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Ausgabe:

1910 Nr. 25

Spalte:

777

Autor/Hrsg.:

Herner, Sven

Titel/Untertitel:

Verbesserungen zu Mandelkerns großer Konkordanz 1910

Rezensent:

Steuernagel, Carl

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Seite 1

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777

Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 25.

778

Herner, Prof. D. Dr. Sven, Verbellerungen zu Mandelkerns

großer Konkordanz. Lund, Hj. Möller 1909. (VIII, 144 S.)
gr. 8«

Herner hat bereits in der Zeitfchr. d. Deutfchen
Morgen]. Gefellfchaft 1907 S. 7—17 eine ausführliche
Beurteilung der großen Konkordanz von Mandelkern
geliefert, welche 5 Gruppen von Mängeln nachwies und
mit zahlreichen Beifpielen belegte. Drei diefer Gruppen
(betr. Anordnung des Materials, abfichtliche Auslaffung
gewiffer Wörter, prinziplofes Befolgen verfchiedener Textausgaben
) ließen fich nur bei einer umfaffenden Neubearbeitung
umfangreicher Abfchnitte der Konkordanz
befeitigen. Dagegen laffen fich die beiden anderen (falfche
oder die Statiftik Hörende doppelte Stellenangaben und
Überfehen von Belegftellen) im Rahmen der jetzigen
Anlage des Werkes korrigieren. Zahlreiche Fehlerliften
find an verfchiedenen Stellen bereits publiziert. Aber es
fehlte bisher ihre Zufammenfaffung und vor allem ihre
fyftematifche Ergänzung. Herner hat fich der Mühe
unterzogen, die ganze Konkordanz nachzuprüfen, und
bietet nun eine Lifte von etwa 3700 Korrekturen, wobei
kleine Druckfehler, die jeder felbft ohne weiteres korrigieren
kann und die das Wefen der Konkordanz nicht
berühren, noch nicht einmal berückfichtigt find. Eine
folche Riefenarbeit verdient uneingefchränkte Bewunderung
und vollften Dank, zumal da fie, wie Stichproben lehren,
außerordentlich forgfältig ift. Freilich gilt auch hier:
,Ach, daß dem Menfchen nichts Vollkommnes wird!' Aus
meinen eigenen Beobachtungen kann ich folgende kleinen
Nachträge liefern: Mandelkern S. 185a lies unter "nTlSb
Pf. 89,4 ftatt Pf. 89,3; S. 288d fehlt unter mSÄ? Pf. 9,10.
Unter dem Stichwort iDItf fehlt Jef. 3, isffilass ITlST' 1318);
freilich wird S. 16c für ni!"P "WH auf S. 1432 c ff. verwiefen,
aber auch da fehlt die Stelle, wohl weil in ihr noch
DIKIS folgt und S. 1433 a für niSSS rTW auf niKrü verwiefen
ift; fo findet man die Stelle-aber höchffens durch
Zufall. Natürlich bedeuten diefe kleinen Ergänzungen
keinen Tadel für Herner.

Halle a. S. C. Steuernagel.

The Old Testament in Greek according to the Text of
Codex Vaticanus, supplemented from other Uncial
Manuscripts, with a critical Apparatus containing the
Variants of the chief ancient Authorities for the Text
of the Septuagint edited by Alan England Brooke,
B. D., and Norman McLean, M. A. Volume I. The
Octateuch. Part II. Exodus and Leviticus. Cambridge
, University Press 1909. (VIII and p. 155— 405.)
40 s. 12.6

Der erde, die Genefis enthaltende Teil der großen
Cambridger Septuaginta-Ausgabe ift von dem verftor-
benen Herausgeber unferer Literaturzeitung im Jahrg.
1906, Sp. 545—547 befprochen worden. Dort ift auch
die ganze Anlage des Werkes eingehend dargelegt. Im
zweiten Teile, der die Bücher Exod. und Lev. enthält,
ift fie naturgemäß wefentlich diefelbe geblieben. Nur
kleine Änderungen find vorgenommen. Unter diefen ift
hervorzuheben, daß Brooke und McLean fich hier öfters
zu einer Abänderung des zugrunde gelegten Swetefchen
Textes entfchloffen haben. Wo nämlich der urfprüng-
liche Text B's eine ganz feltene Lesart aufweift, aber
in B felbft nachträglich die gewöhnliche Lesart herge-
ftellt ift, haben Brooke und McLean im Gegenfatz zu
Swete und zu ihrer eigenen früheren Praxis in der Regel
die gewöhnliche Lesart in den Text aufgenommen. Hiermit
foll aber auch in diefem Falle kein Urteil über den
Wert oder Unwert der betreffenden Lesarten abgegeben
werden; die Änderung des Verfahrens hat lediglich den
praktifchen Grund, daß auf diefe Weife der Apparat gekürzt
und vereinfacht werden konnte. Die Wiederher-

ftellung des urfprünglichen Textes der Septuaginta ift, wie
die Herausgeber nochmals betonen, nicht ihre Aufgabe;
fie wollen nur eine neue, zuverläffigere Sammlung des
für die Textkritik wichtigen Materials geben.

