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Ausgabe:

1910

Spalte:

165-167

Autor/Hrsg.:

Ginzberg, Louis

Titel/Untertitel:

Yerushalmi Fragments from the Genizah. Volume I 1910

Rezensent:

Bacher, Wilhelm

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fich auch in analogen Fällen empfehlen dürfte, des Manufkriptes, aus dem S. Friedländer im Jahre 1907
Weiter muß erft unterfucht werden, in welchen Zeugen 1 die Traktate Chullin und Bekhoroth und jüngft in einem
fich das urfprüngliche erhalten hat'. Als ich das fchrieb, zweiten Bande Zebachim und 'Arakhin herausgab, hat
habe ich an diefe fchlagende Parallele aus der Gefchichte ■ von diefer Seite kaum eine Beftätigung zu erwarten,
der Philoxeniana nicht gedacht. Man fieht, für Alte und Die Sammlung der Geniza-Fragmente ergänzt G. mit

Junge bleibt noch immer Arbeit übrig. zwei fehr wertvollen Beigaben. 1. Aus der erften Aus-

Maulbronn Eb. Neftle. ! §abe de,s JafU>ut Schimeoni (Salonichi 1526) bringt er

■___•___die in den fpateren Ausgaben weggebliebene Sammlung

, .. p„„:,„u 1 von 256 Stücken des paläftinenfifchen Talmuds zum Ab-

Ginzberg, Louis, Yerushalmi Fragments from the German. drucke (P. 311—343). Es ift das ein, trotz der Fehler-
Volume I. Text with various readings from the editio haftigkeit des Druckes (G. behält die Fehler bei) will-
prineeps. (Texts andStudies of the Jewish Theological ■ kommener Beitrag zur Textkritik des Jerufchalmi. 2. Aus
Seminary of America. Vol. III.) New York, The 1 der Jerufchalmi-Handfchrift der Vaticana (Cod. Hebr. 133,
t • 1 -rx. 1 . ic • c a^^-.s.^ erv [ Btrack, Einleitung in den Talmud, 4. Aufl. S. 74: 333,

Jewish Theological Seminary of Amenca 1909. (IX, Luncz' auf demSUmfchlage leirier Ausgabe des Jeru-

VI) 372 P-) 4° fchalmi: 303) gibt G. auf Grund einer photographifchen

Die einzige Handfchrift des paläftinenfifchen Talmuds Aufnahme die abweichenden Lefungen (S. 347—372).
(in Leiden), die den vollen Umfang des edierten Textes Diefe ergab, daß die Handfchrift, über welche ebendarbietet
, ift für die Textkritik nur von untergeordneter falls der III. Band Näheres bringen foll, den letzten
Bedeutung, weil fie eines der Manufkripte ift, die der ; Traktat der erften Ordnung (Bikkurim) und auch den
Editio pnneeps (Venedig 1523) zugrunde gelegt wurden. Traktat Sota nicht enthält, entgegen den bisherigen An-

Deshalb ilt es von großer Wichtigkeit, daß die von S.
Schechter entdeckten und mit außerordentlichen Glücke
in Sicherheit gebrachten Schätze der Geniza von Kairo

gaben.

In den Inhalt der dargebotenen Texte einzugehen
und ihre Bedeutung für die wiffenfehaftliche Arbeit am

auch zahlreiche Fragmente des Jerufchalmi enthalten; ! Jerufchalmi zu würdigen, hieße den vom Herausgeber

diefe mit möglichfter Vollftändigkeit der wiffenfehaftlichen 1 felbft verheißenen Erläuterungen und Darlegungen vor-

Forfchung zugänglich zu machen, ift die Beftimmung [ greifen. Nur einige aus den Fragmenten zum Traktate

des vorliegenden Werkes. In einer hebräifchen und einer Berakhoth gezogene Einzelheiten feien hier vorgebracht,

englifchen Vorrede gibt L. Ginzberg, der befonders J In bezug auf die Orthographie fei hervorgehoben: die

durch feine gründlichen Artikel in der Jewish Ency- konfequente Schreibung des doppelten 1 und doppelten

clopaedia bekannte New-Yorker Gelehrte, Rechenfchaft
von feiner großangelegten Arbeit. Außer den Geniza-
Fragmenten der Taylor-Schechterfchen Sammlung von
Cambridge gibt er auch folche, die fich im Befitze der
Bodleiana, fowie im Privatbefitze befinden. Uber die
Fragmente felbft erhalten wir hier noch keinerlei An

wenn diefe Buchftaben den Konfonanten bezeichnen; die
Schreibung von nft.it am Ende des Wortes (z. B.
mal*, HS«); XirO-Q in einem Worte (4,23). — In der
Schreibung von Perfonennamen verdient Beachtung das
ftetige ftOV ftatt iDYi, üinax ft. matt (9,4; 35, 36). — 9,31
hebr. •pTPS (= TtjS) ftatt des aram. riD. — 3,4 tyyiSTl )iWa

gaben; diefe find für einen dritten Band des Werkes j ft. q^SI )«3B. — 9, 19 (der Araber) ft. im*!"!. Es

vorbehalten, der Beiträge zur Einleitung in den Jeru- ift felbltverltändlich, daß viele Korruptelen unteres ge-
fchalmi enthalten wird, während der zweite, in nahe Aus- druckten Jerufchalmi-Textes mit Hilfe der Fragmente
licht geftellte Band Erklärungen und Anmerkungen zu ; befeitigt werden; doch hie und da ift der Geniza-Text
den im erften Bande publizierten Texten bringen wird, der fchlechtere. — Sehr merkwürdig ift das Fragment auf

