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Ausgabe:

1911

Spalte:

513-515

Autor/Hrsg.:

Sourdille, Camille

Titel/Untertitel:

Hérodote et la Religion de l‘Égypte 1911

Rezensent:

Rusch, Adolf

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitlUS und Oberlehrer Hermann Schuster
Jährüch 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig_Halbjährlich 9 Mark

Manuflmpte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan ■ kx^i

36. Jahrg. Nr. 17 Profeiror D. Titius in Göttingen Friedländer Wegprüfenden. iy. AllgUSt 1911

"wO" Rezenfionsexemplare ausfchheßhch an den Verlag. °

Sourdille, La Duree et l'Etendue du Voyage j Les Peres apostoliques III: Ignace d'Antioche
d'Herodote en Egypte (Rufch)., et Polycarpe de Smyrne, Epitres. — Martyre

— Herodote et la Religion de l'Egypte (Derf.).

Brunnhof er, Das Buch der hundert Pfade
[Catapatha lirahmana] (Oldenberg).

Gry, Les Paraboles d'Henoch et leur Messia-
nisme (Staerk).

Bacher, Die hebräifche u. arabifche Poefie der
Juden Jemens (Landauer).

Lombard, De la Glossolalie chex les premiers
chrdtiens et les pheuomenessimilaires (W.Bauer).

Schermann, Propheten- und Apoftellegenden
nebfl Jüngerkatalogen des Dorotheus und verwandter
Texte (v. Dobfchütz).

Prophetarum vitae fabulosae indices apostolorum
discipulorumque domini Dorotheo Epiphanio
Hippolyto aliisque viudicata (Derf.).

Köhler, Idee und Perfönlichkeit in der Kirchen-
gefchichte (Wernle).

de Polycarpe (v. d. Goltz).
Effer, Wer war Praxeas? (Krüger).
Macewen, Antoinette Bourignon (Kawerau).
Beyerle, Von der Gnade im deutfchen Recht

(Bonwetfch).
Kollier, Huldentzug als Strafe (Derf.).
S c h m i d 1 i n, Die kirchlichen Zuftände in Deutfch-
land vor dem Dreißigjährigen Kriege (Boffert).
Schleiermacher, über Freundfchaft, Liebe u.

Ehe (Scholz).
V i e t o r, Schleiermachers Auffaffung von Freundfchaft
, Liebe und Ehe (Derf.).
Schleich, Von der Seele (Steinmann).
Dunkmann, Das religiöfe Apriori und die

Gefchichte (Kohlmeyer).
Galloway, The principles of religious deve-
lopment (E. W. Mayer).

Die Religion im Leben der Gegenwart (Foerller).
Schaeder, HeiligerGeill und Kirche (Lobllein).
Muff, Idealismus (Kühn).
Andreae, Die Entwicklung der theoretifchen

Pädagogik (Knoke).
Eckert, Probleme und Aufgaben des ländlichen

Pfarramtes (Drews).

Referate: Wright, The Hexaplar Psalter being
the Book of Psalms — Gout, L'affaire Tyrrell.
— Sigfrid oder Chriftus?! — Oberhaufer,
Das chriflliche Prinzip der Solidarität u. die
Genoffenfchaftsbewegung des Mittelllandes. —
Hänfen, Die ,Oden Salomos'.

Mitteilungen: (50) Neue Ausgrabungen in Palältina
. (51) Der armenifche Irenaeus. (52) Neue
Auflage der Köfelfchen Bibliothek der Kirchenväter
.

Wichtige Rezenfionen. — Neuelle Literatur.

Sourdille,Prof.Dr.Camille: La Duree et l'ttendue du Voyage
d'Herodote en Egypte. Avec une carte de l'Egypte hors
texte. Paris, E. Leroux 1910. (259 p.) Lex. 8°

— Herodote et la Religion de l'tgypte. Comparaison des
Donnees d'Herodote avec les Donnees egyptiennes.
Ebd. 1910. (XVI, 419 p.) Lex. 8"

