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Ausgabe:

1910 Nr. 21

Spalte:

656-657

Autor/Hrsg.:

Granbery, John Cowper

Titel/Untertitel:

Outline of New Testament Christology. AStudy of genetic relationships within the Christology of the New Testament Period 1910

Rezensent:

Clemen, Carl

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 21.

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hiftorifche Klaffe der fächfifchen Gefellfchaft der Wiflen- fügen Anfchauungen M.s noch feine chronologifchen
fchaften der Leipziger Univerfität zu ihrem fünfhundert- Angaben nachzuprüfen. Es müßte dann zugleich auch
jährigen Jubiläum überreichte, ift für Erforfcher des ' Schwartzs Abhandlung zur Chronologie des Paulus
Spätjudentums und Urchriftentums Wilckens Beitrag : (in den Gött. gel. Nachr., phil.-hift. Kl. 1907) und Stein-
befonders intereffant. Er umfaßt drei Auffätze (zu den j manns Artikel über Aretas IV., König der Nabatäer
Gründen des Antifemitismus, zum jüdifchen Kriege j (Bibl. Zeitfchr. 1909) herangezogen werden. Nur auf
unter Tiajan und Hadrian, alexandrinifche Martyrien), i einen Punkt, den man in Deutschland bisher nicht be-
die hauptfächlich neuere und neuefte Papyrusbriefe j achtet zu haben fcheint, möchte ich, felbft durch eine
heranziehen und aus ihnenneueKundeüberdieBeziehungen 1 Notiz im Quarterly Statement des Palestine* Exploration
zwifchen JudenundGriechen in Alexandria im zweiten nach- ' Fund 1908, 163t. daraufgeführt, bei diefer Gelegenheit
chriftlichen Jahrhundert uns bringen. Die Gründe des 1 aufmerkfam machen. Bourguet befpricht in feiner
Antifemitismus fieht W. auf religiöfem, politifchem, wirt- ! Parifer Doktordiffertation de rebus dclphicis imperatoriae
fchaftlichem und fozialem Gebiete. Die Juden werden , aetalis 1905, 631. eine dort gefundene Infchrilt, aus der
als dvööioi bezeichnet (fo Pap. Bremen 40 Z. 4, Pap. j hervorgeht, daß Gallio i. J. 52 Prokonful von Achaja
Par. 68 VI 3 . 14), in Alexandria machen fie fich dazu war. Man wird mir nicht verdenken, daß mich diefe
durch ihre Loyalität gegenüber dem Kaifer mißliebig, j Beftätigung meiner Berechnung diefes Vorgangs (Pau-
noch mehr durch ihre gefchickte und nicht immer ganz i lus I, 396), durch die zugleich die andern auch feither
ehrliche Betätigung in allerlei Gewerbe und Handel (vgl. j verfuchten abweichenden Berechnungen der Wirkfamkeit
die typifche Warnung ßXtjie aavzbv detb zmv 'lovöaimv j des Paulus widerlegt werden, mit einiger Genugtuung
BGU IV 1079). Zu dem jüdifchen Krieg unter ! erfüllt.

Trajan und Hadrian^veröffentlicht W jetzt zum erften Ronn Carl Clemen.

Male einen Bremer Papyrus (Nr. 48), der davon handelt,

wie die Dorfbewohner des ägyptifchen Gaues von Apolli- -

nopolis gegen die Juden fich fammeln, aber gefchlagen Qranbery, John Cowper, Ph. D., Outline of New Testament
werden und nun noch ihre einzige Hoffnung auf eine . , . e. , , . , . .

andere Legion fetzen, die in Memphis eingetroffen ift. Das I Chnstology. A Study of genet.c relationsh.ps w.thin

Blatt lehrt uns, daß jener Aufftand ein wahrer jüdifch- j the Chnstology of the New Testament Penod. (Hi-

ägyptifcher Volkskrieg war, wie denn nach P. Oxyr. IV 705, 1 storical and Linguistic Studies in Literature related

31 ff die Stadt Oxyrhynchos noch im Jahre 202 die Er- I to the New Testament. Second Series, Vol. II,

innerung an den endgültigen Sieg gefeiert hat part I} Chicag The University of Chicago Press
Am ausfuhrhchlten handelt W. über die alexandri-

nifchen Martyrien, das find literarifche Überarbeitungen

1909. (127 p.) gr. 8° | — 56

echter Protokolle über Gerichtsverhandlungen, die teils Wenn man nach diefer philofophifchen Doktor-

