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Ausgabe:

1910

Spalte:

801-804

Autor/Hrsg.:

Lindner, Theodor

Titel/Untertitel:

Weltgeschichte seit der Völkerwanderung. 6. u. 7. Bd 1910

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Begründet von E. Schürer.

Fortgeführt von Prof. D. Ad. Harnack, Oberlehrer H. Schuster und Prof. D. Arth. Titius.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

ti «-» r- Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausschließlich an _ , -./-.•.

NB. 2b, Jahrg. OO. Profen-or D. Titius in Güttingen, Friedländer Weg 26, zu fenden. 24. DeZeiTlD6T 1910.

0 Rezcnfionsexemplarc ausfchließlich an den Verlag.

Lindner, Weltgelchichte feit der Völkerwanderung
, 6. tu 7. iid. (Ficker).

Zehnpfund, Babylonien in feinen wichtigften
Ruinenftätten (Greßmann).

Weinreich, Antike Heilungswunder (Lietz-
mann).

Bauer, H., Die Tempora im Semitifchen (König).

Bertholet, Das Ende des jüdifchen Staats-
wefens (Staerk).

Vernon, The religious value of the Ohl Testament
In the light of modern scholarship
(Nowack).

Clemen, Religionsgefchichtliche Erklärung des
Neuen Testaments (Houflet).

Steinmann, Die Sklavenfrage in der alten
Kirche (v. d. Goltz).

Fendt, Die Chriftologie des Neftorius (Loofs).

Bihl, De stigmatibus S. Francisci Assisiensis
(Lempp).

Heim, Das Wefen der Gnade und ihr Verhältnis

zu den natürlichen Funktionen des Menfchen ! (Kirn),
bei Alexander Halefius (Scheel). I Mitteilungen

Dr. Martin Luthers Deutfche Bibel. II. Bd.

(Kauffmann).
Braun, Die belgifchen Jefuitenkirchen (Bergner).
— Die Kirchenbauten der deutfehen Jeluiten
(Derf.).

Hoensbroech, 14. Jahre Jefuit (Bruckner).
Bavinck, Philofophie der Offenbarung (Joh.
Wendland).

Weinftein, Welt- und Lebenanfchauungen

und Afrika. 1909. (XII, 577 S.) — 7. Bd. Amerika. Europa bis
zum Beginn der franzöfifchen Revolution. Die Revolution und die
Republik. Napoleon. 1910. (VIII, 496 S.

Zu meinem Bedauern hat fich die Anzeige des

Lindner, Prof. Theodor, Weltgefchichte feit der Völker- Leben gewidmet. Nach den Grundfätzen, die der Ver-
wanderung. (In 9 Bänden.) 6. und 7. Band. Stutt- faffer in feiner Gefchichtsphilofophie niedergelegt hat,
gart, J. G. Cotta Nachf. gr. 8» Je M. 5.50; geb. ! "e[den .alle Seiten der geiftigen und wiffenfehaftlichen
& ' ,P tt f Arbeit in großen Zügen in ihren markanteften Erfchei-

M. 7—, in rialbtrz. M. 7.50 | nungen vorgeführt. Die Gemeinfamkeit und Internationali-
6. Bd. Das neue europäifche Staatenfyftem. Abfolutismus und i tät djeres geiftigen Lebens tritt fchon darin deutlich
Merkantilismus. Die geistige Befreiung und die Aufklärung. Aficn | entgegen, daß es nicht nach Ländern und Völkern

