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Ausgabe:

1910 Nr. 21

Spalte:

653-654

Autor/Hrsg.:

Charles, R. H. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Henoch. The Ethiopic Version of the Book of Enoch 1910

Rezensent:

Beer, Georg

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 21.

654

mahnen laffen. Trotzdem ift es ihm m. E. nicht ge- Flemming zu bevorzugen ift. I, 2 Ch. (mit 6 Hdfchr.)
hingen und konnte es ihm bei feiner ganzen Methode (nhtli'/^h ö'£fl»: %'l'ln — FItDhffl'E'ri • ?»TJfl XS°}l5
auch nicht gelingen, die neuere Urkundenhypothefe zu flljr'.fl,. I, 5 Ch. (mit 1 Hdfchr.) c/ den Griechen

erfchüttern. Es ift richtig, daß der Wechfel der Gottes- xal (poßrßh'jdovT.at — Fl. mf.iXM- x, 11 Ch. (lCW'rt '
namen in der Genefis die erfte Handhabe zur Quel- |f YWi (mit 1 Hdfchr.) cf ® ev xrj dxaDagoia avrmv —
lenfeheidung geboten hat und noch heute als Haupt- ; KL Ctf-fl U.hlfi XXI> 2 Ch. mit 1 Hdfchr. <bfl|Jf : Ch Yh
kriterium benutzt wird. Ebenfo ift es richtig, daß bei cß © xtJxer iQ-moäuvo — Fl. fllfÄ fr: flyp XXIV 2 Ch
der Durchführung der Quellenanalyfe kleine fach- | mjt x Hdfchr. ö»«f?.A"7- 1 |>0»"> : f»ril'PP'7- r/ © xal md-
hche Differenzen als Handhaben benutzt werden. Zum ocrr/£? ßa&elai xal TQUxelcu — Fl. fl)«]?,frj- ' t>a»-'H' 1
leil, aber auch nur zum leil, haben He auch den //>fn«p l»-/v CVI, 18 bevorzugt Ch. wohl mit Recht gegen
äußeren Anlaß zur Aufflellung der Urkunden- , pi.s freilich auch gut bezeugtes das von anderen

hypothefe gebildet; zum größeren Teil find fie erft , guten Handfchriften empfohlene nft-f»"^. Fraglich ift
aufgefunden, nachdem die Urkundenhypothefe langft ! ob XXXVII, 2 Ch. : 4».«J.ft oder Fl. : 4>.«M7 die
aufgeftellt und im einzelnen fchon ziemlich weit durch- beffere Lesart ifl.

geführt war. Für die heutige Pentateuchkritik fpielen ,it- r,_____r__. . & ru j tj-i • ah

? , • ni.it Ai 1 j u u Wle fchon gelagt, treffen Gh. und Fl. im Allgemeinen

fie keine große Ro e. Man kann geradezu behaupten: . . . , pL.JnÄi a t h. a 11 r

T* 1. i, r u t a^ r„tt„, L~,„ und in vielen Fanzeliallen der 1 extherftellung zufammen.

wenn auch ahe Quellen im Gebrauch der Gottesnamen Wrf fi entfeheiden, wo Ch. oder FL, wenn f.e diffe-
uberemft.mmten, und wenn die Einzelw.derfpruche nicht rjer das ßere ^ föf hat>'oder wo beide

vorhanden waren, wir mußten doch den Pen ateuch a s bleibe8einem neuen Überfetzer ünd Erklärer des

Kompofition aus mehreren Quellen betrachten Diefe | Henochbuches anheimgegeben. Vielleicht läßt (ich durch
Tatfache fteht feft 1) weil der ganze Aufbau des Pen- ; diefen Wink Arnold Meyer an fein Verfprechen erinnern,
tateuchs fon ft unerklärlich bliebe, und 2 weil in ihm . u , , ' c , ., ,1 c £ . , •

r u . , r , 4 L-r u ui einen Henochkommentar zu fchreiben Seit meiner (in

fich drei ganz verfchiedene Gel tesarten mifchen. Wer . A , , ür , lr . r . ri p

■ - den Apokr. und Pfeudepigr. von Kautzfeh 1900 II S. 217 fr.

erfchienenen und mit Anmerkungen verfehenen) Über-
fetzung des Henoch ift fo viel neues textkritifches und

diefe tragenden Gründe der neueren Urkundenhypothefe
nicht erkennt und die kleinen Handhaben zur Durch

Führung der Hypothefe im Detail für die eigentlichen daß
Grunde halt, mag den Ausbau im einzelnen korrigieren,
die Fundamente erfchüttern kann er nicht.

Halle a. S. C. Steuernagel.

|Henoch] The Ethiopic Version of the Book of Enoch. Edited
from twenty-three MSS. together with the fragmentary
greek and latin Versions by Prof. R. H. Charles, D.D.
(Anecdota Oxoniensia.) Oxford, Clarendon Press 1906.
(XXXIII, 238 p.) 4" s. 17.6

Charles hat feinen großen Vcrdicnften um die Herausgabe
pfeudepigrapher alttcftamenthch.tr Texte durch
die fehr forgfältige Edition des äthiopifchen Henoch ein
neues Verdienft hinzugefügt. Durch das jetzige Werk

ift die von ihm beforgte ältere Textausgabe v. J. 1893,

111 uic f.» TZ , ... b ... ,__, r-.Y.L Nur zu billigen ift, daß die von Ch. als poetifche

die einen Fortfchritt gegenüber den früheren F-ditionen 1 t » , ,. Avr 1 n- 1 -r u j iL*/f 1 • i

. , " r* . -T un a Itxte erkannten Abfchnitte ftichifch gedruckt find: fo

kn^....fnf» TntiAiiiprl i hnrlft npiipr Hntinrh 1 IT rlnt frier- __ & '^

eine erneute Inangriffnahme der Henochprobleme auf
Grund einer revidierten Überfetzung, für die Flemming
und Charles nun gute Vorfpanndienfte geleiftet haben,
nur von Nutzen fein würde.

