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Ausgabe:

1910 Nr. 6

Spalte:

163-165

Autor/Hrsg.:

Gwynn, John

Titel/Untertitel:

Remnants of the later Syriac Versions of the Bible. In two parts (one Volume) 1910

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 6.

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der Sadduzäer und das Emporkommen der Pharifäer, deren | unterließ die von dem hergebrachten Text {rec. oder
Richtung immer ftrenger und deren Macht immer größer j W-H) abweichenden Lesarten des Syrers durch den Druck
wird. Von ihnen zweigt fich die Partei der Zeloten ab, J hervorzuheben. Dabei ftellt fich heraus, daß die 20
während die Effener zwar ihrem Wefen nach jüdifch find, ! fyrifchen Hdfch. fehr von einander abweichen, und bei
aber doch berührt von zoroaftrifchen Einflüffen. — Kap. j rivalifierenden griechifchen Lesarten fich bald in das eine,
VI und VII geben eine gute Überficht über die apokalyp- | bald in das andere Lager fchlagen; z. B. 2 Pet. 1,15
tifche Bewegung und Literatur und deren Bedeutung für
die Anfänge des Chriftentums. — Endlich Kap. VIII
fchildert das helleniftifche Judentum oder vielmehr die

OJtovöaaco Ojzovöadars; 2, 11 stand xvgtov <^> o; 2 Joh.
13 rj xdgiq vfimv co o; 3 Joh. 6 stQostdurpaq co O. Be-
fonders auffallend find die Abweichungen im Judasbrief, 5
Gefchichte der jüdifch-helleniftifchen Philofophie (Arifteas, | vuäq stuvxaq 00 jtävxa; 13 stäöav ipvxnv ~ stdvxaq xovq
Septuaginta, Äriftobulus, Buch der Weisheit, Philo), ! doeßelq, die erfte Lesart bisher nur von 55 sah vertreten!;
denn im Übrigen wird auf die griechifche Diafpora kaum 24 vuäq co ryiäq. An all diefen Stellen, an welchen der

eingegangen.

Die ganze Darftellung zeugt von gründlichen Kennt-
niffen und gutem Verftändnis der inneren Entwickelung
des Judentums in dem behandelten Zeitraum; die fprin-
genden Punkte werden überall richtig hervorgehoben. Mit
der deutfchen Literatur iß der Verf. wohl vertraut. Ein
paar Einzelbemerkungen feien noch geftattet. S. 25 Anm.
bemerkt F., ohne einen Zweifel auszudrücken, Jerufalem
habe im 1. Jahrb.. n. Chr. zwifchen 400 und 500 Synagogen
gehabt._ Wenn die rabbinifche Legende auch folche finn-
lofen Übertreibungen liebt, fo darf man ihr darin doch
nicht folgen. — S. 99: Antiochus Epiphanes proclaimed
his divinity upon his coins. Das klingt fo, als ob Anti

bisherige kritifche Apparat nur eine Lesart kannte, ift
nun diefer Syrer doppeldeutig und es entfleht die Frage,
welche von feinen Lesarten für ihn urfptünglich, welche
in ihm Korrektur ift. Im Unterfchied von Merx, welcher
die durch die arabifche Überfetzung bezeugten Lesarten
für urfprünglich hält, findet Gw. fie in denen, welche
feine älteften Hdfchrr. bieten; namentlich der Kodex des
Brit. Muf. add. 14623 vom Jahr 823. Für den Zweck
diefer Anzeige konnte ich keine fo eingehende Prüfung
anftellen, daß ich mit Sicherheit entfcheiden könnte, auf
welcher Seite das Recht ift; ich möchte diefe Frage
eingehender Unterfuchung empfehlen, noch mehr aber
die Kritik des griechifchen Textes. Es tun fich da die

ochus Epiphanes der erfte gewefen wäre, der das getan intereffanteften Probleme auf. Man vgl. Gw. zu Jud. I, 15.

hat. Aber das Prädikat dsoq findet fich in der Titulatur 22 f., wo der Syrer mit Clemens Alexandrinus nur 2

helleniftifcher Könige fchon lange vor ihm. — Über das 1 Gruppen von Leuten kennt; Probleme, die in unfern

VorkommenmakkabäifcherPfalmenimKanon(S.l29—134) j Kommentaren noch gar nicht berührt werden. Woher

urteilt der Verfaffer ebenfo unbefangen wie über die Ent- | hat z. B. ,auct novat 375 Vig varim* bei Tifchendorf noch

ftehungszeit des Buches Daniel (S. 52, 220—222, 372 f.). I omnem carnem = sr.äöav odgxa fienoch 1,9 für das

Als einen Beweis umfichtigen Urteils betrachte ich es auch, | allgemein angenommene stdvxaq rovq döeßslq oder das

daß F. die Echtheit der Fragmente Ariftobuls vorausfetzt nur durch SS sah und jetzt einen Teil dieles Syrers be-

(S. 331 ff.). zeugte stäöav ipvxrjv, und was ift für Judas der richtige

rxtn__a„ p c^u;ire,. i Text? Namentlich die Handfchriften 27. 29. 66** (jetzt

Döttingen. iL. bcnurei. 1 , . „ . , , . . ?. .. . y,

1 bei Gregory 322, 323, 424) werden dabei eine Rolle fpielen.

