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Ausgabe:

1910 Nr. 20

Spalte:

629-630

Autor/Hrsg.:

Gooszen, M. A.

Titel/Untertitel:

Heinrich Bullinger en de strijd over de Praedestinatie 1910

Rezensent:

Köhler, Walther

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Seite 1

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629 Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 20. 630

clien an der Eck, d. h. Kirchheim u. T. 1540 feine heftige I die den wertvollen Zufatz: Verantzvortung etlicher, die
Flugfchrift ,Offenbarung des fchentlichen vnnd vnchrift- ; man töuffer nennt, uff die Fragen, warumb sy nit zu
liehen gehaimss des ordens von Cittel' etc. widmete, j kirclien gangind fortließ. Der zweite Teil der Unterwar
zwar ein ftarker Gegner der alten Kirche, aber im | Eichung G.s handelt von Bullingers Stellung zum Prä-
Vollbefitz feines Verftands. Es handelt fich alfo hier deftinationsproblem im Zufammenhang mit den Zürcher
um eine der zahlreichen Fabeln von göttlicher Beftrafung ; Streitigkeiten darüber. Die Einwirkungen Melanchthons,
der Ketzer, die Leib aufzeichnete, wie die von dem j Zwingiis, des Erasmus werden befprochen. Bullingers Rede
Schufter Konrad in Langenkirchen im Gebiet Biberachs, | quae moderatio servanda sit in negotio providentiae, prae-
womit Langenfchemmern bei Biberach, aber nicht in destinationis, gratiae et liberi arbitrii 1536 wird analyfiert,
deffen Gebiet, gemeint fein wird, und dem Lutheraner Paulus und Auguftin als Quellen aufgezeigt, doch lehnt
in der Gegend von Meißen S. 95. Der Prediger Joh. , Bullinger den Supralapfarismus und die doppelte Prä-
Arepontius in Weißenburg im Nordgau S. 98 verdient < deftination ab. Er findet Zuftimmung bei Bibliander,
weitere Nachforfchung. Zur Ausweitung des Memminger dem aber gerade um deswillen Schwierigkeiten erwachten
Gefandten vom Schwäbifchen Bundestag S. 106 vgl. Do- (vgl. Egli: Analecta Reformatoria Bd. 2). Immer fällt
bei, Memmingen im Ref.-Zeitalter 2, 82. Der Bifchof von ; der Nachdruck nicht auf het voortijdclijk en boven hi-
Bamberg S. 119 Anm. 2 ift nicht der Würzburger Bifchof ! storisch raadsbesluit, maar op de historische verwenke-
Konr. v. Thüngen, fondern Weigand von Redwitz, vgl. ; lijking en verwerving van de zaligheid. Intereffant find
S. 18 Anm. 4. S. 125 Anm. 6 A. Blarer wurde in die Notizen (S. 73), daß Bullinger erft fpät de bijzon-
Württemberg nicht wegen Hinneigung zur Lehre des dere theologie van Calvijn kennen lernte. September
damals noch weniger bekannten Calvin entlaffen. S. 135 j 1545 hatte er die zweite Ausgabe der institutio noch
1. Matt Roth, Augsburg 328, 355. Roth, Augsburgs I nicht gelefen, während der Verhandlungen über den
Ref.-G. 2, 328, 355. Anm. 97. S. 142, 11, die Kapelle in Consensus Figurinus ärgerte er fich, daß Calvin ihn beAugsburg
iß die Johanneskirche, der Prediger Förder. j ftändig auf feine Schriften verwies, die er noch nicht
Roth a. a. O. 1, 179. 2, 225, 253. S. 144 Schanz ift 1 gelefen hatte. Schon von da aus kann von einer ,BeHans
von Schenitz. Vgl. Köftlin-Kawerau 2S, 419 ff. kehrung' Bullingers zum Calvinismus nicht gefprochen
Die Bemeikung Leibs, daß in und nach dem Bauern- werden, fein Standpunkt in diefer für die Schweiz kriti-
kriege abbates et monachi dimissis monasteriis vel fuget fchen Zeit ergibt fich aus den 5 decades sermonum
elapsi vel pulsi fere omnes mutarunt habitum rasis (1549—51), eine Art von loci comniunes; hier i(t der Beweis
capitibus barbisque in hircorum morem protnissis' I geführt: God is de oorzaak des kzuaads of der zondc niet.
(S. 100), hilft zum Verftändnis von ,ausfcheeren' W. A. In Calvinfche Bahnen lenkte hingegen Petrus Martyr ein,
10 I 1 S. 684, 5. W. Köhler hat in der Anm. 1 ganz der Gegner Biblianders, für den G. fehr warme Worte
richtig an die Tonfur gedacht, aber irrigerweife auch findet (S. 81). Für die in Martyrs loci comniunes fich
an das Scheren des Haupthaars bei den Nonnen, wäh- ; findenden Bullingertraktate de libero arbitrio, de provi-
rend Luther nur an .Mönche und Pfaffen' denkt. Die dentia et praedestinatione, an deus sit causa et auetor
Zerftörung der Tonfur war entweder eine unfreiwillige, peccati nimmt G. nicht (fo Schweizer und Schmidt) 1553,
wie bei Huß, R. E. 8, 482, 15, und gefchah nach dem 1 vielmehr 1561 als Abfaffungszeit an, mit guten Gründen.
Pontificale Romanum oder eine freiwillige, um die Corona Irgendwelcher fachlicher Einfluß von Martyr auf Bul-
unkenntlich zu machen. Da es gefchah beim Verlaffen linger ifl nicht anzunehmen, auch in dem Streite Marbach-
des Priederftandes oder der Klofters, fo wurde das all- Zanchius id Bullinger fich felbd treu geblieben. Sein
gemeine,fich fcheren, fortfeheren' = abgehen daraus. Dies Bekenntnis von 1566 kennt zwar die doppelte Prädedi-
der richtige Kern der Bemerkung O. Brenners W. A. nation, aber fie id ihm kein ,um feiner felbd willen ge-
a. a. O. 736, zu der Stelle 684, 5. wichtiges Dogma', fondern nur ein ,Grenzbegriff', zonder

