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Ausgabe:

1910

Spalte:

33-35

Autor/Hrsg.:

Greßmann, Hugo

Titel/Untertitel:

Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testamente, in Verbindung m. Arthur Ungnad u. Hermann Ranke hrsg. 2 Bde 1910

Rezensent:

Volz, Paul

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

AT n T . 0— Manufkripte und redaktionelle Korrefpondenzen find au sfchließ lieh OO T in-in

IMr. k-, daHrg. OO. an Profeflbr D. Schürer in Göttingen, Friedländerweg 56, zu fenden. Jallliar lyiU.

Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Greßmann, Altorientalifche Texte und Bilder

zum Alten Teftamente (Volz).
Driver, Modern Research as illustrating the

Bible (Volz).
Weftberg, Die biblifche Chronologie nach

Flavius Jofephus und das Todesjahr Jefu

(Schürer).

Spitta, Jehls und die Heidenmiffion (W. Bauer).
Jordan, Das Frauenideal des Neuen Teftaments
und der älteften Chriilenheit (V. Bauer).

Strack, Aboda Zara, 2. Aufl. (Fiebig).
Kraus, Gefchichte der chriftlichen Kunft (Hennecke
).

Gradmann, Gefchichte der chriftlichen Kunft
(Derf.).

Burn, Facsimiles of the Creeds from early

manuscripts (Kattenbufch).
Delehaye, Sanctus (Anrieh). (Kattenbufch).

Genier, Vie de Saint Euthyme le Grand (An- | Windelband, Die Philofophie im deutfehen
rieh). I Geiftesleben des XIX. Jahrhunderts (Schufter).

Acta Aragonensia, herausg. vonFinke, 2 Bde.
(Karl Müller).

Walther, Zur Wertung der deutfehen Reformation
(Kattenbufch).

Hering, Der akademifche Gottesdienft und der
Kampf um die Schulkirche in Halle a. S.

Greßmann, Prof. Lic. Dr. Hugo, Altorientalifche Texte und j dem neueften Stand der Wiffenfchaft, dadurch, daß R.

Bilder zum Alten Teltamente, in Verbindung mit Dr. Arthur
Ungnad und Dr. Hermann Ranke herausgegeben
. Zwei Bände. Tübingen, J. C. B. Mohr 1909.
Lex.-8° Je M. 7.20; in 1 Band geb. M. 17 —

Erfter Band: Texte. (XIV, 253 S.) — Zweiter Band: Bilder.
(XII, 140 S.)

Es ift ein außerordentlich glücklicher Gedanke, mitten
im Streit über die Art und den Einfluß des alten Orients,
einfach das Material ins Leben zu rufen und in die vor-
derfle Reihe zu (teilen, ohne weitere Beigabe es für fleh
felbft wirken zu laffen. Immer mehr empfanden in den
letzten Jahren die Gelehrten aus verwandten Gebieten,
die Studierenden und die Laien das Bedürfnis, den Stoff
felbft zu fehen und mit dem eigenen Verftand zu betrachten.
Das ähnliche Buch von Jeremias, in dem fich die Gedanken
des modernen Menfchen mit dem Stoff der Antike
fenfationell verbanden, hat vielleicht dazu gedient,
im größeren Kreis Intereffe zu wecken und lür die
wiffenfehaftlich eindringende Selbftbefchäftigung Bahn zu
brechen. Hierzu will nun das vorliegende Buch das
Material liefern. Die Herausgeber haben fleh vorgenommen
, die Objektivität und Zuverläffigkeit in erfter
Linie walten zu laffen. Zweck des Buchs ift; der Dienft
für das A. T.; deswegen find in der Hauptfache nur

reiche Texte gewählt, die die Anfchauungen des A. T. ' nordfemitifchen Texte (Mefa- S.loaTnfchr.ft Papyn von
beleuchten und im Verwandtfchaftsverhältnis zur israeli- ; Wephantme ufw.); hier wird bei werteren Auflagen wohl
tifchen Literatur flehen. Vereinzelt find auch fonftige ! "ocn mehr aufgenommen werden. Durchgangig find die
Texte aufgenommen, die für die religionsgefchichtliche ' ex*e von Anmerkungen begleitet, die die TJberfetzung und

Vergleichung formal oder material charakteriftifch er-
fchienen. Das Buch ift vornehmlich für die Studierenden
beftimmt; deshalb wurde jeder unnötige fachwiffenfehaft-
liche Ballaft beifeite gelaffen, aber durch reichhaltige
Literaturangaben dem tiefer bohrenden Studium Handreichung
gegeben.

