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Ausgabe:

1910

Spalte:

679-680

Autor/Hrsg.:

Chwolson, D.

Titel/Untertitel:

Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Judentums von 400 v. Chr. bis ca. 1000 n. Chr 1910

Rezensent:

Bacher, Wilhelm

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Seite 1

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Theologifche Litera'curzeitung 1910 Nr. 22.

680

das kein Wunder kennt, fpüren will. Ganz eigentümlich Unwiffender gewefen fein'. Aber, wie der Zufammen-

berührt es, wenn S. 63 zur Datierung der Bileamsge- j hang lehrt, ift hier nicht das (Jberliefertwerden von reli-

fchichte gefagt wird, die Efelin als Reittier weife uns 1 gionsgefetzlichen Kenntniffen, fondern das Überlaffen-

jedenfalls in die vorfalamonifche Zeit, da — fo wird werden der Ausübung gewiffer religionsgefetzlicher

kühn genug behauptet — fpäter die Pferde die Efel
verdrängt haben! Über die Überfetzung will ich hier
nicht reden, fie ift fo gut wie die von Kautzfeh.

Vorfchriften gemeint. Es foll eben in dem Satze Simon
b. Gamliels als Merkwürdigkeit hervorgehoben
werden, daß man die Erfüllung diefer Vorfchriften den

Unwiffenden überlaffen hat. — S. 20, Z. 1 fleht irrtümlich
Ziegenhain (Caffel)._Frankenberg. Baba b Butha füf jehuda b Baba

, ..... Die drei kleineren Beiträge beziehen fich auf das

Chwolfon, Prof. em. D., Beitrage zur Entwicklungsgefchicnte Neue Teftament und find Nachträge zu Chwolfons Buche

des Judentums von ca. 400 v. Chr. bis ca. IOOO n. Chr. über das Paffahmahl. Er bringt einen neuen Beweis da-

Leipzig, H. Haeffel 1910. (V, 63 S.) gr. 8° M. 1.50 für, daß 2v eixag im Ev. Matth. 26, 64 keine Bejahung

, . ,. .r T, , , , r , , . • involviert, aus dem Gefpräche zwifchen ETiefer b. Hyr-

u- uoCr ah,°ChVKrdl£"Sf grelfeftorfcheG £er/ich.b,s lnl < kanos und Simon dem Frommen in Tof. Kelim I, 6.
hochfte Alter bewundernswerte geiftige Fr.fche bewahrt Ich ,aub daß die Worte ^ ^ jn diefem Gef ache

hat, widme diefe Beitrage den Manen Abraham als bejahendes Zugeftändnis betrachtet vverden

Geigers ,als fchwache Ergänzung und_ Erweiterung 1 müffen.0 Jedoch verbietet der Raum, dies hier auszu-

femer epochemachenden Studien über Phar.faer und fuhren_ _± ^ MaUh_ macht eg chwolfon laufibel

Sadduzaer'. D.efe Ergänzung und Erweiterung findet (& ßo) daß nach y_ ejne Lücke t werdgn

fich in dem erften umfangreichften Beitrage S. 1-54: < durch;'einen Einfchub, der zu den fcharfen Ausfallen
Wer und was ift der Am-Haarez in der alten rabb.n.- dje pharifäer hinüberleitet und der fich in einem

fchen LiteraUir ? Die: Antwort, die Chwolfon auf d.efe tVmudifchen Satze darbietet. - Im letzten Beitrage

Präge gibt, lautet: Unter dem Am-Haarez der tannaiti- (g ß2) b ift der Verfaffer aus dem jüdifchen Kalender-
fchrü ™da™™(ch™Z^/ind. Anhänger der faddu- dje , tHche Verlegung jüriifcher Feite,

zaifchen Richtung innerhalb des Judentums zu verliehen. & ° b b J

Die Sadduzäer—fo nimmt Chw. an— hörten nach der | Budapelt. W. Bacher.

Zerftörung des Tempels nicht auf zu exiftieren, vielmehr
bildeten fie weiter eine religiöfe Partei, aus deren Reiten
im achten Jahrhundert die Sekte der Karäer hervorging.
Mit diefem überrafchenden Paradoxon foll nicht nur die

Cowley, A. E., The Samaritan Liturgy. In two volumes.
Oxford, Clarendon Press 1909. gr. 8° £ 3.3

in verfchiedenen Ausfprüchen des Talmuds fich kund- | Vo1- *• The Common Prayers, based on a copy of tho Vati-

gebende Feindfeligkeit zwifchen den ,Weifenjüngern' can MS. made by P. liolhg. (p. 1 442.) Vol. IL Text. [p, 443 879,
(den Mitgliedern der aus den Pharifäern hervorgegangenen 1 XCVIII p., and p. b c.)

