Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1911

Spalte:

481-483

Autor/Hrsg.:

Banse, Ewald

Titel/Untertitel:

Der Orient. Eine Länderkunde 1911

Rezensent:

Wolkenhauer, August

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Hermann Schuster

Jahrlich 26 Nm._Verlag: J. C. Hlnrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

o/> t t_ tvt in Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan

OD, «JaiirS'. NF. Iß Profcffor D. Titius in Göttingen, Friedländer Weg 26, zu fenden. R AUfTH^f 1Q11

° U Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. O. AUgUol J.57AJ.

Banfe, Der Orient. 3 Tl. (Wolkenhauer).
Winckler, Die babylonifche Geifteskultur in

ihren Beziehungen zur Kulturentwickluug der

Menfchheit (Fried. Küchler).
Prockfch, Die kleinen prophetifchen Schriften

vor dem Exil (Xowack).
Künftliuger, AltjüdifcheBibeldeutung (Bloch).
Robertfon, Die Evangelien-Mythen (M. Di-

belius).

Carus, Die Erfüllung [Das Pleroma] (Knopf).

Günter, Die chriftliche Legende des Abendlandes
(von Dobfchütz).

Deimel, Kirchengefchichtliche Apologie (H.
Rinn).

Gfchwend, Die Errichtung des Bistums St.

Zwingliana. Mitteilungen zur Gefchichte Zwin-

glis und der Reformation, herausg. von G.

Meyer von Knonau, 1910 (Boffert).
Kolberg, Beiträge zur Gefchichte des Kardinals

und Bifchofs von Ermland Andreas Bathory

(Naunin).

Sparlinsky, Schopenhauers Verhältnis zur Gefchichte
(Scholz).
Hübner, D. Rudolf Rocholl (Knoke).
Wieland, Eine deutfche Abrechnung mit Rom

(Hocnsbroech).
Cotlarciuc, Das Problem der immateriellen,

geiftigen Seelenfubftanz (Thimme).
Hildebrand, Gedanken über Gott, die Welt

Gallen (Heuffi). I und das Ich (Johannes Wendland).

Jevons, The Idea of God in early Religions

(E. W. Mayer).
Baumgarten, Altes und Neues aus dem Schatz

des Pfalters (E. Chr. Achelis).
Ried er, Zur innerkirchlichen Krifis des heutigen

Proteftantismus (Drews).
Manskopf, Der Mann Gottes in der bildenden

Kunft (Stuhlfauth).
Referate: Die Philofophie der Zukunft. _

Boehmer, Luther im Lichte der neueren For-

fchung. — Kind, Erlöfung undVerföhnung. —
Mitteilungen: (48) Die englifchen Ausgrabungen

von Carchemish. (49) v. Sodens .Schriften des

Neuen Teftaments'.
Erklärung von Awetaranian.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

liehe Wüfte, das faharifche Mittelftück und die Syrten-
länder fowie die Nilfphäre (Ägypten und Nubien) behandelt
werden, und in die vorderafiatifche Horizontalregion
, worunter der Sinai, Arabien, Syrien und Mefo-
potamien zur Darfteilung kommen. Paläftina fpeziell
werden bei diefem Uberblick nur wenige Zeilen gewidmet,
u. 7 Diagr. (IV, noS.) - III. Der arifche Orient. Mit 34 Abbildgn., j und es wird auf von Sodens befondere Behandlung in
3 Kartenfk. u. 2 Diagr. (IV, 104 S.) | Band 6 der gleichen Sammlung verwiefen. Arabifcher

Der Begriff Orient hat fich vielfach gewandelt. Bei ! Orient hat der Verfaffer das Gebiet des zweiten Bändchens
der geographifchen Begrenzung des Gebietes läßt fich ! genannt nach dem Volkselement, ,das am meiften ein-

Banie, Ewald: Der Orient. Eine Länderkunde. (In 3 Teilen.)
(Aus Natur u. Geifteswelt. 277—279.) Leipzig, B. G.
Teubner 1910. 8° Je M. 1 —; geb. M. 1.25

I. Die Atlasländer. Mit 15 Abbildgn., 10 Kartenfk., 3 Diagr.
u. 1 Taf. (IV, 112 S.) — II. Der arabifche Orient. Mit 29 Abbildgn.

