Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1911

Spalte:

338-339

Autor/Hrsg.:

Löwenthal, A.

Titel/Untertitel:

R. Jona Gerundi und sein ethischer Kommentar zu den Proverbien 1911

Rezensent:

Beer, Georg

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

337

Theologifche Literatlirzeitung 1911 Nr. II.

338

bezugaufdie Chriftologie ftatt: die chriftologifche Frage;
vgl. ferner § 116, § 135, § 145, § 172, § 181, § 198, § 202,
4} 204, § 205, § 206, § 210, 8 211, § 212, der frühere §
214 (Luthers Familienleben) ift z. T. mit § 212 verbunden
worden, ftatt deffen ift § 217 (der Abendmahlsftreit und
die täuferifche Propaganda) in zwei §§ zerlegt worden,
weitere kleine Änderungen bieten § 222, § 223, § 230,
8 231, § 232, § 240, § 254, (hier ift Sebaftian Franck jetzt
befonders herausgehoben) § 291, § 292, § 293, 4; 297, §
305, § 363, § 364. § 365. § 367. § 369, § 370. Zu dem
vierten Hauptteil ift Stephans Handbuch in der Literatur-
überficht befonders berückfichtigt und zu den einzelnen
Paragraphen die entfprechenden §§ aus ihm nachgetragen.
Natürlich waren in der allerneueften Zeit befonders viel
Ergänzungen zu geben, innerhalb der proteftantifchen
Theologie und Kirche (fogar der Sturm gegen die Berufung
von Deißmann und Drews wird erwähnt) wie
innerhalb des Katholizismus. Ganz neu ift der an den
Schluß geftellte fehr eingehende Paragraph über die Ge-
meinfchaftsbewegung und der über die Stellung der Kirchen
im Volksleben (die foziale Frage, die .törichten Thefen'
von Kalthoff, A. Drews, Jenfen). Endlich hat ftud. theol.
W. Latrille ein Regifter beigefügt (in dem aber — genau
wie im Texte — der Reichskanzler Bethmann Hollweg
mit Bindeftrich gefetzt ift und aus H. Holtzmann und
H. J. Holtzmann zwei Perfönlichkeiten geworden find.) —
Loofs fchließt mit den Worten: ,die Landeskirchen find
aber nur zu halten, wenn fie in pietätvoller Anknüpfung
an die Vergangenheit das Evangelium und allein das
Evangelium die Norm aller kirchlichen Arbeit fein laffen'.
Ob das nur möglich ift? Ich fehe hier wieder eines der
allerfchwierigften Probleme, die Auseinanderfetzung zwi-
fchen Evangelium und Kultur, an der die Landeskirchen
nicht vorbeigehen dürfen; fo leicht wirds mit dem .Evangelium
allein' nicht gehen. Doch ich möchte das Wort nur
anführen als Zeugnis für den im edelften Sinne irenifchen
und konfervativen Geift, der diefes vortreffliche Buch
durchweht.

Zürich. Walther Köhler.

Preufchen, Erwin: Analecta. Kürzere Texte zur Ge-
fchichte der alten Kirche und des Kanons zufammen-
geftellt. 2. neubearb. Aufl. (Sammlung ausgewählter
kirchen-und dogmengefchichtl.Ouellenfchriften. I.Reihe.
8. Heft. 1. Teil.) Tübingen, J. C. B. Mohr. gr. 8«

M. 3.50; geb. M. 4.50

I. Teil. Staat und Chriftentum bis auf Konftantin. Kaiendarien.
(VIII, 154 S.) 1909. M. 2 — ; geb. M. 2.50. — II. Teil. Zur Kanons-
gefchichte. (IV, 96 S.) 1910. M. 1.50; geb. M. 2 —

Die erfte Auflage diefer Sammlung, die 1893 erfchien,
hat Jülicher im 20. Jhrg. diefer Zeitfchrift, Sp. 40fr., be-
fprochen. Das Lob, das er der Brauchbarkeit der hier
vereinigten Texte fpendete, wurde durch dasErfcheinen der
zweiten Auflage gerechtfertigt. Den Wunfeh, den Jülicher
und andre Rezensenten ausfprachen, die kirchengefchicht-
lichen und kanonsgefchichtlichen Texte möchten getrennt
voneinander erfcheinen, hat Pr. erfüllt, nach feiner eigenen
Ausfage in der Vorrede, wie es fcheint, mehr durch die
Vermehrung des Umfanges gezwungen als freiwillig. Jetzt
hat Pr. ein fehr wertvolles Hilfsmittel für den Lehrbetrieb
zweier Difziplinen, der Kirchengefchichte und der neu-
teftamentlichen Einleitung gefchaffen. Möge es nicht nur
auf dem Katheder des Vorlefenden liegen, fondern im
Kolleg- und Seminarbetrieb möglichft ftarke Verbreitung
unter den Studenten finden, die es zu den Quellen, den
Texten, auf denen unfere Kenntnis des Gefchehenen beruht
, hinführt.