Der Verf. befchränkt fich nicht darauf, zu unter-
fuchen, wie lange und wo Herodot fich in Ägypten aufgehalten
hat, fondern fucht auch zu zeigen, wo und von
wem Herodot die einzelnen Informationen erhalten hat.
Dabei ftellt er einen bemerkenswerten Gegenfatz zwifchen
Oberägypten und Unterägypten feft: Da der Hauptfache
nach nur diefes Gebiet von griechifchen Reifenden und
Kaufleuten befucht wurde, ftanden hier Dragomane ufw.
hinreichend zur Verfügung, während er dort auf Erzählungen
ägyptifierter Griechen, die fich in den Städten
Oberägyptens niedergelaffen hatten, angewiefen war; ihre
Angaben, die meift den Charakter der Vermifchung
griechifcher und ägyptifcher Gedanken tragen, hält
Herodot denn für rein ägyptifche Uberlieferung. Außerdem
laffen fich viele Irrtümer auch auf die befchränkte
Zeit feines Aufenthalts zurückführen (war Herodot doch
im ganzen nur 31/« Monate in Ägypten; am längften hat
er fich in Memphis und Sais aufgehalten; dorther ftam

nach Often habe er es wieder verlaffen. Nach dem Wadi
Toumilat aber hat er keinen Abftecher unternommen.
Buto liegt gar nicht in Arabien, —- das hätte eine genaue
Interpretation der Stelle gezeigt — fondern wahrfchein-
lich in der Nähe des heutigen Teil Nebefheh, wohin es
allgemein verlegt wird.

Leider führt der Verf. im zweiten Buch nicht konfequent
den Weg weiter, den er im vorbefprochenen Buche vorgezeichnet
hat. Zwar zeigt er, daß bei Herodot die ägyptifche
Religion in ihrer Gefamtheit einen unägyptifchen,
griechifchen Charakter trägt (Einheit des Götterfyftems|
genau abzugrenzende Individualität der Götter, Kult ufw)'
— fo kann denn Herodot mit Leichtigkeit die griechifche
Religion aus der ägyptifchen ableiten — aber er hätte
im einzelnen darlegen müffen, daß die falfchen oder ent-
ftellten Angaben auf die griechifch-ägyptifchen Gewährsmänner
zurückzuführen find, daß z. B. nicht etwa erft
Herodot den ägyptifchen Göttern die griechifchen Bezeichnungen
beilegt, fondern daß er felbft die Götter nur
unter diefen Bezeichnungen kennen gelernt hat, oder, daß
nicht nur Herodot die Kultvorgänge ufw. mit den Augen
eines eleufinifchen Myrten anfieht, fondern daß fchon die
in Ägypten anfäffigen Griechen diefe Vorgänge mit den
griechifchen Myfterien identifiziert haben. Noch viele
andere Punkte fo aufzuklären, überläßt Verf. dem Lefer.

men auch die meiften Angaben über die Religion der ; Um zu zeigen, daß bis auf wenige Punkte (z B
Ägypter). Mit Recht aber betont der Verf., daß wir, 0firisfage) das meifte, was Herodot über die ägyptifche

abe Religion gibt, ungenau ift, ftellt Verf. den Angaben
Herodots die Gedanken der Ägypter gegenüber, um fie
dann, wieder in befonderem Teile, mit einander zu vergleichen
. Er hätte ein, auch für den Lefer, bequemeres
Verfahren wählen können, aber er will zugleich, unab-

ich felbft gefehen, kein Recht haben, an feinen Angaben
zu zweifeln. So ift er wirklich auf feiner Reife bis Ele-
phantine gekommen, was vielfach beftritten war. Allerdings
bleiben noch manche Schwierigkeiten, und die

Y,erTrh,e des Verf-' d'cf! SJ^if^ÄJ^"*^ S hängi.g von den Angaben Herodots, einen Uberblick über

die ägyptifche Religion geben. Davon find nun die
Kapitel über die Myfterien und über die heiligen Tiere
(Verf. zeigt, wie bei den Ägyptern zum urfprünglichen
Totemismus der Animalismus hinzukommt) fehr interef-
fant; auch die Darlegung der allmählichen Vermifchung der
Rc — mit der Ofiris-Sage ift recht inftruktiv; fleht doch
der Kult des Ofiris zur Zeit Herodots im Mittelpunkt
der ägyptifchen Religion.

glücklich zu nennen. So find feine Behauptungen über
den Lauf des Bahr-Yufuf und die Lage des Moeris-Sees
unhaltbar.

Auch im Delta ift die Reiferoute, die Verf. aufftellt,
nicht ganz ficher (in Bufiris ift Herodot wahrfcheinlich
nicht gewefen), aber mit Recht betont er, Herodot fei
von Werten nach Ägypten gekommen (als Beweis hätte
noch das jigoonZtcov von II 5 angeführt werden können),

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