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Ausgabe: | 1910 |
Spalte: | 617-618 |
Autor/Hrsg.: | Dobschütz, Ernst von |
Titel/Untertitel: | Die Thessalonicher-Briefe. Völlig neu bearb 1910 |
Rezensent: | Windisch, Hans |
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6i/ Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 20. 618
foll heißen: Kultusgefetze; S. 32, Z. 7 v. u. ift Trieften' I neueren Sprachforfchung werden voll ausgenutzt, aber
Druckfehler; S. 90, Abfchnitt c) muß es heißen: 011 nicht überfchätzt; neben LXX und den Papyri wird mit
which the Palestinian Talmud rests1. Zu S. 56 f. hätte Recht noch immer die klaffifche wie nachklaffifche bür-
F. bemerken muffen, daß die hier erwähnten Sendfehreiben gerliche Literatur herangezogen. In den Exkurfen findet
vielfach Gamaliel I abgefprochen und von Gamaliel II ' man die intereffanten Spezialprobleme der Theff.-Exegefe
hergeleitet werden. behandelt, fo z. ß. das ,Wir' in den Theff. (es ift vielfach
r Fiebio- plnr. humiliiatis), das Evangelium (sc. Gottes, mein, von
Chriftus; evajy&Xtov rov X. alfo gen. obi.), die Parufie
Z" ~ 7~ ~ . _. „ , . . „ ■ , des Herrn und das Weltgericht (hier und fonft wird dem
Doblchütz, Prof. D. Ernft v., Die Thelfalonicher-Bnefe. von Deißmann betonten Einfluß der Kaiferkultfprache
Völlig neu bearbeitet. (Kritifch-exegetifcher Korn- wenig Maß und Bedeutung beigemeffen), die Paränefe
mentar über das Neue Teftament, begründet von des Paulus (hier auch eine ftille Auseinanderfetzung mit
Heinr Au" Wilh Meyer Zehnte Abteilung. 7. Auf- meinen Ausführungen in /Taufe und Sünde'; daß übrigens
1 " <~.fl'- t a u o^u e, R.i^r^^tir mrvi Paulus gemeint habe, der Chrift ,könne' nicht fündigen
lao-el Gottinr/en. Vandenhoeck rx Kuprecnt 1909. , . T ."? ,__. , ,', . , . . ,, , _ &.
idöc.; ouiLingcH, va k a/r q (wiejoh.), habe auch ich nicht fagen wollen, ebenfowenig
(X, 320 S.) gr. 8ft M. 0.40; geb. 1v1. 8- woute ich mit meiner ableitung der
Chriftenparänefe
Als zweiter Band des erneuerten Meyer (nach Bouf- aus der Miffionspredigt die Tatfache befeitigen — habe
fets Offenb. Joh. 1906) ift von Dobfchütz's Bearbeitung fie vielmehr ftark unterftrichen — daß Paulus feine
der Theffalonicher-Briefe erfchienen. Sie bietet volle Chriften als Sünder behandelt), die Trichotomie und den
Gewähr, daß diefes Kommentarwerk neben Zahns Korn- t Antichrift; fehr lehrreich find die Verfuche, wichtige Par-
mentaren und Lietzmanns Handbuch als notwendige tien von II. Theff. (1, 1—12 und 2,13—17) anhangsweife
wertvolle Ergänzung fich behaupten wird. Da Borne- unter der Vorausfetzung der Unechtheit auszulegen,
manns eigenartige Auslegung (5. und 6. Aufl. 1894) als ; Dankenswert ift, daß gelegentlich auf noch unerledigte
felbftändiger Kommentar neben dem Meyer weitergeführt Probleme der Exegefe aufmerkfam gemacht wird. Als
werden foll, konnte v. D. feinen Kommentar faft aus ; Einzelheit fei noch notiert, daß v. D. II. Theff. 1, 12 den
dem Freien fchaffen, daher übrigens fein Vorgänger durch vorliegenden Text (xaxa rrjp xciQlv z°v &£°v Wodv xal
ihn keineswegs antiquiert ift. 1 XVqIov 'I. X.) nur im Sinne einer Vergöttlichung Chrifti
Eine Einleitung, die fofort von der Sorgfalt und , zu erklären vermag und daher, um die Echtheit von II.
