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Ausgabe:

1910

Spalte:

162-163

Autor/Hrsg.:

Fairweather, William

Titel/Untertitel:

The Background of the Gospels or Judaism in the period between the Old and New Testaments 1910

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

__. _ Manufkripte und redaktionelle Korrefpondenzen find ausfchließlich _ _,„ . _

Nr. 6. Jahre. 35. an Profeflbr D. SchürerinGöttingen,FnedländerWeg56, zu fenden. jy, MarZ 1910.

j, ua"iB. uu' Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Schrank, Babylonifche Sühnriten (Küchler).
Fairweather, The Background of the Gospels
(Schürer).

Gwynn, Remnants of the later Syriac Versions

of the Bible (Neftlc).
Ginzberg, Yerushalmi Fragments from the

Genizah, vol. I (Bacher).
Pereferkowitsch, Talmud babylonicum ad

v. Schulte, Gefchichtliche, foziale, politifche
und biographifche Eflays (H. v. Hoffmann).

Kremer, Das Problem der Theodicee in der

D ölger, Der Exorzismus im altchri(blichen Taufritual
(Drews).

Robert, Les ecoles et Penseignement de la
Theologie nendant la premiere moitie du Xlle
■»' i m • ^ Philofophie und Literatur des 18. Jahrhunderts

Steele (Heim;. , i mit befonderer Rückficht auf Kant und Schiller

Archiv für Reformationsgefchichte, herausg. von , „ w

Friedensburg, 6. Jahrg. (Boffert).

Fraedrich, Ferdinand Chriftian Baur (Wernle). , Dörries, Erklärung des kleinen Katechismus
Codices manuscrip'tos editionesque veterrimas I Fab ri cius, Die Entwicklung in Albrecht Ritfchls D. Martin Luthers, i. Teil: Die zehn Gebote
correctum et completum edidit P. (Bacher). ; Theologie von 1874—1889 (Kaftan). (E. Chr. Achelis).

Wir dürfen davon vielfeitige Bereicherung unferes Wiffens
erwarten.

Berlin. Friedrich Küchler.

Schrank, Dr. Walther, Babylonifche Sühnriten. Befonders j Studien über die babylonifchen Sühnriten bald fchenke
mit Rückficht aufPriefter und Büßer unterfucht. (Leipziger
femitiftifche Studien III, I.) Leipzig, J. C. Hinrichs
'fche Buchhandlung 1908. (IV; 112 S.) gr.8° M.4 —

Wiederum ein fehr beachtliches Heft der Leipziger
femitiftifchen Studien! Hier gibt es für den Religions-
hiftoriker wie für den alt- und neuteflamentlichen Exe-
geten und den chriftlichen Archäologen allerlei zu lernen,
eine Fülle von Anregungen zum Nachdenken über Alter

Fairweather, William, M.A., The Background of the Gospels

or Judaism in the period between the Old and New
Teflaments. Edinburgh, T. & T. Clark 1908. (XXX,
455 p.) gr. 8° s. 8 —

und Herkunft von kultifchen Handlungen, Formeln und I Fairweather hat fich bereits durch Einzelarbeiten

Gewändern, die teilweife bis in unfre Gegenwart herein
bei uns oder anderswo gebräuchlich find. Schrank hat
fich in weifer Befchränkung damit begnügt, nur einige
Andeutungen zu geben, der Verfuchung, hier große Linien
durchzuziehen, aber erfolgreich widerßanden. Mit Recht
hielt er es für feine Aufgabe, erft einmal das weit ver-

auf dem Gebiete der jüdifchen Gefchichte im Zeitalter
der Apokryphen und Pfeudepigraphen als fachkundigen
Gelehrten ausgewiefen. Die zufammenfaffende Darfteilung,
welche er hier gibt, iß wohl geeignet, weitere Kreife über
die Gefchichte und das Wefen des Judentums vom Ende
der perfifchen Zeit bis zur Zeit Jefu Chrißi zu orientieren.

