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Ausgabe:

1910 Nr. 20

Spalte:

616-617

Autor/Hrsg.:

Funk, Salomon

Titel/Untertitel:

Die Entstehung des Talmuds 1910

Rezensent:

Fiebig, Paul

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6i5 Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 20. 616

Samuelbuches in der Reihenfolge feiner Kapitel (von fymbolik und Berührungen mit dem Buche der Jubiläen
Abfchnitt 25 an aus dem zweiten Buche Samuel) zum verleihen diefem, in Beth-Hamidrafch III, 164—193 ab-
Gegenftande der Auslegung macht. Es ift das einzige ' gedruckten Werke ein befonderes Intereffe. In der Vorältere
Midrafch-Werk zu einem der Bücher der Propheten, ' bemerkung (S. 88) hätte auch Epfteins Abhandlung in
das manche wertvolle, fonft nicht vorkommende Aus- j feinen (hebräifchen) Beiträgen zur jüdifchen Altertums-
legung enthält und auch in dem fonftigen Material 1 künde erwähnt werden müffen. Sehr beachtenswert ift
nützliche Parallelen, befonders zum paläftinenfifchen | im Nachtrage (S. 139k) die Ausführung Wünfches über
Talmud darbietet. Wünfche hat wohl getan, diefes die Parallele zwifchen der lukanifchen Schilderung der
Midrafchwerk zu überfetzen und er hat auch hier die Ausgießung des heiligen Geiftes am Pfingftfefte und den
Anforderungen der Treue und der Lesbarkeit zu vereinigen Agadafätzen von der in allen ,fiebzig Sprachen' ftatt-
verftanden. Allerdings find auch bei diefer Überfetzung gefundenen Offenbarung am Sinai.

die befonders aus dem Streben nach ganz engem An- Budapeft W. Bacher,

fchluß an den Text fich ergebenden Mängel hier und da
zu bemerken. Auch an Elüchtigkeiten und Irrtümern

fehlt es nicht. Nur auf einige derfelben will ich hinweifen. ; Funk, Dr. S., Die Entftehung des Talmuds. (Sammlung
S. 8 Z. 2 v. u. 1. Rabbi Huna (der paläftinenfifche Amoräer Göfchen m) Leipzig, G. J. Göfchen 1910. (127 S.)
diefes Namens ift gemeint). — S. 10, Anm. 2. Die Um- j ^/yj c r k m s

Heilung gefchah, um mit dem Texte I Sam. I, II zu ° (jeb- iVL — öo

fchließen. — S. II, Z. II T. Berg (ft. Ort). — Ib. Z. 4 v. u. F. gibt nach einer kurzen Einleitung, die den Inhalt

Ii Joel (ft. Jofef) — S. 17, Z. 2. Es muß heißen: Gehe des Talmud mit wenigen Worten charakterifiert und
jetzt, und du kannft — ein anderesmal — kommen. — i einige Literaturangaben darbietet, in 6 Abfchnitten einen
S. 19, Z. 19 1. ,umgekehrt' (ft. verwechfelt), ebenfo S. 23, ' hiftorifchen Abriß, der in der Hauptfache eine Gefchichte
Z. 3. — S. 22, Z. I 1. (teilen (ft. füllen). — S. 23, Z. 24. ! der mündlichen Überlieferungen enthält, die fchließlich
Es muß heißen: Dies ift Samuel? Dies ift nicht Samuel!— in den beiden Talmuds fchriftlich fixiert worden find.
S. 26, Z. 8 v. u. ft. Israel 1. Ismael. — S. 28, Z. 8 ft. In Kap. 2—4 redet er von ,der mündlichen Überlieferung
Jochanan 1. Jonathan. — S. 33, Z. 4 v. unten ft. Röhren der vormofaifchen Zeit', dann von ,Bibel und mündliche
Ii Rohrftäbe. :— S. 56, Z. 5. In der Deutung von I Sam. Überlieferung', außerdem von ,der mündlichen L'ber-
2, 30 hat die Überfetzung den Hinweis aufNum. 4, 28, 33 lieferung bei den Juden im Exile'. In diefen Ab-
(zweimal: ,in der Hand Ithamars', alfo des Ahnen Elis) fchnitten tritt mehrfach das Beftreben F.s hervor, das
nicht berückfichtigt und ift dadurch unverftändlich gewor- hohe Alter mancher im Talmud vorliegenden Gefetze
den. — S. 57, Z. 9 v. u. ft. Schilo 1. Schela. — S. 61, nachzuweifen. Kap. 5—7 handeln von der ,Entwicklung
Z. 6 und 3 v. unten. DT1 bed. hier nicht Tag, fondern der Tradition von der Heimkehr der Exulanten bis zur
Sonne. — S. 80, Z. 7 1. Dies befagt (ft.: ,das ift, was man Redaktion der Mifchna' (Soferim, Tannaim), dann von den
fagt'). —S. 98, Anm. 3 ift unrichtig, da hier wirklich vom (Tannaim von der Zerftörung Jerufalems bis zum Abfchluffe
Gewichte des Auszulotenden in Gold und nicht von dem der Mifchna' und fchließlich vom paläftinenfifchen und
gefetzlichen Schätzungswerte die Rede ift. — S. 128, babylonifchen Talmud. Der letzte § enthält eine Über-
Z. 10 ft. Ibo 1. Aibo (wie der Name anderwärts, S. 120, ficht über ,die Gefchichte des Talmuds'. Kurze Über-
129, richtig gefchrieben ift), ebenfo S. 148, Z. II. — fetzungsproben finden fich § 16 und am Schluß des
S. 139, Z. 13. Nach R. Jofua find ausgfallen die Worte: 1 Buch in § 44.

