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Ausgabe: | 1910 Nr. 17 |
Spalte: | 532-533 |
Autor/Hrsg.: | Palmieri, Aurelio |
Titel/Untertitel: | Dositeo, patriarca greco di Gerusalemme (1641-1707). Contributo alla storia della teologia greco-ortodossa nel secolo XVII 1910 |
Rezensent: | Meyer, Philipp |
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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 17.
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erfchließt Clemen, daß diefe Institutio ohne Vorwiffen j ad Regulum Hessum de tota Lutheri causa scribere, quod,
Melanchthons von feinen übereifrigen Verehrern in Druck ubi absolvero, ad te mittam' nur für eine Zufchrift an den
gegeben wurde. Diefe Ausführung ift fehr einleuchtend, Landgrafen zu fprechen. Denn erftlich haben wir keine
nur ift auffallend, daß kein Druckexemplar diefer Institutio derartige Abhandlung, die Melanchthon Eoban Heffe
erhalten ift. Sehr überzeugend ift Clemens Nachweis, gewidmet hatte, den Clemen für den Regulus Hessus
daß diefe Institutio, methodos oder lucubratiuncula nicht j hält. Sodann ift nicht abzufehen, was Melanchthon ver-
(nach Bindfeil) mit den von Moritz Rödiger entdeckten j anlaffen konnte, dem Humaniften eine folche Abhandlung
,Rerum Theologicarum capita seu Loci (fere hi sunt' C. R. I zu fchicken, die eine Woche in Anfpruch nahm. Aller-
XXI, 11—48) identifch fein kann. Denn für ein Diktat j dings würde die Bezeichnung Eobans Heffe mit Regulus
in feiner Privatfchule find diefe ,capita' ,zu umfangreich, ' Hessus, wie Clemen zeigt, in Melanchthons Mund ver-
zu aphoriftifch und enthalten viel zu viel' für ,eine mög
lichft elementare Einführung in das Studium des Römerbriefs
'. Doch kam man Mel. Worte der Widmung der
Loci ,quam pinguissime' nicht mit ,möglichft elementar1
handlich fein. Aber die Bezeichnung des jungen unerfahrenen
, damals noch keineswegs hochangefehenen
Landgrafen mit Regidus ift keineswegs defpektierlich,
fondern verftändlich. Wenn Melanchthon erft Mitte Sept.
überfetzen, wie Clemen tut (S. XVII), denn es heißt für den Landgrafen fchrieb, fo fragt fich, ob es denn
,möglichft reichlich'. Auf Grund von Hör- und Lefe- den Sommer über nicht anderweitige Arbeit genug für
fehlem, welche Clemen in den Capita nachweift, nimmt ! ihn gab, die ihn abhalten konnte. Intereffant und für
er an, daß he die Abfchrift einer Collegnachfchrift bilden, die Reformationsgefchichte der Pfalz zu beachten, ift daß
indem Melanchthons ,Obelisci' zu den Sentenzen des
Petrus Lombardus, die er in dem Brief an Joh. Heß vom
17. April 1521 erwähnt C. R. 1,157), zu einer Vorlefung
anwuchfen, in welcher er eine fyftematifche Darfteilung
der paulinifchen Theologie gab. Damit hat Clemen
2 Vorarbeiten in ihrem Verhältnis zu den Loci communes
nachgewiefen.
Sodann gibt Cl. eine genaue Druckgefchichte und
Bibliographie der Loci und deren Überfetzung durch
Spalatin, welche Cl. lobt, während he nach Cl. Luther
nicht ganz befriedigt zu haben fcheint, da er felbft eine
Überfetzung geben wollte. Gelungen ift der Nachweis,
daß Spalatin die Oktavausgabe, welche die Originalausgabe
ift, zugrunde legte. Die eigenartige Wiedergabe
von ,meritum congrui' mit ,Verdienft des bequemen' | Palmieri, P. Aurelio, O. S. A., Dositeo, patriarca greco di
(S. XXIII und S. 26,3) ift für die Sprache jener Zeit
nicht fo auffallend, wie für uns. Bequem heißt paffend.
Setzen wir dafür unfer heutiges ,entfprechend', fo ift der
Mel. fpäterer Schwager Peter Harer, der in kurfürftlichem
Dienfl in Heidelberg ftand, die Schrift fofort überfetzte.
Das fchwierige abeliche ift wohl Druckfehler für arteliche,
im Sinn des Subftantivs angeborne Eigentümlichkeit, Natur,
Bel'chaffenheit, Lexer Mittelhochd. WB. 1,98, was gut in
den Zufammenhang paßt. S. 179 ift procos ficher mit
proconsul, dvfrvstatoq aufzulöfen Act. 13,7. S. 195 Z. 23
wäre üattActorum richtiger Actuum, vgl. S. 174,3. S. LI
Z. 7 1. Brettheyn. S. 209 Anm. 1 galgen.
Die Supplementa haben bonis avibus begonnen. Mögen
fie ihnen treu bleiben.
Stuttgart. G. Boffert.
Ausdruck zutreffend.