geordnet, fondern in feinem allgemeinen Zufammen-
hange dargeboten wird. Darum beginnt das Buch auch
mit den Naturwiffenfchaften (16. Abfchn.); es folgen Philofophie
und Morallehre (17. Abfchn.), die Staatslehren
6. Bandes etwas verzögert; um fo erfreulicher ift es, unter englifchem Einfluffe (18. Abfchn.), Technik und
daß 7.ugleich der 7. Band angezeigt werden kann. Der I Volk.swirtfchaft (19. Abfchn.), Schulwefen, Philologie,
6. Band führt die innere und äußere Gefchichte der ! Gefchichte (20. Abfchn.), die Literatur (21. Abfchn.), die
europäifchen Staaten von der Mitte des fiebzehnten ! Künfle (22. Abfchn.). Erft der 23. Abfchnitt fkizziert das
Jahrhunderts bis an die franzöfifche Revolution und i Leben der Konfeffionen und der Religion. ,Ks erhob
fchildert das geiftige Leben bis zu Rouffeau. Das erfte fich ein neuer, univerfaler Geiftesbau neben und an
Buch ift überfchrieben: die Entftehung des europäifchen j Stelle der zerfprengten Religion.' Neben die transfzen-
Gleichgewichts und fetzt ein mit der Schilderung der j dente Weltanfchauung tritt unter dem Einfluß der
Vorgefchichte der englifchen Revolution, um dann diefe j Naturwiffenfchaften eine natürliche. Die Aufklärung
fchlicht und packend, doch mit reichen charakteriflifchen ergreift das Leben in feiner irdifchen Wirklichkeit; die
Details in großen Zügen zu vergegenwärtigen. Die Zu- Idee einer rein menfehlichen Humanität keimt auf. Die
ftände des europäifchen Feftlandes (4. bis 6. Abfchnitt), [ Bildung erobert fich nun weitere Gebiete; es entflieht
beginnend mit Prankreich, laffen erkennen, wie Lud- eine gebildete Gefellfchaft. Der feit dem 13. Jahrh. an-
wig XIV. in den Mittelpunkt der europäifchen Politik , dauernde Hergang war zum Abfchluß gekommen: das
freien konnte. Diefer Schilderung ift der 7. Abfchnitt 1 Laientum. das Weltliche hatte die Herrlchaft auf allen
gewidmet. Sehr farbenreich ift das Bild, das im 8. Ab- | Lebensgebieten errungen. Die Aufklärung war der erfte
fchnitt von Ludwigs XIV. Hof entworfen wird. Ruß- Abfchnitt diefer großartigen Änderung. L. verkennt
land, Polen und die Türkei werden im 9. und IO. Ab- keineswegs die Schwächen der Aufklärung; aber weil

fchnitt behandelt; hier tritt befonders die Geftalt Peters
des Großen mächtig hervor. Man bekommt fchon in
diefem Buche einen Einblick in die Bewegung, die dazu

unfere heutige Kultur noch in ihr wurzelt, daran erfleht
man, daß fie von der größten Bedeutung war. Auch
fie diente dazu, den Individualismus in der geiftigen

führte, die anfangs politifch und geiftig vorherrfchenden Arbeit mächtig zu heben; und als diefer fich mit dem

PTanzofen auf allen Gebieten durch England überflügelt
werden zu laden. Dies zeigt fich deutlich im 2. Buche,
das paffend die Überfchrift trägt: Das neue Staatenfyftem
. Es beginnt mit der Darlegung der Staatslehre
und des Wefens des Abfolutismus (11. Abfchnitt) und
der Charakterisierung des neuen Merkantilismus und
Geldwefens (12. Abfchnitt), fchildert dann das Auf-
fteigen Englands und die feftländifchen Verhältniffe, um
mit einer fcharfen Charakterisierung Friedrichs des Großen
und Jofephs II. zu fchließen (13. Abfchn.: Die neuen poli-
tifchen Verhältniffe; 14. Abfchn.: Der öfterreichifche Erbfolgekrieg
und die Schlefifchen Kriege; 15. Abfchn.: Friedrich
der Große, Maria Theresia und Jofeph II.). Das

Staate verband, war die entfeheidende Wendung zu un-
ferer Zeit gegeben. Ehe der Verf. fich der Schilderung
der hieraus fich ergebenden Zustände zuwendet, lenkt
er den Blick im 24., 25. und 26. Abfchnitt auf die andern
Erdteile; denn fie gewinnen jetzt, da fie von Europa aus
erreicht, in Belitz genommen und kolonifiert werden,
allgemeine Bedeutung; die ganze Erde wird allmählich
in einen gemeinfamen Intereffenkreis gezogen. Zunächft
behandelt er, hier auch überall auf die chriftliche Million
eingehend, Alien und Afrika. Während aber diefe
nur eine teilweife Erweiterung des gefchichtlichen Raumes
bringen, weil fie felber eine reichhaltige Gefchichte hatten,
tritt Amerika erft durch die Zeit der Entdeckungen in

dritte Buch (,Das Geifteswerk') ift ganz dem geiftigen | die Gefchichte ein

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