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Ausgabe:

1911 Nr. 1

Spalte:

388-391

Autor/Hrsg.:

Sanders, Henry A.

Titel/Untertitel:

The Washington Manuscript of Deuteronomy and Joshua 1911

Rezensent:

Gregory, Caspar René

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387

Theologifche Literaturzeitung 1911 Nr. 13.

gewählt, um den Unglück verheißenden Charakter des
Sternbildes anzudeuten, unter dem die Tat des Todes
gefchah. Ebenfo überlegt ift erfichtlich die Wahl von
ärjunyoh und wir haben hier ein Stück des älteften
Myftizismus, nicht einen verderbten Text. So folgt in
dem Taittirlya Brähmana III 1, 4, 8 auf maghäbhyah
svähä das anaghäbhyah svähä, und es würde ein völliger
Irrtum fein, anzunehmen, daß das nur auf textlicher
Korruption im Rgveda beruhe. Daß der Rgveda in
jedem Fall die bette Form jedes Verfes, den er enthält
, aufbewahrt, foll nicht behauptet werden, aber die
Ausnahmen von der allgemeinen Regel, daß die Rgveda-
Uberlieferung der der andern Samhitäs überlegen ift, find
gering und unficher.

In gleicher Weife ift es Oldenberg unmöglich, Schef-
telowitz' Anficht über den Wert des Kafchmir M. S. des
Rgveda als den akzeptierten Text de^ Samhitä berichtigend
, zu teilen. Es ift wahr, daß in VIII 99, 6 srath-
ayanta erfichtlich für das überlieferte snathayanta richtig
ift, aber Säyana fchon hat snathayanta und Oldenberg
macht es keinerlei Schwierigkeit, zu zeigen, daß
die andern Varianten dem erhaltenen Text gegenüber
entweder fichtlich minderwertig oder jedenfalls nicht
beffer find.

Befonders erwähnt fei Oldenbergs bemerkenswerte
Kenntnis der Eigentümlichkeiten der vedifchen Grammatik
und des Metrums, und forgfältige Hinweife erhöhen den
Wert des Werkes in diefer Hinficht bedeutend. Ein ausgezeichneter
Exkurs (p. 25 seq.) räumt zum Schluß mit
dem behaupteten Gebrauch des te als Akkufativ auf, der
kraft der Präkrit-Parallelen von Pischel, ZDMG XXXV,
7i4seq. angenommen war. Der Gebrauch der Pronomen
entweder in Päli oder in Präkrit ift in der Tat eine
gefährliche Grundlage für die Annahme eines Gebrauchs
in den Veden. Es befteht keine fo direkte und unmittelbare
Abftammung der Dialekte von der vedifchen Sprache,
um die fpätere Entwicklung als fichern Wegweifer zu
der früheren Gebrauchsweife nehmen zu können. Wieder
in I 52,1 nimmt O. ätyam nä väjam havanasyädam rätham
endram vavrtyäm ävase suvrktibhih als ,Wie das Roß zum
Siegespreife, möchte ich den (unferm) Ruf zueilenden
Wagen, den Indra möchte ich herwenden'. Diefe Auslegung
ift im ganzen derjenigen Pischels, Ved. Stud. 1,105
vorzuziehn, wo er ätyam als attrahiert von väjam inkorrekt
für ätyo nimmt, eine Auslegung, die früher als
wahrfcheinlich richtig angenommen war. (T.R. A. S. 1909,
S. 432). In I 33,10 weicht er von Ludwig ab, indem er
feftftellt, daß der Satzbau der eines Relativfatzes ift, der
nicht direkt mit einem Gliede des Hauptfatzes verbunden
ift und daß das erfte Negativ nä zu dem Relativfatze
gehört. Deshalb überfetzt er: .Welche nicht des Himmels
noch der Erde Ende erreichten, nicht durch Zauberkünfte
den Schätzefpender zu umfchließen vermochten; [gegen
fie] machte Indra der Stier den Vajra fich zum Genoffen'.
Das ift vollkommen verftändlich und vermeidet die Härte,
die beiden Negative (nä ye diväh prthivya äntam äpür
nä mäyäbhir dhanadäm paryäbhüvan) als nur eine ftarke
Negation anzunehmen, wie es Ludwig und Griffith tun.
Dies Beifpiel ift charakteriftifch für die genauere Analyfe,
die uns Oldenberg bietet: die Stelle ift nicht befonders
fchwierig, aber Ludwigs Verfion erfcheint verftändlich
und natürlich, bis ihre Unzulänglichkeit dadurch klar
gemacht wird, daß man ftrenge daran fefthält, den Text
gemäß den feftftehenden Regeln der vedifchen Grammatik
und Betonung zu überfetzen.