c t r* n0rrert ' toegepast te worden in de leer of op het leven, Verf.

ätuttgart-__i_I fleht fo in dem Einfluß der Bullingerfchen Schriften auf

, _ . . . ,, . . . _ ... . die Niederlande ein glückliches Gegengewicht gegen die

Gooszen, Oud-Hogl. Dr. M.A., Hemr.ch Bullinger en de Rem0nflranten. - Die Bullingerforfchung wird dankbar
strijd Over de Praedestinatie. (Overdruk uit .Geloof von g.s Arbeit Kenntnis nehmen; fchade, daß nur fkiz-
en Vrijheid' 43ste Jaargang 1909.) Rotterdam, D. J. ziert und nicht eingehend dargelegt id! Von der Dar-
P Storm Lötz (104 blz.) 8° Heilung Eglis in RE^ III S. 545 f. weicht G. bedeutend

~ . , , ., r 1 / ab> lcn glaube mit Recht.
Diefe Studie, urfprünghch in der Zeitfchrift ,Gelooj ;
en Vrijheid' erfchienen, id ein Nachklang zum Bullinger- Zürich. Walther Köhler.

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jubiläum, verfpätet zwar, aber willkommen. Sie zerfällt
in zwei Hälften. Der erde Teil gibt, ohne Neues bieten Stählin. Priv.-Doz. Dr. Karl, Sir Francis Walsingham und

zu wollen, einen kurzen Lebensabriß des Zürcher Refor- feine Zeit. Erder Band. Mit einem Porträt Heidelberg
mators, vielfach an Bullingers Diarium (hrsg. von E. Egli) c w ,yTV „ s'

oder an die Biographie von v. Schultheß-Rechberg heb ^ Winter 1908. (XIV, 662 S.) gr. 8° M. 17-

anfchließend, um fpeziell die Beziehungen Bullingers Unter den fechzehn Staatsmännern, denen Heinrich

zu den Niederlanden herauszuheben. Sie find flärker i VIII. derbend das Amt der Regentfchaft übertrug, folange
gewefen, als man fie zunächd erwarten follte, G. bezieht ; Edward VI. unmündig fein würde, befand fich auch Sir
fich auf eine ältere Arbeit von A. J. van t'Hooft: de theo- Anthony Dennys, der Oheim des jungen Edelmanns, dem
logie van Hattrick Bullinger in betrehking tot de Neder- St. die obige Biographie auf dem Hintergrunde eines
landscheReformatio und zeigt, daß etwa feit 1539ff. die Bul- ] umfaffenden Zeitbildes widmet. Mit den Verbuchen, in
lingerfchriften in den Niederlanden eifrig gelefen wurden, Sachen der Religion einen Mittelweg zu gehen bezw.
der Verleger Frofchauer konnte 1546 dem Reformator dem Hinken des Königs auf beiden Seiten, hatte Dennys
lagen: ich verkaufe nirgends mehr von Fluren Büchern als gründlich gebrochen, und dem entfprechend ift auch die
in den Niederlanden, auch perfönliche Berührungen wal- , Erziehung feines Neffen geleitet worden, bei dem die
teten ob. Der Abdruck der Titel der Bullingerbände aus ! Jahre der entfeheidenden Jugendeindrücke — er hat 1548
der Bibliothek der früheren Lateinfchule zu Edam zeigt fehr die Univerfität bezogen, fein Geburtsjahr fteht nicht feft
inftruktiv die Richtigkeit von Frofchauers Verlegerfreuden. — gerade in die Zeiten der religiöfen Erregung fielen,
Daß bei den Überfetzungen auch allerlei Parteiintereffen wie Somerfets und Cranmers proteftantifches Reformieren
mitfpielten, zeigt die Tatfache, daß von Bullingers Schrift ' fie über England heraufführten. In Cambridge waren
gegen die Wiedertäufer eine Ausgabe veranflaltet wurde, ohnehin bereits die neuen Bahnen des Humanismus