Beide Abteilungen weifen der 1. Auflage gegenüber
ftarke Vermehrung auf. In den Texten zur äußeren
Kirchengefchichte find folgende Stücke neu eingefügt:
unter Claudius Dio Caffius LX 5; unter Nero I Clem 5 f.

(doch fehlt dafür die kurze Notiz aus Orofius, hift. VII 7
und das längere Stück aus Cedrenus, hiftor. compend.
I 36o> 371)! die Aberciusinfchrift ift durch Abdruck der
erhaltenen Fragmente des Steines, durch Angabe von
Konjekturen und durch die Alexanderinfchrift vermehrt;
unter Septimius Severus ift Hippolyt, Danielkomm. IV 50 f.
und 18f. neu eingeftellt, unter Decius Cyprian Epift. 43, 3
und 6 Libelli, unter Valerian Dionyf. Alex. Ep. ad Ger-
manum; Gallienus wird durch fein Edikt an die Bifchöfe
(Eufeb VII 13) charakterifiert, Aurelian erhält Eufeb VII
30, 20T. hinzugefügt; unter Maximinus Daia ftehen drei
Papyrusdokumente: der Pfenofirisbrief und zwei Begleitberichte
für Deportiertentransporte; bei der Infchrift von
Arykanda gibt Pr. jetzt auch die Mommfen'fche Ergänzung.
Zu den Kaiendarien kommt das Martyrologium Syriacum
und der Catalogus Liberianus hinzu.

Im Abdruck der Texte ift Pr. gegenüber der 1. Auflage
dadurch fehr im Vorteil, daß ein guter Teil der
Texte inzwifchen in der Berliner Ausgabe erfchienen ift:
Clemens AI., Teile von Hippolyt und Origenes und vor
allem Eufeb, aus deffen Kirchengefchichte ein großer Teil
der gebrachten Auswahl flammt.

Verhältnismäßig noch viel weiter wird die Sammlung
der Texte zur Kanonsgefchichte ausgebaut. Die erfte
Auflage hatte 11 Kanonsverzeichniffe und Hieronymus'
Prolog zu den vier Evangelien gebracht. Jetzt wird der
Stoff in drei Abteilungen gegliedert vorgeführt. Die erfte
enthält die an fich natürlich leicht zu vermehrende und
doch die wichtigften Texte bringende Sammlung von
Stellen aus der Zeit des sich bildenden Kanons von den
Herrenworten bei Paulus an bis zu den Stellen, die den
Kanon bei Clemens AI. und Tertullian erkennen laffen;
die zweite hat neben den 11 Stücken der erften Auflage,
unter denen übrigens der 39. Feftbrief des Athanafius
durch die Uberfetzung des koptifchen Textes und der
Kanon des Eufeb durch K. G. II 23, 24h und III 3 vermehrt
ift, den fyrifchen Sinaikanon und den Kanon des
Cyrill von Jerufalem (Catech. IV 33—36), außerdem eine
von Pr. aus einem Panier Kodex neu veröffentlichte Sticho-
metrie des A. T. Die Prologe, die dritte Abteilung, weifen
außer dem fchon erwähnten Hieronymusprologe die von
de Bruyne erkannten marcionitifchen Prologe zu den
Paulusbriefen, die von Corffen nachgewiefenen monarchia-
nifchen Evangelienprologe, und den von de Bruyne entdeckten
Prolog zu den katholifchen Briefen.

Wenn ich zu diefer mir aus naheliegendem Grunde
befonders dankenswerten Zufammenftellung der kanons-
gefchichtlich wichtigften Texte einen Wunfeh ausfpreche,
dann ift es einmal die Wiederholung des fchon von Jülicher
geäußerten Anliegens, Auguftins Mitteilungen über den
Kanon möchten bei neuer Auflage abgedruckt werden,
und ferner ein Anfuchen, das Muratorianum betreffend:
bei diefem wichtigen Dokument hat Pr. die fakfimilierten
Typen der 1. Auflage, die den Studenten leicht verwirren,
aufgegeben, er hat die Parallelftellen aus dem Prolog.
Caffin. abgedruckt: könnte er nicht als Anhang zu dem
wörtlich nach der Handfchrift gebrachten Texte oder am
unteren Rande eine Rezenfion, vielleicht mit Auswahl der
verfchiedenen möglichen Konjekturen geben?

Wien. R. Knopf.

Löwenthal, Rabb.Dr. A.: R. Jona Gerundi und lein ethifcher
Kommentar zu den Proverbien. Berlin, M. Poppelauer
1910. (146 u. 36 S.) gr. 8° M. 4 —

Für die Lefer diefer Zeitung wird genügen, wenn ich
auf Grund der S. 1—36 gebotenen Angaben kurz auf die
Bedeutung des R. Jona hinweife.

R. Jona b. Abraham ift geboren ca. 1180 in der
fpanifchen Stadt Gerona (im Altertum Gerunda). Er be-
fuchte fpäter einige Talmudfchulen Nord- und Südfrankreichs
. Erft in Barcelona, alsdann in Toledo wirkend