Banfe in der Hauptfache von der Verbreitung des Islam
leiten: ,gebar er auch nicht den Begriff Morgenland, fo
hat er ihm doch verholfen zum Weltfein' (S. 3). Die
Gebiete, wo fich die Religion Mohammeds nur kurz oder

gegriffen hat in feine ethnifchen, überhaupt allgemeinkulturellen
Verhältniffe, das den Anftoß gab zwar nicht
zur Bildung, aber zur Verfchärfung und Verftärkung
des Begriffs Orient'. Durch die Natur ift, wie der Vergering
verbreitet hat, find ausgefchloffen, z. B. die beiden j faffer fagt, der zweite Teil der am reinften orientalifche.
Indien und China. In Vorderindien verfchwindet die an Die in ihm behandelten Länder bringen am klarften
fich hohe Zahl der Moßlmin in der fünffach größeren | zum Ausdruck die morgenländifche Szenerie: .föhlige
der nicht mohammedanifchen Hindu; fo kommt Banfe (= horizontale, ift augenfeheinlich ein Lieblingswort des

zu der folgenden Abgrenzung des Orient. Er rechnet
dazu kurz gefagt Vorderafien und das nördliche
Afrika bis zur Südgrenze der Sahara. Es deckt fich
diefes Gebiet fo ziemlich auch mit dem Vorkommen des
Dromedars, weshalb Banfe diefes Tier als ein .fekundäres
Leitmal' des Orients bezeichnet. Das ebene Turan nördlich
der Nordumwallung Irans bleibt, als jenfeits diefer
ausgezeichneten Naturgrenze liegend, außerhalb der Betrachtung
, ,zumal es der Ruffifizierung ftark ausgefetzt
rft und überhaupt nie recht vom arabifchen Geift durchtränkt
wurde'; auch fehle hier das Dromedar völlig. Das
gleiche gilt für den Kaukafus und die Balkanhalbinfel.
Der fo begrenzte Orient foll 16848500 qkm meffen und
von 58517600 Orientalen bewohnt werden. Die Zahl der
mittleren Volksdichte (3,47 Menfchen auf 1 qkm) befagt
bei der großen Ungleichheit des Gefamtgebietes (z. B.
Sahara) natürlich fehr wenig.

Der geotektonifchen Gliederung entfprechend teilt
der Verfaffer feinen .Orient' in drei Hauptabfchnitte, die
dem Inhalt der drei Bändchen entfprechen. Der erfte
Teil behandelt die Atlasländer, der zweite die horizontal
gelagerten Regionen Nordafrikas und Vorderafiens (d. i.
die von Süß fo genannte .große Wüftentafel') der dritte
die vorderafiatifchen Faltenguirlanden. Im einzelnen
gliedert der Verfaffer den zweiten Hauptteil (Orient II)
in die nordafrikanifche Schollenregion, worunter die weft-

Verfaffers) wie durch Faltung geftörte Lagerung, Seltenheit
von Gebirgen, Trockenklima, deshalb die Bodendecke
beherrfchend die Vegetationsform der Steppe oder gar
die meteorifche Wüfte, und auf jene geftützt das regionale
Überwiegen des kulturfeinden Nomadentums'. Im letzten
Bande werden Kleinafien, Armenien und Iran gefchildert.
.Arifchen' Orient nennt der Verfaffer diefen Teil, weil
das arifche Volkselement den größten und ausfchlag-
gebenden Teil der Bewohner bildet. Die meiften Iraner,
die Kurden, die Armenier, die Griechen, die Kaukafier
find Glieder jener körper- und geiftesfehönen Raffe, die
zwifchen Ceylon und der Briteninfel häuft, weshalb man
fie nach ihren entfernteften Gliedern auch Indogermanen
genannt hat.

Die drei Bändchen der bekannten Sammlung bilden
zufammen eine abgefchloffene Landeskunde des gefamten
.Orients'. Wörtlich gemeinfam ift allen drei eine einleitende
Erörterung des Begriffes .Orient' (6 Seiten), fowie
ein kurzer Anhang: Geologifch-tektonifche Erläuterungen
(3 Seiten). Jedes Bändchen ift für fich verftänd-
lich, jedoch ift ein .Gefamtbild' (S. 6—17), das über die
geographifchen Grundzüge des Gefamtgebietes orientiert
fowie ein allgemeiner Abfchnitt über den Islam (S. 17—32)
nur im erften Teil enthalten. Die beigegebenen Bilder
find teilweife recht inftruktiv, was weniger von dem
übrigen Anfchauungsmaterial zu fagen ift. Befonders

481 482