,aus Sichnin im Namen R. Levis'. — S. 164, Z. 4—2 von Aus diefer Überficht über den Inhalt der F.fchen

unten. Der ganze Paffus ,Ich habe .... gehört' muß Arbeit geht hervor, daß man fein Buch beffer ,Abriß
geftrichen werden; die Worte find im Texte irrtümlich einer Gefchichte der mündlichen Tradition der Juden', noch
aus dem folgenden Paragraphen (S. 165, Z. 12—14) hierher ! genauer: ,Abriß einer Gefchichte der Halacha", nennen
geraten. Sie können auch nicht eine Äußerung des müßte als: ,Entftehung des Talmuds'; denn in einer .Ent-
Tannaiten R. Eleazar b. Schammua fein, fondern werden ftehung des Talmuds' dürften die Kap. 2—4, alfo der Nach-
vom Amora Jehuda b. Simon gefprochen, der mit ihnen weis des Vorhandenfeins von mündlicher Tradition bis zu-
fagt, daß er die vorzutragende Deutung nicht felbft von j rück zur vormofaifchen Zeit, deswegen nicht fo in den
feinem Vater (R. Simon) vernommen, fondein die Ge- J Vordergrund treten wie bei F., weil für die .Entftehung
noffen (Mitglieder des Lehrhaufes) fie von demfelben [ des Talmuds'ja auch noch andere Faktoren maßgebend gevernahmen
. Weil der Überfetzer diefe Bedeutung der } wefen find, die mindeftens diefelbeBedeutungbeanfpruchen
Worte nicht erkannte, verftand er fctoX (,mein Vater') als
Eigennamen; aber von einem ,Abba' ift hier überhaupt
nicht die Rede.

Vom zweiten — befonders paginierten — Hefte des

V. Bandes fei nur der Inhalt kurz angegeben. Wünfche
überfetzt hier zuerft die von Jellinek in Beth-Hamidrafch

VI, 36—70 unter dem Titel ,Neue Pefikta' herausgegebenen
Fefthomilien, denen er zwei Rezenfionen des Midrafch zum
Chanukkafefte(aus Beth-Hamidrafch 1,132—136; 137—141)

wie die mündlichen Traditionen früherer Zeiten. Der
Gefichtspunkt, unter dem F. den Talmud fieht, d. h.
der Gefichtspunkt der mündlichen Tradition, ift einfeitig,
daher gelingt es F. auch nicht, die Gefichtspunkte feiner
Einleitung, die die ,Entftehung des Talmuds' viel reichhaltiger
charakterifiert hätten, im Laufe feiner Ausführungen
zur Geltung zu bringen.

Im einzelnen enthält F.s Überficht viel wertvolles,
anfchauliches und zuverläffiges Material. Das Buch erhinzufügt
. Die beiden letzteren Stücke, die zum größeren i gänzt Stracks .Einleitung in den Talmud' befonders
Teile erzählenden Inhaltes find, hätten der Erläuterung [ durch die reichhaltigen Angaben über die Rabbinen,

und des Hinweifes auf die anderen Geftaltungen der
Chanukka-Legenden bedurft. So hätte z. B. gefagt
werden müffen, daß ,Bagoris', der Feldherr des An-
tiochus (S. 48 k) niemand anderer ift, als Bakchides (I
Makkab. 7,8: 9,12; II Makkab. 8,30), deffen Name he-
bräifch wurde, woraus die falfche Lefeart CnM

entftand. — Die zweite Hälfte des Heftes (S. 85—138)
enthält die Überfetzung des merkwürdigen Midrafch, der
nach dem erften in ihm gedeuteten Bibelverfe (Gen. 1,11)

welche an dem Zuftandekommen des Talmud gearbeitet
haben. Die wiffenfchaftliche Brauchbarkeit der F.fchen
Arbeit wäre erhöht worden, wenn F. feine Angaben
noch mehr, als er das getan hat, mit kurzen Stellennachweifen
verfehen hätte. Z. B. S. 104/105 hätte leicht
die ,alte Quelle', die von R. Nathan redet, außerdem die
Stelle, an der von der Sammlung des R. Chijja die Rede
ift, auch diejenige, die von Karnas und Samuels Sammlung
berichtet, beigefügt werden können. An eigenartigen

Midrafch Tadfche und nach dem als Urheber diefer deutfchen Ausdrücken und Druckfehlern ift mir aufDeutung
genannten Tannaiten Baraitha des R. Pinchas | gefallen: S. 9 ,rabbinifche Einführungen', foll heißen: von
b. Jair genannt wird. Kosmologifche Ausführungen, Zahlen- j Rabbinen eingeführte Gefetze; S. 10 .kultuelle Gefetze'