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Ausgabe:

1910 Nr. 5

Spalte:

144-145

Autor/Hrsg.:

Egger, Bonaventura

Titel/Untertitel:

Geschichte der Cluniazenser-Klöster in der Westschweiz bis zum Auftreten der Cisterzienser 1910

Rezensent:

Lempp, Eduard

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 5.

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Salbung des Leibes mit Öl und die Untertauchung der
Katechumenin ins Waffer nicht dem Priefter, fondern der
Diakoniffe zu {c/r. Braun, de sancta nicaena synodo, Münfter
1898,pag. 87 und Diettrich, die neftorianifche Taufliturgie,
Gießen 1903, pag. 97). — Die in Kap. II angeflehte Unter-
fuchung über die Authentizität von hom. XVII beweift
nicht, was fie beweifen foll. Connolly gibt hier eine
forgfältige Vergleichung von hom. XVII mit XXII, XXI,
XXXII und der von Abbe Martin überfetzten Homilie
über die drei Lehrer Diodor, Theodor und Neftorius.
Aber die ganze mühevolle Arbeit kann nur wahrfcheinlich
machen, daß die Hauptmaffe der hom. XVII von Narfai
flammt. Die Möglichkeit von fpäteren Interpolationen ifl
durch diefe Unterfuchung nicht ausgeichloffen. Es bleibt
alfo bei Minganas Urteil: ,Enfin cette homilie pourrait
etre pour le fond certainement de Narsai, mais eile a ete
interpolie dans bien des endroits, et surtout a la fin, par
des auteursposterieurs qui, ayant remarque, que Fexposition
de quelques prieres ajoutees recemment ä la liturgie
nestorienne riy figurait pas, ont eux-memes insere et ex-
plique ces prieres de date recente' {pag. XIII).

Die Uberfetzung der 4 Homilien darf als ein wertvoller
Beitrag zur Auslegung fchwieriger Urkunden der
Gefchichte des chriftlichen Kultus bezeichnet werden,
und wenn im Folgenden einige Überfetzungsfehler berichtigt
werden, fo foll dadurch der Dank, der dem
Überfetzer für feine mühevolle Arbeit gefchuldet wird,
nicht verkümmert werden. Die Richtigftellung erfolgt
nur, weil anzunehmen ifl, daß wohl auch Manche, die
des Syrifchen nicht kundig find, diefe Homilien ftudieren
werden, und eine korrekte Wiedergabe in deren Intereffe
zu liegen fcheint.

li-joz ]r- überfetze: ,zuerft das Bekenntnis', nicht:
,the one confession' {pag. 36, Z. 8) ai^> }. -V L*.i.o Za.iöra
&*jj.uo> !}ic5 überfetze ohne Subjektswechfel: ,Wie ein
Rohr hat er (der Priefter) den Wink (die göttliche Allmacht
) in geiftlicher Weife ergriffen', nicht: ,As a pen the
{divine) Nod Iiolds htm spiritually' {pag. 36, Z. 9) cih» Liaj
Lo^s >o»,) !|ir? Ut-*^ n-i^o ^siJo Ijs See* überfetze

ohne Veränderung der Vokalifation: ,erwidert er (der
Täufling) ihm (dem Priefter) mit dem Sohne Ifais, und
er (der Priefter) fordert von ihm (dem Täufling) die Gewohnheit
des Schmähens des Namens des Schöpfers',
nicht: Jet htm repeat with the son of Jesse, and let htm
exact of htm {Satan) vengeance for the wrong {done) to
the name of the Creator' {pag. 36, Z. 34). oi^ILio r«
überf: ,Sein erfter Engel', nicht: ,One of Iiis angels' {pag.
37, Z.2). otaJJLio ^-»r-i überf.: ,Sein zweiter Engel', nicht:
,Another of Iiis angels' {pag. 37, Z. 4). (h,? oi^oM va*?
Uijtee überf.: ,des Namens feiner unerforfchlichen Gottheit
', nicht: ,of the name of the incomprehcnsible Divinity'
{pag. 41, Z. 33). I^oüs? ^1 überf.: ,um der Wahrheit
willen', nicht: ,in truth' {pag. 44, Z. 4). ^?aico ^-«r^
überf.: ,Sie entfagen und bekennen', nicht: Jhey confess
andthey renounce' {pag. 44, Z. 8f.). USjas bmz. überf.: ,ein
vollkommenes Wunder', nicht: ,full of astonishment' {pag.
46, Z. 22). hjyxj i_*j|.S> )..Nn^ ]j-=ld? Ua4 überf.: ,Die
Ordnung des Grabes wird vom Menfchen myflifch erfüllt',
nicht: jt {baptism) fills for men the office of the grave
mystically' {pag. 51, Z. 2). m^La, ^-»JA* cu^s überf.:
,mitten im Palaft feiner Myflerien', nicht: ,In the midst
of Iiis secret palace' {pag. 54, Z. 28 cfr. treasure-keepers
of His hidden things pag. 34, Z. 4t.). ^ssyt* e:A
VaMaic ^ v^L-5 Lui Iierio ^ fjo ^n, Uojas