Umficht des Exegeten Zeugnis ablegt, behandelt die pau- Theff. nicht zu gefährden, xal xvgiov 'I. X. als Gloffe
linifche Miffion (hier eine wohlangebrachte Warnung vor ftreicht; I. Theff. 2,16 (etpu-aaev 6h ist' avvovg r 007;}
falfcher Glorifizierung des Apoftels in feinem perfön- slg rekog) hält er diefe Auskunft nicht für nötig (ttpdaosv
liehen Auftreten und falfcher Ifolierung des chriftlichen j ift aor. proplil
Miffionars in der damaligen Kulturwelt), die Gründung
der Gemeinde zu Theffalonich, den Verkehr des Apoftels
mit der Gemeinde (hier wird u. a. die fchwierige Frage
der Reifen der Gefährten erörtert, Abfaffungszeit und ! Repertorium, das die Meinungen der Zeitgenoffen, letzten
Ort und die Priorität des I. Theff. feftgeftellt), die Briefe 1 Vorfahren und älteften Exegeten forgfam und überficht-
nach Inhalt und Charakter, die Echtheitsfrage (fie wird lieh bucht. Ein folcher Kommentar ftellt naturgemäß
namentlich für II. Theff. fehr ernft genommen und ift eine ftärkere Anforderung an die Faffungs- und Urteils-
nach einigem Schwanken und inftruktivem Probieren — i kraft des Lefers. Da follte denn doch eine Erleichterung
wie mir fcheint mit Recht — zugunften der Echtheit gefchaffen werden: es follte eine Überfetzung oder Para-
entfehieden worden1) und endlich die Gefchichte der , phrafe beigegeben werden, die es dem Lefer möglich
Auslegung. So fympathifch mich diefe Darlegungen macht, jeden Augenblick im Verlauf der Diskuffion das
berühren, kann ich doch nicht das Bedenken unterdrücken, Ziel ins Auge zu faffen, dem der Verf. zufteuert, aber
das fich freilich gegen alle derartig ausführliche und er- j auch vor wie nach der Durcharbeitung eines Abfchnittes
fchöpfende Kommentareinleitungen richtet: daß fie ; den Zufammenhang und den Gehalt des Stückes im
viel zu fehr Unterfuchungen und Entfcheidungen vorweg | Sinne des Verfs. kurz fich zu vergegenwärtigen.
So ift uns wiederum ein gediegenes Werk über die
Theff. gefchenkt worden, eine treffliche Schöpfung feines
Vfs., und doch im Sinne des alten Meyer zugleich ein
Leipzig. Hans Windifch.
nehmen, die erft im Lauf der Exegefe erledigt werden
follten, und daß fie namentlich den Anfänger leicht in
große Verwirrung bringen, indem fie ihm gleich eingangs
gerade die fchvvierigften und knifflichften Spezialprobleme ; Könnecke, Gymn.-Oberl. a. D. Prof. C., Emendationen zu
vorfuhren, ehe er an der Hand der Einzelauslegung felbft j Stellen des Neuen Teftaments. (Beiträge zur Förderung
ein gefichertes Urteil über die Bedeutung des Schrift- chriftlicher Theologie. Herausgegeben von A. Schlatter
ftückes gewonnen hat. Wie im exegetifchen Kolleg follte , w T 27 , , „ ^ '
m F2™hZ> gedruckten Kommentar die Einleitung und W Lutgert. Zwölfter Jahrgang 1908. Erftes Heft.)
nur eine möglichlt überfichtliche Darlegung der Haupt- Gütersloh, C. Bertelsmann 1908. (45 S.) gr. 8° M. 1 —
Probleme bieten, deren Diskuffion und Entfcheidung Das Heftchen enthält eine Sammlung von Emenvielmehr
erft im Verlauf der Auslegung, zufammenfaffend dationsvorfchlägen zum Text des N.T., die ohne fachliche
dann am Schluß gegeben wird, wobei auch der mißliche Gruppierung in der Reihenfolge der Textftellen dar-
Umftand dahinfällt, daß das Buch mit einer oder gar, wie ! geboten werden (doch ift eine Verbefferung zu 2 Kor. 1 6
bei v. D. mit zwei (an fich natürlich inftruktiven) text- j bei 1 J. 2,13h verborgen). Ein Gymnafialprogramm, in
kritifchen Anmerkungen fchließt. , dem der Verf. bereits einen Teil feiner Konjekturen 'be-
Die Auslegung zeichnet fich aus durch gründliche, gründet hatte, — er klagt, daß es ,nach dem gewöhn-
aber nüchterne Erörterung aller textkritifchen, gram- liehen Schickfal der Programme unbekannt geblieben zu
matifch-lexikalifchen, pfychologifch-hiftorifchen und reh- | fein Rheine' — ift damit antiquiert. Die Studie ift dem
gionsgefchichtlichen Momente, durch Einlegung zahl- 1 Andenken von F. Blaß gewidmet, mit dem K. fich über
reicher gelehrter Exkurfe, durch weife eingefchränkte, die Probleme des N.T. Textes vielfach ausgetaufcht hat-
wohl niemals langweilende oder verwirrende Heranziehung einige von Blaß nicht mehr publizierte Gedanken zu
neuefter und alter Autoren. Die Errungenfchaften der j Textänderungen werden mitgeteilt (S. 21. 28. 31). Den
--. j Schluß machen einige durch Baijons Novum Testamentum
1) Das Problem der Echtheit des 2. Theff. ift inzwifchen durch Har- | Graece (Groningen 1898) veranlaßte Nachträge.
nacks Auflatz (Sitz.-Berichte der Berliner Akademie 1910) in ein völlig Unter Konjektur verlieht K. .nicht etwa die Verän-
neues Licht gerückt worden. j derung eines rezipierten Textes durch Aufnahme einer