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Ausgabe:

1911 Nr. 14

Spalte:

424-425

Autor/Hrsg.:

Boatti, Abele

Titel/Untertitel:

Grammatica del Greco del Nuovo Testamento. Parte I. Fonologia e Morfologia. 2. ed. corretta e ampliata. Parte II. Sintassi 1911

Rezensent:

Debrunner, Albert

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Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 14.

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vermißt man die tiefere Auffaffung; vielleicht ift auch
hier die Methode der Atomiftik, die der niederen Religionsvergleichung
eignet, mit die Urfache.

Eine klare Scheidung der Arbeitsgebiete ift jedenfalls
dringend nötig. Ob E. feinen Forfchungseifer dem
Gebiet der niederen Religion ferner widmet oder ob er
fich mit den zentralen Fragen des vergleichenden Reli-
gionsftudiums befchäftigen wird, feine Mitarbeit wird für
die A. T.liche Wiffenfchaft ftets wertvoll bleiben.

Tübingen. Volz.

Curtis, Prof. Edward Lewis, Ph.D., D.D., and Palt. Albert
Alonzo Madsen, Ph.D.: A crilical and exegetical Com-
mentary on the Books of Chronicles. (The Internat. Cri-
tical Commentary.) Edinburgh, T. & T. Clark 1910.
(XXII, 534 P-) gr. 80 s. 12-

Diefer Kommentar gehört zu the International Critical
Commentary, von dem eine Reihe von Bänden, wie die
Erklärung zum Deut, von Driver, zujudicum von Moore,
zu Samuel von Smith, zu den Prov. von Toy, zu Am. u.
Hof. von Harper feit einer Reihe von Jahren vorliegen,
ihnen reiht fich der vorliegende würdig an. Kann man
von ihm auch nicht fagen, daß er das Dunkel, das noch
über einer Reihe von Fragen wie z. B. der dem Chroniften
zu Gebote flehenden Quellen völlig lichtet, — eine Aufgabe
, die mit den uns zu Gebote flehenden Mitteln vielleicht
überhaupt nicht mehr zu löfen ift, — fo führt er
den Lefer doch in alle für das Verftändnis des Buches
in Betracht kommenden Probleme ein und gibt ihm die
Möglichkeit, fich ein eigenes Urteil zu bilden. Der von
C. vertretene Standpunkt ift durchaus der der literar-
kritifchen Schule, ein Zeugnis, wie ftark auch diefer einft
von Franz Delitzfch beeinflußte Verf. fich veranlaßt ge-
fehen hat, umzulernen: nirgend tritt uns bei der Erörterung
des Verhältniffes zu dem großen vorexilifchen Ge-
fchichtsbuch ein Verfuch zu apologetifchen Kunflftücken
entgegen, fondern unumwunden gefleht C. es zu, daß wir
an vielen Stellen zurecht gemachte Gefchichte vor uns
haben, und darum die Chronik als hiftorifche Quelle nicht
fowohl für die Zeit, über die fie uns berichtet, als vielmehr
für die, in der fie entflanden ift, betrachtet werden
muß, vgl. § 4 der Einleitung ,plan, purpose and historical
value' bef. S. 9 ff. und § 5 ,the religious value'. In wie
umfaffendem Maße fich C. mit der gefamten neueren
exegetifchen und kritifchen Literatur bekannt gemacht
hat, dafür legen die § 6 ,sources' und 9 ,the higher cri-
ticism and literature' ein deutliches Zeugnis ab, es dürfte
kaum irgend eine Arbeit von nennenswerter Bedeutung
ihm entgangen fein. Das gilt auch von dem textkritifchen
Teil der Arbeit. Wie in den andern bisher erfchienenen
Teilen diefes Kommentarwerkes find auch hier die textkritifchen
Erörterungen von den rein exegetifchen ge-
fchieden: beide zeigen nicht nur die genauefte Kenntnis
der gefamten Literatur der letzten Dezennien, die textkritifchen
Exkurfe haben auch in viel ftärkerem Maße
als in früheren Arbeiten die Überfetzungen, befonders die
Septuaginta mit ihren verfchiedenen LAA herangezogen.
Man mag da und dort die Entfcheidung, die getroffen
ift, beanftanden, niemand aber kann beftreiten, daß der
Kommentar mit Fleiß, gründlicher Sachkenntnis und forg-
fam abwägendem Urteil gearbeitet ift. Zwei Indices, ein
englifches und ein hebräifches, erleichtern den Gebrauch
des Kommentars. Vorgenommene Stichproben haben
ergeben, daß auch der Druck, fowohl der Belegftellen
wie der hebräifchen Zitate ein fehr forgfältiger ift. Ref.
kann trotz mancher Differenz im Einzelnen nur mit Dankbarkeit
das Erfcheinen diefer Arbeit begrüßen und ihr
auch in Deutfchland fleißige Benutzung wünfchen.