Ginzberg hat eine fehr praktifche und der Benutzung
diefer Texte ganz befonders förderliche Art der PIdition
gewählt. Er "gibt Seite für Seite der Geniza-Fragmente,
auch den Umfang der Zeilen und die eventuellen Lücken
der Seiten und Zeilen im Drucke reproduzierend, fo daß

S. 298—301. Nach der Kopfuberfchrift hält es G. für
einen Kommentar zu j. Sabbath 30,32—55. In Wirklichkeit
hat diefer arabifche Kommentar nicht die fo unigrenzte
Jerufchalmi-Stelle zum Gegenftande, fondern nur
die Baraitha des R. Simon b. Jochai {ib. Z. 51—54), in

wir ein genaues Bild der Fragmente erhalten. Dabei welcher die,achtzehn Verordnungen' über die Abfonderung
befolgt er die Reihenfolge der Traktate, wie fie in der von den Heiden aufgezählt werden. In diefer Erläuterung

Editio prineeps fich findet, und gibt am Kopfe jeder
Seite genau Kolumne und Zeilen der Ed. prineeps (der
fich die Ausgaben von Krakau und Krotofchin anfchließen)
an. Dadurch ift die Vergleichung mit dem gedruckten
Texte fehr erleichtert; doch ift diefe Vergleichung fchon
vom Herausgeber felbft vorgenommen worden: in fortlaufenden
Fußnoten gibt er die von dem Geniza-
Texte abweichenden Lefungen der Ed.pr. an. — Um eine
Vorftellung von der Menge der hier edierten Jerufchalmi-
Fragmente zu geben, erwähne ich, daß diefelben zu faft
200 Kolumnen der Ed. pr. des Jerufchalmi gehören, die
im ganzen ca. 1050 Kolumnen enthält. Doch ift zu
bemerken, daß oft nur ein Teil der Kolumne in Betracht
kommt, und daß andererfeits manche Kolumne, da es fich
um Fragmente verfchiedener Herkunft handelt, mehr

werden auch aridere Stellen des Jerufchalmi zitiert (fo
300,13: j, Ab.-zara 4id unt; 309,5: j. Sabb. 3c,66). Es
ilt nicht erfichtlich, aus welchem Zufammenhange das
Fragment herftammt. Es muß kein Jerufchalmi-Kommen-
tar gewefen fein.

Der vorliegende Band ift auf dem Titelblatte als
III. Band der , Texts and Studies of the Jewish Theological
Seminary of America' bezeichnet. Es find gleichzeitig
auch die erften zwei Bände erfchienen, die ebenfalls
L. Ginzberg zum Autor haben. Der I. Band {The
Geonim and their Halakie Writings XII u. 210 S.) ift eine
an hiftorifchen Ausblicken und kritifchen Ausführungen
reiche Emleitungzur halachifchenLiteratur der gaonäifchen
Zeit (vom Abfchluß des Talmuds bis zum Anfang des
II. Jahrhunderts); der II. Band {Genizah-Studies. 425

fach vertreten ift. Von großer Bedeutung ift die Tat- j Seiten) enthält Geniza-Texte aus derfelben Zeit (zumeift
fache, daß die von G. edierten rYagmente fich ausfchließ- > gaonäifche Refponfa) und deren Erläuterung. Beide
lieh auf die in den Ausgaben vorliegenden Traktate des Bände führen den gemeinfamen Titel: Geonica. Diefe

paläftinenfifchen Talmuds beziehen. Jedoch zu 16 diefer
40 Traktate bekommen wir gar keine Geniza-Fragmente.
Die 5. Ordnung (Kodafchim) geht auch hier leer aus,
wie in den Ausgaben. Es ift zwar noch immer die Möglichkeit
vorhanden, daß einmal auch ein Geniza-Fragment
zu diefer Ordnung zum Vorfcheine kommen wird; aber

gelehrten Studien und Textpublikationen, die von der
genannten jüdifch-theologifchen Lehranftalt dargeboten
werden, erwecken die berechtigte Hoffnung, daß die an
ihr wirkenden Kräfte fie zu einer berufenen Werkftätte
ernfter vviffenfehaftlicher Forfchung aufblühen laffen
werden. Die Fülle und die würdige äußere Ausftattung

die Wahrfcheinlichkeit ift nicht groß, und die Echtheit diefer auf einmal dargebotenen Gaben find ein erfreu-