Von den beiden Bänden ift; der Textband der
wertvollere und eigentlich epochemachende. Das Neue
und Wertvolle befteht vor allem in zwei Dingen. Wir
bekommen hier zum erften Mal neben den babylonifch-
affyrifchen Texten in reicher Fülle ägyptifches Material
, das bisher mühfam aufgefucht werden mußte.
Es find mythologifche und theologifche, poetifche, di-
daktifche und prophetifche Texte, Märchen und Erzählungen
und eine größere Anzahl gefchichtlicher Texte,
die die ägyptifch-paläftinifche Gefchichte erhellen. Be-
fonders wichtig ift die erftmalige Zufammenfaffung aller
bis jetzt veröffentlichten Texte prophetifchen Inhalts,
von denen der ältefte hier zum erften Mal überfetzt ift.
Die von Ranke beforgten Überfetzungen flehen auf

Auslegung betreffen und fehr knapp gehalten find.

Das zweite Wertvolle ift die Zufammenftellung
der Texte an fich. Was man bisher zerftreut da und
dort hatte, fleht man hier in logifcher Anordnung bei-
fammen. Das wirkt ftark anregend und wiffenfehaftlich
fruchtbringend. Manche Analogie zur A. T.lichen Literatur
wird dadurch erft fchlagend, manche wiffenfehaft-
liche Frage klingt durch die vorliegenden Texte an, zu
anderen wird das Material gegeben. Auch wenn das
Buch wegen feiner wiffenfehaftlichen Rüftung für den
Augenblick vom Publikum nicht fo lebhaft ergriffen
werden follte, fo wird es um fo nachhaltiger im Stillen
wirken und die A. T.liche Forfchung kräftig beeinfluffen.

Der zweite, von Greßmann beforgte Teil enthält
die Bilder. G. gibt jedem Bild einen kurzen Text, um
es dem Laien verftändlich zu machen; manches Bild wird
durch den Text überhaupt erft deutlich. Die meiften
Bilder find aus Paläftina genommen (Petra und das Oftjor-
danland erwecken befonderes Intereffe), dazu kommen
folche aus Babylonien und Ägypten; einige Siegelzylinder

die großen lexikalifchen für das ,Berliner Wörterbuch
der ägyptifchen Sprache' beftimmten Sammlungen verwerten
konnte. Man hat (wenigftens nach dem jetzigen
Stand der Dinge) den Eindruck, daß die ägyptifche Lite- >f
ratur dem A.T.lichen Theologen faft noch mehr zu fagen
hat, als die babylonifche, da die geiftigen Fragen in ihr /v*,
reichlicher zum Wort kommen und noch nähere Parallelen
zu den israelitifchen Literaturgattungen fich finden.
Lehrreich z. B. find, um eins herauszugreifen, die ägyptifchen
Wundererzählungen, die aufs neue zeigen, wie
die antiken Wundergefchichten, auch die des A. T. und
N. T., gewiffen Gefetzen des menfehlichen Gemütslebens
ihre Entftehung und Ausbildung verdanken und fich daher
überall in ähnlicher Weife wiederholen. Selbftver-
ftändlich behält die babylonifch-affyrifche Sammlung
neben der ägyptifchen ihren dauernden Wert. Sie ift
von Ungnad bearbeitet. Von den religiöfen Texten
find die Mythen und Epen faft vollzählig überfetzt; aus
den Pfalmen find charakteriftifche Hymnen, Klagen und
Leichenlieder ausgewählt. Die hiftorifchen Texte find
teils chronologifcher Natur, teils Berichte überpaläftinifche
Feldzüge; beigegeben werden der Brief aus Teil el-Hafi,
zwei Briefe von Taannek, acht Amarnabriefe. Der Kodex
Hammurapi fleht vollftändig da, außer ihm noch einige andre
j'uriftifche Texte. Einen Abfchnitt für fich bilden die

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