ftreute babylonifche Material zu fammeln, zu ordnen j Die Behandlung ift freilich fehr knapp und fummarifch.
und zum Reden zu bringen. Dabei hat er die ungeheure Wer gelehrte Zwecke verfolgt und eine irgendwie ins
Wichtigkeit mit voller Deutlichkeit herausgearbeitet, die j Einzelne gehende Belehrung wünfeht, wird hier nicht feine

bei den Babyloniern den Sühnriten, d. h. den auf ,Be
freiung von Böfem, von Unreinheit, Löfung und Reinigung
' oder auf ,kultifch - rituale Rehabilitierung des
Büßers' gerichteten kultifchen Handlungen zukam. Sie
zerfallen in drei Gruppen, die freilich nicht ftreng von

Rechnung finden. Aber als kurze Überficht erfüllt die
Arbeit wohl ihren Zweck. Eline Reihe von Einzelfragen
werden in den am Schluffe beigegebenen 43 Anmerkungen
(S. 363—423) behandelt. Den Hauptbeftandteil bilden
hier freilich wörtliche Exzerpte aus den Werken anderer

einander gefchieden find, fondern vielfach ineinander über- (Ed. Meyer, Bouffet, Driver, G.A.Smith, Wellhaufen,
gehen, nämlich Reinigungen (durch Waffer), Heilungen | Lipfius, M. Friedländer, Reuß, Deißm ann u. A.). Und die
(durch Beftreichen mit einem urfprünglich als Medikament j Erörterungen bewegen fich auch hier mehr im Allgemeinen
gedachten Teig oder Brei, was fpeziell mit dem Aus- als im Speziellen.

druck kuppuru = hebr. 1B3 bezeichnet wird) und Be- | ^ j In Kap. I wird zunächß das Wefen des nachexilifchen
fchwörungen (die auf Löfung böfen Bannes, Vertreibung
von Dämonen, Exorzismus hinauslaufen). Es ergibt fich
dabei, daß ein und derfelbe Zußand des Büßers als Unreinheit
, als Krankheit und als Befeffenheit aufgefaßt werden
kann. Ganz befonders wichtig ifi: der Hinweis auf die
enge Verbindung, in der die babylonifchen Hymnen, Gebete
und Klagepfalmen mit folchen kultifchen Handlungen

Judentums charakterifiert: feine gefetzliche und religiöfe
Richtung, feine Wendung zum ,Individialismus', fein kon-
fervativer Charakter, der doch den Synkretismus nicht
ausgefchloften hat. — Kap. II fchildert das vormakka-
bäifche Judentum, zunächft ,Land und Leute', dann die
beiden wichtigßen Inßitutionen: den priefterlichen Kultus
und die Schriftgelehrfamkeit, endlich das Aufkommen

ßehen. Ich möchte nicht unterlaffen, auf die große Be- der Weisheits-Literatur. — Kap. III führt uns durch die
deutung diefes Sachverhalts für die Beurteilung auch der ! Gefchichte des jüdifchen Volkes von der Religions-Ver-
biblifchen Pfalmen hinzuweifen, die m. E. meift viel zu j folgung durch Antiochus Epiphanes bis zum Ende des
wenig daraufhin angefehen werden, ob fie nicht vielleicht | Makkabäers Simon (135 vor Chr.). — Kap. IV fetzt diefe
Stücke aus Ritualen für alle möglichen fehr konkreten J Gefchichte fort bis zum Regierungsantritt des Herodes
kultifchen Zwecke feien. Solche Rituale muß es in (37 v. Chr.), indem zunächft als Refultat der makkabäifchen
Israel und Juda ebenfogut gegeben haben, wie bei den Bewegung die Bildung der pharifäifchen und sadduzäifchen
Babyloniern, und wenn dort Gedichte, die durchaus den Partei dargeftellt wird, dann die wechfelnde Politik der
Typus religiöfcr Lyrik tragen, doch fchließlich ad hoc Hasmonäer, endlich das Eingreifen der Römer und der
verfaßte Stücke von Liturgien find, fo wird die Frage j Untergang der hasmonäifchen Dynaftie. — Wenn fchon
zu erheben fein, ob es fich nicht bei vielen hebräifchen j hier das Hauptgewicht auf die innere Entwicklung gelegt
Pfalmen ebenfo verhalte. ift> fo wird in Kap. V ,das herodianifche Zeitalter' die

Endlich fei noch die Hoffnung ausgefprochen, daß politifche Gefchichte nur noch geftreift und die geiftige
Schrank uns die von ihm in Ausficht geßellten weiteren | Entwickelung in den Vordergrund geftellt: der Niedergang
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