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Ausgabe:

1910

Spalte:

577-579

Autor/Hrsg.:

Mehlis, Georg (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur. I. Bd. 1910. 1. Heft 1910

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Theologische Literaturzeitung.

Begründet von E. Schürer.

Fortgeführt von Prof. D. Ad. Hartiack, Oberlehrer H. Schuster und Prof. D. Arth. Titl'lIS.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausschließlich an »,'1
Nr. 19. Jalire:. 35. Profeh-or D. Titius in Göttingen Friedländerweg 26 zu fenden. J7. September 1910.

" o Rezenfionsexemplare ausfchheßhch an den Verlag. x

AOTO-V. Zeitfchrift für Philofophie der Kultur,
herausg. von G. Mehlis (E. W. Mayer).

Stählin, Editionstechnik (Koetfchau).

Finck, Die Sprachilämme des Erdkreifes (Trautmann
).

— Die Haupttypen des Sprachbaus (Derf.),
Dillmann, Ethiopic Grammar (Heer).
Jeremias, Der Einfluß Babyloniens auf das Ver-

ftäudnis des Alten Teftaments (Vollrath).
Wind fuhr, Der Mifchnatraktat von der Prügel-

ftrafe (Fiebig).
Strack, Jefus, die Häretiker und die Chriflen

(Bacher).

Das Neue Teflament von Böhmer (Stage).
Das Neue Teflament von Menge (Derf.).
Das Neue Teflament von Reinhardt (Derf.).

Bauer, Das Leben Jefu im Zeitalter der neu-

teflamentlichen Apokryphen (v. Dobfchütz).
Couard, Altchriftliche Sagen über das Leben

Jefu und der Apoftel (Derf.).
Pick, The Apocryphal Acts of Paul, Peter, John,

Andrew and Thomas (Derf.).
Zwierzina, Die Legenden der Märtyrer von

unzerftörbarem Leben (Derf.).
Die griechifchen chrifllichen Schriftfteller der

erden drei Jahrhunderte: Die Esra-Apokalypfe

(E. Klodermann).
Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium

(Nedle).

Gauthier, La theorie d'IbnRochd(Averroes) sur
les rapports de la religion et de la philosophie
(Horten).

Gautbier, Ibn Thofail, sa vie, ses oeuvres
(Horten).

Thomae Hemerken a Kempis Opera omnia
(0. Clemen).

Amrhein, Kants Lehre vom ,Bewußtfein überhaupt
' (Elfenhans).

Cramaussel, La philosophie religieuse de
Schleiermacher (Scholz).

Keffeler, Der Underblichkeitsglaube (Heinzelmann
).

Janfen, Gibt es ein Leben nach dem Tode?
(Derf.).

Herrmann, ,Ein fede Burg id unfer Gott' (E.

Chr. Achelis).
Peters, Der Bahnbrecher der modernen Predigt

Johann Lorenz Mosheim (Schian).

AOrOS. Internationale Zeitfchrift für Philofophie der
Kultur. Unter Mitwirkung von Rudolf Eucken, Otto
Gierke, Edmund Hufferl, Friedrich Meinecke, Heinrich

mag uns keine Deutung des Sinnes des Lebens zu geben,
die wir doch von einer ,Weltanfchauung' erwarten. Das
Ziel kann aber auch nicht erreicht werden durch die
bloß fubjektivierende Betrachtungsweife, die alle Objekte
Rickert, Georg S.mmel, Ernft Troeltfch, Max Weber, auf das Subjekt und deffen Täti|keit zürückführt. Denn

Wilhelm Windelband, Heinrich Wolffhn herausgegeben | damit allein wird den .Werten', wenn gleich die Tätig-
von Georg Mehlis. Band I. 1910. Heft I. Tübingen, j keit des Subjekts auf fie gerichtet fein mag, noch nicht
J. C. B. Mohr 1910. (IV, 164 S.) Lex. 8° Jährlich M. 9 — j gebührend Rechnung getragen. Und doch befteht die