überf.: ,Von dem oberften Lehrer (dem heil. Geift) ifl die
Erlöfung gefchrieben, welche das Studium unferes Lebens
ausmacht (die Myftiker haben die neue Kreatur zu ihrem
Lebensfludium gemacht, wie aus den mir im Mf. vorliegenden
Homilien des Mar Behiso von Kemol hervorgeht
) und wenn nicht der Schüler (der Erlöfung) gleich
wird, fo kann er (fie) nicht verliehen', nicht: ,By the chief
Rabbi (or Masler) is written the lesson {or aiphabet) of
the redemption of our life (Vx** ^oios? Jcu^ai); and unless
the learner Imitate he cannot understand1 {pag. 35, Z. 9ff.
cfr.pag, 35, Z. s ff.). -^-T'? ^ülS. überf.: ,den Augen,

welche die Sinne des Leibes find' oder noch beffer: ,Den
Augen, d. h. den Sinnen des Leibes' nicht: Jo the eyes
of the bodily senses' {pag. 40, Z. 26).

Zu den mancherlei oft recht gefchickten Emendationen,
die Connolly am Minganafchen Texte vorgenommen
hat, erlaube ich mir noch weiter vorzufchlagen: häze heivä
für heze hewä d. h. ,Seinen Zweck fah diefer Wille' für:
, Visible to his purpose was his will' pag. 33, Z. 16. —
lephurqänan für lephurqänäkh d. h. ,Ünd fo oft du das
Sakrament unferer Erlöfung Vollbrachteft' für: ,And
when thou hast celebrated the mysteriös of fhy redemption'
{pag. 48, Z. 10) — behauba für behübhä d. h. ,durch
Schuld find fie gebunden unter den Willen, der in deinen

j Sakramenten verborgen ift' für: ,With love they bow
beneath the Will' {pag. 48, Z. 11). — Zum Schluß nur
noch eine Bemerkung zu einem irreführenden Paffus in
E. Bifhops Appendix {pag. 117). B. beobachtet, daß in
Narfais Homilien der gottesdienftl. Gelang fo gut wie
gar nicht erwähnt wird. ,It is noticeable, that whilst
Narsai is emphatic as to the beauty of the Service and
the glory of its ceremonial, he practically says nothing
about either singcrs or the singing' {pag. 117). Er fchließt
daraus, daß im oftfyrifchen Gottesdienfte des VI. Jahrh.,
ganz im Gegenfatze zu dem beifpielsweife von Ifidor von

I Sevilla {De officiis ecclesiasticis) behandelten abendlän-
difchen Gottesdienfte, der Gefang fo gut wie völlig gefehlt
habe. Das ift nur halb richtig. Denn wenn auch
die Gemeinde Narfais tatfächlich nur Sanctus, Credo
und Sakramentslied gefungen haben wird, fo liegt die
Sache bei den Klerikern doch ganz anders. Schon in
meiner ,Mafforah der öftl. und weftl. Syrer in ihren Angaben
zum Propheten Jefaia' (Gießen 1899 pag. XXff.)
habe ich darauf hingewiefen, wie eifrig fich die fogenannten
Maqrejäne des VI. Jahrh. (Abraham und Johanan de Beth
Rabban) durch Einführung von Qeräjatha oder Lefe-
zeichen (Akzente ufw.) um den kunftgerechten Voitrag
der heil. Schrift im Gottesdienfte bemüht haben. Da
Merx in feiner historia artis grammaticae apud Syros
(Leipzig 1889, pag. 2gft.) den Nachweis geführt hat, daß
fich die Tätigkeit der Maqrejäne nicht bloß auf die heil.
Schrift, fondern auch auf die,Väter' erftreckt hat, muß
ein kunftgerechter (kantilierender) Vortrag auch für die
gottesdienftl. Gebete des VI. Jahrh. angenommen werden.
Die Behauptung Bifhops muß alfo geradezu dahin umgebogen
werden, daß die ganze Liturgie Narfais in ge-
wiffem Sinne gefungen wurde. Nach welchen Melodien
fich der liturgifche Vortrag im einzelnen regelte, veran-
fchaulichen einigermaßen die Notenbeilagen, welche Dom
M. Parifot in feinem Rapport sur une mission scientifique
en Turquied'Asie (Paris i8gg,pag. 2i8ff.) veröffentlicht hat.

Ausftattung und Druck der Veröffentlichung find nur
zu loben. Hoffentlich ift es dem Herausgeber möglich,
feine Überfetzungen und Bearbeitungen der Homilien
Narfais bald fortzufetzen.

Berlin. Diettrich.

Egg er, Dr. theol. P. Bonaventura, O. S. B., Gefchichte der
Cluniazenfer-Klöfter in der Weftfchweiz bis zum Auftreten
der Cifterzienfer. (Freiburger hiftorifche Studien
. III.) Freiburg (Schweiz) Univerfitätsbuchhand-
lung 1907. (XIV, 252 S.) gr. 8° fr. 7.50

Die Gefchichte der Cluniazenfer ift durch Sackur in
ein helles Licht gerückt worden. Da die vorliegende
Einzelunterfuchung die Auffaffung Sackurs in der Hauptfache
nur beftätigt, fo kann man fragen, was ihr Wert