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Ausgabe:

1911

Spalte:

289-291

Autor/Hrsg.:

Becker, C. H. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients. 1. Bd. 4 Hefte 1911

Rezensent:

Hartmann, Martin

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm._Verlag: J. C. Hiru-ichsMche^Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 9 Mark

_ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an - _ -i» jr_ ■ tnn

36. JanrST. Nr. 10 Profeiror D. Titiiis in Göttingen, Friedländer Weg 26, zu fenden. 1J, lvlal 1» LI

Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Der Islam, herausg. von C. H. Becker. L Bd. j Goetz, König Robert von Neapel (1309—1343) Hardeland, Zweiundfünfzig Konfirmanden-

(Brandi). ftuudeu (Bornemann

(Martin Hartmann)
Stengel, Opferbräuche der Griechen (P. Wend-
land).

Nöldeke, Neue Beiträge zur femitifchen Sprach-
wiflenfchaft (König).

Haußleiter, Jefus (Thieme).

Bacon, The Fourth Gospel in Research and
Debate (C. Clemen).

The Vision of the young man Menelaus (Hennecke
).

Leszynsky, Die Juden in Arabien zur Zeit

Mohammeds (Goldziher).
Vita Sanctae Genovefae virginis [Bibliotheca

scriptorum medii aevi Teubneriana] (Ficker). j leflen). Wichtige Rezenfionen. — Neuefle Literatur

Grifar, Luther (Harnack).
Der ältefle Text des Oberammergauer Paffions-

fpieles (Creizenach).
Basmajian, Life in the Orient (Beth).
Schultz, Die Mafchinen-Theorie des Lebens

(Wobbermin).
Lüde mann, Das Erkennen und die Werturteile

(E. W. Mayer).
Mugdan, Die theoretifchen Grundlagen der
Schillerfchen Philofophie (Lewkowitz),

Börner, Der Moralunterricht in Frankreich (Nie-
bergall).

Referate: Steinmann, Sklavenlos und alte
Kirche. —■ Strümpfei, Was jedermann
heute von der Miffion viffen muß. — Enzy-
klopädifches Handbuch des Kinderfchutzes
und der Jugendfiirforge.
Mitteilungen: (24) Syrifche Jefaiashandfchrift,
(25) Judas. (26) Perinthos in Thracien 1911.
(27) Sens, liturgifche Schriften Oxford, Univer-

Künzle, Ethik und Aefthetik (Kirn). I "tat. Unterrichtsreform. (28) Die Donar-Eiche.

Simons, Aufgaben der Rheinifchen Kirche (Zil- (29) Plarnack-Spende.

Der Islam. Zeitfchrift für Gefchichte und Kultur des is-
lamifchen Orients. Hrsg. von C. H. Becker. I. Band
4 Hefte. Straßburg i. E., K.J. Trübner 1910. (396 S.)
gr. 8° M. 20 —

Die allgemeinen Gefichtspunkte für Würdigung der
neuen Zeitfchrift wurden hier 1910, Sp. /07ff. dargelegt
und zugleich der Inhalt von Heft 1 befprochen. Bei dem
Berichte über Band I verfahre ich fo, daß ich die Beiträge
(I. Auffätze und Berichte, DL Kleine Mitteilungen
und Anzeigen: außerdem ift: jedem Hefte eine .Bibliographie
' beigegeben) in die fünf großen Kreife einordne,
in die alles Gefellfchaftsleben fich gliedert: L Gefchlechts-
leben (Ehe, Familie, Sippe, auch Frau), II. Völkifches
Leben (Ethnos, Sprache, Brauch, Sitte), III. Wirtfchafts-
leben, IV. Vorftellungsleben, V. Staatsleben (Recht, poli-
tifche Gefchichte).

L Gefchlechtsleben: Menzel, Beiträge zur Kenntnis
des türkifchen Frauenlebens. Die Brautfchauerin
(205—237), Überfetzung von zwei Skizzen in Sammelheften
des bekannten Tanin-Redaktors und Politikers
Hüsein Dschähid (f. meine Unpolit. Briefe aus der
Türkei 136. 243) und des Novelliften und Sprachreini-
gungskämpen Ahmed Hikmet (ebenda 124. 199. 214),
der nicht ,im Zeitalter des Konftitutionalismus Direktor
von Galata Seraj' war S. 212 (das ift Verwechflung mit
Tewfiq Fikret), mit einigen Notizen über die moderne
osmanifche Literatur (S. 206, 4 v. u: ,neue Rhythmen', unrichtig
nach Horn, s. Unpol. Br. 220). Soziologifch hat
der Beitrag kaum Interefie, denn diefe Seite des türkifchen
Frauenlebens kennen wir; literarifch und fprachlich liegen