,Welt' aus zwei Reichen, dem Reich der Wirklichkeit
einerfeits, dem Reich der .Werte' anderfeits; fo daß nur
diejenige Betrachtungsweife als ,Weltanfchauung', als
,Löfung des Weltproblems' gelten kann, die fowohl das
Reich der Werte als auch das der Wirklichkeit berück-
fichtigt, das heißt, die fich ,der Frage nach dem Verhältnis
von Wert und Wirklichkeit zuwendet' und die verbindende
Einheit zwifchen beiden aufzeigt. Diefe verbindende
Einheit kann allerdings die Philofophie, folange fie Wiffen-
fchaft bleiben will — und das will fie doch —, nicht
fuchen in der Sphäre des Tranfzendenten; ebenfowenig
kann fie fich begnügen, fie zu fuchen im unmittelbaren
Erlebnis als folchen, das eben an fich wiffenfchaftlich
unausfagbar ift. Vielmehr kann fie, wenn fie Wiffenfchaft
bleiben will, jene Einheit nur fuchen und finden, indem
fie, von den geltenden Werten ausgehend und von da
aus die wertenden Akte des Subjekts,'das Leben, deutend,
den ,Sinn' des Lebens und damit ein drittes vermittenldes
Reich, das .Reich des Sinnes' aufweift.

Man wird vielleicht geneigt fein einzuwenden: die
dargebotene .Weltanfchauung' fei dürftig; fie zeige, bildlich
gefprochen, nur einen Bindeftrich zwifchen dem Reich
der Wirklichkeit und dem Reich der Werte auf, keine
höhere, beide umfaffende, Einheit. Der Verf. dürfte erwidern
: man folle von der Wiffenfchaft nicht mehr erwarten
, als fie geben kann; darin bewähre fich die kritifche
Vorficht. Der Unterzeichnete könnte dem nur zuftimmen;
und er würde hinzufügen: wer mehr verlangt als eine
Weltanfchauung, die, von der Auffalfung der ,Werte' als
ficher geltender ausgehend, den Sinn des Lebens in
deffen Verhältnis zu den Werten findet; wer in einer
übergreifenden, Wirklichkeit und Werte beherrfchenden
Einheit eine Bürgfchaft dafür fucht, daß die Werte gelten,
und eine Garantie für den Erfolg des Lebens in deffen
Stellungnahme zu den Werten, — der muß noch aus
andern Quellen fchöpfen als denen des Wiffens, der ift
auf ein über das ficher Erkennbare hinausgehendes Glau-

Eirte neue philofophifche Zeitfchrift, die als internationale
gedacht ift und zunächft in zwei Ausgaben,
einer deutfchen und einer ruffifchen, erfcheint: noch
andere find für fpäter vorbehalten.

Unter Verzicht auf philofophifche Kleinarbeit, auf die
Erörterung bloß gefchichtlicher oder bloß pfychologiicher
Probleme, auf ein ausgebildetes Rezenfionswefen will das
Unternehmen vor allem durch philofophifche Behandlung,
durch Beleuchtung und Durchdringung der verfchiedenften
Kulturgebiete die Unterlage vorbereiten für eine Syftem-
bildung im großen Stil, der das gegenwärtige Zeitalter
entgegenftrebt. Und zwar ift es, wie fchon der Titel
befagt, insbefondere darauf abgefehen, ,überall die Vernunftin
der Kultur zu fuchen und darzulegen'.

Das erfte vorliegende Heft enthält eine Reihe glänzender
Artikel: 1) Heinrich Rickert, Vom Begriff der
Philofophie; 2) Emile Boutroux, Wiffenfchaft und Philofophie
; 3) Georg Simmel, Zur Metaphyfik des Todes;

4) Benedetto Croce, Über die fogenannten Werturteile;

5) Karl Voßler, Grammatik und Sprachgefchichte oder
das Verhältnis 'von .richtig' und ,wahr' in der Sprach-
wiffenfchaft; 6) Leopold Ziegler, Uber das Verhältnis der
bildenden Künfte zur Natur; 7) Richard Kroner, Henri
Bergfon.

Es ift unmöglich, hier über jeden diefer Auffätze im
einzelnen zu berichten. Aber angefichts des Intereffes,
das die Philofophie Rickerts längft und mit Recht innerhalb
der heutigen Theologie erregt hat, ift es wohl erlaubt
, wenigftens mit einigen Worten auf den Artikel des
Freiburger Denkers einzugehen.

Er geht davon aus, daß eine ,Weltanfchauung' das
letzte und höchfte Ziel alles Philofophierens fei. Dasfelbe
kann nicht erreicht werden durch die bloß objektivierende
Betrachtungsweife, die alles, auch das Subjekt, auf einen
Kaufalzufammenhang von Objekten zurückführt. Denn
eine folche bloß objektivierende Betrachtungsweife ver-

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