Gwynn, Prof. John, D.D., Hon. D.C.L., Remnants of the later 1 Auch als Kommentar zu dem nicht fehr flüffigen grie

<,,,_■ „„.„■„„ . DiL. t . . /„ -er , „n ! chifchen Text ift diefer Syrer gar nicht zu verachten.

Synac Versions 01 the Bible. In two paits (one Volume). „ T . n ... 7, b,.... .„ , ,

'-. , . , t , . tvt - Von Lesarten, die Gw. uberfehen hatte, ift mir nur 2 Joh.

Edited with Introductions, Notes, and reconstructed , I2 aufgefallen, wo der Syrer wie in 3 Joh. 13 kaXrjoousv
Greek Text. Published for the Text and Translation ! ftatt kalrfiat wiedergibt oder wiederzugeben fcheint.
Society. London, Williams & Norgate 1909. (LXXII, Der Anhang zu diefem erften Teil über die Perikope
161 a. XXIII, 78 p.) gr. 8° von °er uoixallq ift nur für deren fpätere Gefchichte

! wichtig.

Part I: New Testament. The four minor catholic Epistles in the Wag dgr zwej{e Tejj m f fchon der Tjte, jjie

origmalPhüoxenian Version, °tjj»«*&-OB^a^^W^ji Bruchftücke find zum Teil wenig umfangreich: aus Gen.

nur 26,26—31, aus Lev. nur 26,42—46; länger find die
Bruchftücke aus Chronik und Efra d. h. Nehemia; und
wichtig ift die von Gw. aufgeworfene Frage, die namentlich
Sir Henry Howorth intereffieren muß, ob Origenes
in feine Hexapla nur den fogenannten erften Efra und
ihn vielleicht nur in der Ausdehnung 2,1—10,45 aufgenommen
habe (p. XXII). Schon im Dictionary of Christian
Biography hat Gw. die Anficht geäußert, daß der
chifianifche Daniel und der erfte Efra denfelben Urfprung
haben; mit Befriedigung kann er darauf hin weifen, daß
Thackeray (Hartings, Dictionary of the Bible J, 761) und
Swete [Introduction to the_ OT in Greek p. 48) dem zu-
zuftimmen geneigt find. (Über einen wichtigen Auffchluß

the Woman taken in Adultery (St. John VII. 53—VIII. 12). —Part
II; Old Testament. Extracts (hitherto inedited) from the Syro-Hexaplar
Version, of the seventh Century, after the Greek of the LXX. Genesis;
Leviticus; i and 2 Chronicles, Nehemiah.

Der mehr als 82jährige Herausgeber diefer Remnants,
der im Jahr 1897 die ältefte fyrifche Überfetzung der
Apokalypfe entdeckte und veröffentlichte und in der
andern bis dahin bekannten die Revifion des Thomas
von Heraklea nachwies, wendet in dem erften Teil diefer
Veröffentlichung der vernachläffigten Philoxeniana feine
Arbeit zu. Es ftellt fich heraus, daß die eine Handfchrift,
aus der Pococke 1630 erftmals die in der alten Pefchito
fehlenden Briefe herausgab, von allen feither bekannt

gewordenen die fchlechtefte war und fo eine Menge Irr- l zum altteftamentlichen Teil des Kodex Sinaiticus, den

tümer in den kritifchen Apparat des griechifchen N. T.'s
brachte. Das hatte Gwynn fchon 1890 in einem Auffatz
der Zeitfchrift Hermathena nachgewiefen (f. Gregory,
Textkritik S.498 Anm. 3; meine Einführung 3 113. 128). In
den Jahren 1897 und 98 veröffentlichte Merx ,die in der
Pefchito fehlenden Briefe des A. T.'s in arabifcher der
Philoxeniana entflammender Überfetzung' (Gregory
S. 1296; Einführung a. a. O.). Auch diefer Zeuge wird
hier von Gw. forgfältig verwertet. Zuerft gibt er nach
einer Einleitung von 70 Seiten den fyrifchen Text mit
Apparat; dann den ihm entfprechenden griechifchen Text
mit Apparat, wobei nur zu bedauern ift, daß er nicht
beide Texte nebeneinander fetzte und im Griechifchen

man demfelben Gelehrten verdankt, fehe man den Speaker 's
Commentary zum I Efra p. 2.) Daß er zu Jud. 5 die
feit Wettftein weitergefchleppte falfche Behauptung berichtigt
, daß cod. B das zweite vuäq auslaffe, welcher
Irrtum die moderne Textkritik beeinflußte, freut mich
ganz befonders (S. 130). Zum Schluß möchte ich noch
einmal betonen, wie wichtig diefe Nachweife für die bib-
lifche Textkritik find. Sie find die treffendfte Parallele
zu dem, was ich Einführung3 155 über die Anführungen
aus Ulfilas gefchrieben habe: ,es ift geraten, überall da
wo wir den Goten nur aus einem einzigen Zeugen kennen,
im Apparat eine fchwächere Sigel zu verwenden, beifpiels-
weife kurfives go ftatt fettem yo, ein Verfahren, das