Im Buche Exodus machten die Schlußkapitel große
Schwierigkeiten, da hier die alte LXX fehr ftark vom
hebräifchen Texte abweicht, Origenes aber in derHexapla
nach dem Hebräifchen korrigiert hat, fo daß nun die
Handfchriften, welche der Hexapla folgen, mit den
übrigen nicht gut unter einen Hut zu bringen find.
Brooke und McLean haben fich hier mit Recht zu einer
völligen Scheidung der beiden Texttypen entfchloffen
und geben da, wo die Unterfchiede zu arg werden, den
hexaplarifchen Text in einer ,Appendix to Exodus'. Diefe
enthält 1) Elxod. 28, 23—28 hebräifcher Zählung, die in
der alten LXX ganz fehlen, nach 15 griechifchen Handfchriften
und drei Überfetzungen (Armen., Aethiop. nach
Dillmanns Codex C, Syrohex.), 2) Exod. 36, 8—39, 43
hebräifcher Zählung, die in der alten LXX ganz anders
geordnet find, nach vier griechifchen Handfchriften und
denfelben drei Überfetzungen. Übrigens ift das Verfahren
auch hier infofern dasfelbe geblieben, als keine Text-
rekonftruktion verfucht, fondern der Text einer einzelnen
Handfchrift, im erften Falle M, im zweiten c, zugrunde
gelegt wird.

Die Zuverläffigkeit der Kollationen ift von E. Hautfeh
auf Grund photographifcherProben aus neun Handfchriften
geprüft worden und hat fich dabei erfreulicherweife als
fehr groß herausgeftellt, f. feine Befprechung des Werkes
in den Gött. gel. Anzeigen 1909, S. 565 f. und S. 569
Anm. 1. So iiefert die neue Ausgabe eine treffliche
Grundlage für die Weiterarbeit.

Göttingen. A. Rahlfs.

Zimmern, Prof. Heinrich, Zum Streit um die „Chriltus-

mythe". Das babylonifche Material in feinen Hauptpunkten
dargeftellt. Berlin, Reuther & Reichard 1910.
(66 S.) gr. 8° M. 1 —

Zimmern macht das Material der babylonifchen
Texte, das nach feiner Auffaffung für die mythifchen
und legendären Beftandteile des Neuen Teftamentes in
Betracht kommt, weiteren Kreifen zugänglich. Die Hauptfrage
ift für ihn nicht, ob Jefus gelebt hat, die er übrigens
in bejahendem Sinne beantwortet, fondern: ,Wie weit
enthält das Chriftentum in vielen feiner auch heute noch
in weiten Kreifen zäh feftgehaltenen Traditionen, Riten
und Dogmen —• um es mit klaren Worten zu fagen —
keine Realitäten, fondern vielmehr Mythologeme?' (S. 57).
Der vorgelegte Stoff gliedert fich in folgende Teile: Ün-
heilszeit und Heilszeit; der Heilbringer (Präexiftenz,
Geburt, Sendung, Leiden, Verfpottung, Tod, Höllenfahrt,
Auferftehung, Himmelfahrt, Inthronifation, Parufie und
Hochzeit); Heilsmittel (Reinigungswaffer, Lebenstrank
und Lebensfpeife, Lebensodem). Elinen eigenen Charakter
hat die Einleitung, wo ein Einfluß des Gilgamesch-
epos auf die Geftalt Jefu nach den Thefen Jenfens, die
allerdings gewiffen Einfchränkungen unterworfen werden,
behauptet wird, ohne daß eine genauere Erörterung diefer
Probleme erfolgt. Es ift zu bedauern, daß der Verfaffer
nicht auch hier feine eigene Pofition ausführlicher dargeftellt
hat und daß er nicht auch hier feinen Lefern
ein eigenes Urteil ermöglichte.

Im übrigen aber verdient diefe Schrift uneinge-
fchränktes Lob wegen der vielen Vorzüge, die fie befitzt:
1. Eine Fülle von Stoff ift hier in gedrängter Kürze und
klarer Überfichtlichkeit zufammengeftellt. 2. Der Lefer
bewegt fleh überall auf zuverläffigem Boden. Die Texte
find philologifch exakt überfetzt; die mitgeteilten Tatfachen
beruhen nicht auf Hypothefen, fondern find der
Überlieferung entnommen; die Anmerkungen fparen nicht
mit Zitaten. 3. Ohne Hypothefen kann kein Hiftoriker

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