von Claudius, teils von Hadrian, teils von Commodus arbeit die Anforderungen bemeffen darf, die die Uni-
gegen gleichzeitig antikaiferlich wie antifemitifch ge- ( verfität Chicago überhaupt ftellt, fo kann man nicht
iinnte Alexandriner abgehalten worden find. Die Texte j anders, als ihr die höchfte Anerkennung und Bewun-
find fchon bekannt und viel behandelt; W. ediert und , derung zu zollen. Dr. Granbery, ein Spezialfchüler von
unterfucht fie von neuem. In einer literarifchen Wür- 1 Prof. Votaw, zeigt fich in ihr mit den Problemen des
digung, die auch die chriftlichen Märtyrerakten zum Ver- Juden- und älteften Chriftentums überhaupt, mit der gegleich
heranzieht, kommt er zu dem Refultat, daß diefe famten, auch ausiändifchen Literatur in einem Maße
,heidnifchen Martyrien' in die politifche Publiziftik ge- ; vertraut; er hat überall ein fo zutreffendes, abgeklärtes

Urteil und verfteht endlich alles fo klar und überficht-
lich darzuftellen, wie man das bei deutfehen Doktoranden
kaum je finden wird. Allerdings find feine Refultate
zumeift nicht neu, aber die Auswahl, die er unter den
verfchiedenen Meinungen trifft, verrät immer den gewiegten
Kenner. Nur an einer einzigen Stelle, an der
es fich um die johanneifche Erage handelt (S. 95), habe
ich das Gefühl gehabt, als fei er doch nicht mit all den
verfchiedenen, fchwierigen Problemen, die hier hinein-
Maier, Dr. Friedrich, Die Briefe Pauli. Ihre Chronologie, fpielen, völlig vertraut; fonft bin ich einige Male etwas
Entftehung, Bedeutung und Echtheit. Erfte und j anderer Meinung, fo über die Quellen der Synoptiker

hören und aus politifchen Tendenzen auf grund der
amtlichen Kaiferprotokolle ausgearbeitet find.

Möchte uns doch die Papyrusforfchung noch weiterhin
ähnlich wertvolle Vertiefung unferer Kenntnis der
Beziehungen von Griechentum zu Judentum und Chriften-
tum bringen.

Leipzig. Hans Windifch.

zweite Auflage. (Bibhfche Zeitftagen. Zweite Folge.
Heft 5/6.) Münfter i. W., Afchendorff 1909. (77 S.)
gr. 8° M. 1 —

Die Anfchauungen, die Maier (Verf. der im Jahrg.
1906, 243 befprochenen gelehrten Unterluchung über
den Judasbrief) in diefer populären Schrift entwickelt,
find naturgemäß nicht neu. Alle zehn Paulusbriefe, die
hier behandelt werden — die Paftoralbriefe find einem
befondern Heft vorbehalten — find (wie freilich erft
nachträglich nachzuweifen verfucht wird) echt. Als der
älteffe wird wohl S. 15 der an die Galater bezeichnet;
dagegen nachher erfcheinen als folche die Theffalonicher-
briefe. Der (einheitliche) zweite Korintherbrief foll alsbald
auf den erften gefolgt fein; die Zwifchenreife gehöre
vor diefen, ein Zwifchenbrief habe nicht exiftiert.
Der Koloffer-, Philemon- und Epheferbrief feien, wie der
an die Philipper, in Rom geschrieben. Die Bekehrung
wird in das Jahr 33 oder 34, der Amtsantritt des Feftus

(S. 26), den Sinn des Namens Menfchenfohn (S. 28), das
Verhältnis zwifchen Paulus und den Urapofteln auf dem
Apoftclkonzil (S. 40). Wenn Gr. mich fagen läßt, das
ältefte Chrifientum fei eine jüdifche Sekte gewefen
(S. 36), fo hat er mich mißverftanden; der Vorwurf, ich
Scheute mich in der Erklärung der Lehre von der
Hadesfahrt Jefu der religionsgefchichtlichen Schule eine
unnötige Konzeffion zu machen, ift mir überhaupt nicht
begreiflich, wenn doch Gr. felbft nur fagt: '7t would be
easy to s/iow hozu congenial tlie coneeption was to tlie
larger zvorld into which Clu istianity was entering, which
kad its own stories of how divine beings had gone down
to the kingdom. of the dead and returned victoriously,
but the form in which the coneeption appears in First
Peter is explicable zuithout resorting to foreigftinfluences'
(S. 82). Das erftere hätte ich allerdings (mit Holtz-
mann, prot. Monatshefte 1909, 162) noch ftärker betonen
können; das letztere behauptet jetzt auch Loofs,
Christ's Descent into Hell, 'J'ransactions of the Third

in das Jahr 60 verlegt. | International Congress for the History of Religions 1908,

Es ift hier natürlich nicht der Ort, weder die fon- | II, 290 ff. Gr. felbft führt die Forfchung namentlich