— Die Expanfion des Islams beleuchten Becker in Zur
Gefchichte des örtlichen Südän (153—177; Die Wanderungen
der Djuhaina, Das Reich der Zaghäwa und die Anfänge
von Känem-Bornu; zu S. 161 n. 6: die Gleichung Tundjer
= tuggär wurde von mir gefunden, f. Islam. Orient I (1899)
S. 30) und Littmann in Bemerkungen über den Islam in
Nordabeffinien (68—71). Über meinen BeitragDeutfchland
und der Islam (72—92) f. ThLZ 1910, Sp. 708. — Zu Islam als
Theologie und als Kult: Strothmann Die Literatur der
Zaiditen (354—368), Vorläufer einer fyftematifchen Behandlung
des Zaiditifchen Syftems, mit einer fcharf umreißenden
Vorbemerkung über Entftehung und Wefen
diefer.Perfonalgemeinde'; Goldziher,,ÜberdieBenennung
der.Ichwän al safä'' (22—26; s.ThLZ 1910, Sp. 708); Wen-
fingk führt kultifche Bräuche (Feuerfignale, Reinigungsritus
) aufjüdifchenUrfprung zurück (100f.). Der Gefchichte
der Wiffenfchaften dient Seidel, Medizinifches aus den
Heidelberger .Papyri Schott-Reinhardt' (145—152. 238—
263). — Befonders reich ift die Kunft bedacht, und
hier fteht an erfter Stelle die tiefftechende, neue Wege
weifende Unterfuchung Herzfelds Die Genefis der is-
lamifchen Kunft und das Mshatta - Problem (27—63.
105—144): es wird hier der Nachweis geführt, daß
das hochwichtige Denkmal ,der unvollendete Bau einer
bädiyah des Jazid II oder des Walid II ift'. Bei
der Behandlung der Urfprünge der .islamifchen Kunft'
ift deren Exiftenz Prämiffe; es ift unzuläffig, eine ,Kunft'
nach einer Religion zu benennen, denn die anderen Gefeilungen
haben zum wenigften ebenfo viel Teil daran als
die religiöfe Vorftellungsgefellung, und jede Religion hat
eine Anzahl Kirchen als Exponenten; in der Islamwelt

die Aufgaben der Turkologie heute auf anderen Gebieten, j ift für die Kunft das Hauptband, wie H. felbft nachweift,
II. Völkifches Leben: Jacob, Der Nätü und fein ! der Eklektizismus, der überall Anleihen macht (ebenfo wie
Lied bei Ibn Dänijäl (178—182), ein Stück aus dem cagib j die .islamifche' Philofophie; ihr wie der Kunft ift der ur-
wagharib im taif alchajäl, wahrfcheinlich einem Schwarzen , fprüngliche Islam fo feindlich wie möglich); beftändiges
in den Mund gelegt (Str. 1 ,der Menfch des Menfchen', i Sichergänzen und Sichmodeln find der Charakter der Kunft
doch wohl ,die Pupille des M/, d. h. die Sudanmädchen j der islamifchen Länder und die Bezeichnung ihrer Kunft

als islamifch ift irreführend, zumal neben dem, freilich
auch unberechtigten, Terminus .chriftliche Kunft'; bei der
Zerlegung in die verfchiedenen Elemente fallen eine Anzahl
höchft wertvoller Sonderunterfuchungen ab, wie die über
die Arabeske 44ff.; befonders erfreulich ift, daß H. ftets
Fühlung behält mit den andern, in der Gefellfchaft wirkenden
Kräften: ich hebe die Bewertung des Wirtfchaft-
lichen und des Ethnifchen hervor 60 ff. (ftatt .Leiturgie'

find dem Menfchen fo teuer wie feine Pupille .

III. Wirtfchaftsleben: Becker, Zur Kulturgefchichte
Nordfyriens im Zeitalter der Mamlüken (93—100), anknüpfend
an Sobernheims Tripolis-Infchriften, mit fcharfer
Beleuchtung der fich darin findenden Angaben aus Staatsund
Privatwirtfchaft.

IV. Vorftellungsleben: über die allgemeine Betrachtung
Beck ers Der Islam als Problem f. ThLZ 1910, Sp.707f.

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