Der Kommentar ift voll von glücklichen Auslegungen
fchwieriger Stellen; fo bringt er in IV 28,9, der fonder-
baren Stelle über den ,Kauf' des Indra, eine viel befriedigendere
Überfetzung als Geldner oder Sieg. In andern
Fällen erkennt der Herausgeber weife an, daß aus dem
überlieferten Text ein Sinn mit Sicherheit nicht herausgebracht
werden kann, fo z. B. in IV, 49,8 er verwirft

Pischels geiftvollen aber unbefriedigenden Vernich, die
Situation zu erklären, die dort angedeutet ift.

London. A. Berriedale Keith.

Maitz an, Heinrich von: Meine Wallfahrt nach Mekka. Bearbeitet
von Fritz Gansberg. Mit acht Bildern hervorragender
mohammedanifcher Tempelbauten. (Wiffen-
fchaftliche Volksbücher für Schule und Haus.) Hamburg
, A. Janffen 1910. (154 S.) 8" Geb. M. 1.50

Die vorliegende Bearbeitung des 1865 erfchienenen
zweibändigen Werkes des Freiherrn von Maltzan hält
fich im Wortlaut an das Original und ift eine zweckmäßige
Kürzung des bekannten Reifewerkes. Man wird
es mit Freuden begrüßen, daß durch diefe Veröffentlichung
das religionsgefchichtliche Intereffe an der islami-
fchen Welt erweckt werden foll. Da es fich aber bei
diefer Veröffentlichung um pädagogifche Zwecke handelt,
wird man fich fragen müffen, ob die Wahl gerade der
Maltzan'fchen Mekkabefchreibung eine glückliche genannt
werden kann. Es hätte fich jedenfalls empfohlen, daß
wenigftens der Herausgeber Ach auch etwas über die
neueren Erfcheinungen, befonders über die maßgebenden
Arbeiten von C. Snouck Hurgronje orientiert hätte. Dann
wären Fehler, wie die Verkennung der fogenannten Be-
fuchswallfahrt (el-Umra) in einer Anmerkung verbeffert
worden. Vgl. dazu Snouck Hurgronje, Mekka II, 55. So
aber bekommt der Lefer keine rechte Vorftellung von
dem prinzipiellen Unterfchied zwifchen Hagg und 'Umra.
Auch gegen die Einleitung des Herausgebers habe ich
pädagogifche Bedenken. Sie ift fehr hübfch und fehr
poetifch, aber fie ift nicht das, was man als Einleitung
zu einem folchen Werke erwartet. Wenn fchon über
Götzendienft und Aberglauben gefprochen werden follte,
dann hätte die Orientierung wohl mehr vom Standpunkt
der modernen Religionswiffenfchaft aus erfolgen dürfen.
Auch wären einige einführende Worte über die welt-
gefchichtliche Bedeutung des Islam in Vergangenheit und
Gegenwart am Platze gewefen. So aber merkt man der
Einleitung an, daß der Herausgeber den Dingen, in die
er einführen will, felbft fehr fern flieht. Unbegreiflich
ift fchließlich die Uluftrierung diefer Befchreibung
einer Mekkafahrt. Was hat es für einen Sinn, Mofcheen
in Cairo, Konftantinopel, Indien, Kleinafien und Turkeftan
abzubilden, wenn man mit fehr viel geringerer Mühe und
Kotten die fchönften Bilder von Mekka hätte beifugen
können?! Wer über die Peterskirche in Rom fchreibt,
wird doch nicht zur Uluftrierung den Kölner Dom oder
die Notre Dame de la Garde in Marfeille im Bilde beifügen
. Überdies find in der Erklärung noch die Bilder
5 und 6 verwechfelt. Kurz, das Ganze macht einen etwas
eilfertigen und dilettantifchen Eindruck, und diefe Fehler
find gerade bei einem ,wiffenfchaftlichen Volksbuch für
Haus und Schule' befonders zu bedauern.

C. H. Becker.

Sanders, Henry A.: The Washington Manuscript of Deuteron-
omy and Joshua. (The Old Testament Manuscripts in
the Freer Collection. Part I.) New York, The Mac-
millan Company 1910. (III, 104 pp.) 40, mit 3 Tafeln.

Facsimile of the Washington Manuscript of Deuteronomy and
Joshua in the Freer Collection, with an introduetion by
Henry A. Sanders. Ann Arbor, Mich., TheUniversity
of Michigan, 1910. (X, 201 pp.) 40,5x35 Zent.

Diefe zwei Bücher gehören zufammen und bilden in
mancher Hinficht eine Ausnahme unter paläographifchen
Veröffentlichungen. Um das äußerlichfte vorwegzunehmen,
befteht die Ausgabe des Fakfimile aus 265 numerierten
Exemplaren, die die Univerfität Michigan verfchenkt. Das
Leipziger Exemplar ift Nr. 113, von jener Hochfchule der