Straßburg i. E. W. Nowack.

Thoma, D. Albrecht: Jefus und die Apoftel. In gemein-
verfländlicher Darflellung. Gotha, E. F. Thienemann
1910. (211 S.) gr. 8° Geb. M. 3.50

Thoma wendet fich mit feinem Buch an das große
Publikum und die Jugend. Ihnen will er zeigen, wie die
proteflantifche Theologie im letzten Jahrhundert die Gefchichte
des Urchriftentums anzufehen gelernt hat. Dabei
vertährt er durchaus pofitiv aufbauend. Als Mufler
fchwebt ihm Hausraths letztes Werk vor, zu dem er ein
kürzeres und wohlfeileres Seitenftück liefern will.

Niemand kann dem Verf. ein erhebliches Gefchick
in der Bewältigung großer Stoffmaffen abftreiten. Auf
211 ziemlich kleinen Seiten handelt er von den Quellen,
dem Leben und Wirken Jefu, der Urgemeinde, dem
Lebensgang des Paulus, dann in befonderen Abfchnitten
von der Lehre Jefu und des Heidenapoftels, endlich an-
hangsweife von der nachapoftolifchen Zeit.

Selbflverfländlich vermag Th. auf folch engem Raum
feine Anflehten nur darzulegen, nicht fie irgendwie eingehender
zu begründen. Eine Auseinanderfetzung im
einzelnen müßte daher deplaziert erfcheinen. Sein Standpunkt
ift in vieler Beziehung dem Hausraths ähnlich. So
wird z. B. der Apokalyptiker als fchroffer Judenchrift und
verbiffener Paulusgegner charakterifiert. Der Koloffer- und
der Philemonbrief gehören der Gefangenfchaft in Cäfarea
an. Der Beleidiger aus dem 2. Kor. ift der Blutfchänder
aus dem erften Brief. 1. Kor. 10—13 Hellen ein eigenes
Schreiben dar u. a. m. Daß er aber auch Fühlung mit
den Werken anderer Forfcher hat, beweift die gelegentliche
Bemerkung, Priska fcheine bedeutender gewefen zu
fein als ihr Mann (S. 117). Das Markusevangelium wird
(S. 13) als .teilweife etwas magerer Auszug' aus dem Ur-
markus gekennzeichnet. Manche Wunder, wie Speifung
und Verklärung ftellen bildliche Einkleidungen geiftiger
Vorgänge dar (S. 40 f. 57 f.). Ebenfo find die apokalyp-
tifchen Bilder in den letzten Reden des fynoptifchen Jefus
Gleichniffe, die man ,nicht finnlich zu verliehen und nicht
wörtlich zu deuten' hat (S. 69). S. 105 bekennt fich Verf.
zu der neuerdings wieder fo warm empfohlenen Meinung,
daß Paulus feit feinem Zufammentreffen mit dem römi-
fchen Landvogt Sergius Paulus den Namen Paulus führe.
Die Frage nach den zwei Gefangenfchaften des Apoftels
bleibt in der Schwebe (S. 159). Vermutungen wie die,
daß Epaphrodit in Rom Malaria gehabt habe, dienen
wohl nur dazu, die Darfteilung zu beleben und farbenprächtiger
zu geftalten.

Alles in allem eine an manchen Punkten anfechtbare,
als Ganzes nicht üble gemeinfaßliche Urgefchichte des
Chriftentums.

Marburg/Heffen. Walter Bauer.

Boatii, Abele, Grammatica del Greco del Nuovo Testamento.

Parte I. Fonologia e Morfologia. 2. ed. corretta e
ampliata (XVI, 132 p.). Parte IL Sintassi (145 p.).
Venezia, Prem. Tip. Libreria Emiliana ed. 1910. 8°.

ä L. 2 —

Schon als ein Produkt der nt. Sprachftudien im ka-
tholifchen Süden wird Boatti's Grammatik manche Lefer
diefer Zeitfchrift intereffieren; doch verdient das Buch
auch vom Standpunkt proteftantifcher Sprachforfchung
aus alle Beachtung — trotzdem es mit dem päpftlichen
Segen (I 133, II 146) in die Welt geht. (Wie B. I 1 mitteilt
, hat Pius X. die Seminariften zum Studium der nt.
Sprache aufgefordert!) Freilich felbftändige Forfchungen
und neue Refultate darf man bei B. nicht fuchen; denn
er will nur die wichtigften Tatfachen aus der nt Grammatik
in praktifcher Überfichtlichkeit vorführen und ihre
Beziehungen zum klaffifchen und helleniftifchen Griechifch
unterfuchen. Die Überfichtlichkeit ift ihm gut gelungen;
der Druck ift angenehm fürs Auge und korrekt. Beeinträchtigt
wird die praktifche Brauchbarkeit durch das