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Ausgabe:

1910 Nr. 3

Spalte:

81-84

Autor/Hrsg.:

Simons, Eduard

Titel/Untertitel:

Ein Vermächtnis Calvins an die deutsch-evangelischen Kirchen. Vortrag 1910

Rezensent:

Lobstein, Paul

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8i Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 3. 82

Holl, Prof. D. Karl, Johannes Calvin. Rede zur Feier der , ziehenden Weife. Auf C.s Beziehungen zur Pfalz (Schu-

400. Wiederkehr des Geburtstages Calvins gehalten bert 3—4), zu den rheinifch-weftfälifchen Gegenden

, . , , . ,. , c- • j • u wiuai~,o rr„; (Sieffert 3—4, Simons 5), zur Mark Brandenburg

in der Aula der Königlichen Fnednch-Wilhelms-Uni- u n . J g*' , .... 3/' „ ... m. , , °

b . (Holl I), zu den alten bohmifchen Brüdern (Reichel 3),

verfität zu Berlin am 10. Juli 1909. Erweiterte und zu Breslau und Schießen (C ornill 9, Arnold 5—7)>

mit Anmerkungen verfehene Ausgabe. Tübingen, zu Polen (Reichel 3. 35), ift mit gutem Grund und

J. C. B. Mohr 1909. (IV, 59 S.) gr. 8° M. —80 vollem Recht hingewiefen worden.

u. ,, -n r t~ r 1 i.i____- ,•_ v> „a,u„, Drei der oben angeführten Schriften haben es mit

M.rbt, Prof. Dr. Carl, Johannes Calv.n. Rede, gehalten Einzdfragen zu tun « ef bd der Rauptverfammlung

bei der Calvinleier der reformierten Gemeinde in ; der deutfchen Lutherftiftung in Langenberg/Rheinland,

Braunfchweig 8. Juni 1909. (Flugfchriften des Evan- gehaltene Vortrag von Simons gilt dem .Vermächtnis

gelifchen Bundes zur Wahrung der deutfch-proteflan- Calvins' an die deutfch-evangelifchen Kirchen. Daß wir

tifchen Intereffen. 272.) Halle, Verlag des Evan- i erhalten und pflegen, was am calvinfchen Gemeindege-

rr , u , / c od tv/t ._ danken von bleibender Bedeutung ifl, daß wir die darin

gelifchen Bundes 1909. (19 S.) gr. 8« M. -40 enthaltenen lebenskräftigen Triebe bewahren und fort-

Reichel, Lic. G., Calvin als Unionmann. Vortrag, ge- bilden, was erft keimartig darin verborgen lag, das ift
halten am theologifchen Seminar der Brüdergemeinc Calvins Teftament an den gefamten Proteftantismus
zu Gnadenfeld (10.Juli 1909). Tübingen, J. C.B. Mohr ; Deutfchlands. — Von Calvin als Unionsmann' handelt
1 c od m Sn . Reichel in feinem am theologifchen Seminar der Brüder-
1909. (42 S.) gr. 8» m. bo 1 gemeinde zu Gnadenfeld gehaltenen Vortrag. Angefichts
Schubert, Hans von, Calvin. Rede bei der akademifchen der erfolgreichen Bemühungen um das Zuftandckommen
Calvin-Gedächtnisfeier in der gr. Aula der Univerfität . des Consensus Tigurinus, fowie der fruchtlofen BeHeidelberg
am 11. Juli 1909. Tübingen, J. C. B. Mohr ßrebungen nach einer durch Butzer oder Melanchthon

1909. (39 S.) gr. 8° M. —80

vermittelten Vereinigung mit den deutfchen Lutheranern,
frägt fleh der Redner, wie Calvins wahrhaft ökumenifcher

Sieffert, Prof. D. Friedrich, Geh. Konfifl.-Rat, Johann ' Sinn fleh zu feinem ausgefprochenen Dogmatismus ver
Calvins religiöle Entwicklung und littliche Grundrichtung. ■ hält. Das aus diefer Doppeltatfache fleh ergebende
Feftrede, gehalten am 10. Juli 1909 in der Aula der ; Problem löft Reichel durch den Hinweis auf Calvins

ri • r»-i. u t • • du «. . „ ,,, Ci Sorge um die Kirche. ,Daß der Leib der Kirche mit
Univerfität zu Bonn. Leipzig, R. Haupt 190g. (44 S.) , .? . , n'.. .. , .. .. , v"v'",-

0 v 6' v m q ! zerureuten Gliedern zerftummelt da hegt', das war ihm

gr- 8 _ M. 80 unerträglich. Diefer Enthufiasmus für die Kirche Gottes,

Simons, Prof. D. Eduard, Ein Vermächtnis Calvins an die deren Erbauung fein ganzes Wirken galt, war die ftärkfte
deutich-evangelilchen Kirchen. Vortrag bei der Haupt- Triebfeder für Calvins Unionsftreben. — In feiner Bonner
verfammlung der deutfchen Lutherftiftung in Langen- ! Feftrede greift Sieffert zwei befonders umftrittene