Da Ch. einen kritifchen Text bieten will, hätte er
Gloffen u. dgl. mehr Aufmerkfamkeit widmen follen.
Wenn z. B. XCI, 11. 15 b X.CII, ia von Ch. für Zufätze
angefehen werden, warum fie dann im Text fefthalten
und nicht lieber unter dem Text anbringen? Für nichts
anderes als eine redaktionelle Naht, um Kap. XXXVIIff.
mit dem vorhergehenden Text zu verbinden, kann ich die
Worte XXXVII, 1 g.hP, : HCh? > J|A/i anfeilen. Eine
von Ch. nicht bemerkte Glorie find die Worte LIV, 8

"VJP-7- •■ »/"»AiiA-/-« rt"VJPil" > ■l-nöj*?. 1 at-h-l:: :

H0»-7vl>'/« « ,,n?:C. 1 h'itl+y.'l- : p.h-ll cf. Duenüng,
Gött. Gel. Anz. 1903, Nr. 8, S. 628/9.

bedeutete, antiquiert. Charles neuer Flenoch ift das eng
lifche Seitenftück zu dem trefflichen deutfehen Werk von
J. Flemming (Das Buch Henoch, Leipzig 1902), der in
vieler Hinficht Ch. tüchtig vorgearbeitet hat. So fehr
im Allgemeinen und in vielen Einzelheiten Charles und

gleich I, 4fr. V, 4ff. ufw.

Betreffs der Originalfprache des Buches Henoch
glaubt Ch. wie für die Danielapokalypfe Doppelfprachig-
keit annehmen zu müffen. Kap. 1 — 5, 37—71, 83—104

im ungemeinen unu ,n vre.cn ™*««««o u %inZi Wen hebr., 6-36 aramäifch, 72-82 nach S. XXVII ehe
Flemming ubereinftimmen, durfte Ch. ,n manchen Einzel- ^ g, ^x (

heiten doch vorgezogen werden.

Die bis jetzt bekannten 29 Henochhandfchriften zerfallen
in zwei Gruppen, 1) eine ältere, zu der 5 (6) und
2) eine jüngere, zu der die übrigen Flandfchriften gehören.
Nun find zwar bereits von Flemming fämtliche Hand

aram., nach S. XXXII aber eher hebr. abgefaßt gewefen.
Diefe Thefe fcheint mir von Ch. nicht genügend bewiefen:
feine Sprachbeweife find nicht einwandsfrei. Für 60,6
verweift Duenfing a. a. O. S. 630/1 auf Ex. 20,7 Kirn xb

traft rnbx tw-dtt-nx cf thti 1 M/»h. •■ ti<p nh

als Vorbild, was auch für den von Ch. angenommenen

fchriften der älteren und wertvolleren Gruppe benützt hebräifchen Charakter des Abfchnittes fprechen würde,
und feiner Textherftellung zu Grunde gelegt worden, dem der angeführte Text angehört. Über die Frage nach

Dabei ftanden ihm für die Handfchriften Brit. Muf. Orient.
485, 491 und Berol. Mf. Peterm. II Nachtr. No. 29 nur
Kollationen, und allein für die beiden anderen Handfchriften
der älteren Gruppe Abbadianus 35 und 55 Pho

der Sprache der Bilderreden vergl. übrigens N. Schmidt,

The original Language of the Parable of Enoch in Old
Testament and Semitic Studies in memory of William
Rainey Harper, vol. II p. 327—350.

tographien von Arnold Meyer zur Verfügung {cf Charles ! Heidelbe G »

S.XXVI). Charles felbft aber befaß von fämtlichen Hand- ne.oeioerg. ueorg Beer

fchriften der Gruppe I Photographien {cf. S. XVII). Auch

konnte er ftatt der 14 (15) Handfchriften Flemmings im . ............

Ganzen 23 benützen. Infolgedeffen ift nicht bloß der Wilcken, Ulrich, Zum alexandnnifchen Antifemitismus. Des

textkritifche Apparat bei Ch. reicher als bei FL, fondern XXVII. Bandes der Abhandlungen der philologifch-
konnte er auch im Einzelnen gelegentlich beffere Text- hiftorifchen Klaffe der Königl. Sächfifchen Gefelllesarten
bieten als Fl. Denn auch bei den forgfaltigften fchaft der Wiffenfchaften No. XXIII. LeipzD B G
Kollationen unterlaufen Fehler, die durch die Kontrolle , Teubner Ion_ (cn q , CTr 1 pv qo m ' '
photographierter Handfchriften vermieden werden können. I leubner 1909. (59 S.) gr. Lex. 8 M. 2.40

Ich hebe einige Fälle hervor, wo Charles gegenüber Aus dem ftattlichen Bande, den die philologifch