheu Formulierung ,hat fich als entfchieden unhaltbar erwiefen'.
Die Idee Gottes als Schöpfer und als Perfon ift in der des vollkommen-
ften und naturewigen Wefens nicht eingefchloffen. Die Kuhnfche Beweisführung
(27—36) auf Grund der dem Menfchengeift vorleuchtenden Gottesidee
leidet an einer gewiffen durch eine mangelhafte Erkenntnistheorie
bewirkten Unklarheit, fofern fie die ontologifche und kosmologifche
Betrachtungsweife vereinigen will. Der teleologifche und der moralifche
Beweis haben — aber nicht als Beweife — Bedeutung, wenn Gottes
Exiftenz bereits dargetan ift, um durch die Gottesidee die Zwecker-
fcheinungen der Natur und des Geiftes in der richtigen Beleuchtung zu
zeigen. Fehlerhaft ift die kosmologifche Beweisführung, wenn fie ohne
pfychologifche Grundlage von der Natur aus aufgebaut wird, und wenn
fie die Begründung der Erfcheinungen in ihren kreatürlichen Faktoren
unterläßt, während erft, nachdem diefe Begründung vorangegangen, an
jenen Faktoren eine eigentümliche Befchaffenheit aufzuzeigen ift, woraus
ihre Gefchaffenheit erfchloffen werden muß. Als kritifcher Zermalmer
der bisherigen Gottesbeweife hat Kant große Bedeutung, infofern
er neue Verfuche von Gottesbeweifen veranlaßte. Der befte ift bisher
der von Günther in feiner Vorfchule zur fpekulativen Theologie vertretene,
wie er fich kurz und bündig in dem Ausspruch diefes Denkers ausfpricht:
,Hat Gott die Welt wirklich erfchaffen, d. h. ift fie Produkt feines
fetzenden Willens, nicht feines erfcheinenden Wefens, fo wird er fich
auch in diefem Produkt als folchem nicht unbezeugt gelaffen haben.
Diefes Zeugnis aber ift es, das jene Kreatur eruiert, die ihr Sein als
folches zu bezeugen im Stande ift. Und nur diefe Erhebung jenes Zeug-
niffes ift der fogenannte bald überfchätzte, bald gering gefchätzte Vernunftbeweis
' (4—5).

Die Abhandlung, deren wefentlichen Inhalt wir im Vorhergehenden
fkizziert haben, operiert befonders mit Günther'fchem Material, wie das-
felbe durch die zwei hervorragendften Schüler Günthers, Knoodt und
Th. Weber, verarbeitet und weitergebildet wurde. Eine Förderung der
Frage ift weder in hiftorifcher, noch in religionsphilofophifcher Beziehung
von diefer Schrift zu erwarten. Die anderen, von dem Vf. herrührenden
Differtationen (S. 49 u. 59) kennt Ref. nicht. Ein Imprimatur ift dem
Büchlein nicht ausdrücklich beigegeben, feine Harmlofigkeit wird aber
fchwerlich den Argwohn der kirchlichen Behörde erregen.

Straßburg i. E. P. Lobftein.

Jodl, Prof. Dr. Frdr.: Aus der Werkffatt der Philolophie. (31 S.) 8°

Wien, H. Heller & Co. 1911. M. 1 25

In der vom Wiener Volksbildungsverein zum zweitenmal veran-
ftalteten Vortragsferie ,aus der eigenen Werkftatt' ift von Jodl ein frifcher,
temperamentvoller Auffatz ,aus der Werkftatt der Philofophie' erfchienen.

,Das Zufammenwirken eines fruchtbaren, d. h. geiftige Spannungen
enthaltenden, und gewiffe Löningen, gewiffe geiftige Umlagerungen fordernden
Moments mit einer benimmt gearteten Perfönlichkeit' wird ,als
die Vorausfetzung für das Auftreten einer Philofophie' bezeichnet. Jodl's
eigentümliche Art und Auffaffung bekundet fich auch hier, von ftarker
perfönlicher Färbung abgefehen, im allgemeinen recht glücklich. Eine
reichere hiftorifche Fundamentierung wäre freilich zu wünfchen gewefcn.
Einbeck (Haunov.). Bruno Jordan.

Roch Oll, f Kirchenr. D. R.: Predigten, auf Wunfeh veröffentlicht durch
Paft. B. Schubert. (130 S.) 8°. Elberfeld, Lutherifcher Bücherverein
1911- Geb. M. 2.50

Für die Veröffentlichung diefer 16 Predigten, die urfprünglich nicht
für den Druck beftimmt waren, kann man dem Herausgeber nur dankbar
fein. Sie bildet eine wertvolle Ergänzung zu der Hübnerfchen Biographie
Rocholls (vgl. ThLZ. 1911, Sp. 497ff.) und gewährt uns einen Einblick
in diejenige Wirkfamkeit diefes vielfeitigen Mannes, durch welche er
gerade in der Gemeinde feine größte Anziehungskraft entfaltet hat.
Göttingen. K. Knoke.

Wurrter, Prof. D.: Welche Aufgaben erwachten der Predigt u. dem
Unterricht aus der hiitorilch-kritiiehen Betrachtungsweile der hl.
Schrift? (24 S.) 8». Gütersloh, C. Bertelsmann 1911. M. —30
Diefe Schrift ift weniger bedeutfam durch das, was fie fagt, als um
deffen willen, der es fagt, und wegen der Art, wie er es fagt. Vom Boden
der heutigen hiftorifch-kritifchen Auffaffung der Schrift aus wird dargelegt,
wie fich ihre Behandlung in Predigt und Unterricht geftalten foll. Das
ift alles fo klar und fo befonnen und doch fo rückhaltlos gefagt, daß
jeder, der, wie die meiften unfrer Kandidaten und jungen Pfarrer, zu ringen
hat mit diefer Frage, fich hier gute Weifung holen kann. Befonders
wertvoll ift die Hoffnung am Schluß, daß auch die Gemeinfchaften, denen
bekantlich W. nahe fteht, nicht ohne Theologie und ohne die freiere
Stellung zur Schrift auskommen können.

Heidelberg. Niebergall.

Mitteilungen.

53. Für feine Ausgabe der Chronik des Hippolytos im Matritensis
graecus 121 (Texte u. Unterf. 29, H. I, 1905) konnte Adolf Bauer die
anonyme armenifche Chronik nicht benutzen, über die G. Chalatiantz.
(Wiener Zeitfchr. f. d. Kunde des Morgenlandes 17 S. 182 ff.) und nach ihm