, ,du • , , *- t i! r \j r„u „__I Probleme heraus, Calvins religiöfe Entwicklung vor

berg Rheinland am 6. Ju 1 1QOQ, auf Wunfeh zum r.__ r____. ' !r , . r. ° r&^. ,

_ g , T , n.r J. _ L , . 1 feinem reformatorifchen Auftreten und feine fittliche

Bellen der Lutherftiftung in Druck gegeben. Tubingen, Grundrichtung mit Einfchluß feines Verhältniffes zur
J. C. B. Mohr 1909. (26 S.) gr. 8° M. —80 weltlichen Kultur. Den Schlüffel zur Löfung des erften

Wer nie, Prof. D. Paul, Johannes Calvin. Akademifcher
Vortrag. Tübingen, J. C. B. Mohr 1909. (III, 35 S.)
gr. 8" M. —80

Wenn auch das Calvinjahr nimmermehr bewirken
wird, daß uns der Genfer Reformator menfehlich fo
nahe trete wie Luther, fo hat es doch gewiß dazu beigetragen
, denen, die bisher nichts anderes von ihm wußten,

Problems findet er in der Definition des von Calvin in
der Vorrede zum Pfalmenkommentar gebrauchten Ausdrucks
/Bekehrung'; das Wort conversio fei als der aller-
erfte fchwache Anfang einer fortfehreitenden Entwickelung,
eines allmächtigen Hineinwachfens in die reformatorifche
Erkenntnis zu verliehen. Aus diefer Entwickelung Calvins
will S. die prinzipiellen, den pofltiven Wert der Kultur
anerkennenden Anfchauungen des Reformators erklären.

als daß er Servet verbrennen ließ und die .furchtbare' I Daß eine folche Löfung nicht ohne Reft aufgeht, ergibt
Prädeftinationslehre aufgeftellt hat, einen PVindruck von , fleh aus den mancherlei Hilfsbegriffen, die S. aus Calvins
der gewaltigen Größe des Mannes und der nach vielen j Theologie und Lebensfchickfalen heranziehen muß.
Seiten von ihm ausgegangenen Wirkungen zu geben. Eine zweite Gruppe bilden Cornill's und Mirbt's

Zur Erreichung diefes Zieles werden die zahlreichen Reden, die unter die Flugfchriften des evangelifchen
Calvinreden und Calvinvorträge dienen, von welchen Bundes Aufnahme gefunden haben. Die ebenfo ftattliche
dem Ref. die zehn oben genannten zur Befprechung vor- als unfchöneTabelle,Druckfehlerberichtigung', mit welcher
liegen. Daß ihm das unerfreuliche anmaßende Gefchäft [ die Cornill'fche Rede beginnt, wird hoffentlich der Wireiner
fchulmeifterlichen Klaffifizierung und Zenfurerteilung kung derfelben keinen Eintrag tun. Sie geht von der
ferne liegt, braucht er wohl nicht zu verfichern. Nur vielleicht richtigen Vorausfetzung aus, daß die Zuhörer
was der Lefer zu erwarten berechtigt ift, eine kurze blutwenig von Calvin wiffen, dem fie ohnehin als Frem-
Charakteriftik der betreffenden Schriften, foll ihm hier ; den, als Franzofen, fchwerlich gewogen fein dürften. Der
geboten werden. Verfuch, lange Unwiffenheit und alte Vorurteile zu zerCalvins
Einfluß auf den Gefamtproteflantismus und (treuen, verdient den erhofften Erfolg. Calvins Irrtümer
die weltgefchichtliche Bedeutung feiner Perfönlichkeit beurteilt Cornill weniger als perfönliche Fehler des
und feines Lebenswerkes wird von allen Rednern hervor- Reformators denn als Zeiterfcheinungen, deren letzter
gehoben. Daneben fuchen aber auch die meiden nach- Grund in der Calvinfchen Verquickung von Religion und
zuweifen, daß die von Genf ausgehenden .Wellenfchläge Politik zu fuchen fei. ..Wie diele Kombination, fo find
den Ort erreicht haben, in welchen fie felbft des großen auch manche andere Äußerungen des Verf.s nicht einReformators
gedenken. Am leichteften mußte diefer wandfrei. — Schwungvoll und gehaltreich ift Mirbt's
Nachweis dem Sprecher der Basler Univerfität und Rede, die zugleich großzügig und von edler Popularität
Kirche fallen: nach Genf und Straßburg hat doch keine getragen, dem Zwecke, dem fie di enen foll, vollkommen
der proteftantifchen Städte über einen folchen Schatz entfpricht. ,Mag Calvin uns vielleicht mehr imponieren
von Erinnerungen an Calvin zu verfügen wie Bafel, als erwärmen, mehr Refpekt einflößen als Liebe, Calvin
Calvins Stellung zu den Führern der Basler Kirche, bleibt immer der Prophet, zu dem wir voll Ehrfurcht
Grynäus, Myconius und Sulzer, fchildert Wernle empor blicken und in deffen Nähe uns ernft und feierlich
(a. a. O. I —14) in der ihm eigenen frifchen und an- zu Mute ift, ein Vorbild in Frömmigkeit und fittlichem