gelehrten Klaffe) und dem Am-Haarez erklärt, fondern Im Jahre 1890 begann der gelehrte Bibliothekar der

auch der Entwicklungsgang des Judentums in ein neues j Bodleiana, einer Anregung des verewigten Neubauer fol-
Licht gerückt werden. Anftatt auf die mannigfache j gend, eine Edition des getarnten liturgifchen Schrifttums
Anregungen enthaltenden und ftets geiflvollen Aus- derSamaritanervorzubereiten. DieSchwierigkeit des Unterführungen
des Verfaffers einzugehen, obwohl auch diefe nehmens und andere Arbeiten bewirkten, daß zwanzig
oft zum Widerfpruche auffordern, will ich der Hypothefe, ( Jahre verfloflen, bis das grandiofe Werk der Öffentlichwonach
pIXPl die Zugehörigkeit zu einer religiöfen keit übergeben werden konnte. Nachdem feit 1824, in
Partei und nicht die Qualifikation der Unwiffenheit be- j welchem Jahre Gefenius feine Carmina Samaritana herzeichnet
, die Tatfache entgegenfetzen, daß im Sprach- ausgab, verfchiedene Teile jenes Schrifttums erfchienen
gebrauch der jüdifchen Traditionsliteratur, der fich ja waren (f. p. VII), erhalten wir jetzt zum erften Male die
in den fpäteren Jahrhunderten bis auf den heutigen Liturgie der Samaritaner in ihrem ganzen Umfange, fo-
Tag erhalten hat (f. S. 2), Am-Haarez denjenigen be- j weit fie der Herausgeber aus den zahlreichen, von ihm
deutet, der fich keine Kenntniffe auf dem Gebiete ! benützten Handfchriften gefammelt hat. Es fcheint, daß

des religiöfen Wiffens und feines Schrifttums erworben
hat. In jener Gruppe von Ausfprüchen, b. Pe-
fachim 49b, in denen die Antipathie zwifchen Gelehrten

durch die ihm nachträglich bekannt gewordenen Manu-
fkripte (f. p. XVIII) das Material nicht wefentlich vermehrt
würde. Die Texte find, wie die Vorrede hervor-

und Am-Haarez mit hyperbolifcher Brutalität zum Aus- ! hebt, zumeift hier zuerft ediert, und die wenigen bereits
drucke gelangt, findet fich auch eine Äußerung des Pa- | vorher veröffentlichten erfcheinen jetzt in einer korrek-

triarchen Jehuda I, wonach dem Am-Haarez der Fleifch
genuß verboten fei. Er leitet das exegetifch aus den
Worten in Lev. 11,46 ab: ,Dies ift die Lehre vom Vieh
und Geflügel'; ,wer fich mit der Lehre befchäftigt, dem

teren Form. Von letzterem kann man fich leicht überzeugen
, wenn man die von Merx in feiner Schrift: Der
Meffias oder Ta'eb der Samaritaner (Gießen 1909) edierten
Stücke (S. 7 ff.) bei Cowley (S. 512—517) auffucht

ift es erlaubt, Fleifch von Vieh und Geflügel zu effen; j und findet, daß hier die von Gafter in der ZDMG. 64. Band,
wer fich nicht mit der Lehre befchäftigt, dem ift es ver- S. 447 ff. aus feinen eigenen Handfchriften gegebenen rich-
boten, Fleifch von Vieh und Geflügel zu effen'. Hier tigen Lefungen fämtlich vorhanden find. Die famaritani-
erhalten wir alfo mit aller wünfehenswerten Klarheit eine fchen Texte bietet Cowley, was ihr Studium und ihre BeDefinition
des "pKn.02; fie lautet: rTTirü pDI? i^SlB bj. ; nützung wefentlich erleichtert, in hebräifcherTranfkription
Wer die zahllofen Äußerungen der Tannaiten und Arno- | die um fo eher am Platze ift, als der größere Teil diefer
räer über die Wichtigkeit des Studiums der Thora, als liturgifchen Poefien in hebräifcher — allerdings mit ara-
des eigentlichen Lebensberufes Israels, in Betracht zieht, mäifchen Elementen vermengter und hie und da bizarr
wird die Triftigkeit jener Definition und ihre Bedeutung j umgeffalteter — Sprache verfaßt find. Die arabifchen
für das Verftändnis der Ausfprüche über den Am-Haarez j Überfchriften der einzelnen Stücke, die Angaben über
leicht erkennen. Die Beweisführung Chwolfons aus einigen die letzteren und hturgifche Anweifungen enthalten, find
diefer Ausfprüche ift nicht fchwer zu entkräften. Hier J arabifch tranfkribieit; und ebenfo auch die hebräifchen
erwähne ich nur das Argument, das er dem Ausfprüche Beftandteile diefer Überfchriften, die aber oft in hebr.
Simon b. Gamliels II (Tof. Sabbath II, 10, b. Sabbath j Schrift geboten werden. Es ift in den Vorbemerkungen
32a) entnimmt. Aus dem Ausdrucke Jnxn 153'yb T10H3, nirgends gefagt, inwieweit fich der Herausgeber hierin
den er fo überfetzt: ,find dem A. H. überliefert worden', an die Handfchriften hält. In der erften auf S. 83
folgert Chwolfon: ,Demnach kann alfo der A. H. kein ! flehenden Überfchrift ift der Name poT ja CS3TI hebr.