Eine glückliche Entdeckung ift die deutfche Bearbeitung
der beiden letzten Kapitel der Loci durch Martin
Reinhart in der Flugfchrift ,Vom Ergernis des /glawbens
vnd der liebe/ Philippus Melanchthon. Item vom gehor-
fam /vnd gewalt des fchwerts' iöff. 8. 1524. Zugleich
gibt Clemen eine Biographie des begabten Mannes. Bei
Gerusalemme (1641—1707). Contributo alla storia della
teologia greco-ortodossa nel secolo XVII. Firenze,
Libreria Editrice Fiorentina 1909. (96 S.) gr. 8°
Im Jahre 1907, zweihundert Jahre nach dem Tode
des bekannten Patriarchen von Jerufalem, Dofitheos
Notaras hat die Nea TEimv, das Organ des Patriarchats
in Jerufalem einen Artikel über diefen berühmten Patriarchen
gebracht, der ihn als einen ,dei grandi eroi della
Chiesa greca' erfcheinen läßt. Es ift höchft wahrfchein-
der Überfetzung des Judicium de Luthero ad Campegium lieh die fpäter auch befonders erfchienene Schrift des
von 1524 zeigt Clemen, daß Rieders Text der la- I Archimaridriten Chryf. Papadopulos: Aooi&Eoq jtctTQiuyxnq
teinifchen Vorlage nahe fleht. Es ift ein kurzes mann- ! JeQoOoXvficov gemeint, die der Referent in diefer Zeitfchrift
haftes Zeugnis eines treuen Freundes für Luther und das ! Jahrgang 1908 Sp. 599 angezeigt hat. Der Verfaffer der
Evangelium. Melanchthons Epitome renovatae ecclesiasticae I vorliegenden Schrift will nun die Perfon, die Taten und
doctrinae ad illustrissimum prineipem Hessorum ift für [ die Schriften des Dofitheos darauf anfehen, ob fie wirk-
Heffen wichtig. Philipp von Heften war im Juni 1524 ! lieh eine fo hohe Schätzung verdienen, wie ihnen zuteil
bei der großen antikaiferlichen Zufammenkunft der Wittels- geworden ift. Im zweiten Kapitel, das, nach der kurzen
bacher in Heidelberg, welche ihre politifchen Ziele vita im erften, die Unterfuchung eigentlich erft beginnt,
hinter einem Armbruftfchießen verbarg. Dort wurde befpricht er namentlich den Kampf des Patriarchen gegen
die religiöfe Frage unter der Hand fehr ftark ventiliert, Kyrillos Lukaris und deffen Anhänger. Er macht dabei
denn der Hofprediger Wenzelaus Strauß predigte fehr die ganz richtige Bemerkung, daß Dofitheos fich dabei
kräftig den neuen Glauben (vgl. die Schilderung feiner über die vom griechifchen Dogma behauptete Linie hinweg
Predigten durch Alex. Märklin in den Centuriae epistolarum in einigen Punkten, z. B. in der Lehre vom Fegleuer und
Theologicarum ad Joh. Schwebelium S. 332fr. Bl. f. w. 1 von der Transfubftantiation zum römifchen Katholizismus
KG. 1894, 55). Es ift darum fehr begreiflich, daß es zu } hat hinüberdrängen laffen. Ein Hauptftück der prak-
einem Zulammenftoß mit altgläubigen Prieftern kam, I tifchen Kirchenregierung des Dofitheos beftand in der
deren 2 ihn tückifcher Weife eines Sittlichkeitsverbrechens J Reorganifation feines Patriarchats und der kirchlichen
befchuldigten (Troftbrief der Chriftlichen Kirchendiener j Verhältniffe Jerufalems, namentlich auch des dortigen
zu Wormbs ed. Haupt S. 28. vgl. die von Clemen über- Mönchtums. Reformierend hat er auch für die Kirche
fehenen Beiträge zur bad.-pfälz. Ref.-G. des Ref. ZGOR | Rußlands gewirkt. Diefe beiden Seiten in der Lebens-
XVII, 53). Was ift natürlicher, als daß der Landgraf auf arbeit des Patriarchen behandelt Palmieri im dritten und
dem Heimweg vom Zwiefpalt der Meinungen bewegt j vierten Kapitel und kommt dabei zu dem Refultat, daß
war und von Melanchthon, den er zufällig traf, möglichft ; Dofitheos fich hier auch nach mancher Richtung von
bald eine klare Beleuchtung der Tagesfragen erbat? Mit j egoiftifchen Beweggründen habe leiten laffen (S. 45). Da
Recht nimmt Clemen an, daß Melanchthon mit der Befriedigung
diefes Wunfehes kaum lange gezögert haben
werde. Aber doch fcheint der Sinn der Worte des von
Clemen ganz richtig auf den 13. Sept. 1524 datierten
5. Kapitel führt uns zu den literarifchen Arbeiten des
Vielangefochtenen. In fehr ausführlicher Weife erhalten
wir die Inhaltsangabe der drei bekannten Werke, des
rouoq xazaXXa-/7]q, des züpoq %aQaq und des zö/ioq etyd-
Briefs an Spalatin {C. R. 1,677): ,Hac hebdomade institui sing und endlich einen Überblick über die große Gefchichte